Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1860-1864-

1860 Bremen: Gründung des Allgemeinen Turn- und Sportvereins Bremen. Spä-tere Namen: Bremer Sport-Club, Bre-mer Sportfreunde und Allgemeiner Bre-mer Turn- und Sportverein. Der Verein besteht noch.
1860 Bremen. Gründung der Neuen Lieder-tafel "Union".
1860, 1. 2. Bremen: Eröffnung der inner-bremi-schen Bahn, die den Hafen an das allge-meine Schienennetz anschließt. Der We-serbahnhof war bereits 1857-59 von Schröder und Klingenberg erbaut wor-den, wurde jedoch, nachdem er 1881 durch Hochwasser beschädigt worden war, verkleinert.
1860, 30. 4. Bremen: Der Senat hebt in der bremischen Kirche den Parochialzwang auf, nach dem bislang jeder Bremer der Kirchengemeinde angehören musste, in deren Bezirk er wohnte. Nunmehr stand es jedem frei, sich die Gemeinde zu wählen, der er angehören wollte. Da es in der Stadt keine allgemeine Kirchen-ordnung gab, durch die das gemeinsame Bekenntnis festgelegt war, gewannen die einzelnen Pfarreien auch in dogma-tischen Fragen eine große Selbständig-keit, zumal der Senat im allgemeinen seine Aufsicht sehr lax ausübte. So wie-gerte er sich beispielsweise, als Dr. Mo-ritz Schwalb, der 1867 zum Pfarrer an St. Martini gewählt worden war, die Göttlichkeit Jesu leugnete, in den nun-mehr ausbrechenden theologischen Dis-put mit disziplinarischen Mitteln ein-zugreifen.
1860, 7. Mai Bremen: der Senat veröffentlicht eine Kirchenordnung für die Landgemeinden.
1860, 5. 11. Bremen: In der oberen Rathaushalle wird das von Carl Steinhäuser gefertigte Denkmal auf den Bürgermeister Johann Smidt (1773-1857) enthüllt.
1860 Burglesum: Der Kaufmann Ludwig Knoop erwirbt das Gut Mühlenfeld in St. Magnus. Das Haus wird 1933 abgeris-sen, aber 1938 erwirbt die Gemeinde Lesum den Park und lässt einen Teil als öffentliche Anlage ausgestalten, der 1939 eröffnet und 1979 erweitert wird.
1860 Vegesack: Der Navigationslehrer Adolph Bermpohl und der Rechtsanwalt C. Kuhl-mann aus Vegesack rufen zur Gründung von Rettungsstationen aus, die dazu dienen sollen, gestrandeten Schiffen zu helfen. Anlass ist der Untergang der Brigg "Alliance" vor Borkum im Sep-tember 1860. Daraufhin entstehen meh-rere lokale Rettungsvereine, die 1865 von Dr. Erved Emminghaus in Bremen zur "Deutschen Gesellschaft zur Ret-tung Schiffbrüchiger" zusammengefasst werden.
1860, 29. 12. Bremen: Die Bürgerschaft beschließt, in der Hansestadt die Gewerbefreiheit ein-zuführen.
1860 Bremerhaven: Gründung der Baufirma Gustav W. Rogge.
1860, 1. 11. Geestemünde. Gewerbeschule für Gees-temünde und Geestendorf eröffnet.
1860 Geestemünde. Geestemünder-Geesten-dorfer Gewerbe-Verein gegründet
1860 Geestendorf. Bau der Chaussee von Geestendorf nach Schiffdorf.
1860 Lehe. In dem Ort besteht ein Arbeiter-verein, der noch in den Jahren 1866 und 1867 tätig sind.
1860, 25. 9. Esens: Im Hause des Schusters Janssen an der Heerdestraße bricht ein Brand aus, der 109 Häuser und Scheunen in der Stadt, darunter das Waisenhaus, vernichtete. Ein Teil der Häuser wurde nicht wieder aufgebaut, stattdessen ließ man Raum für den "Schafmarkt".
