Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

Bisherige Veröffentlichungen

In meinen Publikationen bearbeite ich, so weit es sich um Bücher und Artikel handelt, die ich nicht im Auftrage anderer geschrieben habe, um diese Themen:

Geschichte des Weser-Deltas.

Geschichte der Äthanolsucht.

Dogmatik des deutschen Nationalismus.

Der wichtigere Teil meines Lebenswerkes liegt bislang unveröffentlicht in meinem Nachlass, was ich meinen deutschnationalen und christlichen Feinden verdanke. Ich liste sie hier auf, um die Neugierde eventueller Leser (und Verleger) zu erregen.

Hier also meine Bibliographie:

"Butjadingen"

Portrait einer Landschaft,
Fischerhude 1975
(Graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Meine erste Buchveröffentlichung. Ein guter Freund bezeichnete das Büchlein einmal als einen erweiterten Reiseprospekt. Das mag so sein – jedenfalls fand es damals, als es erschien, eine sehr positive Aufnahme – indes war mein Ruf noch intakt.

"Oldenburg und Ammerland"

ein Heimatbuch
Fischerhude 1976 und 1977
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Mein, so vermute ich, erfolgreiches Buch – und zugleich der Beginn meines Niederganges, denn in diesem Werk befindet sich mein erster Aufsatz über den Nazi-Barden August Hinrichs, der noch sehr vorsichtig war, dennoch aber die hetze gegen mich auslöste, weil sich nämlich Heinrich Diers das Thema vorbehalten hatte. Dass ein Anderer, ohne dessen Propheten um Erlaubnis zu bitten, über den großen Heimatdichter schrieb, war in sich schon ein Sakrileg, aber erschwerend kam hinzu, dass dieser Niemand Hinrichs als das bezeichnete, was er war, nämlich als einen Nazi – das war die Sünde wider den heiligen Geist, die mir bis heute nicht verziehen ist.

"Bremerhaven und Wursten",

ein Heimatbuch
Fischerhude 1976
(graphische Gestaltung: Wolf Dietmar Stock)

"Mit heißer Nadel genäht", schrieb damals ein Rezensent zu diesem Buch. Vor allem erschien es exakt zum hundertfünfzigsten Bestehen der Stadt, als gleichzeitig weitere Werke vorgelegt wurden, die natürlich opulenter, vielleicht auch besser waren. Und dennoch: Die Auflage wurde verkauft. Immerhin.

"Stedingen ein Land, das nicht sein durfte"

ein Heimatbuch
Fischerhude 1976
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Ich würde das Büchlein als "gequält" bezeichnen. Wäre mehr dazu zu sagen? Dann vergessen wir es einfach.

"An der Jade"

Fischerhude 1978
ein Heimatbuch
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

In diesem Buch bin ich dem, was mir damals vorschwebte, am nächsten gekommen, nämlich ein kurzes historisches Porträt einer Landschaft. Ich wollte möglichst viele Informationen kurzweilig anbieten – und habe das, denke ich, auch geschafft. Dabei kommt auch die Revolution von 1918 nicht zu kurz.

"Der Deichgraf"

Roman,
Fischerhude 1979
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Taugt der Roman etwas? Ich habe eigentlich nur eines dabei gelernt: dass ich nämlich kein Romancier bin. Mein Eindruck ist der, dass ich Situationen gut beschrieben habe, die ich selbst erlebte, aber dass die Teile der Geschichte, die ich mir ausgedacht habe, hölzern wirken. Es hat Bestrebungen gegeben, den Roman neu aufzulegen, denen ich keine Hindernisse in den Weg gelegt habe. Das ist natürlich nicht geschehen, was über die Qualität des Werks nichts aussagt, aber ich bin damit eigentlich ganz zufrieden. Es handle sich um das Werk eines Anfängers", urteilte ein Rezensent. Wahrscheinlich hatte er recht.

"Hermann Tempel, Leer"

Biografie und Dokumentation über den Lehrer und Politiker aus dem Raum Weser-Ems (gemeinsam mit Werner Vahlenkamp),

Oldenburg 1979
Hermann Tempel gehörte zu den etwas phantasielosen, aber aufrechten Sozialdemokraten, die diese Partei, die heute zumindest in Oldenburg im Sumpf des deutschnationalen Opportunismus verkommen ist, einmal groß gemacht haben und an die zu erinnern mir immer ein großes Vergnügen war und ist. Allerdings ist das Büchlein eine Auftragsarbeit des Bezirksvorstandes der SPD in Weser-Ems – und das merkt man ihm, fürchte ich, an. Hinzu kam, dass mir nicht alle Quellen zur Verfügung standen, kurzum: Irgendwie steckte der Wurm in der Geschichte – der Wurm der Parteidisziplin. Das ist schade – vor allem um Hermann Tempel, der ein besseres literarisches Denkmal verdient hätte.

"Fritz Mackensen

der Entdecker Worpswedes",
Fischerhude 1981
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Für dieses Buch schäme ich mich. Ich hätte das schreiben sollen, was mir damals schon klar war, nämlich dass Fritz Mackensen für Worpswede das war, was August Hinrichs für Oldenburg heute noch ist, aber das ging nicht, weil ein Büchlein gefordert wurde, das diesen Maler anpries. Ich werfe niemandem vor, dass er mir das zugemutet hat, schäme mich aber, dass ich wider besseres Wissen darauf eingegangen bin, denn Fritz Mackensen war nicht nur ein mieser Charakter, ein charakterloser Opportunist, sondern vor allem ein schlechter Maler, meistens jedenfalls. Nichts davon steht in dieser kleinen Broschüre, dennoch muss darin doch etwas von dem, was ich verschwiegen habe, sozusagen im Subtext durchgesickert sein, denn nach dieser Veröffentlichung versickerte nach und nach meine Zusammenarbeit mit dem "Atelier im Bauernhaus". Und heute: Ich sagte eben, dass Mackensen ein charakterlose Opportunist gewesen sei – wenn ich mir das kleine Büchlein über den Maler, der als Gründer von Worpswede bezeichnet wird, in Erinnerung rufe, dann frage ich mich, ob ich etwas anderes war und bin?

