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Dr. Klaus Dede 1. Juni 1935 - 5. Mai 2018
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-1800-1809- |
1800 |
Bremen.
Die Hansestadt erlebte um die Jahrhundertwende eine Zeit
wirtschaft-licher Blüte. Schwarz: "Zwischen 1790 und 1799
steigerten sich die Einfuhren der Hansestädte aus den USA um
das Vierzigfache. Der Schiffsverkehr Bre-mens mit England stieg
zwischen 1789 und 1800 auf das Fünffache; auf der Themse
stand der deutsche Anteil nur noch hinter dem britischen zurück
..."( Schwarz: Die Lage der Handwerksge-sellen ..., 1975, S.
380) In den Häfen der Stadt wurden zwischen 1795 und 1799
rund 1100 Schiffe jährlich be- und entladen (gegen 780 in dem
Lustrum zwischen 1785 und 1789) und das bedeutete, dass es einen
großen Bedarf an Hilfskräften gab, die Säcke
tragen und Karren schieben konnten. Die Be-schäftigungslage
in der Stadt war also gut, was steigende Löhne, allerdings
auch höhere Preise zur Folge hatte. Die Lage auf dem
Wohnungsmarkt wird je-doch besonders für die Unterschichten
als katastrophal bezeichnet. Noch ein Blick auf das Handwerk: In
der Stadt lebten zu dieser Zeit etwa 36.000 Menschn, von denen
etwa 11.000 in den handwerklichen Berufentätig waren. Es gab
1450 Meister, dazu 1690 verheira-tete und 685 unverheiratete
Gesellen, sowie 7.185 Lehrjungen und Hilfskräfte. Sie alle
waren in Zünften organisiert. Die freien Gewerbe, aus denen
sich dann im 19. Jahrhundert die Industrie entwickel-te, siedelte
sich mehr und mehr in den benachbarten Gemeinden an. Wir haben es
zu dieser Zeit also mit einer Gemen-gelage, die eigentlich zu
revolutionären Veränderungen hätte führen
müssen, nämlich die wirtschaftliche Hochkon-junktur mit
einem entsprechend selbst-bewussten Proletariat und dazu eine
verkrustete Verfassung, an der eine po-litische Oligarchie
festhält, die ihr Heil in einer hilflosen Repression sucht,
wäh-rend sich die Kräfte der neuen Zeit sich vor den
Toren der Stadt regen - all das hätte in den Unruhen, die
sich zum Ende des 18. Jahrhunderts bereits entfalte-teten, zur
gewaltsamen Lösung drängen müssen - wenn nicht
Napoleon aufge-treten wäre, der mit der Konti-nentalsperre
die Konjunktur brutal abbrach und zugleich jede eigenständige
politische Entwicklung in Bremen unter-drückte. Und danach,
im Jahre 1813, wurden die Karten neu gemischt. |
1800 |
Bremen:
Die Lohgerber, stets bemüht, die unerwünschte Konkurrenz
der Tage-löhner abzuwehren, ziehen aus Bremen aus, um diese
zu vertreiben. Sie haben keinen Erfolg. |
1800 |
Bremen.
Die Maurer streiken vergeblich für mehr Lohn. |
1800 |
Bremen.
Einige Schmiede verlassen Bremen, um eine Einschränkung der
Gesellenrechte zu verhindern. Sie haben keinen Erfolg. |
um
1800 |
Lehe:
Richter Ribbentrop
schlägt vor, bei Lehe
einen Hafen zu bauen. |
um
1800 |
Oldenburg:
Die Impfung gegen die Blat-tern wird eingeführt. Damit kann
eine der übelsten seuchenartigen Erkran-kungen, welche die
Menschen bis dahin geplagt hatten, ausgemerzt werden. |
1800 |
Jever:
Oberst Rabini
prüft im Auftrage des russischen Zaren, ob es möglich
ist, am Jadebusen
eine Station für die russische Flotte einzurichten. Er macht
zwei Vorschläge: Entweder einen Kriegshafen bei Hooksiel
(und dazu einen Handelshafen bei Jever) oder aber einen neuen
Hafen am "Schweins-rücken"
in der Gemeinde Heppens
ein-zurichten, also etwa dort, wo später die Preußen
ihren Kriegshafen bauten. Die Pläne werden in St. Petersburg
nicht weiter verfolgt, weil angeblich die Kos-ten zu hoch waren.