1860 Oldenburg: Durch Gesetz vom 16. Juni wird die Gemeinde Wangerooge aufge-hoben. Die Insel wird als Bauernschaft der Gemeinde Minsen zugeteilt. Ander-erseits beschließt die Regierung bereits am 27. Mai 1860, den Wangeroogern zu gestatten, sich im Osten der Inseln bei dem neuen Leuchtturm neu anzusiedeln. Diese Entscheidung wird den Wange-roogern aber erst im Herbst bekannt gegeben, nachdem eine weitere Flut am 3. Oktober 1860 den Westturm so schwer beschädigt hat, dass man bei Ebbe Kanzel, Altar und Orgel aus dem Kirchraum herausholt. Gottesdienst hält man von jetzt an im Billardzimmer der alten Vogtei. Im Jahre 1861 hat Wanger-ooge noch 84 Einwohner und 19 Häuser. Auf der Insel sind nur noch zwei Schiffe beheimatet. Im übrigen geht der Abbruch weiter: Am 25. Dezember 1862 flutet das Wasser durch das alte Dorf. Die Außenwände der alten Vogtei stürzen ein. Im Januar 1863 gehen weitere fünf Häuser unter, aber dafür beginnt nunmehr der Umzug in das neue Ostdorf. Die Geschichte von Alt-Wangerooge ist damit abgeschlossen.

-1861-

1861 Bremen: Das "Buntetor", früher Südertor genannt, wird abgebrochen.
1861, 8. 8. Bremen. Der Norddeutsche Lloyd eröffnet eine Dampffährverbindung von Bremen über Nordenhamm nach Geestemünde, wobei die Schiffe nach Bedarf auch in Blexen anlegen.
1861, 13. 7. Bremen: Gründung des "Vereins für bremische Geschichte und Altertümer". Seit 1871 "Historische Gesellschaft". Seit 1863 erscheint das "Bremische Jahrbuch".
1861 Bremen: Der Dobbengraben wird kanalisiert und zur Straße ausgebaut.
1861 Bremen. Gründung der Gewerbe- und Industrievereins
1861, 4. 4. Bremen: In der Hansestadt wird die Gewerbefreiheit eingeführt. Damit konn-te sich jeder Bremer Bürger, wenn er den Bürgereid geleistet hatte und in die Liste der Meister des betreffenden Handwerks eingetragen war, als selbständiger Handwerker niederlassen. In Bremen gab es 1850 33 "Ämter" und 10 "Sozietäten", die nicht alle Rechte eines Amtes hatten, dazu viele weitere Gewerbe, die nicht in Zwangskartellen organisiert waren, so die Konditoren, Köche, Tapezierer und dergleichen mehr. In Bremerhaven war der Zunftzwang nie eingeführt worden. In der Bürgerschaft hatte die Minderheit argumentiert, dass die Einführung der Gewerbefreiheit den Untergang des Mittelstandes mit sich bringen werde. Das ist nicht eingetreten, aber ebenso wenig ein deutlicher Aufschwung. Die Wirtschaft in Bremen litt zwar, aber die Gründe lagen mehr darin, dass das Absatzgebiet klein war und dass die Handwerker durch die Zollgrenzen daran gehindert wurden, ihre Dienste und Waren im Umland anzubieten. Die lang-fristigen Konsequenzen der Gewerbe-freiheit waren freilich enorm.
1861-1862 Bremen: Der Architekt Simon Looschen baut die Jakobi-Halle, in die er die Reste der mittelalterlichen Jakobi-Kirche ein-bezieht. 1220 hatte Gerhard von der Kämenade eine Jakobi-Kapelle gestiftet. Im 13. Jahrhundert entstand ein Neubau, der aber nach der Reformation als Kir-che aufgegeben wurde. Stattdessen nutzten die Schmiede das Gebäude als Amtshaus. 1650 wurde der Turm abge-tragen und 1697 das Kirchensschiff ab-gerissen, so dass nur der Chor übrig blieb, der nun von Looschen genutzt wurde. Im Jahre 1944 wurde das Haus durch Bomben beschädigt und 1960 vol-lends zerstört.
1861 Bremerhaven. Das Königreich Hannover tritt weitere 21 Hektar Land an die freie und Hansestadt Bremen ab.
1861 Bremerhaven: Der Norddeutsche Lloyd eröffnet eine Fährverbindung zwischen Bremerhaven und Nordenhamm mit einem Bedarfsanlegeplatz in Blexen. Damit hat die alte Fährschlenge, die inzwischen so gut wie unbenutzbar ge-worden war, ausgedient.
