|
-1865-1869- |
1865 |
Bremen:
In der Hansestadt kommt es zu ersten Handwerker-Streiks
und zwar bei den Schneidern,
Schuhmachern,
Barbie-ren,
Reepschlägern
und Feilenhauern.
Der Grund ist der, dass die Gesellen nach der Einführung der
Gewerbefreiheit
heiraten können, ohne die Genehmigung des zuständigen
Amtes
einholen zu müs-sen. Da sie nun aber Familie haben, reicht
der bisherige Lohn nicht mehr aus, weshalb sie ihre Forderung so
durchzusetzen suchen, was auch weit-gehend gelingt. |
1865,
3. 2. |
Bremen:
Vor der Ansgari-Kirche
wird das Denkmal, das dem heiligen Ansgar
geweiht ist, enthüllt. Es zeigt den Bi-schof, der einem zu
seinen Füßen knieenden Heiden ein Joch von den
Schultern nimmt. Das Denkmal hatte der Künstlerverein der
Stadt Bremen ge-schenkt. Im Zweiten Weltkrieg
wurde das Kunstwerk zerstört, als der Turm der Ansgarikirche
am 1. September 1944 nach einem Bombenangriff ein-stürzte. |
1865,
16.-23. 7 |
Bremen.
Zweites Bundesschießen der deutschen Schützen auf der
Bürger-weide. Solche Veranstaltungen dienten vor allem dazu,
deutschnationale Gefühle aufzuputschen. Das Fest war deshalb
von Bedeutung, weil bei dieser Gele-genheit der Gedanke
auftauchte, die Bürgerweide zu einem deutschen Wald
umzugestalten. Damit war die Idee ge-boren, den Bürerpark zu
schaffen. |
1865,
16. 11. |
Bremen:
Gründung des Vereins zur Verwaltung der Bürgerweide, der
sich später Bürgerparkverein
nannte. Die erste Anregung zu dem Unternehmen gab der Kaufmann
Hermann Holler.
Die Gestaltung übernahm der Landschafts-gärtner Wilhelm
Benque.
Einige Daten zur Geschichte des Bürgerparks:
- Die
Erdarbeiten begannen am 28. Juni 1866.
- August
1867-1870 Holler
See und Zentralanlage.
- 1870
Entlassung Benques.
- 1872/71
Bau des ersten Parkhau-ses.
- Seit
1872 Erweiterung nach Norden.
- 1877
Benque
wird wieder Parkdirektor. Kaufmann
Franz E. Schütte
tritt als Vorsitzender an die Spitze des Bürgerparkvereins.
Er bleibt bis 1911 in dieser Funktion tätig.
- 1880
Meierei.
- 1884
Benque
zieht sich erneut zurück, sein Nachfolger wird Carl Ohrt).
- 1890
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung.
Für sie wird das erste Parkhaus abgebro-chen, dafür
entsteht ein Nachfol-gebau, das 2. Parkhaus, das 1907 abbrannte.
- Es
folgte 1912 das 3. Parkhaus.
- 1906-09
Anlage des Stadtwaldes.
Im
Zweiten Weltkrieg wurde der Bürgerpark
durch 328 Bomben und wahrscheinlich noch mehr durch Baumaßnahmen
der Wehrmacht stark beschädigt, so beispielsweie durch drei
Bunker verunziert. Nach der Befreiung wurde er jedoch wieder
hergestellt. Aus dem 3. Parkhaus, das nur noch eine Ruine war,
wurde das heutige Parkhotel. |
1865,
3. 2. |
Bremen:
Vor der Ansgari-Kirche
wird das Denkmal, das dem heiligen Ansgar
geweiht ist, enthüllt. Es zeigt den Bi-schof, der einem zu
seinen Füßen knieenden Heiden ein Joch von den
Schultern nimmt. Das Denkmal hatte der Künstlerverein der
Stadt Bremen ge-schenkt. Im Zweiten Weltkrieg
wurde das Kunstwerk zerstört, als der Turm der Ansgarikirche
am 1. September 1944 nach einem Bombenangriff ein-stürzte. |
1865 |
Bremen:
Korffs Raffinerie
wird gegrün-det. |
1865,
26. 11. |
Bremen.
Auf dem Körnerwall
wird ein Denkmal entüllt, das an den Dichter Theodor Körner
erninnert, der 1813 als Freiwilliger in die preußische Armee
eintrat und dann in einem Gefecht bei Gadebusch
in Mecklenburg
fiel. Von Körner
stammt das Lützow-Lied.
Finanziert wurde das Denkmal von dem Bauunternehmer H. C.
Oldehoff,
der 1859 den Körnerwall
anlegte, aber starb, bevor das Denkmal aufgestellt werden konnte,
was dann zwei Freunde von ihm besorgten. |
1865,
16.-23. 7 |
Bremen.