Vielleicht spielten auch, so möchte ich vermuten, politische
Gründe eine Rolle. So lange das Opera-tionsgebiet der
russischen Flotte die Ostsee
war, konnte das den Engländern ziemlich egal sein, aber ob
sie einem russischen Flottenstützpunkt an der Nordsee
mit ähnlichem Gleichmut be-gegnet wären, ist doch sehr
fraglich. Ob ich mit dieser Theorie recht habe, kann nur ein
Studium der Akten beweisen, aber dazu fehlen mir die
Sprachkennt-nisse und natürlich auch das Geld. So muss es
bei diesem Hinweis bleiben. |
1800 |
Berdum:
Die Kirche von Berdum
(heute Stadtteil von Wittmund)
wird abgebro-chen. |
1800 |
Abbehausen:
In Großensiel
eröffnet der Kaufmann
Jacob Morisse
eine Gastwirt-schaft. Damit beginnt die Entwicklung des Hafens. |
1800 |
Blexen:
Die Lotsen verlegen ihren Sitz von Tettens
nach Blexen. Sie tagen im Blexer
Turm. |
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-1801- |
1801 |
Bremen:
Bremer
Kaufleute, die sich bereits seit 1795 regelmäßig
getroffen hatten, gründen den Club "Union".
Der Verein blühte rasch auf und konnte sich 21 ein eigenes
Haus Am Wall Nr. 102 leisten. 1838 baute Jakob Ephraim Polzin
ein neues Haus, in dem sich die in-zwischen 800 Mitglieder
versammeln konnten. Das Gebäude wurde mehrfach verändert,
dann aber an die Stadt abge-treten. Dafür weihte man am 11.
Oktober 1903 ein neues Clubhaus an der Ecke Wall/Ostertorstraße
ein, das dann 1938 an den Staat verkauft wurde. Der Club "Union
von 1801" versammelte sich von nun an in der Glocke.
Das Gebäude selbst wurde 1944 durch Bomben zer-stört.
Die "Union
von 1801" besteht heute noch. |
1801,
12. 4. |
Bremen:
Preußische
Truppen besetzen die Bremer Neustadt.
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1801 |
Bremen:
Die Stellmacher verlassen Bre-men, weil sie eine Strafe nicht
zahlen wollen. Sie scheitern. |
1801 |
Dedesdorf:
In Landwührden
hat sich ein Arzt
niedergelassen. |
1801 |
Lehe:
Der Ort
wird vorübergehend von zwei preußischen
Kompanien besetzt. Sie ziehen im Herbst wieder ab. |
1801,
29. 6. |
Lehe:
Ein Brand zerstört im Büttel
und hinter dem Kirchhofe 53 Häuser. Auch die Dionysioskirche
brennt aus. Die Ursache war wahrscheinlich Brandstif-tung. |
1801 |
Fünfhausen:
Johann Friedrich Strenge betreibt in Fünfhausen eine kleine
Bootswerft, auf der Weserkähne gebaut werden. Erst 1855
entsteht hier die Bark "Meta". Auf den Helgen des
Unter-nehmens entstanden bis 1916 nicht weniger als 179
Holzschiffe und -boote. Das Unternehmen selbst bestand bis etwa
1955 und wurde dann von Lühring übernommen. |
1801 |
Harrien:
Lorenz Dehls erhält die Erlaub-nis, in Harrien eine Werft
einzurichten. Er baut dann von 1814 bis 1836 sieben Schiffe. Seine
Nachfolger werden Johann Diedrick Behrens und dann dessen Sohn,
der ebenfalls Johann Diedrich hieß. Die Behrens-Werft baute
bis 1876 56 Segler. Dann wurde das Unternehmen liquidiert. |
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-1802- |
1802-1822 |
Bremen:
Die Befestigungsanlagen werden, weil nunmehr nutzlos, ge-schleift.
