|
-1680-1699- |
1680 |
Bremen.
In der Stadt treffen die ersten Flüchtlinge aus Frankreich
ein, die durch die Aufhebung des "Edikts von Nantes" aus dem
Land getrieben wur-den. Sie betätigen sich als
Strumpf-wirker, Handschuh- und Hutmacher, alles Gewerbe, die es in
der Stadt bis dahin nicht gab. |
1680 |
Oldenburg:
Die dänische Regierung errichtet eine Deichkommission unter
dem Vorsitz des "Generaldeichgrafen" Anton Günther
v. Münnich.
Im Jahre 1681 wird eine Deichordnung erlassen. Die dänischen
Landdrosten, die seit 1667 - 1773 die Grafschaften Olden-burg
und Delmenhorst
verwalteten, ha-ben unter anderem das große Verdienst, dass
sie endlich den Deichbau an der Nordsee
zentral organisierten. Das hat zwar die schwere Katastrophe der
Weihnachtsflut
von 1717 nicht verhin-dert, aber doch die Folge gehabt, dass es
nicht mehr zu den enormen Landver-lusten kam, die bis dahin
unvermeidlich schienen. Auch der Verlust von Wad-dens,
der nach 1717 endgültig akzeptiert werden musste, war ja
faktisch schon vorher eingetreten. Auf der Habenseite sind dagegen
die erheblichen Landge-winnungs-Maßnahmen besonders an der
Weser zu
verzeichnen, die dann im 19. und 20. Jahrhundert die Grundlage für
die Entwicklung Nordenhams
boten. |
1680 |
Lehe:
Der Ort erhält eine Apotheke. Inhaber ist Petrus Schombart
aus Bremen. Sie brennt im Jahre 1801, wie der ganze Ort. ab, wird
aber 1802 wieder augebaut und ist so bis heute er-halten
geblieben. Lehe
ist zum Mittel-punkt des Gebietes rechts der Weser
geworden. Seine Bewohner nennen sich jetzt nicht mehr
"Kirchspielleute", sondern "Bürger". Der Ort genießt
zwar nicht die Rechte, wohl aber das Ansehen einer Stadt. Man
bezeichnet ihn deswegen auch als "Minderstadt". |
1681 |
Kopenhagen:
König Christian V.
von Dänemark
erlässt für die Deiche
der Grafschaft Oldenburg
eine neue Deich-ordnung.
|
1680,
27. 10. |
Varel:
Anton I. von Aldenburg
stirbt. Der König von Dänemark
versucht, Varel
zu annektieren. In einem Vergleich muss Anton II. von Aldenburg
die Oberhoheit Dänemarks über Varel anerkennen.
Kniphausen
bleibt "reichsunmittelbar". Die völlig wirren
Rechtsverhältnisse in und um Varel
und Kniphausen
führen zu Rechtsstreitigkeiten, die sich bis in das 19.
Jahrhundert hinschleppen und ei-gentlich erst mit dem Ende des
Feudalrechts erledigt werden. |
1680 |
Varel:
Gründung der Festung "Chris-tiansburg" bei Varel. |
1680 |
Esens:
In der Stadt gibt es eine "Judenschule", also eine Synagoge.
Darunter ist aber kein eigenes Haus zu verstehen, vielmehr
handelte es sich wohl um einen angemieteten Raum. Vor-beter und
Lehrer (einen Rabbiner gab es nicht) waren Juden,
die dazu geeignet waren, aber im Hauptberuf als Händler oder
Handwerker tätig waren. |
1682,
1. 3. |
Bremen:
Der Senat erlässt eine Börsen-ordnung.
Einen entsprechenden Handel gab es in der Hansestadt seit dem 15.
Jahrhundert und zwar auf dem Liebfrau-enkirchhof
und dann auf dem Marktplatz.