"Vom Moppenmann und anderen Leuten"

Anekdoten aus dem Oldenburgischen.
Fischerhude 1981
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Schade. Wenn ich etwas geduldiger gewesen wäre und einige Anekdoten zusätzlich gesammelt und wenn der Verleger dem Büchlein einige Zeichnungen beigegeben hätte, wäre daraus vielleicht etwas geworden – leider ist beides nicht geschehen. So ist dieses Heft zwar gut gemeint, aber nicht gut.

"Wesermarsch",

ein Heimatbuch,
Fischerhude 1982
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)

Auf dieses Werk wäre ich sogar ein bisschen stolz, wenn dann nicht in die Sünde der Hoffahrt fallen würde. Hier bilden Text und Gestaltung eine Einheit, was von dem Publikum auch durchaus gewürdigt wurde, denn nach meinen Informationen sind von dem Buch seinerzeit 4000 Exemplare verkauft worden, obwohl der Boykott bereits wirkte, wie sich darin zeigte, dass es keinerlei Förderung erfuhr.

Helene Brauer: "Am Staugraben"

(hrsg. von Klaus Dede),
Oldenburg 1986
(graphische Gestaltung: Klaus Dede)

Meine Mutter erzählte gerne und viel aus ihrer Kindheit in einem großbürgerlichen Haus Oldenburgs. Ich habe diese Geschichten später aufgeschrieben und zu diesem Buch zusammengefasst. So entstand ein Dokument, das, wenn ich das richtig sehe, in der oldenburgischen Literatur ohne Beispiel ist, nämlich die realistische Darstellung einer großbürgerlichen Kindheit in der damaligen Residenzstadt. Damit war aber im Oldenburger Establishment auch das Urteil gesprochen, denn genau das erträgt man in diesen Kreisen nicht.

Helene Brauer-Dede: "Frau Pastor"

(hrsg. von Klaus Dede),
Oldenburg 1989

Wie ich meine: ein erschütterndes Buch. Helene Brauer heiratet den Weltkriegs-Offizier und Pastoren Günter Dede, der 1942 an den Folgen seines Alkoholismus stirbt. Der Leser erlebt die wirtschaftlich schwierige Inflationszeit (in der das Vermögen der nunmehrigen Helene Dede) untergeht, dann einige unbeschwerte Jahre in Neuenburg und schließlich den Kirchenkampf in Blexen. Hinzu kommt der furchtbare Todeskampf des Pfarrers Dede, den sie im Detail schildert – eine, wie ich meine eindrucksvolle Illustration der lutherischen Rechtfertigungslehre. Auch das ein ehrliches Buch, weswegen es Christen, wiewohl es sehr fromm ist, ablehnen. Als ich es herausbrachte, gelang es mir nur deshalb, eine Rezension im Oldenburger Sonntagsblatt unterzubringen, weil ich einen Pfarrer dafür gewinnen konnte – sonst wäre das Werk den Pastoren keine Zeile wert gewesen, was verständlich ist: das Buch ist Ausdruck einer ehrlichen Frömmigkeit – und die ertragen Berufschristen noch weniger als offene Ablehnung.

"... mein Oldenburg"

Eine Collage
(Graphische Gestaltung und Fotos von Klaus Dede)

Im Grunde ein Aufguss von "Oldenburg und Ammerland". Ich wollte mit dem Werk Geld verdienen, was mir nicht gelungen ist, denn die Widerstände waren inzwischen so stark, dass ich scheitern musste.

"Der kleine Oldenburger"

(Graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock unter Verwendung von Zeichnungen F. W. Bernsteins)

Noch so ein erweiterter Prospekt. Was soll ich zu diesen Gefälligkeitsprodukten heute sagen? Das Heftchen wurde ganz gut verkauft und ist heute vom Markt verschwunden – vergessen wir es also.

"Die Wesermarsch"

Wanderung durch grünes Land
mit Klaus Dede
(Graphische Gestaltung von Wolf-Dietmar Stock)

"Antisemitismus in Oldenburg"

Oldenburg 1987 (?)

In der schmalen Broschüre schildere ich, wie der politische Antisemitismus im Jahre 1894 in Oldenburg Einzug hielt. Er wurde zunächst von kleinen Kaufleuten und subalternen Beamten vertreten, denen sich eine Koalition aus Vertretern des linksliberalen Bürgertums entgegenstellte, die aber bald auseinander fiel. In dem Büchlein geht es also nicht um die Juden selbst, sondern um die Motivation derjenigen, die sie verfolgten und schließlich aus Oldenburg vertrieben. Mit dem Heft beginnt meine Beschäftigung mit dem deutschnationalen und christlichen Antisemitismus.

"Die missbrauchte Hymne"

Oldenburg 1989
In dieser kommentierten Anthologie deutschnationaler Lieder und Gedichte setze ich mich zum ersten Male mit dem Deutschlandlied auseinander und komme zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik in diesem Symbol
  • den Anspruch auf Weltherrschaft erhebt;
  • alle Nachbarn mit Annektionen bedroht,
  • die Unterdrückung der Frau, den Antisemitismus und den Suff zu nationalen Tugend erhebt und schließlich
  • die Menschenrechte der eigenen Verfassung ablehnt.
Die Geschichte des Deutschlandliedes ist sehr lang und kompliziert und sie stelle ich ausführlich dar.

"Kategorie V, unbelastet

August Hinrichs und die Oldenburgische Landschaft"
Oldenburg 1990

Erste Zusammenfassung meines Konflikts mit der oldenburgischen Oligarchie, die hartnäckig an dem Nazi-Dichter als ihrem gemeinsamen Symbol festhält, jegliche Diskussion über das Thema aber unterdrückt. Der Konflikt zieht sich seither durch mein ganzes Werk hindurch und führte zu meiner völligen gesellschaftlichen Isolierung in Oldenburg.

