Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1810-1819-

1810 Bremen: Der Rat führt die Hundesteuer ein. Von 1883 an gibt es Hundemarken.
1810-1813 Bremen. Bau der Osterholzer Heer-straße.
1810 Bremen: Die Zimmerleute streiken er-folglos für mehr Lohn und eine Ver-kürzung der Arbeitszeit.
1810 Oldenburg: Die Franzosen befestigen die Küste, vor allem um dem Schmuggel entgegen zu wirken, aber auch um die Landung britischer Truppen zu verhin-dern. Die Kette der Schanzen beginnt für den Raum an der Jade und Weser mit der Carlsburg an der Geestemünde, setzt sich dann über Blexen, Großwürden und den Oberahneschen Felder bis nach Heppens fort.
1810, 9. 7. Paris: Durch Kaiserliches Dekret annek-tiert Napoleon die Niederlande, also auch das Jeverland, für Frankreich. Daraufhin werden die holländischen Zollbeamten, die mit den Inselbewohnern oft gemeinsame Sache gemacht hatten, durch französische Beamte ersetzt. Im Sommer 1811 kommen 145 französische Soldaten auf die Insel. Sie haben die Absicht, ein Fort zu bauen, werden aber durch eine Sturmflut in ihrem Vorhaben gestört. Daraufhin richten sie sich im Turm, in der Kirche und in der Pastorei ein. Mit dem illegalen Handel ist es unter diesen Umständen erst einmal vorbei, schlimmer noch: Die Soldaten zwingen die Inselbewohner, das vergrabene Schmuggelgut herauszugeben.
1810, 26. 8. Eckwarden. Die Engländer besetzen die Insel Arngast im Jadebusen. Der Zweck der Übung bleibt unklar.
1810, 13. 12. Paris: Napoleon annektiert die gesamte deutsche Nordseeküste und einen Strei-fen Land quer durch Schleswig-Holstein bis zur Ostsee für Frankreich. Er will dadurch den Schmuggel mit den Briten auf Helgoland wirksamer unterbinden (was nicht gelingt). Die Maßnahme bedeutet für das Herzogtum Oldenburg besonders, dass hier die Gewerbe-freiheit eingeführt wird, was Herzog Peter Friedrich Ludwig nach seiner Rückkehr sofort rückgängig macht. Im übrigen wirkt sich besonders die Repression aus, die in der Endphase des "Grand Empire" immer spürbarer wird. Wegen des Krieges werden die Chancen, die sich aus der Integration in einen großen Staat hätten ergeben können, nicht spürbar. Hinzu kommen die Aushebungen für das Militär, die man in Oldenburg bis dahin nicht kannte, und die deshalb unpopulär waren, weil diejenigen, die in Spanien oder später in Russland eingesetzt wurden, kaum eine Chance auf Rückkehr hatten. Aus diesen Gründen steht die Herrschaft Napoleons in keiner guten Erinnerung, aber die Franzosen selbst sind nicht unbeliebt, zumal ihre Verwaltung korrekt ist und bisherige Ungerechtigkeiten, wie sie vor allem im Kurfürstentum Hannover üblich waren, beendet. Einen Nationalhass ge-gen sie gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er ist das Produkt der späteren deutschnationalen Propaganda.