An ihre Stelle treten die gärt-nerischen Anlagen, die heute
die Bremer
Innenstadt umschließen. Sie wurden von den
Landschaftsgärtern Bosse und Alt-mann
gestaltet. |
1802 |
Bremen:
Das Stephanitor
wird abgebro-chen. |
1803 |
Arbergen:
Die Bockmühle
wird durch eine Holländermühle
ersetzt. Sie war 1957 baufällig, blieb aber erhalten, auch
als 1968 der Mahlbetrieb eingestellt wurde. Heute ist sie ein
Ateliergebäude. |
1802,
8. 10. |
Bremen.
"Definitiverklärung" Frank-reichs und Russlands zur
territorialen Gliederung des Römischen Reiches, die dann
Grundlage der neuen Regelung wurde. Zunächst ist
entscheidend, dass die Selbständigkeit Bremens erhalten
bleibt. Außerdem erhielt die Hansestadt den Flecken
Vegesack
sowie das Grolland
und die Dörfer Hastedt,
Schwachhausen und Vahr.
Außerdem gewinnt Bremen das Gebiet zwischen der bisherigen
Grenze und der Lesum
mit den Dörfern Burg,
Grambke,
Oslebshausen,
Mittelsbüren und Wum-mensriede. Schließlich sollte der
Els-flether Zoll aufgehoben werden, woge-gen allerdings der Herzog
von Olden-burg,
unterstützt von Zar Alexander I.,
protestierte, mit der Folge, dass ein Übergangsfrist
vereinbart wurde, die bis 1813 reichte (und die man dann
tatsäch-lich bis 1821 verlängerte): Die zustän-dige
Deputation des Reichstages in Re-gensburg billigte die Regelungen
am 22. April 1803. Innerhalb der Stadt erwarb Bremen bei dieser
Gelegenheit die "Dom-Immunität",
also den Dom
selbst und 154 weitere Gebäude, die zum Hoheitsgebiet der
Kurfürsten von Han-nover
gehörten, die die Rechtsnachfolge des Erzbischofs von Bremen
angetreten hatten. Damit verfügte Bremen
zum ersten Mal über ein in sich geschlosse-nes Staatsgebiet,
musste sich aber damit abfinden, dass es von nun an in der sonst
calvinistischen Stadt eine luther-ische Gemeinde, nämlich
die des St. Peri-Doms,
gab. |
1802,
2. 12. |
Bremen.
Die neuen Grenzen werden ge-zogen, was bedeutet, dass nunmehr mit
der Gemeinde Hastedt der dortige jü-dische Friedhof, der bis
dazu zu Achim gehörte, bremisch wird. Außerdem hat die
Hansestadt nunmehr drei jüdische Bürger, die am 26. Juli
1803 dem Rat der Hansestadt huldigen. Diese Neuerung ist für
den Senat ein großes Problem, weil er gezwungen wird, die
Juden gewähren zu lassen, schlimmer noch: unter der
Herrschaft der kaiserlichen Behörden muss er sie später
ebenso höflich be-handeln wie die Franzosen, kann sie also
nicht mehr, wie gewohnt, schikanieren. Natürlich war man in
Bremen durchaus nicht bereit, von der gewohnten anti-semitischen
Politik zu lassen, die be-sonders von dem damaligen Senator,
späteren Bürgermeister Johann Smidt vertreten wurde. Er
ist in diesem Zusammenhang deshalb von besonderer Bedeutung, weil
er als christlicher Theologe und als Anhänger des
deutschnationalen Philosophen Fichte in sich die beiden Quellen
des deutschen Antisemitismus vereinigt. Er wurde in den folgenden
Jahrzehnten die Seele der judenfeindlichen Politik Bremens und war
als solcher nach Kräften bestrebt, den Zuzug weiter Bürger
mosaischen Glaubens tunlichst zu verhindern, aber er konnte
natürlich nicht rückgängig machen, dass sie
vorhanden waren. Wie aber sollte man jetzt mit ihnen umgehen?
