Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1630-1649-

1630 Bremen. Bau des "Hohentors", auch "Westertor" oder "Delmenhorster Tor". Das Torhaus war besonders prächtig ausgestaltet, wurde aber 1823 abgerissen. Seine Funktion hatte es schon vorher verloren. Es wurde bereits 1803 ersetzt durch die Hohentorswache, die aus zwei klassizistischen Häusern bestand. Sie wurden 1944 durch Bombe zerstört und nicht wieder aufgebaut.
1630 Bremen. 3. Bockwindmühle am Ostertor. 1825 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut.
1630 Bremen. Die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen schließen miteinander ein Defensivbündnis auf zehn Jahre, das praktisch ohne Bedeutung bleibt, aber mehrfach verlängert wird. Der Vertrag bewirkt, dass nunmehr diese Orte als "die Hansestädte" bezeichnet werden.
1630 Dedesdorf: Sturmflut. Auch im Vieland rund um Wulsdorf wird die Ernte vernichtet. Die Folgen sind erst 1633 überwunden.
1630 Dedesdorf. In dem Dorf gibt es ein Schulhaus. Seit wann hier Unterricht ge-geben wird, lässt sich nicht feststellen.
1630, 16. 6. Weddewarden: Schwere Deichbrüche infolge einer Sturmflut, die besonders Imsum, Wremen und Padingbüttel trifft. Wegen der schlechten Wirtschaftslage können die Bauern die Deiche nicht reparieren.
1630 Blexen: Bei einem Sturm wird der Helm des Kirchturms herabgeweht. Er wird erst 1650 wieder aufgebaut. ("Dat swatte Füer von Blexen" war eine Landmarke, die den Schiffen, die in die Wesermündung einsegelten, den richti-gen Weg wies.)
1630 Ovelgönne: Graf Anton-Günther richtet an dem Ort einen Pferdemarkt ein. (Andere nennen das Jahre 1633, was stimmt den nun?)
1630 Wangerooge: Brand im Westturm. Auf der Insel brennt als Ersatz nachts auf einem Holzgestell ein Kohlenfeuer, eine sog. "Feuerblüse", die aber 1642 vom Sturm umgeworfen wird. Seit 1767 befindet sich das Feuer auf einem besonderen Turm. Es erlischt 1830.
um 1630 Wangerooge: Auf Befehl des Grafen Anton Günther werden auf Wangerooge Austernbänke angelegt. Die Muscheln dürfen abrer nicht verkauft werden, sondern müssen an den Hof des Lan-desherrn in Oldenburg abgeliefert wer-den.
1631, 3. 7. Bremen: Der Administrator des Erzstiftes, Johann Friedrich von Holstein-Gottorp, schließt mit König Gustav Adolf ein Bündnis, worin er versprach, die kaiserlichen Truppen aus dem Erzbistum zu vertreiben. Dafür nahm der König den Administrator "in protectionem et clientelam", woraus die Schweden dann Ansprüche ableiteten, die ihnen der Vertrag eigentlich nicht einräumte.
1631 Dedesdorf: Sturmflut
1631, 4. 6. Blexen: Der Kirchturm stürzt ein. Zum Glück wird niemand verletzt. Im Jahre 1650 beginnt der Wiederaufbau.
1631 Hammelwarden: In Hammelwardermoor besteht eine Nebenschule.
1632 Bremen: In der Stadt erscheinen "Zeitungen", was damals noch die Bedeutung von "Nachrichten hat". Man hat für das Medium, das sich jetzt etabliert, noch keinen eigenen Namen. Ab 1633 heißt das Organ "Ordinari Postzeitung" Das Blatt ist nach 1641 nicht mehr nachweisbar.
1632 Stade: Die Schweden erobern das Erz-bistum Bremen. Am 10. Mai 1632 räu-men die kaiserlichen Truppen Stade und am 31. Mai 1632 rücken die Schweden in Verden ein.