1811-

1811 Bremen: Der Galgen bei Walle wird abgebrochen. Seit mindestens 1745 wurden hier die Übeltäter gehenkt, die man zu dieser Strafe verurteilte. West-lich davon, auf dem Stakenberg, hat man die Verurteilten geköpft.
1811 Bremen. Die Schornsteinfeger wollen die alten Zunftbräuche behalten, was unter der französischen Herrschaft aber nicht möglich ist. Diesmal bleibt es bei der Vorbereitung des Abzugs.
1811, 1. 1. Hamburg. Marschall Davoût nimmt seine Amtsgeschäfte als Generalgouverneur der Vereinigten hanseatischen Departe-ments auf, zu denen auch Bremen gehört. Er befehligt auch die 32. Militär-Division, in der die Truppen zusammen-gefasst sind, die die Küste bewachen. Davoût, Prince d’Eckmuhl und Duc d’ Auerstedt, ist einer der bedeutendsten Befehlshaber Napoleons und in seinem Charakter seinem Kaiser sehr ähnlich - also in der Erfüllung seiner Aufgaben korrekt bis zur Brutalität, aber nicht mehr.
1811, 1. 7. Hamburg. Nach einer Übergangszeit, in der noch das traditionelle Recht galt, tritt nunmehr auch in dem Gebiet der 32. Militär-Division die französische Ge-setzgebung in Kraft. Das Problem ist, dass kriegsbedingte Härten sowie schlichte Schikanen der Besat-zungsmacht die Vorteile, die die Reformen mit sich bringen, überdecken. Die Französische Recht brachte nämlich:
  • Die Gleichheit aller Untertanen des Kaisers vor dem Gesetz, also glei-che Lasten und Rechte für alle;
  • die Gewerbefreiheit, was die Emanzipation der Juden zur Folge hatte,
  • die Trennung der Justiz von der Verwaltung;
  • in den Gerichtsverfahren die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Verhandlungen sowie die Einfüh-rung eines öffentlichen Anklägers;
  • sowie eine korrekte und höfliche Verwaltung.
Das war weit mehr als die feudale Herrschaft, die die Franzosen für kurze Zeit abgelöst hatte, bieten konnte, blieb aber hinter dem eigentlichen Anspruch, der sich aus der Französischen Revo-lution ergab, weit zurück, denn demo-kratisch war das "Grand Empire" ganz sicher nicht, ebenso wenig gab es zu diesem Zeitpunkt noch eine Meinungs- und Pressefreiheit, aber das waren Er-rungenschaften, die überall in der Welt noch im Schoße der Zukunft lagen und die noch nicht ernsthaft gefordert wur-den. Dennoch gab es eine Opposition gegen die französische Besetzung (denn als eine solche wurde die Annektion in das Grand Empire empfunden). Sie grün-dete sich vor allem auf der Tatsache, dass wegen des Krieges der bremische Handel faktisch vernichtet war. Hinzu traten die finanziellen Belastungen, die möglicherweise nicht sehr hoch waren, aber unnachsichtig eingetrieben wurden. Dann war neu, dass junge Männer zum Kriegsdienst gezwungen wurden - das kannte man nicht, weshalb die Konskri-bierten nach Möglichkeit desertierten, und das mit gutem Grund. Zwar wusste man 1811 noch nichts von den Schrek-ken des Feldzuges gegen Russland, aber man erzählte sich natürlich von dem Krieg in Spanien, wo sich das ganze Volk gegen die Franzosen erhoben hatte mit der Folge, dass hier die Soldaten der Besatzungsmacht, die krank oder ver-wundet am Wege liegen geblieben wa-ren, keine Überlebenschance hatten, weil sie gnadenlos ermordet wurden. Natürlich galt auch für die französische Armee dieser Zeit: "Die längste Zeit seines Lebens // wartet der Soldat vergebens". Aber was half das dem-jenigen, der nicht das Glück hatte, in Blexen auf eine englische Landung zu warten, die nie erfolgte, und stattdessen in Richtung Madrid in Marsch gesetzt wurde? Nichts. Und dann folgte ja die Katastrophe in Russland. An dem Feld-zug nahm das 128. Linienregiment, das aus Soldaten der hanseatischen Depar-tements gebildet worden war, teil und aus ihm kehrte kaum jemand zurück. Und die Einheit war erst im Herbst 1811 gebildet worden, hat also etwa ein Jahr bestanden.
1811, 28. 2. Jever: Den Bewohnern des Jeverlandes wird bekannt gemacht, dass sie nunmehr Franzosen geworden sind.

1812-

1812, 1. 2. Bremen: Nach dem Verbot der "Bremer wöchentlichen Nachrichten" erschien in dem nunmehr französischen Bremen das "Journal du Departement des Bouches du Weser". Das offizielle Blatt der kai-serlichen Verwaltung, das aus franzö-sichen Artikeln und deren deutschen Übersetzungen bestand, erschien am 26. Oktober 1813 zum letzten Mal. Von "Pressefreiheit" konnte natürlich auch im vorrevolutionären Bremen nicht die Rede sein, so dass sich mit der Annek-tion Nordeutschlands eigentlich nur die Titel der Zeitungen veränderten. Neu war auch, dass sie zur Hälfte in Franzö—sisch geschrieben waren, was darauf-hin deutete, dass die Verwaltungsprache auch bald zur Umgangssprache werden sollte, vor allem war ungewohnt, dass numehr die Verhältnisse in allen Departements des Grand Empire unifor-miert wurden. Dass Bremen sich irgend-eine Eigentümlichkeit leistete, war nun-mehr ausgeschlossen - und das ärgerte wohl am meisten.
1812 Grohn: Die Franzosen brechen den Galgen, der auf einem Sandhügel auf dem Sonnenkamp stand, ab. Unter ihrer Herrschaft verlor die Gutsherrschaft Schönebeck, zu der auch Grohn gehörte, die "volle Gerichtsbarkeit", weswegen das Instrument überflüssig wurde. Im übrigen wurden die Opfer bei den Franzosen (wie auch später im Deut-schen Reich) geköpft und nicht aufgehängt, was man für humaner hielt. Der Galgen war zuletzt 1750 benutzt worden, als man einen Schäfer tötete, der seine Frau ermordet hatte.
1812 Atens: Johann Friedrich Müller (1784 - 1869), Holz- und Getreidehändler aus dem Kirchspiel Bockhorn, kauft das Gut Schützfeld. Er erwirbt zusätzlich im Jahre 1818 die Ziegelei in Atens und schließlich 1841 die "Friedeburg", wo er eine "Handlung" betrieb, also ein Ladengeschäft, das praktisch alles führte, was man so brauchte. Das Ereignis ist deshalb wichtig, weil sein Sohn Wilhelm Müller (1821 - 1899), der die "Friedeburg" erbte, auf der er auch wohnte, später zum Gründer der Stadt Nordenham wurde.