1861 Bremerhaven/Geestemünde. Aus den USA trifft die erste Petroleum-Lieferung aus den USA ein. Dort hatte man das Erdöl 1859 entdeckt. Es wird zuerst ein-gesetzt, um Räume abends zu beleuch-ten. Es ersetzte also die bis dahin übli-chen Kerzen. Petroleum wurde zuerst in Fässern transportiert.
1861 Vegesack. Gründung des Vegesacker Turnvereins. Er erhält am 14. September 1986 als Auszeichnug den "Walter-Kolb-Schild"
1861 Vegesack: Gründung der "Höheren Bürgerschule". Aus dem Insitut ging 1882 das Realgymnasium hervor. Sie wurde 1938 nach dem aus Vegesack stammenden Afrika-Forscher "Ger-hard-Rohlfs-Schule" benannt. Für Mädchen gab es seit 1865 ein Lyceum, das 1901 als "Städtische Höhere Mäd-chenschule" von der Stadt Vegesack übernommen wurde.
1861-1862 Geestemünde: Bau der Drehbrücke über dem Hauptkanal.
1861 Wulsdorf. Gründung des Schützenvereins und des Turnvereins.
1861 Blexen. Das Fährmonopol, das mit dem Eigentum des Fährhauses in der Dorfmitte verbunden ist, fällt. Damit darf jeder, der möchte, Personen und Güter gegen Entgelt über die Weser transportieren. Das Monopol hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten geführt, weil sich Bootsbesitzer immer wieder dabei ertappen ließen, dass sie Personen - die natürlich alles gute Freunde und Nachbarn waren und für die Gefälligkeit nichts bezahlt hatten - nach guntsiet befördert hatten. Das war nun vorbei.
1861 Abbehausen: Turnverein gegründet. 1862 folgten die Turnvereine in Stoll-hamm und Burhave,
1861 - 1862 Fedderwardersiel: Bau der Chaussee von Popkenhöge nach Fedderwardersiel.
1861 Rodenkirchen: Bau der Hartwarder Mühle. Es handelt sich um einen Gale-rie-Holländer, der bereits 1897 durch eine Dampfmaschine unterstützt wird. Nach 1912 wird ein Motor eingebaut. Im Jahre 1930 fehlt bereits ein Flügelpaar. Das zweite wird 1932 abgenommen.
1861 - 1862 Brake. Bau der Braker Stadtkirche. Das Gebäude wird am 2. Dezember 1862 eingeweiht. Die Kirche erhält 1865 eine Orgel (1959 durch Führer renoviert) und 1874 eine Uhr.
1861-1871 Varel: Die Reste des Schlosses werden abgebrochen. Das Kavaliershaus fällt 1935 der Spitzhacke zum Opfer.
1861 Wilhelmshaven: Gründung des "Will-helmshavener Wehrvereins". Später ist daraus der Schützenverein Wilhelms-havens hervorgegangen. Mit dieser ersten Vereinsgründung beginnt sozu-sagen des zivile Leben am Ort.
1861 Oldenburg. Im Großherzogtum wird end-lich die Gewerbefreiheit eingeführt. Die Gewerbefreiheit war eine der großen Errungenschaften der Französischen Revolution, die 1811 bereits durch die Franzosen eingeführt worden, aber dann von Herzog Peter Friedrich Ludwig zu-rückgenommen wurde mit der Folge, dass sich das Land nicht so entwickelte, wie es hätte geschehen können. Auch in den folgenden Jahrzehnten versuchte die oldenburgische Regierung, die Industrie aus dem Lande möglichst fernzuhalten bzw. sie auf Randbezirke, wie Delmen-horst, zu beschränken. Erst unter dem letzten Großherzog, Friedrich August setzte eine aktive Industrie-Politik ein, wovon besonders Nordenham profitierte.

-1862-

1862 Bremen. Gründung der Historischen Ge-sellschaft Bremens.
1862 Bremen: Gründung der Bremer Hypo-thekenbank. Sie besteht noch 1962.
1862, 23. 1. Bremen: Eröffnung der Eisenbahnlinie Bremen-Geestemünde. Die Hafenanla-gen in Bremerhaven erhalten Gleisan-schluss.