Jesus war schwul

Die Kirche, die Christen und die Liebe
Eine Antwort
Oldenburg 1990

Der Vortragstext erregte in Oldenburg und darüber hinaus damals großes Aufsehen, aber eine Diskussion darüber wurde von der lutherischen Landeskirche verhindert. Ich ging in meinen Überlegungen von der These aus, dass Jesus nach dem christlichen Dogma sowohl Gott als auch Mensch sei und als solcher sexuelle Bedürfnisse gehabt haben müssen. Da er aber sowohl in einer jüdischen als auch griechischen Umwelt lebte – er verkehrte auf beiden Ufern des Sees Genezareth -, lässt sich vermuten, dass er beide Kulturen in sich vereinigt hatte, was durch den Text des Neuen Testaments auch bestätigt wird. Die vehemente Ablehnung, die ich damals erfuhr, macht deutlich, dass die Berufschristen das Problem der Homosexualität keineswegs für sich gelöst haben.

"Alkoholabstinenz als Ziel schulischer Prävention"

Ein Disput zwischen Klaus Dede und Rüdiger Meyenberg.
Oldenburger Vor-Drucke Heft 165/92,
Oldenburg 1992. (mit Rüdiger Meyenberg)

Auf diesen Seiten ist etwas gelungen, was ich nur dieses eine Mal erreicht habe, nämlich eine Diskussion gegensätzlicher Standpunkte, ohne dass eine Harmonisierung erreicht oder auch nur angestrebt wurde – der Leser soll selbst entscheiden, welche Argumentation ihn überzeugt hat. Leider ist Professor Meyenberg inzwischen gestorben, so dass sich die Methode nicht weiter ausbauen lässt.

"Vom Rausch"

Bibliographische Hinweise auf die Literatur der Abstinenz- und Temperenzbewegung in der Epoche des deutschen Nationalismus. Oldenburg 1993 (?)

Die Liste enthält etwa 4500 Titel der Literatur zur Temperenz und Abstinenz aus der Zeit von 1790 bis 1950.

"Butjadingen"

Landschaft, Kulturgeschichte, Informationen,
Fischerhude 1998
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock

Der Text ist identisch mit "Butjadingen – Portrait einer Landschaft.

"Ein Kapitel Zeitungslyrik"

Wilhelminischer Humor im Spiegel der Butjadinger Zeitung
Ein Buch zum Schnüstern und Schmunzeln
Oldenburg 1999

Beim Durchblättern der Butjadinger Zeitung, die seit 1876 in Nordenham erschien und noch heute als "Kreiszeitung Wesermarsch" besteht, fiel mir auf, dass man auch an der Unterweser im 19. Jahrhundert sehr viel Freude an dem hatte, was ich als "bürgerlichen Schmunzelhumor" bezeichne. Ich fand dafür viele Belege in Gestalt harmlos vergnügter Gedichte, von denen ich eine ganze Reihe zusammengetragen habe. Indes änderte sich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die Stimmung: an die Stelle des Wortwitzes und der Situationskomik trat nach und nach die völkische Hetze und die Diffamierung des Andersartigen. Der Grenze glaube ich in das Jahr 1904 setzen zu können, weil damals England mit Frankreich und Russland ein Bündnis gegen Deutschland einging und damit der Weltkrieg zu einer konkreten Gefahr wurde, und weil das Reich zugleich zum ersten Male seit dreißig Jahre in der Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika in einen Krieg verwickelt war, der in Deutschland Aufmerksamkeit fand, weil hier erhebliche Kräfte eingesetzt werden mussten und das gegen zwei wilde Stämme, die man bis dahin so gut wie nicht beachtet hatte. Alles in allem also ein Stimmungsbild der guten alten Zeit, zugleich witzigerweise mit vielen Themen, die auch heute eine Rolle spielen: Umweltschutz, Rechtschreibreform, Verkehr und was dergleichen mehr ist. Natürlich spielt auch der Antisemitismus eine Rolle.

"Zehn deutsche Männer"

Die Erschießung der fahnenflüchtigen Kanoniere vor der Blexer Kirche im Jahre 1813 oder wie aus einer Kaffeerevolte eine deutschnationale Heldentat gemacht wurde
(graphische Gestaltung: Wolf-Dietmar Stock)
Fischerhude 2001

In dem Werk untersuche ich eine deutschnationale Legende, nach der nationalbewusste Friesen sich leider vergeblich im März 1813 gegen die französische Fremdherrschaft erhoben. Ich schildere in dem Werk zunächst, was wirklich passiert ist: dass nämlich die Menschen in Blexen damals ein unbewachtes Zolldepot plünderten, um an den begehrten Kaffee heranzukommen, was dann furchtbare Konsequenzen hatte, und schildere anschließend, wie dieser banale Vorgang propagandistisch im Sinne des deutschen Nationalismus ausgenutzt wurde, wobei die Fakten immer mehr in den Hintergrund traten und schließlich ganz verschwanden.

"Gegen den Konsens"

Ein Bericht
Oldenburg, 2004

Wie man aus den Titeln ersieht, fasse ich in diesen Titel zusammen, was ich zuvor in umfangreichen Werken erarbeitet habe. Hier geht es um eine Auseinandersetzung mit der christlichen Religion, von der ich meine, dass sie für den Einzelnen schädlich und für die Gesellschaft gefährlich ist.

"Jesus-schwul?"

Die Kirchen, die Christen und die Liebe
Eine Antwort
Lahr 2006, Schutter-Verlag

Im Grunde dieselbe Argumentation, die ich seinerzeit in meinem Vortrag zu dem Thema vorgetragen habe, nur dass ich hier einige Gesichtspunkte, die sich in der Diskussion ergeben hatten, berücksichtigen konnte. Das Fragezeichen ist natürlich ein Zugeständnis an den Verleger, der seine Kunden nicht vor den Kopf stoßen wollte. Es ist ja erstaunlicherweise so, dass Christen gelassen ertragen, wenn jemand daher kommt und Jesus zum Revolutionär macht oder ihn mit Maria Magdalena verheiratet und sonst einen Unfug treibt – aber wenn ich sage, dass er schwul gewesen sei, spielen sie verrückt, warum? Meine Antwort: weil sie das Selbstbestimmungsrecht des Menschen nicht ertragen. Und um das nicht zugeben zu müssen, blockieren sie die Diskussion über mein Thema.