Smidt löste das Problem zunächst dadurch, dass er ein
"öffentliches Ju-dengebet" verfasste und am 12. August
1803 vom Senat absegnen ließ, womit die Befreiung der Juden
in der Stadt von der örtlichen Regierung zwar anerkannt, ihr
Status aber weiter nicht geregelt war. Unter französischer
Herrschaft wa-ren die Juden Bürger des Kaiserreichs mit den
gleichen Pflichten und Rechten wie alle anderen Menschen auch.
Erst mit dem Sieg der Koalition und der Restauration der
bremischen Selb-ständigkeit änderte sich das wieder -
und zwar gründlich. |
1802 |
Bremen.
Die Tischler ziehen aus Bremen ab, weil sie mit der Verpflegung
nicht zufrieden sind. Sie haben keinen Erfolg. |
1802,
15. 1. |
Jever.
Einweihung der neuen Synagoge.
Bereits im Jahre 1800 hatte die jüdische
Gemeinde ein Grundstück an der Wasserpfortstraße
gekauft und am 16. August 1800 hatte die Landesadmini-stratorin
Auguste Sophie,
eine wahre Landesmutter, den Bau einer jüdischen
Gottesdienststätte erlaubt. Sie verfügte auch am 8.
Januar 1802 nach einer Beschwerde der jüdischen
Gemeinde, "dass niemand bey Vermeidung unverzüglich zu
verhängender Gefäng-nißstrafe, auch nach befinden
zu erwartender öffentlicher Züchtigung, sich gelüsten
lasse, die Juden-Gemeinde
in ihrer erlaubten Feyrlichkeiten auf ir-gendeine Weyse zu stören
oder ihrem Vornehmen irgend eine Art etwas in den Weg zu legen."
(Peters:
Die Reichs-kristallnacht
in Jever,
1992, S. 14) Die Verfügung macht deutlich, was bis dahin
üblich war. |
1802 |
Wittmund:
Bau des Erdholländers
in Altfunnixsiel.
Sie war bis 1972 in Be-trieb. Im Jahre 1981 wurde noch ein Flügel
repariert. Das Werk blieb offen-bar bis etwa 1990 erhalten. Die
Mühle
ist heute eine Ferienwohnung. |
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-1803- |
1803,
22. 3. |
Bremen.