1813-

1813, März Bremen. Nach der verheerenden Nie-derlage des Kaisers Napoleon in Russ-land kommt es an der norddeutschen Küste, ausgehend von Hamburg, zu Auf-ständen gegen die französische Herr-schaft:
  • Hamburg, 24. Februar: In der von französischen Truppen entblößten Stadt kommt es zu ersten Unruhen und Plünderungen französischer Magazine.
  • Hamburg, 3. März: General Carra St. Cyr lässt in Hamburg sechs Bürger nach einem Standgerichtsverfahren erschießen. Die Bürger sind eingeschüchtert und bleiben ruhig.
  • Dorum, 9. März: Aufstand in Dorum gegen die Franzosen.
  • Lehe: 12. März: Im Lande Wursten kommt es zu Unruhen. In dem Flecken Lehe wird der franzö-sische Adler von den Amtsgebäu-den abgerissen. Es kommt auch hier zu Plünderungen. Französische Zollbeamten fliehen aus der Stadt.
  • Hamburg, 17. März: Der russische Oberst Tettenborn trifft in Berge-dorf ein und ein Trupp Husaren ercheinen in der Stadt Hamburg. Daraufhin löst sich die französische Verwaltung auf und die alten Sena-toren treten wieder in ihre Ämter ein. Die Franzosen unter dem Divi-sions-General Carra St. Cyr räu-men die Stadt. Tettenborn selbst erscheint am 18. März in der Han-sestadt
  • Lehe, 17. März: Die Besatzung der Carlsburg verlässt das Fort an der Geeste und übergibt die Schanze an die Aufständischen.
  • Blexen, 18. März: Die Besatzung des Forts auf dem Groden revoltiert gegen die französischen Offiziere, die daraufhin den Ort verlassen.
  • Oldenburg, 19. März: Der Unter-präfekt des Arrondissemts Olden-burg verlässt seine Residenz und zieht sich nach Bremen zurück.
  • Bremen, 20. März: Der Divisi-onsgeneral Carra St. Cyr verhängt über das Arrondissement Bremen den Ausnahmezustand, den er aber am 1. April wieder aufhebt.
  • Blexen, 25. März: Eine französi-sche "colonne mobile" erobert die Batterie auf dem Blexer Groden zurück. Die Besatzung wird gefangen genommen. Ihr Anführer, Lübbe Eylers, wird sofort erschos-sen. Zehn weitere erleiden am 26. März vor der Blexer Kirche das-selbe Schicksal. Danach ziehen sie wieder ab. Blexen ist ohne Besat-zung.
  • Lehe, 25. März: Gefecht an der Geestebrücke bei Lehe. Die Fran-zosen erobern den Flecken Lehe, der sich gegen die französische Herrschaft erhoben hatte, zurück.
  • Oldenburg: 27. März: Die französi-schen Truppen nehmen die Stadt wieder ein.
  • Bremen: 30. März: In der Hanse-stadt übernimmt der General Van-damme das Kommando. Damit betritt ein Offizier die Szene, der wegen seiner Brutalität gefürchtet ist.
  • Paris, 3. April: Der Senat des Französischen Kaiserreichs hebt in den drei norddeutschen Departe-ments die Verfassung auf.
  • Bremen, 5. April: Vier weitere Sol-daten, die in Blexen gefangen ge-nommen worden waren, werden in Bremen auf dem Waller Feld er-chossen.
  • Bremen, 9. April: Die oldenburgi-schen Beamten Albert Ludwig von Berger und Christian Daniel von Finckh werden zum Tode verurteilt und am 10. April vor dem Doventor erschossen.
  • Blexen/Lehe, 3. April: Ein briti-sches Kommando landet an der Wesermündung und demoliert in den Forts an der Geestemündung und bei Blexen, was noch irgend-wie brauchbar ist.
  • Blexen/Lehe: Die Forts der Weser-mündung werden danach erneut von den Franzosen besetzt. Sie sind deshalb wichtig, weil Davoût, der in Hamburg belagert wird, über sie seine Verbindung mit Paris aufrecht erhält.
  • Bremen, 13. April: Vandamme lässt noch fünf weitere Personen er-schießen, weil sie am 15. März die Kutsche des Präfekten Arberg angegriffen und geplündert haben sollten.
  • Bremen, 18. April: Ein Gastwirt aus Oldenburg, der sich an Plünderun-gen beteiligt haben sollte, wird ebenfalls erschossen.
  • Lilienthal, 20./21. April: In und um den Flecken kommt es zu Schieße-reien zwischen Kosaken und fran-zösischer Infanterie. Dabei schla-gen Brandkugeln in dem Ort ein, der fast völlig eingeäschert wird. Anschließend kommt es zu Plünderungen.
  • Bremen, 23. April: Der Marschall Davoût trifft in Bremen ein. Er leitet die Rückeroberung Hamburgs ein. Damit geht das Schreckens-regiment Vandammes zu Ende.
  • Hamburg, 30. Mai. Tettenborn zieht aus Hamburg ab. Die Stadt wird von Davoust zurückerobert und dann bis zum Friedensschluss er-folgreich verteidigt.
  • Boitzenburg, 9. Oktober: Der damals russische Oberst Tetten-born überschreitet mit einer zu-sammengewürfelten Truppe von etwa 1600 Mann und mit drei leichten Geschützen die Elbe.
  • Verden, 12. Okober: Oberst Tettenborn erreicht mit etwa 2000 Mann und drei leichten Geschützen die alte Bischofsstadt. Bremen wird von den Franzosen in den Verteidi-gungzustand versetzt, doch es fehlt an Männern, um die Wälle zu be-setzen.
  • Bremen: 14. Oktober: Vor dem Ostertor kommt es zu Schießereien der Besatzung (in diesem Falle handelt es es sich um Schweizer) mit den Soldaten Tettenborns. Dabei wird der französische Stadt-kommandant, Oberst Tullier, durch einen Scharfschützen getötet. Sein Nachfolger kapituliert am 15. Oktober gegen den freien Abzug der Besatzung. Tettenborn zieht am 16. Oktober feierlich in Bremen ein.