Sonstige Veröffentlichungen

Artikel (in Auswahl):

"Das alte Stedingen". Bauernland in der Gewalt der Kreuzfahrer. In: Allgemeiner Haushaltungskalender 1985, Stade, Zeitungsdruck Krause GmbH 1985, S. 71-81.

"Der halbherzige Feldzug gegen den Alkohol". In: Sucht-Report 3/96, S. 29-36. "Von Rasse, Nation, Sitte und Abstinenz." In: BISDRO-READER Nr. 1, Bremer Institut für Drogenforschung (BISDRO) 1995, S, 63-73

"Die verbündeten Gegner. Abstinenzler und Temperenzler auf dem IX. Kongreß gegen den Alkoholismus 1903 in Bremen. In: Genuß und Mäßigkeit. Von Wein-Schlürfern, Coffee-Schwelgern und Toback-Schmauchern in Bremen. Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens. Heft 17, herausgegeben von Christian Marzahn unter Mitarbeit von Astrid Schneider. Mit zahlreichen Abbildungen und Dokumenten. Edition Temmen, 1986

"Der Irrweg in die Prohibition". In: Sucht-Report 5/95. S. 29-36

"Branntwein. Vom Wasser des Lebens zum Wasser das Todes. In SuchtReport 5/1996, S. 47-53

"Ein Leben ohne Alkohol? Aber natürlich!" In: Sucht-Report 2/97, S. 29-36

"Das Dritte Reich im Kleinen". In: Grenzgänge der Drogenarbeit. Hilfesysteme berühren sich. Geesthacht 1998 (Fachverband Drogen und Rauschmittel)

Der barmherzige Samariter. In: Antisemitismus AG: Reader zu Antisemitismus, kulturell, postmodern, links, christlich und deutsch. Oldenburg 2000. S. 4 – 21

Die Wesermarsch. In: Das Wattenmeer. Kulturlandschaft vor und hinter den Deichen. Stuttgart 2005 Hg. vom Gemeinsamen Wattemeersekretariat.

Das Jeverland. Von Bauern und Werftarbeitern. In: Das Wattenmeer. Kulturlandschaft vor und hinter den Deichen. Stuttgart 2005 Hg. vom Gemeinsamen Wattemeersekretariat.

Rundfunksendungen:

"Die Swienstragödi" Zum hundertsten Geburtstag von August Hinrich. Essay. Radio Bremen 1979

"Das evangelische Pastorenhaus. Essay, Nordeutscher Rundfunk, Oldenburg, 1979

"Ein Oldenburger Theaterfrühling", Essay, Norddeutscher Rundfunk 1979

"Im Souterrain der bürgerlichen Literatur", Feature, Radio Bremen 1979

"Der oldenburgische Sokrates", Norddeutscher Rundfunk, Oldenburg 1980

"Georg Ruseler zum Gedächtnis", Norddeutscher Rundfunk, Oldenburg 1980

Vorträge:

Die Guttempler und ihre Bücher. Vortrag in Leipzig 1998

"Ich bin nicht so, wie die mich haben wollen". Vortrag vor den Mitarbeitern der Telefonseelsorge in Oldenburg. Oldenburg 1999

Der Barmherzige Samariter. Vortrag auf Einladung des ASTA der Carl-Von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Oldenburg 2000

Ludwig Münstermann oder Der Sturz vom Hochhaus. Vortrag vor dem Kunstverein Stuhr. Blexen 2000

Ein Blick in meinen Nachlass

Der Boykott durch die politischen und moralischen Instanzen in Oldenburg, dem ich unterliege, bringt es mit sich, dass ich mich in den vergangenen Jahren so gut wie nicht mehr öffentlich äußern konnte. Das bedeutete jedoch nicht, dass ich meine Arbeit einstellte – ganz im Gegenteil: ich habe meine Themen intensiv weiter bearbeitet, wobei ich den Vorteil genoss, durch keinerlei gesellschaftliche Rücksichten behindert zu sein. Die Ergebnisse meiner Forschungen habe ich kopiert und dann jeweils ein Exemplar der Landesbibliothek in Oldenburg übergeben, wo die Werke zu den üblichen Bedingungen eingesehen werden können.

Dort befindet sich im übrigen auch – und zwar ungeflöht – meine Akte, den Fall Hinrichs betreffend. Auch sie habe ich zur Einsicht freigegeben, falls jemand die Absicht haben sollte, sich zu diesem Vorgang ein objektives Urteil zu verschaffen. Ich habe so gehandelt, weil ich der Ansicht bin, dass der Konflikt um den Nazi-Barden hier in Oldenburg eine durchaus paradigmatische Bedeutung hat und deshalb, so hoffe ich, dereinst einmal das zum Thema einer Dissertation werden könnte, zumal es zahlreiche andere, ähnlich gelagerte Fälle gibt, die aber, so weit ich sie überblicke, nicht ganz so krass sind wie eben dieser. Für einen Doktoranden wäre ein solches Projekt deshalb leicht zu realisieren, weil er das Material für seine Arbeit hier am Ort vorfindet und weil die handelnden Personen noch am Leben und vernehmungsfähig sind – also wie wär’s?

Doch nun ein Blick in meinen Nachlass:

Von böser Lust und rechter Freudigkeit.

Die Kampagne der Priester, Pastoren, Ärzte und Lehrer gegen das unglaublich gemeine Laster der zerstörerischen Selbstbefleckung.

Eine Diskursanalyse

Das Manuskript umfasst in seinem derzeitigen Zustand etwa 1650 Seiten, ist also von einem Umfang, der sich nicht mehr handhaben lässt, weshalb ich auch eine stark gekürzte Version hergestellt habe, die auf etwa ein Dritte reduziert ist. Dies teile ich nur für den Fall mit, dass sich doch noch ein Verleger des Themas annehmen möchte.