1632 Wiemsdorf/Landwührden. Im Dorf gibt es "von Alters hero" eine Schule.
1632 Blexen: Nebenschule in Tettens gegrün-det.
1632 Abbehausen: Im Dorf besteht eine Schule.
1632 Jade: Nebenschule in Jaderberg.
1632 Holle: Im Dorf besteht eine Schule.
1633 Bremen: An der Weser arbeiten nicht weniger als elf Wassermühlen. Sie be-fanden sich auf Pontons und mussten beseitigt werden, als 1838-1843 eine steinerne Weserbrücke gebaut wurde.
1633 Elsfleth: Die Kirche wird auf 16 Meter verlängert, erhält also den doppelten Umfang.
1634 Wulsdorf. Deichbruch im Vieland.
1634 Schwei: In der Bauernschaft Frieschen-moor besteht eine Nebenschule.
1634, 18. 1. Stockholm: Der schwedische Kanzler Oxenstierna legt dem schwedischen Reichsrat die Kriegsziele des Königs vor. Dazu gehört die Erwerbung des Erzbistums Bremen für Schweden.
1634 Dedesdorf: Sturmflut. Ramsauer zitiert: "Bei diesem Deichbruch lief der Schlick über das Ganze Land und wuchs beynahe nichts als Riet ...")
1634 Eiswürden. Im Dorf existiert eine Ne-benschule.
1634 Esenshamm. In der Bauerschaft Esens-hammergroden besteht eine Neben-schule.
1634, 11./12. 10. Jever: Zweite Mannstränke. Im Jeverland geht das Wasser geht über die Deiche, aber die Schäden bleiben vergleichs-weise gering. Für die Nordeeküste han-delt es sich eine der schwersten Kata-strophen der Geschichte, von der vor allem die schleswig-holsteinische Küste und hier die Insel Nordstrand betroffen waren. Große Schäden im Land Wursten.
1635 Langemehne: Im Dorf gibt es eine Nebenschule.
1635 Golzwarden: Das Kirchspiel erhält die erste Orgel. Es handelt sich um das Instrument, das in Oldenburg überflüssig wurde und noch 1617 gründlich erneuert worden war. Es wurde 1912 durch den Orgelbauer Schmid III abgebrochen und durch ein neues Instrument ersetzt. (Wegen dieser und anderer Missetaten dieser Art bezeichnete mein Großvater, Pastor Hans Eduard Dede, in Osternburg den Orgelbauer Schmid III als "über-tünchten Misthaufen). Wir befinden uns schließlich in einer Zeit, in der gerade die evangelische Kirche die Musik Bachs und des Barocks wiederentdeckte und deshalb den Wert der wenigen Orgeln, die sich aus dieser Zeit erhalten hatten, zu schätzen wussten und sie deshalb zu erhalten trachteten.)
1635 Esens: Erneuter Ausbruch der Pest.
1636, 15. 8. Bremen: Dänemark, Schweden und der Kaiser verständigen sich dahin, dass das Erzbistum Bremen neutralisiert wird. Die Schweden räumen das Gebiet, behalten aber ein Durchmarschrecht.
1636 Bremen: Streik der Tuchbereiter.
1637, 2. 5. Bremen: Im Blockland wird das "Spatenrecht" vollzogen. Der Eigentümer war zu der Prozedur jedoch nicht erschienen.
1636, 21. - 25. 7. Jever: schwere Stürme
1637 Bremen: Die Stadt huldigt dem letzten Erzbischof von Bremen, Prinz Friedrich von Dänemark, natürlich nur in seiner Eigenschaft als "Erzbischof", nicht als Landesherr, denn die Stadt beansprucht als Stadt den Rang der "Reichsunmit-telbarkeit", die ihr Friedrich von Däne-mark bestreitet.
1637 Golzwarden: In der Bauernschaft Schmalenfleth besteht eine Nebenschule.
1637 Berne: Errichtung des neuen Altars von Ludwig Münstermann. 1639 kommt die Kanzel von demselben Meister hinzu.
1637/38 Berdum: Berdumer Groden (142 ha). Außerdem wird der Garmser Groden eingedeicht. So werden 371 ha Land gewonnen. 1640: Neugarmser Siel. Es tritt an die Stelle des Garmser Siels, das seit langem bestand und erst 1614 erneuert worden war. Die Fastnachtsflut von 1625 beschädigte es jedoch so stark, dass ein neuer Durchlass gebaut werden musste. Der alte bestand of-fenbar weiter und hieß von nun an Alt-garmsersiel. Auf der ostfriesischen Seite der Harlebucht entsteht 1637 der Ber-dumer Altengroden (428 ha)
1637 Esens: Der Jude Magnus muss an den Grafen von Ostfriesland Schutzgeld zahlen. Ob er der erste Jude in Esens war, weiß man nicht.