Durch den Reichsdeputations-hauptschluss wird die Freie Hansestadt
vergrößert. Sie erhält die Hoheit über den
Dom und den Dombezirk in der Innenstadt. Außerdem kommen das
Grolland, der Barkhof, Teile von Sebaldsbrück, Hastedt,
Schwachhausen und die Vahr zu Bremen. Vor allem aber wird der
lästige Weserzoll, an dem Oldenburg so lange festgehalten
hat, ausgesetzt. |
1803 |
Bremen:
Das Doventor wird abgebro-chen. 1367 zum ersten Mal erwähnt. |
1803 |
Arbergen:
Die Bockmühle wird durch einen Galerie-Holländer
ersetzt. Die Mühle blieb bis 1968 in Betrieb und nahm dann
Künstler-Ateliers auf. 1982 erneuerte man Windrad und Flügel. |
1803,
23. 1. |
Lehe:
Die Dionysioskirche,
die man im klassizistischen Stilneu aufgebaut hat, wird erneut
eingeweiht. |
1803 |
Lehe:
Der Ort
wird von französischen Truppen besetzt, die die Carlsburg
wieder befestigen. |
1803 |
Blexen:
Dr. Peters
lässt in Schweewar-den
eine Ziegelei
bauen. Es waren die Mönche in Hude, die die Kunst, aus Ton
Backsteine zu brennen, beherrschten. In Butjadingen,
so schreibt Adolf Blumen-berg, gab es um 1750 die ersten
Ziege-leien. (Blumenberg: Butjadingen, 2002, S. 166fff) Dann
entstanden neue Fabri-en dieser Art überall im Lande, wobei
die Befreiung natürlich besonders auf-blühte, als
Bremerhaven und Wilhelms-haven aufgebaut wurden. |
1803 |
Oldenburg:
Neue Lotsenordnung. Für Blexen und Fedderwarden wird je ein
Oberlotse ernannt. |
1803,
3. - 29. 8. |
Wangerooge:
Der Kaufmann
Caspar Jaeger
aus Jever
verbringt als mögli-cherweise erster Badegast seine Ferien
auf der Insel. Er verfasst anschließend die Broschüre:
"Etwas über den Nutzen des Seebadens auf Wangerooge
aus eigener Erfahrung". Damit beginnt der Fremdenverkehr auf der
Insel. |
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-1804- |
1804,
21, 9. |
Vegesack:
Als Folge des Friedens von Lunéville
tritt Hannover
den bis dahin hannöverschen Teil Vegesacks
an Bre-men
ab. "Alt-Vegesack" und "Neu-Vegesack"
werden damit zum "Flek-ken Vegesack" vereinigt. Das ist das
Ergebnis langwieriger Verhandlungen zwischen der Hansestadt
und der bri-tischen Regierung. (Hannover
war da-mals durch Personalunion mit der bri-tischen Krone
verbunden.) |
1804,
Mai |
Jever:
Die Regierung des Königreichs Holland
(zu dem Jever zu dieser Zeit gehörte) verfügt, "dass
alle besonderen Verpflichtungen, denen Juden
im Departement Ostfriesland
unterworfen gewesen sind, enden und außer Kraft treten
sollen und dass fortan die Juden allhier in gleicher Weise, wie es
in ihrer Hinsicht in den übrigen Teilen des Reiches
geschieht, behandelt werden müssen. ("Peters:
Die Reichskristall-nacht
in Jever, 1992, S. 15) Damit war die bisherige (christlich
motivierte) Diskriminierung der Juden beendet, bis am Ende des
Jahres 1813 Herzog Peter
Friedrich Ludwig
wiederzurückkehrte, denn das hatte "auch die Rücknahme
der bürgerlichen Gleichberechtigung der Juden zur Folge."
("Peters:
Die Reichskristallnacht in Jever, 1992, S. 15) Peters
meint dann allerdings, dass die oldenburgische Regierung gegenüber
den Juden
vergleichsweise aufgeschlos-sen gewesen sei, was sich aber, wie er
betont "im eigenartigen Jever allerdings nur mit Abstrichen
realisierte". ("Pe-ters:
Die Reichskristallnacht in Jever, 1992, S. 16) In Jever,
so berichtet der Autor, durften Juden
keine Rechtsanwäl-te oder Schankwirte werden, und noch 1847
wurde ihnen das kommunale Stimmrecht verweigert. Erst mit der
Reichsverfassung von 1849, die vom Großherzogtum Oldenburg
angenommen wurde, endete dieser Zustand, denn sie verfügte:
"Vor dem Gesetz sind alle gleich. Geburts- und
Standesunterschie-de finden nicht statt..." ("Peters:
Die Reichskristallnacht in Jever, 1992, S. 16) Erst dann beginnt
eine Epoche, in der sich die Juden auch in Jever
relativ frei entfalten können. |
1804 |
Esens:
In Seriem am Neuharlinger Sieltief
wird die Windmühle "De Goede Verwachting" errichtet. Der
einstöckige Galerie-Holländer
blieb bis 1963 in Betrieb, dann wurde die Mühle
mit einem Motor ausgerüstet und arbeitete so bis 1976 weiter.