Im 17. Jahrhundert entstand das Bedürf-nis, ein Gebäude
für diesen Zweck zu bauen. Man beseitigte deshalb 1614 die
Schuhbuden an der Südseite des Lieb-frauenkirchhofs und
begann 1620 mit dem Bau eines Hauses, kam aber über den
Keller nicht hinaus. Er wurde oben mit Platten belegt, so dass
eine Fläche entstand, die nun als Handelsplatz diente. Sie
bezeichnete man als "Börse".
Im Jahre 1685 entstand dann über diesem Fundament ein
einstöckiger Bau im Barockstil (Architekt Jean Bap-tiste
Broëbes),
das 1734-36 aufgestockt wurde. In der Franzosenzeit
fand, nach einer kurzen Unterbrechung, der Bör-senhandel
unter anderem im Rathaus
statt. Im Oktober 1813 kehrte er wieder in das alte Haus zurück.
1816 erließ der Senat eine neue Börsenordnung. Sie
wurde 1849 wiederum durch eine neue ersetzt. 1888 brannte das alte
Börsen-gebäude ab und wurde nicht wieder auf-gebaut.
Erhalten blieb der im 17. Jahr-hundert gebaute Keller, der heute
Teil des Rathauses ist. Er wird jetzt als Bacchus-Keller
bezeichnet. |
1682,
Ende 12. |
Varel:
Erste Predigt in der Christians-burg |
1683 |
Waddens:
Zum ersten Mal wird erwogen, einen Teil des alten Dorfes Waddens
auszudeichen, jedoch will man zunächst versuchen, die Brake,
die den Ort bedroht, zu stopfen. |
1683,
5. 5. |
Oldenburg.
In der Grafschaft Oldenburg
wird das Spatenrecht
abgeschafft. (Das geschieht in mehreren Etappen. Weitere Daten:
24. März 1684 und 14. Mai 1690). Im Jeverland,
das von 1667 bis 1818 nicht zu Oldenburg
gehörte, wird das Spatenrecht
noch 1746 angewandt. |
1684,
25. 6. |
Bremen:
Gründung eines Armen-Kinderhauses. Ein erstes Institut dieser
Art, das sog. Rote Waisenhaus,
bestand bereits seit 1599. Das neue Waisenhaus konnte 60 Kinder
aufnehmen und erhielt 1685 ein Gebäude in der
Hutfilterstraße
zugewiesen. Damit war für die Kinder reformierter Konfession
gesorgt. Für lutherische Waisen wurde ein eigenes Waisenhaus
eingerichtet, das am 10. 11. 1692 bezogen werden konnte. Es war in
einem Haus untergebracht, das zum Dom
gehörte, also schwedischer Hoheit unterstand. |
1684 |
Bremen.
Kantor Laurentius Laurentii
gründet den ersten Domchor. |
1685,
17. 3. |
Oldenburg:
In der Grafschaft
wird eine Deichkasse
eingerichtet, in die die Bau-ern je Jück
einen bestimmten Beitrag-einzahlen müssen. Außerdem
erhält die Kasse einen Zuschuss aus dem Ertrag des Elsflether
Zolls. Die
adelig-freien Güter zahlen zunächst gar nichts, ab 1705
immerhin ein Drittel des normalen Satzes. Diese Ausnahmeregelung
wird erst am 5. Mai 1848 abgeschafft. |
1685-1695 |
Blexen:
Die Kirche
erhält eine neue Orgel. Sie baute ursprünglich von
Joachim Kayser
in Jever, wurde aber seither vielfach verändert. |
1685 |
Wangerooge:
Die Pastorei muss abge-brochen werden, weil sie von einer Düne
zugeschüttet wird. Sie wird an anderm Ort wieder aufgebaut. |
1685.
21. 9. |
Jever:
Dänische Truppen - 1100 Mann Infanterie und 600 Mann
Kavallerie - besetzen das Jeverland.
Sie ziehen sich erst am 19. August 1689 zurück. |
1685,
25. 11. |
Katharinenflut.