Doch nun zum Inhalt: In meinem Werk geht es nicht die Frage, ob Onanie schädlich sei, sie ist eindeutig beantwortet, auch wenn in christlich-fundamentalistischen Kreisen auch immer noch versucht wird, den Jugendlichen dieserhalb ein schlechtes Gewissen zu machen. Mein Thema ist nicht die Onanie selbst, Begründung, Verlauf und Wirkung der Kampagne, die etwa ein Jahrhundert lang die jungen Männer in Deutschland (und auch anderswo, aber das ist nicht mein Thema) auf das schwerste belastete. Das Werk ist deshalb so umfangreich gediehen, weil ich ausführlich darstelle, wie der Aberglaube, die Onanie sei schädlich, zunächst nur eine Minderheit betrifft (nämlich die Insassen der Klöster strikter Observanz) und dann immer weiter normierend um sich greift, bis er schließlich zum Ende des 19. Jahrhunderts tagtäglich in der Leben eines jeden Jungen eingreift und diesen zur Lüge und doppelten Moral zwingt. Ich war der Ansicht, dass eine solche üble Sitte die jeden, die Jugendlichen ebenso wie die Eltern, zur Lüge und Heuchelei gezwungen hat, enorme kulturelle Konsequenzen gehabt haben muss, und in der Tat ergaben sich drei Fragen zur Zeitgeschichte:

Warum entstand die Jugendbewegung in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Berlin und warum versickerte sie in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts? (Antwort: Die Jungen zog es in Wald und Feld, um ungestört allein oder miteinander wichsen zu können.)

Wie war es möglich, dass sich das deutsche Volk nach dem 30. Januar 1933 sofort und ohne Übergang auf die Lebensbedingungen in einem Terrorstaat einrichten konnte? (Antwort: Weil man unter dem Druck der Pastoren und Lehrer solche Verhaltensweisen jahrzehntelang in den Schulen eingeübt hatte.)

Was motivierte die Menschen im 20. Jahrhundert zwei entsetzliche Weltkriege zu führen, von den Massenmorden dieser Zeit ganz zu schweigen? (Antwort: Weil sich in den Menschen durch die Unterdrückung der Sexualität im allgemeinen und der Onanie im Besonderen eine unglaubliche Aggression aufgestaut hatte, die nur durch diese Mordorgien abgebaut werden konnte.)

Meine These: Die Selbstbestimmung des Menschen beginnt mit dem Selbstgefühl und dieses setzt voraus, dass ich mich so bejahe, wie ich bin, einschließlich meiner Sexualität. Als diese These gesellschaftlich akzeptiert war, versickerte die Kampagne gegen die Onanie - und die Jugendbewegung wie alles andere, was damit im Zusammenhang steht.

August Hinrichs - ein Helfer des Führers.

Der "Heimatdichter"- das Symbol des Dritten Reiches und der Republik.

Inhaltsverzeichnis:

  • Wie ich zu meinem Thema kam.
  • Orden von Hitler und Heuss.
  • Der Feige sei Sklave ...
  • Dörfliche Volksgemeinschaft.
  • Ein Führerdrama in seltener Vollendung.
  • Den Nazis aus der Seele geschrieben.
  • "Stedingen läwt".
  • "Fleiß, Willensstärke und freundlicher Eigensinn."
  • Mehr Demokratie wagen
Die Nazis haben während des III. Reiches in Oldenburg drei Ehrenbürger ernannt: zuerst natürlich den "Führer" Adolf Hitler, dann den örtlichen Gauleiter Karl Röver und schließlich den Schriftsteller August Hinrichs, der sich nicht nur einer der 36 "Landesleiter" der NSDAP war, sondern vor allem sein gesamtes literarisches Werk von 1930 bis 1945 in den Dienst der Nazi-Propaganda gestellt hat. Für diese Leistung wurde er 1944 geehrt. August Hinrichs hat sich bis zu seinem Tode im Jahre 1956 zu seiner Nazi-Vergangenheit nicht geäußert, also nichts von dem korrigiert, was er einmal geschrieben oder getan hat. Diese Kontinuität wurde zum einen vom Bundespräsidenten Theodor Heuss dadurch gewürdigt, dass dieser ihm das Bundesverdienstkreuz verlieh, zum andern hat, von zahlreiche anderen Ehrungen abgesehen, der oldenburgische Rat zweimal die Nazi-Ehrung dadurch bestätigt, dass er sich weigerte, Hinrichs, wie die beiden anderen Nazis, von der Liste der oldenburgischen Ehrenbürger zu streichen. Ich interpretiere das dahin, dass der emotionale Konsens der örtlichen Elite nach wie vor die christlich-deutschnationale, und damit antisemitische Ideologie ist, die bekanntlich zu den Verbrechen von Langemarck, Verdun, Auschwitz und Solingen (um nur dieses Beispiel zu nennen) motiviert hat und noch motiviert. Das darf natürlich nicht ruchbar werden, weswegen derjenige, der das zentrale Tabu Republik verletzt, natürlich mundtot gemacht werden muss – insofern ist also die Ächtung, der ich unterliege, verständlich.

Das Thema "August Hinrichs" beschäftigt mich seit 1976 und hat seither seinen Ausdruck in mehreren Werken gefunden, nicht nur in der bereits erwähnten Broschüre "Kategorie V, unbelastet". Dabei habe ich in anderen Zusammenhängen den stets verschwiegenen, aber durchaus präsenten deutschnational-christlichen und damit antisemitischen Konsens der Elite dieser Republik immer wieder bestätigt gefunden. Unglücklicherweise ist die Judenfeindschaft, die sich hinter einer dezidierten Identifikation mit dem Zionismus verbirgt, kein Phänomen, das mit der Pimpfen-Generation, der ich angehöre, verschwindet Sie baut sich vielmehr eben durch die deutschnationale Ideologie und das christliche Dogma stets aufs neue auf und hat deshalb nichts von ihrer Gefährlichkeit eingebüßt, wenn auch die Konsequenzen zur Zeit nicht absehbar sind. Mein Protest gilt also zum einen dem Antisemitismus und zum anderen jeder Form des Nationalismus, zu dem ich auch den Zionismus rechne. Beides ist in dem christlich-deutschnationalen Konsens der Elite dieser Republik zusammengefasst, der seinen örtlichen Ausdruck in dem Symbol "August Hinrichs" findet.