Der Fremdenverkehr ret-tete das Bauwerk: Die Mühle blieb
erhalten und erhielt 1994 eine neue Kappe und neue Flügel.
Die Mühle ist heute ein Museum. Bis 1914 stand hier auch eine
Bockmühle,
die dann auf Befehl der Marine
gesprengt wurde. "Das aus Mühle, Mühlenhaus und
Gulfhaus bestehende, frei in der Landschaft am Neuharlinger
Sieltief
liegende Anwesen bietet einen male-rischen Anblick."
(Norzel,Weßling:
Ost-friesisches Mühlenbuch, 1991, S. 201) |
1804,
13. 3. |
Wangerooge:
Der Vogt Tiark Friedrich Ammann
stellt in Jever
den Antrag, dass der Gemeinde eine Badekutsche und ein Badezelt
geschenkt werde. Dem Wunsch wird entsprochen. |
1804 |
Harlesiel.
Schwerinsgroden (Ostfries-land).
Der Deich wurde 1825 wegge-spült, aber 1832 wieder
aufgeschüttet, wobei allerdings nur 76 Hektar von den
ursprünglichen 195 Hektar gesichert werden konnten. 1955
baute man einen neuen Deich. |
1804 |
Jever:
Ein Kranken- und Armenhaus nimmt seinen Betrieb auf. Seit 1874
Sophienstift.
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-1805- |
1805,
22. 11. |
Bremen:
Die Stadt wird von einem preußischen
Regiment besetzt, das am 29. November wieder abzieht, jedoch ein
kleines Kommando zurücklässt. Außer-dem
marschieren britische Truppen zum Teil durch bremisches
Gebiet und auch durch die Stadt selbst. |
1805 |
Vegesack:
Johann Lange
gründet an der Mündung der Aue in Vegesack einen eigenen
Werftbetrieb. Am 29. November 1805 läuft hier das erste
Schiff, die Galiot "Adelheid Wilhelmina" vom Stapel. Im Jahr
1806 siedelt Johann Lange auf das andere Ufer der Aue, nach Grohn,
über. Hier läuft am 15. Januar 1807 das erste Schiff vom
Stapel. Die Werft von Johann Lange, die in dem Bremer Vulkan dann
ihre Fortsetzung und auch ihr Ende fand, ist die mit Abstand
bedeutendste an der Unterwe-ser. Sie baute bis 1892 nicht weniger
als 323 Segelschiffe. Der Firmengründer starb 1844. Unter
seinem Sohn Johann Lange jr. sowie Johann Raschen läuft
bereits am 10. Oktober 1845 das erste Dampfschiff der Werft, die
"Guten-berg" vom Stapel. Auf diesem Helgen wird 1866/67 der
Passagierdampfer "Smidt" gebaut, der sich allerdings nicht
bewährt. Trotz dieser Pionierleis-tungen gelang der
Vegesacker Werft die Umstellung auf den Bau von eisernen
Dampfschiffen nicht: Zwischen 1871 und 1882 wird von dem
Unternehmen nur ein Seeschiff gebaut. Die schwierige
Über-gangsphase wird überwunden, als Victor Nawatzki die
Leitung der Werft über-nommen und der Witwe von Carl Lange
die Werft abgekauft hatte. Er gründete 1893 den Bremer
Vulkan, mit dem ein neuer Abschnitt der Firmengeschichte begann.
Das Unternehmen endete 1996 durch Konkurs. |
1805,
November |
Cuxhaven:
Die Engländer landen bei Cuxhaven
und marschieren durch Lehe
nach Bremen
und Hannover.