- Elsflether
Siel sowie drei Siele im Verlauf der Hunte
und vier weitere in der Vogtei Moorriem
herausge-rissen. Von der Gellenerhörn
bis Huntebrück
zählte man zwanzig Kappenstürze.
- Vor
Eckwarden
ist der Deich westlich von Eckwarderhörne
bis auf das Fundament weggespült.
- Mundahn
und Eiswürden
müssen aufgegeben werden.
Das
Jeverland
leidet diesmal nicht so stark wie Butjadingen
und Ostfriesland.Schwere
Schäden in der Elbmündung. |
1686 |
Bremen.
Vor der Westseite des Rat-hauses
wird die Börse
gebaut. Nach Einweihung der neuen Börse
im Jahre 1864 tagte hier das Gericht, außerdem fanden in dem
Haus Festlichkeiten des Senats statt, 1888 beschädigte ein
Brand das Gebäude. Es wurde anschließend abgerissen. |
1686 |
Imsum:
Bei der Generalkirchenvisitation am 24. Juli 1686 wird
festgestellt, dass noch immer friesisch gepredigt wird, wenn
jemand aus einer Familie gestor-ben ist, in der diese Sprache noch
le-bendig ist. |
1686,
12. 11. |
Martinsflut.
Große Schäden an der gan-zen friesischen Küste.
- Die
Osterstader Marsch wird über-schwemmt.
- Im
Jeverland
werden die Deiche
überströmt.
- In
Schweiburg wird die eben erst gebaute Kapelle zerstört.
- Schäden
bei Neuenhuntorf in Stedingen.
An
der ganzen Nordseeküste zählt man 6700 Tote. |
1686 |
Jever:
Die Innung der Schreiner
und Zimmerleute
gegründet. |
1686 |
Esens:
In der Stadt gibt es eine Syna-goge. |
1687 |
Grambke:
Das Dorf, das bis dahin erst nach Burg,
dann nach Mittelsbüren
ein-gepfarrt war, erhält eine eigene Kirche. Es handelt sich
um einen Fachwerkbau mit einem Dachreiter, der jedoch 1722
abgerissen und durch eine neue Predigt-stätte ersetzt wird.
Das ist, wie in dieser Zeit üblich, ein nüchterner
Saalbau mit Kanzel und Taufstein aus der Kirche in Burg. Im Jahre
1791 erhielt das Haus eine erste Orgel. Im Jahre 1864 baute man
einen massiven Turm, der eine schwere Glocke aufnehmen konnte. Im
Jahre 1897 bekam die Gemeinde eine neue Orgel, die dann mehrfach
umgebaut wurde. |
1687 |
Butjadingen:
Bei Oegens wird der Deich zurückgenommen. Den Umfang des
Verlustes teilt Tenge nicht mit |
1687 |
Wangerooge:
An die Stelle der Feuer-bake tritt ein steinerner Feuerturm, der
mit einem Wappen der Fürsten von Anhalt-Zerbst
geschmückt wird. Der Stein blieb erhalten und befindet sich
seit 1926 im Alten Leuchtturm.
|
1688,
3. 5. |
Waddens:
Im Dorf stürzt bei einer Sturmflut
das Pfarrhaus ein. Das Dorf wird daraufhin endgültig
aufgegeben. Die Bewohner ziehen nach Brüggewarden um, das
nunmehr den Namen "Wad-dens" annimmt. |
1688,
19. 6. |
Burhave:
König Christian V. von Däne-mark
landet in Burhaversiel,
um seine deut-schen Graschaften zu inspizieren. Er übernachtet
in der Blexer
Pastorei, wo man in der Studierstube des Pas-toren ein Bett für
ihn aufgeschlagen hat. Man muss dazu sagen, dass die dama-ligen
Landesherren, wenn sie unterwegs waren und wenn ihnen kein Schloss
zur Verfügung stand, sich üblicherweise in der Pfarre
eines Ortes einquartierten. Blexen war eines der reichsten
Kirchspiele des Oldenburger Landes und besaß ein
entsprechend großes Pfarr-haus. |
1688,
8. 10. |
Jever:
Schwerer Sturm. |
1689,
30. 10. |
Jever:
Eine Sturmflut
überflutet die Deiche. |
1689
|
Jever:
Das Rüstersiel wird neu gelegt. |
|
-1690- |
1690 |
Bremen:
Die Stadt erhält ein neues Krankenhaus. Bislang wurden die
Sie-chen im alten Johanniskloster
versorgt, das aber den Ansprüchen nicht mehr genügte.