  • Bremen, 18. Oktober: Tettenborn und seine Truppe verlassen Bremen wieder.
  • Bremen: 21. Oktober: Die Franzo-sen besetzen die Stadt erneut, je-doch erhält der Kommandeur, Ge-neral Lauberdière, am 25. Oktober die Nachricht von der Niederlage Napoleons bei Leipzig, die ihn ver-anlasst, den Platz wieder zu räu-men. Bremen wird daraufhin sofort erneut von Kosaken vbesetzt.
  • Bremen, 4. November: Tettensborn ist wieder da. Die französischen Behörden werden aufgelöst und die alten Senatoren wieder in ihre Äm-ter eingesetzt. Am 6. November wird auch formell die alte Verfas-sung der Stadt wieder in Kraft gesetzt. Die Franzosenzeit war zu Ende.
  • Blexen/Lehe, 25. November: Rus-sische Soldaten landen am 24. November auf englischen Schiffen in der Wesermündung. Die Franzo-sen in den Forts von Lehe und Blexen kapitulieren am 25. No-vember kampflos und werden ab-transportiert.
  • Blexen/Lehe: 5. Dezember: Die russische Besatzungstruppe rückt ab.
Die Vorgänge an der Unterweser im Jahre 1813 waren an sich für die da-maligen politischen Vorgänge ohne größere Bedeutung, indes spielten sie im 19. und im 20. Jahrhundert in der deutschnationalen Propaganda eine große Rolle, weil man den Aufstän-dischen unterstellte, dass sie sich aus einer deutschnationalen Gesinnung he-raus gegen die französische Besatzung erhoben hatten. Das war jedoch nicht der Fall. So weit es die "niedrigen" Klassen anging, ging es darum, die faktisch unbewachten Magazine des französischen Zolls auszuplündern, wo-bei der heiß begehrte Kaffee ein wich-tiges Objekt der Begehrlichkeit war. Die Vertreter der oberen Schichten hinge-gen suchten vor allem Schaden von den Kommunen, für die sie verantwortlich waren, abzuwenden, indem sie sich der jeweiligen Situation anpassten. So weit politische Erwägungen eine Rolle spiel-ten, ging es den Aufständigen darum, die Zustände, wie sie vor der "Fran-zosenzeit" bestanden, wieder herzu-stellen. Im Land Wursten bekannte man sich also zu den Welfen und damit zu den englischen Königen. In Hamburg setzte man die alte Senatoren wieder ein, ebenso in Bremen. In Blexen, wo man derartige Loyalitäten nicht kannte, wartete man schlicht ab, wer sich in dem Durcheinander durchsetzen würde. Der deutsche Nationalismus als Handlungs-motiv der Massen entwickelte sich auf Grund der Propaganda-Tätigkeit der Lehrer und der Pastoren erst im Laufe des 19. Jahrhunderts.
1813, 16. 10. Bremen: In der Stadt werden einige Stücke der "Zeitung aus dem Feld-lager" gedruckt. Das war eine "Front-zeitung", die für die kämpfende Truppe bestimmt war und, entsprechend dem Frontverlauf, an verschiedenen Orten hergestellt wurde. Die 8. (von insgesamt 16 Nummern) wurde in der Hansestadt gedruckt.
1813-1815 Burg: Bau einer Holzbrücke über die Lesum. Sie wird 1892/93 durch eine Eisenbrücke ersetzt.
1813, 1. 12. Berlin: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen garantiert in einem Brief an Wilhelm v. Humboldt die Selbständigkeit Bremens. Am 8. 1. 1814 schließen sich Österreich und Russland dieser Haltung an. Damit ist die Souveränität der Han-sestadt faktisch gesichert. Die rechtliche Anerkennung folgte am 9. 6. 1815 mit der Annahme der Bundesakte für den Deutschen Bund auf dem Wiener Kon-gress.
1813 Wangerooge: Nach einem überaus har-ten Winter, in dem sich das Eis so hoch türmte, dass acht Wochen lang kein Boot zum Festland (geschweige denn nach Helgoland) kommen konnte, räumen die französischen Soldaten die Insel. Sie ha-ben sich zuletzt sehr unbeliebt gemacht, weil sie Nahrungsmittel von den Ein-wohnern erpressten - schließlich be-saßen sie Waffen und die Wangerooger nicht. Nun waren sie also fort und die Inselbewohner benutzen, wie andern Orts auch, die Gelegenheit, um das Pro-viantlager im Kirchturm aufzubrechen und zu plündern. Zwar kehren die Fran-zosen auch hier noch einmal zurück. Sie greifen sich zwei Wangerooger, Tiark Tannen und Hanke Janssen Hanken, sperren sie in den Turm ein und drohen, das Bauwerk zu sprengen, wenn die Gefangenen nicht die Verstecke der letzten englischen Waren verrieten, was sie offenbar auch tun. Ende April werden die Gefangenen auf das Festland ge-bracht und am 2. Juli 1813 erschossen, weil sie angeblich die Anstifter des Aufruhrs gewesen seien, bei dem das Munitions- und Lebensmittellager der Franzosen geplündert worden war. Auf Wangerooge war die Franzosenzeit in-zwischen zu Ende gegangen, denn in der Nacht vom auf den 5. April war der Kommandant der Insel, Lieutenant Pierre Duchon mit seiner Frau, auf einem Boot nach Helgoland geflohen. Wangerooge untersteht von nun an wieder formal dem russischen faktisch der oldenbur-gischen Regierung.
1813, 1. 11. Jever: Kosacken besetzen die Stadt. Jever ist damit formal wieder russisch, aber Zar Alexander I. überträgt dem Herzog Peter Friedrich Ludwig die Verwaltung und Nutznießung der Herr-schaft. Am 18. April 1818 tritt der Zar die Herrschaft Jever auch formell an den Herzog von Oldenburg ab, aber bis zu ihrer Absetzung führen die Zaren von ganz Russland und Großfürsten von Finnland weiter den Titel eines "Herrn von Jever".