1638 Bremen: Der kaiserliche Feldmarschall Gallas besetzt unter Bruch des Neutralitätsabkommens das Erzbistum Bremen, zieht aber - natürlich gegen eine gehörige Geldzahlung - wieder ab. Dann haben die Menschen in diesem Bereich von 1638 bis 1644 Ruhe,.
1638 Blexen: Die Kirche wird von Grund auf erneuert. Sie erhält eine neue Orgel. Es handelt sich um ein kleines Instrument von Gerd Krüger in Oldenburg, das 1685 durch ein größeres ersetzt wird. das Joachim Kayser in Jever baute. Die Orgel wurde in der Zwischenzeit ver-ändert, ist heute aber in der ur-sprünglichen Form wieder hergestellt. Von 1638 - 1641 baute der Hamburger Bildschnitzer Ludwig Münstermann die Blexer Kanzel, deren Reste noch vorhanden (und falsch platziert) sind. Das Gestühl wird erneuert und die Prichel eingezogen. Im Turm wird eine Schlaguhr eingebaut, will sagen: eine Uhr, die die Stunden akustisch anzeigt.
1638-1643 Seefeld: "Das Seefeld" wird einge-deicht.
1638 Jever: Truppen des Landgrafen Wilhelm v. Hessen und des Herzogs Bernhard v. Weimar, die das unglückliche Ostfries-land besetzt halten, versuchen das Je-verland anzugreifen, aber Graf Anton Günther lässt die Siele öffnen, so dass sie umkehren, weil in dem Sumpfgebiet für sie nichts zu holen ist. Damit endet für die Grafschaft Oldenburg der Dreis-sigjährige Krieg. Riemann bewertet vor allem die moralischen Schäden dieser Epoche: "Der lange fürchterliche Krieg brachte in seinem Gefolge nicht nur Pest, Teuerung und Hungersnot, son-dern auch ein allgemeines Sinken der Moral und unglaubliche Verrohung des Volkes. Obwohl die Behörden an den Grenzen scharf Aufsicht gegen zuwan-derndes Gesindel halten sollten und al-len irgend Verdächtigen den Eintritt in die oldenburgischen Lande wehrten, zo-gen doch Scharen von Bettlern und ab-gedankten Soldaten marodierend von Hof zu Hof und verübten allerlei Unbil-den und Untaten. Diebstahl und Raub, vorm Kriege fast unbekannt, kommen jetzt oft vor, dazu Brandstiftung und Mord. Am 10. Mai 1642 ermordete sogar der Pfarrer von St. Joost oder Hohentief seine ihm erst vor kurzem angetraute Frau. Nachdem er den geistlichen Ornat hatte ablegen müssen, wurde ihm dafür zunächst die Hand abgehauen und er dann öffentlich enthauptet, obgleich er, um dadurch der Todesstrafe zu entgehen, seine reichhaltige Bibliothek der Lateinschule in Jever übergeben hatte." Riemann: Geschichte des Jeverlandes, 1931, Bd. 3, S. 163. Es ist also keineswegs so, dass das Land auf Grund der Neutralitätspolitik des Grafen Anton Günther ohne Schaden davon gekommen wäre, aber richtig ist, dass der hier nicht so groß war wie andernorts. Verglichen mit der Mark Brandenburg oder mit Pommern etwa ist das Land an Hunte und Weser recht glimpflich davon gekommen. Die Ur-sache ist aber weniger das diplo-matische Geschick Anton Günthers, denn vor der Brutalität eines Mansfeld oder eines Tilly versagten alle Überre-dungskünste, sondern die Abgelegenheit Oldenburgs. Der Krieg fand im wesent-lichen in Sachsen und dann in Süd-deutschland statt, während Nordwest-Deutschland allenfalls als Rückzugsraum in Frage kam, als solcher allerdings schwer mitgenommen wurde, wie das Beispiel Ostfrieslands lehrt.