1862 Bremen. Gründung der Schule Burg-damm
1862-1863 Hastedt: Das Dorf erhält eine neue Kirche im neugotischen Stil. 1926 von Walter Grönig umgebaut. 1961 renoviert.
1862, 8. 12. Vegesack: Die Stadt erhält einen Bah-nanschluss nach Bremen. Der Bahnhof hieß "Grohn-Vegesack", weil er beide Gemeinden bediente.
1862 Blumenthal: Gründung des Blumenthaler Turnvereins.
1862 Lesum-Burg. Bau des Bahnhofs. Abge-rissen 1982.
1862 Rechtenfleth: Der "Marschendichter" Hermann Allmers lässt seinen Hof um-bauen und erweitern. Bis zu seinem Lebensende gestaltet er das Anwesen weiter aus. Heute Museum. Renovierung im Jahre 1975
1862 Bremerhaven. Der Norddeutsche Lloyd unterhält an der Westseite des Alten Hafens und am Südende des Neuen Hafens einen Reparaturbetrieb für seine eigenen Schiffe. Ein weiterer Repara-turbetrieb befindet sich in Bremen.
1862 Bremerhaven: Gründung der evange-lisch-lutherischen Gemeinde der Kreuz-kirche.
1862 Bremerhaven: Der Norddeutsche Lloyd eröffnet am Neuen Hafen eine Repara-turwerft.
1862 Geestemünde. Die Werft J. Tecklenburg verlegt ihren Betrieb auf das linke Geesteufer nach Geestemünde.
1862 Blexen: Die "Blexer Dampffähractien-gesellschaft" kauft das Kuffschiff "Freundschaft" und legt es als Anle-ger-Ponton bei der Blexer Hörne in die Weser, damit hier die Dampfer anlegen können, die zwischen Bremen bzw. Nordenhamm und Geestemünde verkeh-ren. Da die Gesellschaft aber ein Brük-kengeld erhebt, das auf den Fährpreis aufgeschlagen wird, verteuert sich die Passage von Guntsiet entsprechend, so dass die Reise von Geestemünde nach Blexen für den nunmehr aufkommenden Touristenverkehr unattraktiv wird, denn den Pier in Nordenhamm, der staatliches Eigentum ist, dürfen die Passagiere kostenlos benutzen. Die "Dampffähr-actiengesellschaft wird zwar sehr bald aufgelöst, aber der Anleger geht in das Eigentum des jeweiligen Besitzers des "Weser-Hotels" am Blexer Deich über, der natürlich auf die Einnahmen aus dem Brückengeld nicht verzichten will. Daraus ergibt sich, dass die Entwicklung der Gemeinde Blexen in den folgenden Jahrzehnten empfindlich blockiert wird, denn sie bleibt vom Aus-flugsverkehr aus Bremerhaven ausge-schlossen, obwohl das Dorf sehr at-traktiv ist.
1862 Nordenhamm: Die Personendampfer, die Passagiere, insbesondere Auswanderer, von Bremen nach Bremerhaven bringen, legen vor dem Gut Nordenhamm an und stellen so eine regelmäßige Fährverbin-dung zwischen Butjadingen und den Unterweserstädten her.
1862 Abbehausen: Die mittelalterliche Kirche abgebrochen.
1862 Burhave: Der Turnverein wird gegründet.
1862 Stollhamm: Der Turnverein wird gegründet.
1862 Eckwarden: Besonders schwere Sturmflut.
1862 Brake: Die Stadt wird Ölhafen. Am ehemaligen Dock der "Brommy-Mari-ne" entstehen 1863 die ersten Schup-pen auf deutschem Boden, die nur zur Aufnahme von Ölfässern bestimmt sind. Die‚Ölzeit’ dauert bin 1879. Die vor-sichtigen Bremer Kaufleute wollten das feuergefährliche Gut nicht in den Häfen der Stadt Bremen lagern und suchten deshalb Landeplätze, die weitab von ir-gendwelchen Siedlungen lagen und wo ein Ölbrand infolgedessen wenig Scha-den anrichten konnte. So bekamen also Häfen wie Brake oder - später - Geestemünde, Nordenham und Blexen ihre Chance, die sie auch nutzten.