Jetzt kaufte die Armenin-spektion ein ehemaliges Ballhaus am
"Neuen Markt"
und richtete es als Hospital ein. So konnten 60 Kranke gepflegt
werden. |
1690,
16. 9. |
Jever:
Innung der "Kuper" (das sind die Fassmacher)
gegründet. |
1691 |
Bremen:
Der Seeraub französischer Ka-perschiffe zwingt Bremen
ein Konvoi-schiff auszurüsten, das mit 52 Kanonen bestückt
war. Die "Wappen von Bre-men" wurde von Jürgen Bake
komman-diert, dessen Portrait heute im Focke-Museum
hängt. |
1691 |
Bremen:
Pocken-Epidemie
in der Han-sestadt. An der Krankheit sterben 450 Kinder. |
1691 |
Grambke:
Erste Erwähnung einer Mühle.
Sie brennt 1738 ab, wird aber wieder aufgebaut und 1871
abgerissen. Im Jahre 1879 entsteht eine neue Mühle, die seit
1926 jedoch keine Flügel mehr hat. |
1691 |
Arsten:
Diese Jahreszahl liest man in dem Turm der Kirche von Arsten,
indes wird das Gemäuer auf das 13. Jahrhun-dert datiert, so
dass sich der Hinweis wohl auf eine Renovierung bezieht. Die
Predigtstätte wurde im Zweiten Welt-krieg beschädigt,
aber im Jahre 1951 wieder hergestellt. Taufstein von 1955, Orgel
von Führer
1959/60. |
1691 |
Gröpelingen:
Es wird eine Mühle
erwähnt, die 1788 abbrennt, dann aber wieder aufgebaut wird.
1879 steht eine Mühle an der Luchtbergstraße,
die im 2. Weltkrieg abbrennt und dann abgebro-chen wird. |
1692-1741 |
Bremen:
In der Stadt erscheint die Dienstaegige Post-Zeitung von Hermann
Brauer. Seit 1741: Bremer Zeitung |
1692 |
Bremen:
Streik der Schnürmacher. |
1692 |
Wangerooge:
Die Kirche im Westturm
erhält eine Orgel. Sie wurde von Ulrich
Lauts in
Jever
geliefert. |
1693 |
Bremen:
Teerhofmühle konzessioniert. Sie bestand bis ins 18.
Jahrhundert. |
1693,
22. 10. |
Sturmflut.
In Stedingen bricht bei Iprump der Deich. Vor Langwarden
(Feldhau-sen) werden 32 Jück Land ausgedeicht. |
1693 |
Esens:
Bau des Neuharlinger Siels. 1785 Steinsiel. 1958-1961 modernes
Siel. |
1694 |
Bremen:
In der Hansestadt erscheint die "Post-Zeitung".
Der Drucker Hermann Brauer
erhielt schon 1692 die Erlaubnis des Rates. Vermutlich erschien
sie bis 1740. Es ist aber nur ein Exemplar überliefert.
(Schwarzwälder kennt eine "Dienstaegige Post-Zeitung",
die von 1692-1741 erschien.) Im Jahre 1741 schloss sich die
"Bremer Zeitung"
an, die ebenfalls in der Druckerei Brauer
(numehr Witwe Brauer), hergestellt wurde. Sie erschien bis 1812. |
1694 |
Bremen:
Fertigstellung der Börse.