Am 1. und 2. Dezember liegt ein englisches Ge-schwader auf der
Weser und
landet auch bei Lehe
Truppen. |
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-1806- |
1806 |
Berlin.
Das große Ereignis dieses Jahres ist die Niederlage Preußens
inder Doppelschlacht bei Jena und Austerlitz am 14. Oktober 1806.
Daraufhin erlässt Napoleon am 21. November 1806 die
Kontinentalsperre gegen England, durch die der bremische Handel
völlig vernichtet wird. Es entwickelt sich zwar ein lebhafter
Schmuggel zwischen Helgoland, das in britischem Besitz ist, und
dem Festland, der auch über Bremen läuft, aber über
den Umfang lässt sich wenig sagen. Um den Schleichhandel zu
bändigen. überzieht Napoleon überzieht die Küste
jedenfalls mit einer Kette von Überwachungs-stationen, so in
Weddewarden, Lehe, Geestendorf, Dedesdorf, dann in Blexen,
Tossens, auf den Oberahneschen Fel-dern und in Heppens. Es handelt
sich mal um einfache Posten, gelegentlich auch um richtige Forts,
die bis 1811 ständig verstärkt werden. |
1806 |
Bremen:
Anfang Januar besetzen bri-tische Soldaten die Stadt. Sie ziehen
im Februar ab, doch folgt sofort ein preus-sisches Regiment als
Besatzung. Die fremden Truppen räumen Bremen am 21. Juni
1806. |
1806 |
Wangerooge:
Im Januar wird der Fried-hof vom Meer überspült und muss
verlegt werden. |
1806 |
Hannover:
Das Kurfürstentum Hannover
wird preußisch. Die englischen Truppen mit ihren
schwedischen und russischen Verbündeten ziehen ab. Die
Preußen
verstärken die Carlsburg
und bauen eine zweite Batterie auf dem linken Geeste-Ufer.
"Auch die Hannoveraner sahen die preußischen
Gäste sehr ungern, und obwohl der Graf Schulenburg ein sehr
mildes Regiment führte, wünschten sie dennoch die
Franzosen
wieder herbei." (Hermann Schröder:
Geschichte der Stadt Lehe,
1927, S. 513) |
1806,
1. 1. |
Bremen:
Gründung der Firma c. Mel-chers GmbH & Co. Das
Handelshaus hat sich auf den Warenaustausch mit Asien
spezialisiert. |
1806 |
Vegesack:
Matrosenunruhen gegen die neue Schoutordnung. Die Ordnung kann nur
wieder hergestellt werden, nachdem der Rat Bremens ein Kommando
von 88 Soldaten in den Ort entsandt hat, |
1806,
30. 10. |
Jever:
Holländische Truppen besetzen Jever. |
1806,
20. 11. |
Bremen:
Nach der Niederlage der Preußen
bei Jena
und Auerstedt
besetzt ein französisches Regiment die Stadt Bremen.
Die "Franzosenzeit"
beginnt. |
1806,
21. 11. |
Berlin:
Napoleon
verfügt von Berlin aus die Kontinentalsperre.
Damit wird jeder Handel mit den britischen Inseln untersagt.