-1814-

1814 Bremen: Das Bischofstor wird einge-richtet. Als "Bischofsnadel" 1274 er-wähnt, dann aber im Jahre 1522 ge-sperrt, weil der Wall aufgeschüttet wurde.
1814, 13. 8. Bremen. Der Senat hebt die Eman-zipation der Juden auf. Sie erhalten nur eine Aufenthaltserlaubsnis für sechs Jahre.
1814, 22. 3. Vegesack: Jürgen Sager erwirbt die Nutzungsrechte an dem Grundstück von der Witwe des Schiffbauers Peter Jantzen (der am 1. Juli 1813 gestorben war) und beginnt hier mit dem Schiffbau. Am 6. September 1815 läuft die Galiot "Eduard" als erster Neubau vom Sta-pel. Insgesamt baut die Firma 69 Schiffe, das letzte 1869. Danach beendet die Werft ihre Tätigkeit.
1814 - 1822 Sande: Katharinengroden am Schwarzen Brack eingedeicht. eingedeicht
1814 Oldenburg: Nach seiner Rückkehr aus dem russischen Exil macht Herzog Peter Friedrich Ludwig alle Maßnahmen der französischen Regierung rückgängig - nur die Leibeigenschaft wird nicht wieder eingeführt, aber sie hat es in der Marsch eh nie gegeben und war im Nie-derstift Vechta selten. Da auch die fran-zösischen Verwaltungseinheiten, die oh-ne Rücksicht auf dynastische Traditi-onen gebildet worden waren, nicht auf-recht erhalten werden konnten und soll-ten, erlässt der Landesherr am 26. September 1814 eine Verwaltungs-reform, wie wir sagen würden, die das Land in Kreise, Ämter und Kirchspiele gliedert. Zum Kreis Ovelgönne gehören die Ämter Rodenkirchen, Abbehausen, Burhave und Schwei. Bis zur franzö-sischen Besetzung bestand die Vogtei Blexen aus den Kirchspielen Blexen und Atens. Diese Einheit wird nunmehr auf-gesprengt und führt zu einer zuneh-menden emotionalen Entfremdung zwi-schen den beiden Orten, bis 1933 mit einer neuerlichen und nunmehr letzten oldenburgischen Verwaltungsreform der Zustand, wie er bis 1810 gegeben war, wieder eingeführt wird, nur dass die Gemeinde jetzt nicht Blexen, sondern Nordenham heißt - ein schöner Beweis dafür, dass in der Marsch, die bis in unsere Tage beständig neu kolonisiert wurde, Traditionen nichts gelten. Genau genommen war es schon falsch, die neue Industrieansiedlung "Nordenham" zu nennen, denn das war ursprünglich nur ein Hof in der Gemeinde Atens und dazu nicht einmal ein sehr alter, aber das wussten die Menschen, die 1908 hier wohnten, längst nicht mehr. Sie bezeich-neten sich als "Nordenhamer" und nannten konsequenterweise ihre Stadt deshalb "Nordenham", und dieser Vorgang wiederholte sich 1933, als man den traditionellen Namen "Blexen" fallen ließ und der ganze Kommune nunmehr den neuen Namen gab.
1814 Wangerooge: Ab Oktober brennt wieder das Feuer auf der Insel , das den Schif-fern als Seezeichen dient. Der Turm wird aus diesem Anlass von 44 auf 62 Fuß (etwa 20 Meter) erhöht.

1815-

1815 Wien. Durch die Bundesakte wird das Verbot der Auswanderung aufgehoben. Diese Vorschrift hat für Bremen zu-nächst keine Bedeutung, wird aber zwanzig Jahre später die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg der Freien hansestadt im 19. Jahrhndert.
1815, 1. 10. Bremen: Die "Bremer Zeitung" er-scheint.
1815, 7. 4. Bremen. Der Kaufmann Carl Heinrich Schünemann erhält eine Konzession für den Betrieb einer Druckerei. 1817 be-treibt er auch einen Buchverlag. Seit 1833 erscheinen indem Hause die "Bremer Wöchentlichen Nachrichten", die ab 1854 unter dem Namen "Bremer Nachrichten" täglich erscheinen. Die Zeitung blieb 1974 selbständig und wur-de dann an den Weser-Kurier verkauft.
1815 Bremen: Gründung der Singakademie in Bremen. Sie ging 1892 im Philharmoni-schen Chor auf.
1815 7. 10. Kniphausen: Graf Wilhelm Gustav Fried-rich von Bentinck besetzt die Burg Kniphausen, muss aber fliehen, weil dreißig oldenburgische Dragoner nahen, um ihn zu vertreiben.
1815 Wangerooge: Der "Westturm", der von den Franzosen als Wachstube und Ge-fängnis genutzt worden war, wird reno-viert. Auch der Kirchenraum wird er-neuert. Im Jahre 1816 schenkt der Her-zog der Insel eine neue Orgel. Im Jahre 1828 bewilligt die Landesregierung 150 Taler für ein neues Instrument. Das Geschenk des Herzogs kann also nicht viel getaugt haben.
1815-1816 Wittmund: Bau der Syngoge. Das Gebäu-de wurde von der israelitischen Gemein-de zum 1. Juli 1938 an den Kaufmann Enno Cornelius verkauft und sofort abge-brochen. Das "Jeversche Wo-chenblatt" höhnte aus diesem Anlass: "Damit wird ein langersehnter Wunsch über die Zukunft dieses unansehnlichen Gebäudes, welches zudem auch noch außerhalb der Front steht, erfüllt wer-den. Hoffentlich wird nun auch alsbald der uralte Judenfriedhof von der Juden-gemeinde aufgegeben und dieser unan-sehnliche Platz an der Finkenburgstr. für eine zweckvollere Verwendung freige-geben. Denn jetzt ist dieser Platz nur ein großer Unkrautgarten, genau sowie die Juden für unser Volk das größte Unkraut waren." (Heimatkundliche Blatter, 1. 2002, S. 10) Noch gab es Juden im Deutschen Reich, aber der Berichter-statter schreibt, dass die Juden Unkraut waren - so als ob sie schon nicht mehr existierten. Sage mir noch jemand, dass man nicht wusste, was das Ziel des Ju-denpogroms damals war: die freudsche Fehlleistung verrät die tiefsten Hoffnun-gen des Autors.