An dem Gebäude hatte man, mit Unterbrechungen, seit 1621
gebaut. |
1694 |
Butjadingen:
Große Landverluste infolge einer Sturmflut. Bei Waddens
werden 10 Jück Land aufgegeben. Jetzt sind auch die Dörfer
Langemehne, Oegens und Tedlens gefährdet. In ihrem Bereich
gehen 194 Jück verloren. |
1694,
20./21. 9. |
Stedingen.
Einbruch der Gellener Brake. Das Loch ist bis 10 Meter tief und
muss nach innen umdeicht werden. Der neue Deich bricht bereits am
20. November und dann wieder am 11. Dezember. |
1694,
19. 9. |
Varel:
Die Baulichkeiten der Christians-burg werden auf Abbruck
versteigert. Das Projekt ist damit aufgegeben. |
1694 |
Jever:
Crildumer Siel
erneuert. 1843 in Holz erneuert, dann 1882 durch ein steinernes
Siel ersetzt. Heute ohne Bedeutung. Das erste Crildumer Siel wird
auf die Zeit um 1500 datiert. |
1694 |
Hohenkirchen:
Joachim Kayser aus Jever liefert eine neue Orgel. |
1694 |
Wangerooge:
Zum Schutz gegen Seeräuber
werden zwei eiserne Kanonen und Munition auf der Insel
stationiert. Im folgenden Jahr stationiert der Fürst einen
Gefreiten und 19 Mann auf Wan-gerooge, die sich aber gegen die
Frei-beuter
"defensiv" verhalten sollen, um sie nicht zu reizen. Die
Vorsichts-maßnahme nützt wenig: Noch in dem selben Jahr
lassen sich die Seeräuber vom Wangerooger
Vogt Wasser und Proviant liefern und im April 1696 bemächtigt
sich vor der Insel ein Kaperschiff eines Bremer
Frachtseglers mit wertvoller Ladung. |
1695 |
Bremen:
Der Senat belegt den Verbrauch von Tabak,
Tee,
Schokolade
und Kaffee
mit einer Steuer. |
1696
-1702 |
Bremen:
Bau des Armenhauses an der Großen Straße im
Stephaniviertel. In dem Gebäude lebten und arbeiteten bis zu
346 mittellose Bremer.
Baumeister war Hermann Brüggemann
(1647-1717). Das Haus diente bis 1912 diesem Zweck und wurde dann
Standort des His-torischen Museums.
Im Zweiten Welt-krieg zerstört. |
1696 |
Bremen:
Herr Lemberger erhält vom Rat das Privileg, Nachtlaternen zu
unter-halten. |
1696 |
Waddens.
Die Kirche im Dorf wird auf-gegeben. Die Gemeinde besucht den
Gottesdienst in Brüddewarden. |
1697,
21./22. 9. |
Jever:
Das Wasser steigt bis zur Deich-kappe, dann aber tritt, im letzten
Mo-ment, Ebbe ain, so dass es zu keiner Katastrophe kommt. |
1697,
21. 9. |
Wangerooge:
Eine Sturmflut
zerstört Dünen am Nordweststrand. |
1698,
20. 5. |
Bremen:
Arp Schnitger stellt die Orgel im Bremer Dom fertig. Das
Instrument wurde im Jahre 1693 in Auftrag gegeben und hat 50
Register. |
1698 |
Berne.
Der Ort brennt erneut nieder. |
1698 |
Heppens:
Bau der "Kopperhörner Müh-le".
Ihren Namen leitet man davon ab, dass sich in der Nähe ein
Siel befand, das angeblich mit Kupfer beschlagen war. Ursprünglich
stand auch hier eine Bockmühle,
die aber zum Ende des 17. Jahrhunderts durch einen Sturm zerstört
wurde. Man ersetzte sie durch einen Galerie-Holländer,
der 1853 in das Eigentum der Marine
überging. Im Jahre 1922 kaufte die Stadt Rüstringen die
Mühle. |
1697 |
Bremen.