1862 Varel: Die Stadt erhält ein Gaswerk..
1862-1887 Bant: Bau des Ems-Jade-Kanals
1862, 1. 4. Wilhelmshaven: Errichtung es Kgl. preußischen Lotsenkommandos an der Jade. Bis dahin wurden Kapitäne durch Lotsen aus Fedderwarden beraten.
1862 Sillenstede: Bau des einstöckigen Gale-rie-Holländers. 1982 nach dreijährger Restaurierung in der alten Form wieder hergestellt.

-1863-

1863 Berlin: Erstes Preußisches Flottenge-setz.
1863 Bremen: Kapitäne und Reeder gründen in Bremen den Verein zur Rettung Schiff-brüchiger, aus dem dann später die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hervorgeht. Diese erste Gruppe unterhält Stationen auf Wange-rooge und in Bremerhaven. Hier steht noch heute sich der Schuppen, in dem einmal ein Rettungsboot untergebracht war, am Alten Hafen. Er dient als Mate-riallager.
1863 Bremen: Die Besiedlung des heutigen Stadtteils "Findorff"beginnt. An der "Plantage"und an der "Buschstraße" werden die ersten Mietwohnungen für Eisenbahner gebaut. Der Senat bezeich-net die Gegend als "Nördliche Bahn-hofsvorstadt".
1863 Bremen. Gründung des Buchhandlung von Halem.
1863, 13. 6. Bremen: Der Senat verleiht der jüdi-schen Gemeinde die "Rechtsfähigkeit". Sie kann also Grundbesitz erwerben und Verträge abschließen.
1863, 3. 8. Bremen: Der Tischlergeselle Gustav Adolf Deckwitz trifft in Bremen ein. Er ist der Gründer eines "Arbeiterver-eins", zu dessen Präsidenten er am 6. April 1864 von Ferdinand Lassalle er-nannt wird. Damit beginnt die Geschichte der modernen Arbeiterbewegung in Bre-men.
1863 Hemelingen. Gründung der katholischen Gemeinde in Hemelingen.
1863 Vegesack: Gründung des Gewerbe- und Handelsvereins.
1863 Flethe: Johann Christoph Bering liefert den Ever "Johann" an seinen Eigner Johann Ohm in Elsfleth ab. Mehr Neu-bauten sind von ihm nicht überliefert.
1863 Bremerhaven: Der Norddeutsche Lloyd errichtet am Alten Hafen einen Repara-turbetrieb für seine Schiffe. Er wird 1870 an den Neuen Hafen verlegt, wo der NDL ein Trockendock baut. Im Jahre 1892 wird durch einen Staatsvertrag zwischen Bremen und Preußen die Grundlage für die Erweiterung des Kaiserhafens gelegt. In diesem Zusam-menhang wird der technische Betrieb des NDL an diesen Standort verlegt. Das Trockendock im neuen Hafenbecken, das im September 1899 in Betrieb ge-nommen wird, war damals das größte seiner Art in der Welt, wurde aber noch übertroffen durch ein weiteres, das von 1908 bis 1913 am Kaiserhafen II ent-stand.
1863, 21. 7. Geestemünde: Der "Handelshafen" in Geestemünde wird feierlich eröffnet. Die Schonerbark "Mandria" fährt als er-stes Schiff durch die neue Schleuse in das Becken ein. Der Handelshafen hat eine Länge von 538 Metern, ist 117 Meter breit und eine Tiefe von sieben Metern. Er ist damit einer größten deutschen Häfen seiner Zeit und auch gut beschäftigt: Im Durchschnitt laufen täglich drei Schiffe durch die neue Schleuse ein!
1863 Geestemünde. Wilhelm Anton Riedemann eröffnet in dem Ort ein Speditions-geschäft. Damit betritt der bedeutendste Kaufmann, den die Unterweserstädte hervorgebracht haben die Szene.
1863, 9. 2. Geestemünde. Der Bierbrauer Lutter-mann, wohnhaft an der Geestendorf-Wulsdorfer Chaussee, erhält die Geneh-migung. dort Bier auszuschenken - sein Bier, versteht sich. Daraus entwickelt sich die Luttermannsche Brauerei.