1816-

1816, 25. 3. Bremen: Das Senatswahlgesetz tritt in Kraft. Damit hat Bremen die erste neue Verfassung nach dem Ende der Franzosenzeit.
1816 Bremen: Für Hermann v. Kapff, der als Soldat der Hanseatischen Legion am 15. Juni 1816 bei Ligny gefallen war, wird in Bremen ein Denkmal errichtet, das zunächst auf einem Bauernhof in Ober-neuland stand, dann seit 1860 im Vorhof des Herdenthorskirchhofs aufgestellt war und schließlich 1923 beim Bau des Postamts 5 noch einmal versetzt wurde. Es ist heute verschollen. Es eröffnet die lange Reihe von Kriegerdenkmälern, die immer mehr Toten gewidmet waren.
1816-1819 Horn: Bau der Chaussee von Bremen nach Horn. Da das Dorf jetzt leichter zugänglich ist, siedeln sich in dem Ort wohlhabende Bremer Kaufleute an, die gleichzeitig Handwerker und Höker nach sich ziehen.
1816, 19. 8. Elsfleth: Gründung der Elsflether Lotsen-Gesellschaft
1816 Wangerooge: Die Austernbänke, die 1784 durch Frost zugrunde gegangen und dann nicht wieder erneuert worden waren, werden neu angelegt.
1816 Wangerland: Nach einem Brand wird die Stumpenser Mühle wieder aufgebaut. Es handelt sich um einen Galerie-Holländer.