Der Schotte Gilbert Spens
ersucht den Rat der Stadt Bremen um die Erlaubnis, im Keller des
Schüttings
Kaffee und
Tee
auschenken zu lassen. Sie wird gewährt. Spens
nutzt das Privileg bis 1704 |
1697-1700 |
Bremen:
Bau der St. Michaeliskirche
vor dem Doventor.
|
1698 |
Bremen:
Einige Anwohner der Langen Straße stellen auf eigene Kosten
einige Laternen auf, um den Weg zu erleuchten. "Nur sehr langsam
und zögernd fand dieses Beispiel Nachahmung, obwohl es von
der Obrigkeit empfohlen wurde." (Franz Buchenau: Die Freie
Hansestadt Bremen, 1934, S. 202) Die weitere Entwicklung: 1740
wurde die Große Weserbrücke mit 6 Lampen erleuchtet und
1778 standen in den Straßen nicht weniger als 284
Tranfunzeln. |
1698,
3. 7. |
Dedesdorf.
Die von Arp Schnitger
gebaute Orgel erklingt zum ersten Mal. Der Vertrag über die
Lieferung des Istruments wurde am 16. August 1697 abgeschlossen. |
1698 |
Berne:
Erneute Brandkatastrophe im Ort. |
1698,
25. 7. |
Jever:
Fürst Carl Wilhelm
von Anhalt-Zerbst
stellt dem Juden
Meyer Levi
einen Schutzbrief aus, wonach es diesem gestattet wurde, ein Haus
zu kaufen und seinem Gewerbe nachzugehen. Levi
war zu dieser Zeit bereits in Jever ansässig und, wie wir
heute sagen würden, als Bankier tätig. Levi
bezog damals ein Haus an der Neuen Straße. Im Jahre 1720
lebten in Jever drei jüdische
Familien, nämlich besagter Levi,
sein Sohn und Bendix Pfeilmann.
Diese kleine jüdische
Gemeinschaft war das Ziel be-ständiger Beschwerden ihrer
christ-lichen Nachbarn, die die Folge hatten, dass ihnen im Jahre
1725 verboten wurde, öffentlich oder privat jüdische
Gottesdienste abzuhalten, stattdessen erhielten sie die Anweisung,
"zu Zei-ten" den lutherischen Gottesdienst zu besuchen. Es war
den Juden nämlich verboten, für ihre Religion Werbung zu
machen (woran sie sich bis heute halten), während sie sich
andererseits durchaus der "Nötigung" ausgesetzt sahen,
zum christlichen Glauben überzu-treten, was ja im 19
Jahrhundert auch viele Juden taten. So viel an dieser Stelle zur
"christlich-jüdischen
Tradi-tion" in Jever und andernorts. |
1698-1699 |
Jever:
Sophiengroden im Jeverland (297,5 ha). Während der Arbeiten
stecken die Koierer am 1. Mai 1698 die Laweyfahne auf, d.h. sie
treten in einen Streik. Weitere Einzelheiten teilt uns Tenge nicht
mit. Wir erfahren so, dass der Deichbau inzwischen keine
genos-senschaftliche Leistung der Grundeigner mehr ist, sondern
von Unternehmern ausgeführt wird, die Arbeiter beschäf-tigen.
Diese wohnen abseits der Dörfer in Baracken, die in der Nähe
der Bau-stellen errichtet werden. Die Arbeitsbe-dingungen selbst
sind unmenschlich hart, so dass es notwendigerweise zu Kon-flikten
kommt, die in aller Regel mit Gewalt niedergeschlagen werden. Die
andere Konsequenz ist, dass die Menschen sich in die Religion
flüchten, wobei sie die lutherische Predigt nicht erreicht,
denn die Dorfkirchen sind weit entfernt und stehen faktisch nur
jenen offen, die zu den besseren Kreisen gehören. Indes
finden die Prediger von allerlei Sektenhier aufmerksame Hörer.