1863, 11. 9. Neuenbrok: Einweihung der neuen Kir-che. Der Ort wurde 1263 zum erstenmal erwähnt. Im Jahre 1420 gibt es hier eine Kirche als Nachfolgerin derjenigen in Linebrok, die, mit dem Dorf, in der We-ser versunken ist. Im Jahre 1601 wurde der mittelalterliche Bau durch einen Neubau ersetzt und zwar durch eine Fachwerkkirche, die im 19. Jahrhundert so baufällig geworden war, dass sie ebenfalls abgerissen wurde. Der Tauf-stein stammt vermutlich noch aus der Linebroker Kirche. Die Orgel wurde von Schmid II gebaut.
1863, 2. 6. Varel: Eröffnung des Katholischen Krankenhauses.
1863, 15. 4. Wilhelmshaven: Erster Gesangverein in der Festung gegründet. Er bestand bis 1870, erstand aber am 2. März. 1871 neu. Einer der ersten, wenn nicht der erste überhaupt einer großen Zahl von Vereinen, in denen sich im 19. und 20. Jahrhundert das gesellige Leben der Gesellschaft in der vielfältigsten Form organisierte. Von den Gruppen dieser Art sei nur noch einer erwähnt, nämlich der Gesangverein der Werftbeamten von 1869.
1863 Sengwarden: Bau des Galerie-Hollän-ders. Seit 1986 wurde die Mühle restau-riert. Sie ist heute wieder funktions-tüchtig.
1863-1864 Bremerhaven: Bau des Turmforts an der Schleuse zum Neuen Hafen. Das König-reich Hannover hatte sich den militä-rischen Schutz der bremischen Kolonie vorbehalten und dieser wurde durch die Batterie symbolisiert, die preußische Offiziere 1866 kopfschüttelnd besichtig-ten. Sie meintem, das Bauwerk wäre in sich zusammengefallen, wenn auch nur ein Schuss daraus abgefeuert worden wäre. Die preußische Regierung übergab das aus ihrer Sicht nutzlose Bauwerk 1868 an Bremen. Im Jahre 1872 wurde es abgerissen, nachdem es vorüberge-hend als Cholera-Hospital gedient hatte. Der Portalstein mit dem Monogramm König Georgs V. von Hanover blieb er-halten und steht heute beim Vorhafen des Neuen Hafens.
1863 Bremerhaven: Der Norddeutsche Lloyd hat jetzt vier Dampfer auf der Nordat-lantik-Route eingesetzt. In Bremerhaven fährt jetzt alle 14 Tage ein Schiff ab. In New York ist der Norddeutsche Lloyd nach Hoboken umgezogen. Da nunmehr auch die Bahnlinie von Bremen nach Geestemünde fertig ist, die Passagiere also bequem und nicht mehr auf offenen Leichtern nach Bremerhaven gelangen, hat sich die Reederei im Passagier-Geschäft etabliert.

-1864-

1864, 6. 4. Bremen: Ferdinand Lassalle ernennt Adolf Deckwitz zu seinem Bevollmäch-tigten in Bremen.
1864 Bremen: Der Marschendichter Hermann Allmers schenkt der Stadt ein Medaillon mit dem Bildnis von Gottfried Seume, der 1783 mit Hilfe Bremer Bürger aus dem hessischen Militärdienst fliehen konnte. Das Denkmal wurde am Arbeits-haus angebracht, aber im Zweiten Welt-krieg beschädigt. Ein Neuguss befindet sich heute in den Grünanlagen am Wer-der-Ufer.
1864, 5. 11. Bremen: Die neue Börse wird einge-weiht. Sie steht an der Ostseite des Marktplatzes, wo von 1860-1863 acht-zehn alte Gebäude abgerissen wurden, um Platz für das neue Institut zu schaf-fen, Der neue Bau wurde von 1861 an errichtet. Architekt war Heinrich Müller. In der Börse wurden zunächst Waren- und Wechselgeschäfte getätigt, dann kam ab 1. 1. 1890 der Effektenhandelt hinzu, der aber 1934 geschlossen wurde, Am 20. 12. 1943 brannte das Gebäude der Börse aus. Auf dem Gelände steht seit 1964 das Haus der Bremer Bürger-schaft. Der Wertpapierhandel wurde wieder aufgenommen, nachdem ihn die Amerikanische Militärregierung an 16. 2. 1949 genehmigt hatte und zwar im Gebäude der Bremer Bank am Domshof. 2003 fusionierte die Bremer mit der Berliner Börse.