1638, 23. 9. Bremen. Friedrich von Dänemark, der letzte Erzbischof von Bremen, wohnt der Wiedereröffnung des Doms bei und hört die Predigt des neuen lutherischen Dompredigers. Schon am nächsten Sonn-tag versucht der (calvinistisch) Rat die Lutheraner mit Gewalt vom Be-such des Gottesdienstes abzuhalten und lässt das Gebäude durch Soldaten ab-riegeln. Die Obrigkeit bedrohte Bürger, die trotzdem die Predigt im Dom be-suchten, mit drastischen Strafen, die bis zum Verlust des Bürgerechts gingen. Erst im Oktober 1639 kommt es zum Vergleich: Die Lutheraner dürfen in Zukunft den Gottesdienst im Dom be-suchen, müssen aber die Gebühren, die bei Amtshandlungen fällig werden, an die (calvinistischen) Prediger in der Stadt zahlen, womit gesagt wird, dass es in dem Konflikt nicht um der Seelen Seligkeit ging, sondern um den schnöden Mammon.
1638 Bremen. Der Südturm des Doms bricht zusammen.
1638 Butjadingen. Die kirchlichen Visitatoren finden in Abbehausen, Rodenkirchen, Tossens, Blexen und Atens jeweils einen "Messerpfahl" vor. Er dient dazu, die "Sünder" während des Gottesdienstes mit einem Dolch an das Holz zu heften, eine Strafe, die bei den damaligen hygienischen Verhältnissen vermutlich sehr oft zum Tode führte, weswegen man auf den Dörfern die Maßnahme offenbar ablehnte, jedenfalls war das Marterinstrument 1655 in man-chen Gemeinden umgefallen, weswegen die Wiederaufrichtung befohlen wurde.
1639 Bremen: Der Rat führt die Pressezensur ein.
1639 Vegesack. Cord Cöper, Schiffbauer in Vegesack, betreibt "auf dem Hafen am alten Diep" eine Werft mit zwei Hellingen, auf denen er "Schmacken" und Kähne baut. Sein Sohn Johann Cöper setzt das Unternehmen fort, aber 1720 geht es andere Hände über und verfällt, dafür entstehen andere Schiffbaubetriebe in Rönnebeck, wo sich 1726 Martin Hasloop niederlässt. Auf dem Cöperschen Grundstück wohnt nämlich inzwischen Henrich Wehmann, der im Juni 1726 den Antrag stellt, hier erneut eine Werft eröffnen zu dürfen, was ihm auch, nachdem er die üblichen Bedenken zerstreut hat, gestattet wird. Dieser Werftbetrieb, der später in die Hände von Johann Claußen übergeht, besteht bis mindestens 1766. Auch danach wurden auf dem Platz noch Schiffe gebaut, so 1781 und 1791. Dabei wechselten die Unternehmer: von 1787 bis 1791 war hier der Bremer Kaufmann Johann Mensing am Werke. Nach dessen Tode erwarb der Kaufmann Joachim Schröder, ebenfalls aus Bremen, den Platz bis dann im Jahre 1806 Johann Lange die Werft übernahm und zwar zunächst als Mieter, ehe er im Jahre 1814 Eigentümer wurde. Aus diesen An-fängen entwickelte sich die Schiffbau-Industrie, wie sie im 19. Jahrhundert für die Unterweser typisch wurde (und die in Resten bis heute besteht). "Im Jahre 1781 waren in Bremen, Burg, St. Magnus, Vegesack und Rönnebeck nicht weniger als 30 neue Schiffe von 100 bis 200 Last Größe gleichzeitig auf dem Stapel; im Sommer 1783 wurde schon ein 300 Last großes Schiff ‚Prinz Friedrich’, in Vegesack gebaut und ge-kupfert. Um Weihnachten lief das stolze Schiff vom Stapel." (D. Steilen, Ge-schichte der Hafenstadt Vegesack, o. J. (1926?), S. 93) Johann Lange (1775 - 1844) ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Schiffbaus. Er begann ganz