Über alles: Deutschland.

Ein offener Brief an den Bundespräsidenten,
das "Lied der Deutschen" betreffend

Nur Deutschland hat eine Nationalhymne, in der der Dichter
den Anspruch auf Weltherrschaft erhebt;
gegen sieben Staaten territoriale Ansprüche anmeldet;
die Unterdrückung der Frauen, der Antisemitismus und der Suff zu nationalen Tugenden erhebt;
und schließlich die totalitäre Diktatur fordert.

In dem Werk sammle ich zunächst alle Lieder, die in den Rang inoffizieller oder auch offizieller Nationalhymnen gelangten, schilderte dann den Weg von der ersten Veröffentlichung bis zu der Proklamation des Reichspräsidenten Ebert, in der er das Parteilied der extremen Rechten zur Nationalhymne erhob und verfolge dann die weitere Auseinandersetzung zu dem Lied, von dem heute nur noch die dritte Strophe (und sie ist im Grunde die schlimmste) als nationales Symbol geschützt ist, während man die ersten beiden verleugnet, was nach meiner Auffassung unredlich ist - wieder einmal. Ich erhebe also die Forderung, diesen Text, weil er verfassungsfeindlich ist, als Nationalhymne durch einen anderen abzulösen. Ich schlage vor, statt dessen das "Lied der Moorsoldaten" zu wählen, weil so deutlich wird, dass die Republik endlich mit der völkischen Ideologie, die zu den Verbrechen von Langemarck, Verdun, Auschwitz und Solingen motiviert hat und noch motiviert, gebrochen hat und sich ohne wenn und aber zum Humanismus, wie er der Verfassung zugrunde liegt, bekennt.

In dem "Lied der Deutschen" drückt sich nämlich heute der heimliche demokratie-feindliche Konsens der Elite dieser Republik aus, der nur deshalb keine praktischen Konsequenzen hat, weil das sehr negative Auswirkungen auf den Export hätte. Man erträgt also die "Freiheitlich-Demokratische Grundordnung" als ein leider unvermeidliches Übel, das deshalb erträglich ist, weil der Staat, wenn man die aristotelischen Kategorien an die reale Verfassung anlegen würde, als eine "Oligarchie mit plebiszitären Elementen" definieren könnte, der sich allerdings zur Zeit in einer konstitutionellen Krise befindet. In ihr muss sich entscheiden, ob er sich in Richtung eines "Führerstaates", wie er vermutlich von der CDU angestrebt wird, oder in Richtung einer demokratischen und humanitären Republik entwickelt, wofür ich eintrete – wahrscheinlich vergeblich.

Das Dritte Reich im Kleinen.

Der Guttempler-Orden - ein deutsches Modell.

Der deutsche Zweig des internationalen Guttempler-Ordens ist ein Import aus den USA. Dort entstand er aus dem Geist der Freimaurer und der Methodisten mit einem kleinen Schuss Quäkerei als Zugabe. In Deutschland entwickelte sich der Verband zunächst zu einem deutschnationalen und dann zu einem nationalsozialistischen Verband, der dann nach der Befreiung große Probleme hatte, diese Vergangenheit "zu bewältigen". Da sich die Guttempler nur insofern von den übrigen Deutschen unterscheiden, dass sie keinen Alkohol trinken oder anbieten, eignen sie sich m.E. sehr gut als Modell, an dem sich beispielhaft zeigen lässt, wie aus dem "Volk der Dichter und Denker" ein solches der "Richter und Henker" wurde.

Der Barmherzige Samariter

oder warum die Christen endlich den Mund halten sollten

Jeder christliche Pastor – egal welcher Denomination – predigt wahrscheinlich mehrmals in seiner Amtszeit über das Gleichnis von dem "Barmherzigen Samariter", der, im Gegensatz zum Priester und zum Leviten, dem Mann hilft, der unter die Räuber gefallen ist, und zwar immer in dem Sinne, dass der Christ gehalten ist, ebenso zu handeln, auch wenn ihn dies etwas kostet und er dabei ein gewisses Risiko tragen muss. Als die Nazis am 1. April 1933 ihre antisemitische Kampagne mit dem Boykott jüdischer Geschäfte und Praxen eröffneten, die Juden also für alle erkennbar unter die Räuber gefallen waren, haben von den etwa 40.000 Berufschristen, die es damals im Deutschen Reich gab, nach meinen Recherchen 2 (in Worten: zwei) dagegen öffentlich protestiert, wobei einer der beiden zu meiner großen Freude der damals junge Dietrich Bonhoeffer war. Die übrigen haben geschwiegen, aber als die Nazis vier Wochen später am 1. Mai mit großem Propaganda-Aufwand den "Tag der deutschen Arbeit" begingen, haben die Kirchen natürlich mitgemacht und damit ihre Zustimmung zum Nazistaat und seiner antisemitischen Ideologie bekundet. Wenn die Berufschristen (unter den Laien gab es Proteste, die aber erstickt wurden) im Jahre 1933 dem Antisemitismus zustimmten, so geschah das nicht aus Angst, sondern weil diese Einstellung der christlichen Religion entspricht. Der Dissens zwischen einigen Christen und der NSDAP trat erst ein, als deutlich wurde, dass die Nazis beabsichtigten, alle Juden zu ermorden – damit waren einige nicht einverstanden und organisierten dann, viel zu spät, Hilfsaktionen, die einigen Juden zugute kam. Nach der christlichen Dogmatik ist es nämlich richtig und gottwohlgefällig, dass die Juden diskriminiert, beraubt, vertrieben und dass auch einige getötet werden, aber bitte nicht alle! Denn es muss ein Rest bleiben, der sich schließlich zu dem Christus als dem Sieger über das Judentum bekehrt. Einig waren und sind sich Christen wie andere Antisemiten darin, dass Juden als solche kein Existenzrecht haben, aber während die Nazis sie durch Mord vertilgen wollten, strebten (und streben) die Christen dasselbe Ergebnis durch deren Bekehrung an. Diese These belege ich in den zwei Bänden dieses Werkes.