1864 Blumenthal: Der Bremer Reeder Dietrich Heinrich Wätjen bezieht bei Blumenthal ein Schloss, das er sich im englischen Tudor-Stil errichten ließ. Dazu gehörte ein ebenfalls englischer Park. (Wätjen war damals Eigentümer der größten Bremer Reederei, die es später jedoch nicht schaffte, sich auf das Dampfschiff umzustellen und deshalb unterging.) Ein Schloss im Tudorstil kann natürlich auch als politisches Bekenntnis zur "konstitutionellen Monarchie" verstanden werden, die das deutsche Bürgertum damals anstrebte. Es ist die Zeit, in der Macauleys Geschichte der "Glorious Revolution" nicht nur im Bücherschrank stand, sondern auch gelesen wurde.
1864 Neu-Rönnebeck: Carl Diedrich Oltmann betreibt bis 1872 in Neu-Rönnebeck eine Werft, die 1872 in Konkurs geht. Das letzte Schiff, das halbfertig auf der Helling liegt, wird von dem Reepschläger Klugkist gekauft und 1873 zu Ende gebaut.
1864-1865 Bremerhaven: Gründung einer Gasanstalt in Bremerhaven Neubau 1911/1912 und 1925 Modernisierug.
1864 Rönnebeck: Hinrich Seebeck, Ficke Dewers, Dietrich Christoffers und Jürgen Dehls gründen eine Schiffswerft, die aber nur vier Boote baute und sich im übrigen mit Reparaturen über Wasser hielt.
1864, 19. 7. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Ein Streik der Schiffszimmerer beginnt. Am 25. Juli wird auf der Rickmers-Werft und bei Schau und Oltmanns wieder gearbeitet, weil die Baase hier den Forderungen der Arbeiter nachgegeben haben. Auf den anderen Werften wird die Arbeit erst am 21. August 1864 wieder aufgenommen. Die Arbeitskämpfe dieser Zeit haben immer drei Themen: Einmal geht es um die Erhöhung der Löhne, dann um die Verkürzung der Arbeitszeit und schließlich um die Errichtung von Krankenkassen. So auch in diesem Fall. Die Unternehmer zeigen sich in aller Regel in Lohnfragen als sehr widerständig, ebenso im Falle der Arbeitszeit, die 1868 auf den werften von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends (bei drei Pausen von je einer halben Stunde) dauerte, nicht so, wenn es um Kranken- bzw. Pensionsassen ging, die sie zum Teil sogar, so Rickmers, aus eigenem Antrieb einrichteten.
1864 Bremerhaven: Das Königreich Hannover baut zur Sicherung des Hafens gegen die Dänen am nördlichen Ende der Stadt die "Weserhauptbatterie", das Turmfort.
1864 Geestemünde. Am 18. Juli 1864 treten 600 Arbeiter auf allen Werften in Gees-temünde und Bremerhaven in den Streik. Es geht um höhere Löhne. Der Ausstand dauert bis zum 15. August, also fünf Wochen, und endet mit einem Kompro-miss. Die Schiffszimmerer und Tischler auf den Werften von Rickmers und Schau & Oltmanns treten zwar auch am 18. Juli in den Streik, brechen den aber bereits am 25. Juli ab, weil ihre Forde-rungen erfüllt wurden.
1864 Atens: Bei dem Gut Nordenhamm wird der erste Lagerschuppen gebaut.
1864 Brake: Gründung des Arbeiter-Bildungsvereins.
1864 Kirchhammelwarden: Die Reiners-Werft wird gegründet. Sie wird 1871 von C. Lühring übernommen. Sie ist damit das einzige Unternehmen dieser Art an der oldenburgischen Unterweser, das den Wechsel vom Holzschiffsbau zur Eisen-konstruktion überstanden hat.