konventionell. Das erste unter der Leitung von Johann Lange gebaute Schiff, die Galiot "Adelheit Wilhel-mina" lief am 29. Oktober 1805 vom Stapel. Er erweiterte bereits 1806 den Betrieb, indem er sich auf der Grohner Seite der Aue einen zweiten Werftplatz einrichtete. Hier entstanden in der Folge die meisten Schiffe. Lange baute nicht nur das erste Dampfschiff, das die Weser befuhr (dem zwei weitere noch folgen sollten), sondern prägte auch sonst die Wirtschaft der Region durch seine Beteiligungen an anderen Unter-nehmen wie etwa an einer Dampfmühle mit Brennerei und Brauerei, einer Seifenfabrik und der Grohner Tran-brennerei. Hinzu kommt sein Beitrag zur Entwicklung Bremerhavens, der an an-derer Stelle dargestellt ist. Seine beiden Söhne führten die Unternehmen weiter: Johann leitete das Stammhaus in Vege-sack und Carl die Filiale in Bremer-haven. An der Lesum stellte man den Betrieb 1844 auf den Bau von Eisen-schiffen um. Als erstes lief der Fluss-dampfer "Gutenberg" am 10. Oktober 1845 vom Stapel. In der Folge enstanden zahlreiche Barken und Vollschiffe. Im Jahre 1857 begann die Ära des Schiff-bauers Johann Raschen, während sich die Johann und Carl Lange aus dem Geschäft zurückzogen. Im Jahre 1887 starb Carl Lange, und seine Witwe betraute nun den 32-jährigen Ingenieur Victor Nawratzki mit der Betriebs-leitung. Damit endete die Geschichte der Lange-Werft, auf der seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts 323 Schiffe, meis-tens Segler, gebaut worden waren - dafür begann diejenige des Bremer Vulkans.
1639 Lehe: Dänische Truppen besetzen Lehe. Sie wurden von Erzbischof Friedrich "eingeladen". Auf der Weser erschei-nen auch dänische Kriegsschiffe, und die Soldaten beginnen an der Geestemün-dung eine Schanze zu bauen. Das Ziel ist, hier eine Stadt zu gründen. Der Plan scheitert jedoch - unter anderem an dem Widerstand Bremens.
1639 Burhave. Kleine Einlage des Deiches bei Meehörn (vor Burhave). Drei Jück (rund 1,5 Hektar) Landverlust.
1639 Neustadt-Goedens: Franz Iko von Fry-dag heiratet die Katholikin Margarethe, Freiin von Westerholt aus Geldern und gestattet in seiner Eigenschaft als Oberster Bischof der Herrschaft Neustadt-Gödens einem Jesuiten, auf dem Schloss als Schlosskaplan zu am-tieren. Damit findet zum ersten Mal seit der Reformation in Ostfriesland an einem Ort regelmäßig ein katholischer Got-tesdienst statt.

-1640-

1640 Jever: Die Schleuse von Neugarmssiel wird gebaut. Altgarmssiel entstand um 1600.
1642 Bremen: Der Rat nimmt die Besiedlung der Neustadt in Angriff. Um 1650 wohnen in dem neuen Stadtteil 5000 Menschen.
1642 Bremen. Erzbischof und Domkapitel gründen das "Athenäum". Die Schule war lutherisch und damit eine Konkur-renz zum (reformierten) Gymnasium il-lustre der Stadt. Das Athenäum wurde 1648 schwedisch und 1718 hannö-verisch. 1803 ging die Einrichtung - das Athenäum selbst und die damit verbundene Lateinschule - an die Stadt Bremen, die die Einrichtung als Lyceum weiterführte bis sie 1817 in der Hauptschule aufging.
1642. 11. 1. Weyhausen. Sturmflut. In Stedingen Deichbruch beim Gut Weyhausen.
1642, 11. 1. und 1642, 17, 1. Schwei: Eine Sturmflut geht über den Deich hinweg und setzt Schwei unter Wasser.