Festung Kolberg

oder die Erfindung des totalen Krieges

Die Geschichte der napoleonischen Kriege in Deutschland muss neu geschrieben werden. Sie dienten nämlich nicht der "Befreiung" Deutschlands, sondern der Restauration der Hohenzollern, und das ist etwas ganz Anders. Dies ist ein erster Beitrag. Dabei geht es um einen an sich bedeutungslosen Vorgang in dem Feldzug des französischen Kaisers gegen Preußen und Russland in den Jahren 1806 und 1807, nämlich um die Belagerung der kleinen pommerschen Festung Kolberg. Sie war für den Verlauf und den Ausgang des Krieges ohne Belang, hatte aber eine große propagandistische und dann ideologische Bedeutung. Während nämlich die anderen festen Plätze des Hohenzollernreiches nach den Niederlagen von Jena und Auerstedt nahezu kampflos an die Sieger übergingen, hielt die kleine Stadt an der Ostseeküste stand, ja, sie wurde unter dem Kommando des Majors v. Gneisenau auch dann noch gehalten, als der Widerstand an sich aussichtslos war und eine "ehrenvolle" Übergabe möglich gewesen wäre. Die Kämpfe um Kolberg wurden in der Folgezeit zum Paradigma dessen, was dann als Theorie des Totalen Krieges in die Kriegsgeschichte eingegangen ist. In dem Buch schildere ich zunächst, wie es zum Krieg von 1806 und 1807 gekommen ist und stelle dann den Verlauf der Belagerung selbst dar. In einem dritten Teil erörtere ich, wie der Vorgang zu einer nationalen Legende wurde, mit der die deutsche Jugend psychologisch auf den Krieg von 1914 vorbereitet wurde.

Georg Elser –

der deutsche Tell warum er es sein sollte, aber nicht ist.

Das ist die erweiterte Fassung des Vortrages, der vom Oldenburger Lokalsender "Ol1" mehrfach übertragen wurde. In dem Text setze ich mich mit der Problematik des Tyrannenmordes oder, modern gesprochen, mit dem Terrorismus auseinander. Ich erläutere hier, warum ich den Mann bewundere, der allein aus Sorge um das Gemeinwohl, nämlich um einen Weltkrieg zu verhindern bzw. abzukürzen, den Versuch unternahm, Hitler zu töten.

Ich bin nicht so, wie die mich haben wollen

Vier Vorträge über Gott und die Welt.

Inhalt: "Ich bin nicht so, wie die mich haben wollen" · Der barmherzige Samariter · Jesus war schwul · Ludwig Münstermann oder der Sturz vom Hochhaus · Nachwort

In den Vorträgen habe ich in der Regel Themen vorgestellt, die in meinen Büchern in extenso ausgebreitet wurden.

Malte

oder eine kleine Liebe zu Jesus

Roman

Die Diskussionen über meinen Vortrag "Jesus war schwul" brachten mich auf den Gedanken, das Thema in der Form eines Romans zu bearbeiten. Ich stellte mir also einen Hilfsprediger vor, der kurz vor seinem zweiten Examen den Auftrag erhält, eine neue Gemeinde in einer Arbeitersiedlung der Gemeinde Plekkateshem zu übernehmen. Er bezieht also die neue Pastorei und nimmt seine Arbeit auf, wobei er sich insbesondere auf den Aufbau einer Jugendgruppe konzentriert. Dabei verliebt er sich in einen Jungen, was dann bei ihm zu der Einsicht führt, dass er für das Amt eines Gemeindepfarrers nicht geeignet ist. Er wird also Buchhändler in einem Ort, in dem man ihn nicht weiter kennt und führt dort ein verborgenes Leben. So weit die dürre Handlung, die etwa im Jahre 1932, also kurz vor der Machtergreifung der Nazis, spielt. Ich habe den Roman in diese Zeit gelegt, weil ich die Aidsproblematik nicht behandeln wollte. Außerdem sollte das evangelische Milieu noch einigermaßen intakt sein, um die Handlung glaubwürdig zu machen. Der Gag besteht nämlich darin, dass der Held der Geschichte aus einem pietistischen Elternhaus kommt, also seine Anfechtungen Jesus im Gebet direkt vorträgt, und dieser antwortet auch – jedoch nicht so, wie es die Frommen im Lande gerne hätten, aber mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.

Von Plekkateshem nach Blexen

Eine Zeitreise durch zwei Jahrtausende

Die Geschichte der Stadt Nordenham wird in der Regel so dargestellt, dass der jeweilige Autor von dem "Ochsenpier" ausgeht, der um die Mitte des 9. Jahrhunderts von dem Viehhändler Wilhelm Müller errichtet wurde. Die Gemeinde Blexen kommt dann im Jahre 1933 dazu, spielt aber weiter keine Rolle. Das ist nach meiner Meinung ganz falsch, denn der Siedlungskern der Stadt war das Dorf Blexen, das vermutlich seit der Jungsteinzeit bewohnt ist. Auf jeden Fall ist der Ort seit 789, also seit mehr als zwölf Jahrhunderten urkundlich nachweisbar. Dass die Stadt an der Unterweser nicht Blexen, sondern Nordenham heißt, ist darauf zurückzuführen, dass die Nazis, die die Maßnahme aus fiskalischen Gründen ins Werk setzten, kein Verhältnis zur Geschichte des Landes hatten. Das ärgert mich und deshalb versuche ich, diesen Bugger zumindest bewusst zu machen, indem ich die Geschichte der Gemeinde Blexen schreiben. Von dem umfangreichen Werk sind bislang vier "Hefte" erschienen:

Erstes Heft

Blexen und die Blexer Kirche

Das Zentrum der Gemeinde war vermutlich ein Thorsheiligtum. Nach der Christianisierung stand an diesem Ort eine "Gaukirche", die dann auch in den kommenden Jahrhunderten, als die Weser längst das frühere Gebiet der Kommune durchschnitten und damit halbiert hatte, der gesellschaftliche und damit wirtschaftliche Mittelpunkt blieb. In dem Buch schildere ich vor allem, wie die "Reformation" ablief und dann die lutherische Gemeinde organisiert war – beides weicht von dem ab, was die Konfirmanden in ihrem Unterricht hören.