1817-

1817 Bremen: Drei bremische Schiffe laufen nach Brasilien aus. Damit beginnt erneut der Handel mit Amerika, jedoch vorerst auf niedrigem Niveau, weil Deutschland von billigen britischen Produkten über-schwemmt wird. Es fehlt also an Fracht, die bremische Schiffe transportieren können, so dass die amerikanische Flagge auf der Weser die Szene be-herrscht.
1817 Bremen: Das Haus der Museumsge-sellschaft wird mit einer Gasflamme erleuchtet. Damit zieht diese neue Energiequelle in die Stadt ein!
1817 Bremen: Der noch aus dem Mittelalter stammende Torfgraben wird nunmehr (bis 1826) erweitert und auf ein bzw. zwei Meter Tiefe gebracht. Er heißt nunmehr Neuer Torfkanal. Er ist wichtig, weil auf ihm das in den Mooren rund um Bremen gewonnene Brennmaterial in die Stadt gebracht wird. Die kleine Was-serstraße entwickelt sich zu einem rich-tigen Verkehrssystem, wobei der Neue Torfkanal 1865 eine Schleuse erhält. Bis dahin mussten die Torfkähne bei Munthe über den Deich gezerrt werden, was bei den kleinen Booten, die bis dahin üblich waren, noch geschehen konnte, später aber nicht mehr. 1869 kam der Semkenfahrts-Kanal hinzu, dann der Kleine Schiffahrtskanal und schließlich die kleine Wümme. Der Torf wurde ab 1873 an der Bürgerweide ausgeladen, von wo aus die Schienen des Hannoverschen Bahnhofs leicht zu erreichen waren. So konnten auch Kunden außerhalb Bremens mit dem Brennstoff versorgt werden. Die Hafen-anlagen, die damals gebaut wurden, sind heute noch in Resten zu sehen.
1817 Lehe: Die Regierung in Hannover kauft rings um die Carlsburg an der Geeste-mündung Ländereien, um hier einen Ha-fen anzulegen. Es wird ein Deich aufge-schüttet, ein Hafenhaus errichtet, aus-serdem werden ab 1818 Duckdalben in die Geeste gerammt. Es entsteht also eine Anlegestelle, die auch von einigen Schiffen genutzt wird. Pläne, an der Geestemündung oder am Leher Weser-ufer einen Hafen vorzuhalten, werden von der Regierung in Hannover seit 1800 gewälzt, schließlich aber aufge-geben, weil man meint, dass man ohne die Hilfe der bremischen Kaufleute die notwendigen Handelsbeziehungen nicht aufbauen könne.
1817 Bremen: Der Handel Bremens blüht nach dem Ende der Kontinentalsperre auf, leidet aber darunter, dass die Seeschiffe den Hafen der Hansestadt nicht mehr anlaufen können, da die Weser zu flach ist. Zwar versucht man von 1817 - 1827 durch Schlengen den Strom zu verengen und damit schneller zu machen, aber das Ergebnis solcher Massnahmen ist unbefriedigend. Es blei-ben nur zwei Auswege: Zum einen die Vertiefung des Weser-Fahrwassers und daneben die Gründung eines neuen Bremer Hafens an der Wesermündung. Beide Möglichkeiten wurden diskutiert, aber zuerst versuchte man es mit einer Vertiefung der Weser. Das führt zu einem ersten Unternehmen dieser Art, indem die Stadt einen Bagger in Auftrag gibt, dessen Schaufeln mit einem Tretrad betrieben wurden. Damit sollte die Weser vertieft werden. Der Versuch scheitert. Damit kam die andere Lösug stärker in den Blick, nämlich die Gründung eines neuen Bremer Hafens weiter weserabwärts. Man behalf sich aber zunächst dadurch, dass man weiter weserabwärts die Seeschiffe leichterte und die Güter dann mit flachgehenden Kähnen nach Bremen schaffte. Das ge-schah jetzt in zunehmendem Masse in Brake, das aber zum Herzogtum Olden-burg gehörte. Der dort regierende Herzog Peter Friedrich Ludwig begriff bedauerlicherweise nicht die Chance, die sich ihm durch die Zusammenarbeit mit dem bremischen Kapital bot. Er suchte stattdessen den Konflikt und so entstand der neue Bremer Hafen an der Geeste und nicht, wie es vernünftigerweise von Fachleuten empfohlen worden war, an dem Blexer Weserufer.
1817 Varel: Das Schloss in Varel wird durch einen weiteren Brand erneut beschädigt..
1817, 31. 10. Vegesack: Am 300. Jahrestag der Reformation vereinigten sich in Vege-sack Lutheraner und Reformierte zu einer einzigen Kirchengemeinde. Bislang waren die Vegesacker nach Blumenthal eingepfarrt, dabei hatte es immer wie-der Schwierigkeiten gegeben, weil Ve-gesack mal nach Bremen gehörte, wo der Calivinismus vorherrschte, mal nach Hannover, wo die Lehre Luthers ver-bindlich war. Es gab also an dem Ort Lutheraner und Calvinisten, die sich hier, wie überall auch, feindlich gegen-über standen. Da keine Gruppe in der Lage war, einen eigenen Pfarrer zu besolden, man aber das Bedürfnis hatte, eine Kirche am Ort zu haben, entschied der Senat in Bremen, eine solche zwar zu bauen, dort aber abwechselnd je einen Lutheraner und dann einen Calvi-nisten amtieren zu lassen. Diese Rege-lung geriet aber bald in Vergessenheit. Und so vereinigte man sich hier im Geiste Einer Kirche, "deren unerschüt-terlicher Grundpfeiler Einheit im Geiste und stets vereinigtes Streben nach je-dem Guten ist", so steht es in der Stif-tungsurkunde. (Die Gründung dieser Kirchengemeinde scheint mir deshalb ein besonderes Ereignis zu sein, weil hier die Vereinigung der Lutheraner mit reformierten Christen nicht, wie in Preußen, auf Befehl des Königs erfolgte, sondern weil es die Gemeindeglieder so wollten. Sie setzten sich damit über die enormen dogmatischen wie auch ekkle-siologischen Gegensätze, die nun einmal zwischen Luther und Calvin aufgebro-chen waren, mit kühnem Schwung hin-weg. Diese Operation setzt natürlich den Pietismus voraus, der auf die "Liebe zu Christus" abhob und damit die Dogmen relativierte. In Vegesack ging man aber noch einen Schritt weiter, indem man die "Erlösung durch Befreiung Christus" nicht mehr zum Zentrum des eigenen Bekenntnisses machte, sondern das Streben nach dem Guten. Was das nun konkret sein mochte, war natürlich Sache mehr oder minder freischweben-der Interpretationen, die man dann nachträglich durch passende Bibelzitate abstützte. Die christliche Religion war damit zu einer Moral degeneriert, die durch den gesellschaftlichen Konsens legitimiert wurde, nicht mehr durch die göttliche Offenbarung - ein Vorgang, der dann im 20. Jahrhundert durch Karl Barth kritisiert und bis zu einem gewissen Grade auch korrigiert wurde.
1817, 6. 5. Vegesack: Die "Weser" legt in Bremen zu ihrer ersten Fahrt auf der Weser ab. Damit beginnt die Dampfschifffahrt auf dem Strom - eine neue Epoche in der Geschichte der Hansestadt. Die "We-ser" bediente zunächst die Linie Bre-men - Elsfleth - Brake und fuhr von 1828 an bis Bremerhaven, wobei das Boot sechs Passagiere mitnehmen konn-te. Die "Weser" war das erste Dampf-schiff auf der Weser. Sie war auf der Werft Johann Lange in Vegesack gebaut worden. Sie wurde 1833 außer Dienst gestellt. Im Jahre 1818 setzt Schröder ein zweites Dampfboot ein, die "Herzog von Cumberland", die aber seit 1820 nicht mehr erwähnt wird. Ihr Schicksal ist unbekannt.