1642 Jever: Der Salzengroden wird einge-deicht und 1664 sowie 1667 erweitert. (Auch "Kötteritzer Groden" genannt)
1643 Overwarfe/ Landwührden. Im Dorf be-steht eine Schule.
1643, Stedingen. In Stedingen und in Butja-dingen treffen im Januar 1643 mehrere Sturmfluten mit hohem Oberwasser zusammen.
  • Schäden bei Weyhausen und Hasbergen.
  • Am 22. Januar Sturmflut mit Schäden im Wüstenland (Stedingen).
  • Deichschäden in Butjadingen, vor allem bei Eckwarden.
Darüber hinaus gab es Zerstörungen im Rheiderland.
1643, 23. 1. Blexen. Eine Sturmflut reißt an den Hunte- und Weserdeichen 19 Braken ein. Vor Langwarden gehen 15 - 16 Jück (rund acht Hektar) Land verloren. Im Jeverland erleidet die Gemeinde Hohenkirchen schwere Schäden.
1643 Jever: Salzengroden (Maadebucht)
1644, 29. 1. Bremen: Schwedische Truppen unter dem General Königsmarck rücken erneut in das Erzbistum ein, können sich aber nicht halten, weil sie keine Verpflegung erhalten. Grund: Die Bauern der Marsch verhalten sich feindselig und liefern nicht. Die Schweden haben aber zu wenig Militär zur Hand, um sie zu zwingen. Im März ziehen sie wieder ab. Im Juli 1644 kehrt Königsmarck zurück und dringt jetzt bis Bremervörde vor, dem Sitz des Erzbischofs und des Domkapitels, verlässt aber das Gebiet Ende Juli erneut.
1644 Bremen: Der Rat erlässt eine erste Apothekenordnung. Die Apotheker dür-fen nur Rezepte der niedergelassenen Ärzte bedienen.
1644 Bremen: Gründung des Amtes der Barbiere. Sie waren gleichzeitig für operative Eingriffe zuständig, weshalb sie bis 1740 von einem Arzt geprüft wurden.
1644 Blexen: Der alte Glockenstuhl neben der Kirche (der genaue Standort ist unbekannt) wird abgebrochen. Im Jahre 1655 wird der vorhandene Turm zum Glockenturm umgebaut, was bedeutet, dass man damals vermutlich im Turm die mittelalterlichen Gewölbe herausbrach, um die Glocken nach oben ziehen zu können. Außerdem benötigte man Schalllöcher in den Mauern, die bei dieser Gelegenheit gebrochen wurden.
1644 Rodenkirchen: Nebenschule in Hajenwerf. 1652 gibt eine weitere in Edschenburg.
1645 Bremen: Der Rat genehmigt den Betrieb einer zweiten Fähre von der Schlachte zur Neustadt, die nunmehr regelmäßig verkehrt (während die bisherige nur bei Bedarf fuhr). Sie wird durch eine weitere ergänzt, die 1663 eingerichtet wurde.
1645 Bremervörde. Die Schweden vertreiben den Erzbischof und annektieren das nunmehrige Herzogtum Bremen. Lehe und das Amt Bederkesa bleiben zunächst bremisch.
1645-1648 Vegesack. Bau des Havenhauses. Es wurde 1782/1783 und dann noch einmal von 1789 bis 1791 umgebaut. Heute ist das Havenhaus (mit einem "v") ein Hotel und ein Restaurant, aber in historischer Zeit war es bis 1868 Sitz des bremischen Verwaltungsbeamten in Vegesack, der aber gleichzeitig Hafen-meister, Zolleinnehmer und vor allem Wirt war. Außerdem war das Havenhaus zeitweilig eine Kaserne, dann ein Vor-ratslager, ein Gericht, ein Gefängnis, ein Postamt und ein Museum, wobei die Reihenfolge sicher nicht richtig ist. Seit 1782 gehörte noch ein Stall dazu, der seit 1910 ebenfalls eine Gastwirtschaft beherbert, nämlich den "Grauen Esel".