Zweites Bundesschießen der deutschen Schützen auf der
Bürger-weide. Solche Veranstaltungen dienten vor allem dazu,
deutschnationale Gefühle aufzuputschen. Das Fest war deshalb
von Bedeutung, weil bei dieser Gele-genheit der Gedanke
auftauchte, die Bürgerweide zu einem deutschen Wald
umzugestalten. Damit war die Idee ge-boren, den Bürerpark zu
schaffen. |
1865 |
Vegesack:
Gründung einer Höheren Töchterschule als
Aktiengesellschaft |
1865 |
Bremerhaven:
Erste Gasanstalt.
Sie wird auf dem heutigen Martin-Donandt-Platz
gebaut, aber bereits 1912 abgerissen. An die Stelle tritt die
heutige Grünan-lage. Die neue Gasanstalt wird an der
Hansastraße
gebaut. |
1865 |
Bremerhaven.
Das Auswandererhaus, das 1849 in Betrieb genommen wurde, muss
schließen, weil es sich nicht mehr rentiert. Das Gebäude
wird dann zeit-weise Kaserne und nimmt schließlich eine
Brauerei auf, die 1983 schloss. Da-nach abgerissen. |
1865 |
Geestemünde.
Der Werftschlosser August Pagel gründet einen
Arbeiter-bildungsverein. Er gehört den Lassa-leanern an.
Damit beginnt die moderne Arbeiterbewegung in den
Unterweser-Städten. |
1865 |
Wulsdorf:
Neuer Friedhof am Hackfah-rel. Der alte wird aufgegeben, |
1865 |
Fünfhausen:
Gründung der Werft von Jo-hann Christian Schierloh. Auf der
Helling werden nur drei Weserkähe gezimmert, der letzte 1870. |
1865 |
Brake:
Gründung der Werft von Leon-hard Friedrich Paulsen, Das
Unter-nehmen baute bis 1870 sechs Schiffe. |
1865 |
Berne:
Johann Siebje
baut in Dreisielen
einen kleinen Galerie-Holländer,
in dem bis zum Ersten Weltkrieg
Hafer und Gerste gemahlen wurden. 1986 stand noch das Gerippe. |
1865,
1. 4. |
Elsfleth:
Elsflether Wochenblatt
er-scheint erstmalig. |
1865,
10. 10. |
Elsfleth:
Gründung des "Schiffer- und Rhedervereins ‚Concordia’. |
1865 |
Wilhelmshaven:
Das erste private Un-ternehmen siedelt sich an der Jade an. Es
handelt sich um die Tauwerkfabrik Ahlers. |
|
-1866- |
1866 |
Bremen:
In dem Krieg zwischen Preußen
und dem Deutschen Bund
stellen sich die drei Hansestädte,
darunter Bremen,
auf die Seite Preußens
und entgehen ve-rmutlich so der Annektion durch den bedrohlichen
Nachbarn. Bremen tritt dann konsequenterweise dem Norddeut-schen
Bund bei. |
1866,
3. 10. |
Berlin:
Nach dem Sieg über Österreich
und den Deutschen Bund
annektiert Preußen
das Königreich Hannover.
Von nun an sind Lehe
und Geestemünde so-wie Geestendorf
preußische Orte. Bre-men
bleibt selbständig. Der Gründer des Norddeutschen
Lloyd, H.H.
Meyer,
schlägt bei dieser Gelegenheit vor, dass Bremen
den Hafen Geestemünde
von Preußen für zwei Millionen Taler erwer-ben sollte,
was jedoch in Geestemünde, vor allem aber von Bismarck,
abgelehnt wird. |
1866,
18. 8. |
Bremen.
Die Freie Hansestadt tritt dem Norddeutschen Bund bei. Damit
verliert Bremen seine Souveränität, die es als Mitglied
des Deutschen Bundes beses-sen hatte. |
1866 |
Bremen.
Im November wird der "Bre-mer
Zigarrenmacher-Verein"
gegrün-det. Damit beginnt die Gewerkschafts-bewegung in der
Stadt. |
1866 |
Bremen.
Eröffnung des Neustädter
oder Oldenburger Bahnhofs.
|
1866 |
Bremen:
Im November wird der "Zigar-renmacher-Verein"
gegründet. Außer-dem gab es in der Hansestadt eine
Gruppe des "Allgemeinen Deutschen Zigarrenarbeiter Vereins".
Beide Ver-bände boten Hilfe im Falle von Streiks an, waren
also echte Gewerkschaften.
Dem Beispiel folgten die Schuster, Mau-rer, Steinhauer und
Metallarbeiter. Die Verbände zeichneten sich durch eine große
Vielfalt aus, denn es organisierten sich immer einzelne Berufe. So
bestan-den in Bremen 30-40 einzelne Gewerk-schaften, die 1891 eine
gemeinsame "Kontrollkommission" bildteten. Sie wurde 1894 in
"Gewerkschaftskartell"
umbenannt. |
1866,
23. 6. |
Bremen:
Die Arbeiten zur Gestaltung des Bremer
Bürgerparks
beginnen. der Um-fang wurde am 23. Juni 1866 auf 74 Hektar
festgelegt. Am 17. September 1872 kommen noch einmal 62 ha hinzu. |
1866 |
Bremen:
Der Pferdeomnibus
fährt vom Steintor
zum Doventor. |
1866 |
Bremen:
Gründung der "Ersten Deut-schen
Nordseefischerei-Gesellschaft".