1864 Atens: Der Norddeutsche Lloyd lässt bei dem Gut Nordenhamm einen zweiten Anleger bauen, der für den Personen-verkehr bestimmt ist.
1864 Wilhelmshaven: Gründung der ersten Volksschule.
1864, 1. 5. Atens: Vor dem Gut Nordenhamm öffnet eine erste Gaststätte ihre Pforten. Sie befindet sich in dem Schiff, das als Ponton des Personenanlegers dient. Der Wirt, H. Sinram, betreibt auch ab 1868 das Hotel "Zum Grauen Ochsen", das Wilhelm Müller auf dem Deich errichten ließ. 1873 erwirbt die Großherzoglich-Oldenburgische Eisenbahn das Gebäude und baut es zum neuen Bahnhof aus, indem sie links und rechts Seitenflügel anfügt. In dieser Form ist das Hotel bis heute erhalten. der Bahnhof wurde am 1. Januar 2007 geschlossen und steht seither leer.
1864 Geestemünde: In der Borriesstraße wer-den die ersten Petroleum-Lampen auf-gestellt. Beginn der Straßenbeleuchtung.
1864 Blexen: In dem Kirchdorf gibt es eine Gemeindebibliothek, die aber wenig ge-nutzt wird und zu einem unbestimmten Zeitpunkt untergeht.
1864 Blexen: Der Schweewarder Gastwirt A. Ibbeken errichtet an der Blexer Hörne das Hotel "Zur schönen Aussicht" und erwirbt gleichzeitig den Anleger, an dem die Schiffe festmachen, die die Verbin-dung zwischen dem linken und dem rechten Ufer der Weser herstellen. Das war damals eine Kuff mit dem Namen "Freundschaft", von der aus eine Brücke an das feste Land führte. Beides, Boot und Brücke, wurden im Winter eingezogen, mit der Folge, dass man von Blexen nicht mehr nach Bremerhaven kam, es sei denn, man vertraute sich dem Fährmann Wedel an, der bereit war, Passagiere über die Weser zu rudern - und das auch bei Eisgang. Im Sommer aber verkehrten Fähren, nämlich einmal die "Nordenhamm" des Kapitäns Stüh-mer und zum anderen Boote des Nord-deutschen Lloyd, die bei Bedarf in Ble-xen anlegten. Der Eigentümer des Anle-gers durfte dabei von jedem Passagier, der auf diesem Wege an Land ging, ein Brückengeld verlangen, was bewirkte, dass die Fahrt von Bremerhaven nach Blexen genauso teuer wurde wie die von Bremerhaven nach Nordenham. Das wiederum hatte zur Folge, dass Ausflügler, die in den achtziger Jahren vermehrt ausschwärmten, lieber Gros-sensiel besuchten als das idyllische Dorf Blexen. Ibbeken starb sehr bald, wo-raufhin der ruhelose Wilhelm Müller Haus und Anleger erwarb, dem weitere Eigentümer folgten, bis 1896 Johann Frels beides kaufte. Der war zwar be-strebt, den Fremdenverkehr in Blexen anzukurbeln, wollte aber andererseits auch nicht auf sein Brückengeld ver-zichten. Der Konflikt löste sich erst, als die Oldenburgische Regierung im Jahre 1905 einen Anleger bauen ließ, der dem Land gehörte und dessen Benutzung also kostenlos war. Dann erst nahm für we-nige Jahre der Fremdenverkehr in Ble-xen einen bemerkenswerten Auf-schwung.
1864 Seefeld: In dem Ort besteht eine Baptistengemeinde. Die Interessenten rekrutieren sich aus den Arbeitern, die am Jadebusen im Deichbau beschäftigt werden. Die Menschen waren sozusagen soziales Strandgut, um das sich so gut wie niemand kümmerte, am allerwenig-sten die Pastoren der oldenburgischen Landeskirche. Da waren die Missionare der Baptisten hochwillkommen, die diesen Menschen "Gottes Wort" brachten und ihnen auf diese Weise etwas Selbstbewusstsein einflößten.
1864 Wilhelmshaven: An der Königstraße (heute Ebertstraße) wird die erste Volksschule des Marine-Etablissements eröffnet.