1645 Sandstedt. Der Deich muss weiter nach Osten verlegt werden.
1645 Butjadingen: Sturmflut. Schäden an den Deichen Butjadingens. Der Deich muss vom alten Dorf Waddens bis zum Burhaver Siel zurückgenommen werden.
1645 Strückhausen. Nebenschulen in Colmar und Frischenmoor.
1645 Hammelwarden. Nebenschule in Ober-hammelwarden.
1645 Bardenfleth. Nebenschule in Burwinkel
1645 Oldenbrok: Nebenschule in Altendorf.
1645 Jade: Nebenschule in Jaderaußendeich
1645 Esens: In der Stadt leben drei "Schutzjuden". Die Juden in Ostfries-land waren zum einen "Bankiers" (natürlich auf einem sehr niedrigen Niveau), dann Händler und schließlich sogar gelegentlich Handwerker, insbe-sondere Schlachter, aber Rokahr weist auch einen Glaser bzw. Fenstermacher nach (Rokahr: Die Juden in Esens, 1994, S. 37)
1646, 1. 6. Linz: Kaiser Ferdinand III. stellt (gegen eine Gebühr von 100.000 Gulden) ein Diplom aus, nach dem die Stadt Bremen als reichsunmittelbare Stadt anerkannt wird. Damit scheidet die Stadt aus dem Territorium des Erzstiftes aus, was von großer Bedeutung war, weil sich ab-zeichnete, dass Schweden das Gebiet zwischen Weser und Elbe annektieren werde.
1646 Bremen. Im Gymnasium werden Bücher-kisten entdeckt, die der "Bibliomane" (so Schwarzwälder) Melchior Goldast von Haininsfeld im Jahre 1624 vor den Kriegswirren nach Bremen gerettet und dort in das Katharinenkloster eingelagert hatte. Goldast, der vielen Herren diente, nur nicht dem Rat der Stadt Bremen, war 1635 in Gießen gestorben, ohne seinen Schatz wieder in Besitz zu nehmen, und in Bremen hatte man den Vorgang vergessen, bis die Kisten mit etwa 4000 wertvollen Büchern und Schriften wieder auftauchten. Nach langen Verhandlungen mit den Erben kaufte der Rat Bremens die Bibliothek und gründete mit diesem Grundbestand 1660 die Stadtbibliotek, aus der sich dann die heutige Universitäts- und Staatsbibliothek ent-wickelte.
1646 Blexen: Bei Atens und Tettens (But-jadingen) muss der Deich zurückverlegt werden.
1647, 18. 2. Osnabrück: Der Kaiser stimmt der Umwandlung des Erzbistums Bremen in ein säkularisiertes Herzogtum und der Abtretung des "nassen Dreiecks" an Schweden zu. Im Dezember 1650 richten die Schweden eine Regierung in Stade ein. Da Schweden die Reichsunmit-telbarkeit" Bremens nicht anerkennt, betrachtet es die Stadt als Teil des Herzogtums Bremen. Der Konflikt bestimmt in den folgenden Jahrzehnten die Politik der Stadt Bremen, insbesondere ihre Beziehungen zu Schweden.
1647 Bremen. In diesem Jahr wurde das Haus "Unser Lieben Frauen Kirchhof 27" gebaut. Die bescheidene Hütte ist heute das älteste Haus Bremens.
1647, 5. 8. Bremen. Der Stephanitorzwinger wird vom Blitz getroffen und geht in die Luft.
1647, 23. 3. Delmenhorst. Graf Christian IX. von Delmenhorst stirbt kinderlos. Daraufhin kann Graf Anton-Günther sowohl Delmenhorst als auch Varel seiner Herrschaft zuschlagen.
1648 Schwei. Nebenschule in Kötermoor. 1640 wird eine weitere in Reitland gegründet. In Meinemohr gibt es eine Winterschule.
1648, 1 2. Stedingen. Sturmflut. Schäden am Hun-tedeich. Eine neuer Deichbruch bei dem alten Dorf Waddens. Im Jeverland be-schädigt der Sturm ie Kirchhen von Tettens und Waddewarden.
1649 Waddens. Bei dem Dorf muss der Deich weiter zurückverlegt werden.