Daraufhin annektieren die Briten
Helgoland
und bauen die Insel zu einem großen Warenlager aus, von dem
aus sie den Schmuggel mit dem Festland organisieren. Die
Wangerooger,
die in-zwischen 39 Schiffe besitzen, haben jetzt gut zu tun und
kommen zu einem gewissen Wohlstand. |
1806
- 1808 |
Abbehausen:
In der Gemeinde gibt es eine Ziegelei,
eine Kalkbrennerei und eine Töpferei, die "Säulen-Öfen"
pro-duziert. In dem Kirchspiel Esenshamm
bestehen an dem Weg nach Kleinensiel
eine Ziegelei und eine Kalkbrennerei. (Kalk wurde aus
Muschelschalen ge-wonnen, die man aus dem Watt holte. Vor der
Verwendung des Betons be-nötigte man Kalk, den man mit Zement
vermischte, in großen Mengen beim Bau). |
1806-1810 |
Neu-Augustengroden:
Mit der Eindei-chung dieses 286 ha großen Gebietes ist die
Landgewinnung in der ehemaligen Harlebucht
abgeschlossen. |
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-1807- |
1807 |
Bremen:
Die Stadt erhält nunmehr eine planmäßig
organisierte Beleuchtung, die aber erst 1812 auf den Wall
ausgedehnt wird. |
1807,
7. 7. |
Tilsit:
Friede von Tilsit
zwischen dem siegreichen Frankreich
einerseits und dem Kaiserreich Russland
sowie dem Königreich Preußen
andererseits. Der Zar tritt das Jeverland
an Holland
ab. |
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-1808- |
1808 |
Vegesack:
Der Flecken erhält einen Markt |
1808,
11. 3. |
Wangerooge:
Pünktlich zur Mittagsstun-de muss Vogt Ammann
den Inselbe-wohnern die Proklamation verlesen, wo-nach die Insel,
zusammen mit dem Je-verland,
numehr holländisch geworden sei. |
1808
|
Lehe:
Ein Flächenbrand vernichtet in-nerhalb von drei Stunden 147
Häuser. |
1808,
23. 2. |
Amsterdam:
Die Juden
in Ostfriesland
erhalten dieselben Rechte und Freiheiten wie alle anderen Bewohner
des König-reichs Holland.
Am 6. 1808 werden sämtliche Geleits, Schutz - und
Sonder-belastungen, die zahlreichen Beschrän-kungen der
Berufsausübung und der Heiratsmöglichkeiten aufgehoben.
Juden
erhalten das Recht auf den freien Erwerb von Häusern und
Grundstücken. Rokahr:
"Mit der Herrschaft König Ludwigs
begann für die ostfriesischen Juden
eine gute Zeit." (Gerd Rokahr:
Die Juden
in Esens.
1994, S.81) |
1808 |
Paris/Heppens:
Im französischen Mari-neministerium wird die Möglichkeit
ge-prüft, bei Heppens
einen Kriegshafen anzulegen. Die Pläne bleiben unaus-geführt. |
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-1809- |
1809 |
Bremen:
Zwischen Österreich und Frankreich bricht wieder Krieg aus.
Aus diesem Anlss landen die Engländer bei Cuxhaven und in der
Wesermündung bei Lehe und Geestendorf vorübergehend
umfangreiche Truppenkontingente. |
1809 |
Ovelgönne:
Bau der Kirche. Sie wird mit der Glocke ausgestattet,
die 1686 aus der Kirche von Waddens
gerettet wurde. 1810 erhält der Sakralbau eine kleine Orgel.
Das jetzige Instrument wurde 1955 von Alfred Führer
gebaut. Gottesdienst wurde in Ovelgönne
seit 1592 gehalten und zwar in einem Saal des Schlosses. |
1809,
17. 6. |
Eckwarden:
Zwei englische Kriegsschif-fe beschießen die Küste bei
Eckwarden
und landen ein Kommando von 60 Mann, die die Kirche von Eckwarden
erobern und die dort gelagerte Waren mit sich nehmen. |
1809 |
Geestendorf:
Die Engländer landen auf dem rechten Weserufer,
besetzen Geestendorf
und Lehe
und erstürmen die Carlsburg,
dann ziehen sie sich wieder zurück. |
1809,
6. 8. |
Elsfleth:
Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig
erreicht auf der Flucht von Böhmen nach Großbritannien
mit seiner Truppe Elsfleth
und schifft sich hier ein. Er entkommt den französischen
Verfolgern. An das Ereignis erinnert noch heute ein Denkmal an der
Els-flether
Kaje. |
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