Zweites Heft

Blexen am Vorabend der Industrialisierung

Als der letzte Oldenburger Graf stirbt, hinterlässt er den größten Teil seines kleinen Reiches den Königen von Dänemark, für die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst aber nur unwichtige Außenposten sind, die sie im diplomatischen Schacher einsetzen, um für sie andere Länder, die ihnen wichtiger sind, einzutauschen. Der Handel zieht sich über 100 Jahre hin und in dieser Zeit wird Blexen von Kopenhagen aus regiert, was aber für das Land und auch der Gemeinde trotz großer Katastrophen durchaus von Vorteil ist. Im späten 18. Jahrhundert wird Oldenburg wieder selbständig, was für Blexen aber weiter keine Konsequenzen hat. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich jenseits der Weser in raschem Tempo die Stadt Bremerhaven, während im Süden der Gemeinde Blexen der neue Hafen bei dem Gut Nordenhamm entsteht. Die Gemeinde, die dazwischen liegt, verharrt dabei in einem ländlichen Dornröschenschlaf.

Drittes Heft

Blexen und der alte Mengers

Die Jahrzehnte von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg ist für die Gemeinde eine Goldene Zeit. Sie wird geprägt von dem "Vogt" Mengers, ein Bauer, der als letzter das Amt des Gemeindevorstehers ehrenamtlich versieht. In dieser Zeit des allgemeinen Umbruchs sieht es ganz so aus, als ob der idyllische Ort zu einem Fremdenverkehrszentrum werden kann, der von sonnenhungrigen Familien aus Bremerhaven aufgesucht wird. Man wendet also viel Aufmerksamkeit der Verkehrsinfrastruktur, wie wir heute sagen würden, zu, was bedeutet, dass man den Fährbetrieb neu organisiert und die Eisenbahn von Nordenham bis zur Blexer Hörne führt. Zugleich meldet sich aber die Industrie, die in den kommenden Jahren die Gemeinde völlig umkrempeln wird.

Viertes Heft

Felix Junghändel

und der sozialdemokratische Wahlverein in Blexen

Felix Junghändel kam aus Burhave, wo er Vorsitzender des Arbeiterbildungsvereins war, und ging dann zunächst nach Blexen und dann nach Einswarden. Hier betrieb er einen Obst- und Gemüsehandel, in dem er aber auch sozialdemokratische Zeitungen verkaufte, denn er war zugleich, bis 1912, Vorsitzender des örtlichen Wahlvereins und darüber hinaus Mitglied des Gemeinderats. Mehr kann ich von dem Mann nicht mitteilen, aber dieses Wenige veranlasste mich zu der Frage, was ein solcher Funktionär damals wohl von seiner Partei wissen konnte. Ich flöhte also die Jahre von 1906 bis 1914 des Norddeutschen Volksblatts unter diesem Gesichtspunkt vor und stieß dabei auf eine Zeitung, die ein erstaunliches intellektuelles Niveau hatte, und zugleich auf eine erstaunlich moderne Partei. Beides stelle ich in dem Werk dar, wobei ich in Kauf nahm, dass von Blexen in diesem Heft kaum die Rede ist.

Einladung zum Woldsee

Zur Erinnerung an das Geburtstagsfrühstück

in der Hofkonditorei Klinge am 1. Juni 2003

Aphorismen

Viele Jahre hindurch bin ich auf meinem Fahrrad regelmäßig an den Woldsee westlich von Oldenburg gefahren und zwar immer auf derselben Strecke. Auf dem Wege ging mir so allerlei durch den Kopf – Sinnvolles und Unsinniges, je nachdem, und Einiges von dem, was mir in Erinnerung blieb, habe ich später aufgezeichnet. Die Gedankensplitter fassen zum Teil formelhaft zusammen, was ich dann in langen du auch überlangen Manuskripten entwickelt habe. Dem Leser möge sie also als Gucklöcher dienen, die ihm einen Blick in meine Gedankenwerkstatt gestatten. Er wird manche Einzelheit wahrnehmen, aber nichts Ganzes, aber ob das, was er sieht, für ihn interessant, vielleicht sogar von Nutzen sein mag, muss er dann selbst entscheiden – ich radle unterdessen weiter.

Nun zu guter Letzt will ich Frage beantworten, ob ich mit der Bilanz, die ich auf diese Weise gezogen habe, zufrieden bin.

Einerseits, andererseits.

Einerseits kann sich doch derjenige glücklich preisen, der ein Dach über dem Kopf hat, ab keinen nennenswerten Schmerzen leidet, sich jeden Tag satt essen kann und die Aufgaben, die ihm gestellt sind, gerne erfüllt

Das alles trifft auf mich zu – also was will ich andererseits?

Nein, eine Karriere in welchem Sinne auch immer werde ich nicht mehr machen. Das wünsche ich mir auch nicht, denn dann wäre meine Ruhe dahin und die ist mir viel wert, aber ich möchte schon in den demokratischen Diskurs der Republik einbezogen werden, den es ja durchaus noch gibt, der aber an mir (und an Oldenburg) vorbei geht. Dass ich daraus ausgeschlossen bin, schmerzt mich in der Tat, und das möchte ich ändern. Ob mir das gelingt steht dahin – vor allem liegt das nicht an mir. Indes: Wenn ein Mensch keine Wünsche und damit auch keine Ziele mehr hat, gibt er sich auf. Und so weit bin ich noch nicht.