1818-

1818, 1. 8. Hamburg/Bremen: Handelsvertrag zwi-schen den Hansestädten Bremen und Hamburg und den USA
1818 Bremen: Der "Oberländische Hafen" wird eröffnet. Er dient als Liegeplatz für die Binnenschiffer, wenn der Eisgang sie zu einer Ruhepause zwang, die damals ein halbes Jahr dauern konnte. Das Ha-fenbecken wird von 1901-1905 zuge-schüttet.
1818 Bremen: Die Hansestadt legt östlich der Melllumplate ein "Leuchtschiff" aus.
1818 Bremen: Zwischen dem Alten Wall und dem damaligen Oberländischen Hafen (Oberweser-Hafen) wird eine Fähre ein-gerichtet. Als die Hafenanlagen 1903 zugeschüttet wurden, diente das Ruder-boot weiter dem Zubringer-Verkehr für die Badeanstalten am Sielwall (Wolter-sche Flussbadenanstalt bis 1929 und Badeanstalt am Oberweser-Hafen ab 1925 sowie zum Brettmannschen Frei-bad). Der Betrieb wurde Ende 1948 eingestellt.
1818, 16. 10. Bremen: Die "Bürgerschaft" erklärt: "Es können unter keinerlei Art von Be-dingungen Juden aufgenommen wer-den." Das sei als Beispiel für eine Politik zitiert, die darauf abzielte, Juden, die 1811 durch das französische Recht emanzipiert worden waren, aus der Stadt zu drängen, was im Einzelnen nicht so einfach war. Schwarzwälder stellt jedoch ausdrücklich fest: "Die bremische Poli-tik war judenfeindlich". Und weiter unten: "Es gab ... keine politisch einflussreiche Gruppe, die sich in Bre-men für die Juden eingesetzt hätte." (Schwarzwälder: Geschichte der freien Hansestadt Bremen, II. Band, 1976, S. 99)
1818, 19. 7. Geestendorf. Die königliche Regierung in Hannover genehmigt die Gründung eines Nothafens in der Geestemündung. Das führt 1821 dazu, dass hier ein Lösch-platz entsteht. Damit ist der Grundstein für die künftige Stadt Geestemünde ge-legt.
1818 Varel: "Der Gemeinnützige" - die Vareler Zeitung bis heute (wenn auch als Teil der Nordwest-Zeitung) - gegrün-det.
1818-1820 Sande: Adelheids Groden am Jadebusen eingedeicht

1819-

1819 Bremen: Die Segler "Ladoga" und "Ganges" bringen aus Ostasien Kaffee, Farbholz, Ochsenhäute, Hörner, Indigo, Nelken und Muskat. Damit ist der Handel vor allem mit Japan und China wieder eröffnet.
1819 Brake: Die Braker Kaje wird gebaut und der Sielhafen erweitert.
1819 Großensiel: Theile Müller aus Bockhorn erwirbt den Besitz des Kaufmanns Mommsen in Großensiel und pachtet darüber hinaus das Gut Königsfeld, wo er eine "Käserei" einrichtet. Das ist der erste Versuch in der Wesermarsch, Milch industriell zu verwerten, der aber misslingt, weil die dazu nötigen Maschinen noch nicht zur Verfügung stehen.
1819 Brake: Das Außentief des Braker Siels wird zum Hafen ausgebaut. Später entsteht daraus der Braker Binnenhafen.
1819 Wangerooge: Die oldenburgische Regie-rung beginnt damit, die Insel für den Fremdenverkehr zu erschließen. Sie lässt ein Logierhaus mit elf Zimmern bauen, dazu wird die Vogtei durch einen Anbau zu einem Konversationshaus umgewandelt. In der Zerbster Kaserne bringt man ein Badeanstalt unter, dazu richten sich hier ein Badearzt und ein Apotheker ein. Man beginnt auch mit der Werbung für das Seebad - mit Erfolg, denn schon 1821 wird das Konversa-tionshaus um drei Zimmer und einen Saal erweitert. In der Badeanstalt kann man sich nunmehr in Seewasser aalen, das durch Hanf-Schläuche in ein Bassin und von dort in das Bad gepumpt wird. 1823 erhält die Insel dann ein neues Badehaus.
1819 Thunum: Am Weg von Esens nach Folstenhausen stand die "Post’sche Mühle’. Sie war ein einstöckiger Gale-rie-Holländer, der mit Stroh gedeckt war. Im Jahre 1914 brannten Wohnhaus und Schuppen neben der Mühle aus, sie selbst aber blieb stehen. Dafür gab es aber im Ersten Weltkrieg kein Korn mehr, das man hätte mahlen können. Sie wurde also stillgelegt und kam nie wie-der recht in Gang. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von einer Bombe getroffen und der Rest 1965 abgebrochen
1819, 11. 8. Aurich: In Ostfriesland werden die Zünfte wieder hergestellt, wobei verfügt wurde, dass Juden nicht in sie aufge-nommen werden durften. Damit beginnt eine Politik der Regierung in Hannover, die darauf abzielt, die Juden erneut zu diskriminiereen, also von bestimmten Berufen auszuschließen, sie aus öffent-lichen Ämtern fernzuhalten und beson-deren finanziellen Belastungen zu unter-werfen, all dies mit dem Ziel, ihre Zahl zu vermindern. Im Jahre 1828 lebten in Esens 117 Juden. Sie waren als Händler und Schlachter tätig, aber es gab auch einen jüdischen Glaser, eine Lohgerber, einen Lichterzieher und einen Lederfa-brikanten.