Am Jadebusen ist besonders der Bap-tismus besonders verbreitet,
der ver-mutlich an die wiedertäuferische Tradi-tion der
Reformationszeit anknüpfen kann, was aber nur meine
Spekulation ist. |
1699 |
Bremen:
Ansgari-Mühle
auf der Gies-haus-Bastion. 1832 abgebrannt, aber 1833 wieder
aufgebaut. |
1699 |
Bremen.
Die Arbeiter, die beim Bau der Festungswälle eingesetzt
waren, strei-ken, weil ihnen der Lohn vorenthalten wurde. |
1699 |
Jever:
Das Land erhält ein neues Ge-sangbuch.
Bis dahin hatte man sich in dem Ländchen mit fremden
Gesang-büchern beholfen, wenn man überhaupt welche
besaß. Falls keines vorhanden war, begnügte man sich
mit den Gesän-gen, die man aus dem Schul-Unterricht auswendig
kannte. Das jeverländische Gesangbuch wurde in Bremen
gedruckt und 1712, 1714, 1729 und 1751 neu aufgelegt. Man hat es
erst 1793 durch ein anderes ersetzt, das vom Geist der
rationalistischen Theologie geprägt war. Das Gesangbuch
war bis in das 19. Jahrhundert sehr oft das einzige Buch im Haus
einer Familie. Vor allem aber gelangten die dogmatischen Inhalte
der lutherischen Orthodoxie durch die Texte der Choräle in
die Köpfe der Menschen.
Die Predigten dauerten ja mitunter bis zu drei Stunden - bis die
Obrigkeit dieser Logorrhoee der Theologen ein Ende machte, indem
sie Sanduhren an den Kanzeln anbringen ließ, die der
geistlichen Suada nach einer gewissen Zeit ein Ende setzten. Man
kann davon ausgehen, dass die Kanzelreden allein durch ihre Länge
jede Wirkung einbüßten - nicht so die mitunter sehr
schönen Choraltexte, zumal wenn ihnen eingängige
Melodien unterlegt waren. Sie haben ihre Wirkung bis heute nicht
verloren. Aus diesem Umstand erklärt sich aber auch, dass der
Wechsel des Gesangbuchs gelegentlich heftige Kon-troversen
auslöste, denn er bedeutete auch stets einen Wechsel der
dogma-tischen Lehrinhalte, an die sich die Gläubigen gewöhnt
hatten und die sie nicht aufgeben wollten. So auch im Jeverland.
Als am 13. Januar 1793 das neue, im Geist des Rationalismus
verfasste Gesangbuch eingeführt werden sollte, stellte sich
heraus, dass es fast von der Hälfte der Gemeinden abgelehnt
wurde. Es kam zu Äußerungen offener Renitenz, die die
Obrigkeit zwangen, den Gemeinden eine weitere Übergangsfrist
zu gewähren. Erst am 21. Juli 1793 wurde das neue Gesangbuch
endgültig eingeführt und nun auch von den Ge-meinden
akzeptiert. Wenn der Streit so einigermaßen glimpflich
beendet wurde und nicht, wie sonst üblich, in einem offenen
Schisma mündete, so lag das sicherlich vor allem daran, dass
die Gemeindefrömmigkeit durch den in der Praxis herrschenden
Pietismus
geprägt wurde, also die jeweiligen dogmatischen Unterschiede
nicht mehr so ernst genommen wurden, wie das bis zum Ende des 17.
Jahrhunderts der Fall war. |
1699,
15.11. |
Jever:
Der Deich vor dem Sophiengroden wird durch eine Sturmflut
beschädigt. |