Sie arbeitet mit 16 Fischkuttern und besitzt ein Eishaus in
Geestemünde.
Der erste Versuch, Fische im großen Stil zu vermarkten,
misslingt. Die Firma muss 1871 aufgeben. |
1866,
18. 6. |
Bremerhaven.
Die hannöverschen Solda-ten räumen das "Fort Wilhelm",
die "Reichsbatterie" und das Turmfort im Norden der Stadt und
begeben sich "im Laufschritt" zum Geestemünder Bahn-hof,
von wo aus sie nach Süden trans-portiert werden. Bereits am
19. Juni 1866 laufen preußische Kriegsschiffe in die Weser
ein (nachdem sie den Lloyd-Dampfer "Bremen"
mit dem welfi-schen Kronschatz an Bord unbehelligt hatten
passieren lassen). Ein Land-Kommando findet in den
Festungs-anlagen nur noch den Kastellan Herbst vor, der zwar
Widerstand gegen die preußische Übermacht leisten
wollte, aber schlicht beiseite geschoben wird. Fregattenkapitän
Werner nimmt die bei-den Forts und die Schanze für den König
von Preußen in Besitz, der sie dann im März 1868 an die
Freie Hansestadt Bre-men abtritt. Die militärischen Anlagen
werden schließlich 1870 abgebrochen. Damit ist für die
Unterweser der preußisch-österreichische Krieg
be-endet. |
1866,
19. 6. |
Bremerhaven:
Preußische
Soldaten be-setzen das "Fort Wilhelm",
und die anderen Befestigungsanlagen an der Weser. Sie werden im
März 1868 an den bremischen Staat übergeben, der sie
abreißen lässt. |
1866 |
Bremerhaven:
Bau des Forts "Brinka-mahof I". |
1866 |
Geestemünde:
Gründung der Handels- und Gewerbekammer. |
1866 |
Geestemünde:
Erste Deutsche Nordsee-fischerei-Gesellschaft gegründet. Sie
muss 1871 liquidiert werden. Im Jahre 1867 folgt die
Fischereigesellschaft "Weser", die aber auch 1872 untergeht.
Noch fehlt die schnelle anbing an das Hinterland durch die
Eisenbahn. |
1866/1867 |
Geestemünde/Lehe:
Um die Jahreswen-de gründet in Geestendorf
und Lehe
der Werftschlosser Ferdinand August Pagel
eine Ortsgruppe des Allgemeinen Deut-schen Arbeitervereins.
Hintergrund: Die Werftindustrie steckte in dieser Zeit ganz
allgemein in einer Krise und muss-te Arbeiter entlassen. Das
betraf auch die Werften an der Geeste.
Die Pro-leterier reagierten darauf mit Streiks, an denen sich in
Bremerhaven
und Gees-temünde 3000 Männer verschiedener Sparten
beteiligtem. Sie forderten, dass der 12stündige Arbeitstag um
eine Stunde verkürzt werde, was die Baase ablehnten. Die
Streikbewegung brach 1867 völlig zusammen.. |
1866 |
Bremerhaven.
Bau des "Riesenkrans", ein nach heutigen Begriffen primitives
dreieckiges Gestell, das aber damals Erstaunen erregte. |
1866-1880 |
Weddewarden:
Unmittelbar nach der Annektion Hannovers beginnt die Admi-ralität
Preußens und dann des Norddeut-schen Bundes mit der erneuten
Befes-tigung der Weser.
Zuerst wird das Fort Brinkamahof I gebaut, aber schon 1882 wieder
desarmiert und dann nach 1945 abgetragen. Heute befindet sich hier
der Containerhafen. Im Jahre 1880 standen auf Brinkamahof sechs
Geschütze mit dem Kaliber von 28 cm und zwei 15-cm-Geschütze,
auf Langlütjen I neun 21 cm Kanonen und auf Langlütjen
II fünf 28-cm-Geschütze und zwei mit dem Kaliber von 15
cm. Im Kampf eingesetzt wurde die Artillerie nie. Owen/Reichert:
"Ob die mit ungeheurem Aufwand er-richteten und bestückten
Festungen schließlich ihren Zweck der Ab-schreckung erfüllt
haben, kann ab-schließend wohl nie eindeutig beant-wortet
werden. Ohne einen Verteidi-gungsschuss abgegeben zu haben,
wur-den sie nach 1918 demobilisiiert, tech-nisch funktionsunfähig
gemacht und ein-fach liegen gelassen." (Owen/Reichert: Marine an
der Unterweser, 2004, S. 57) |
1866 |
Wulsdorf:
Neubau der Schule an der Sandbredenstraße. Heute der älteste
Schulbau im Gebiet der Stadt Bremer-haven. |
1866 |
Lehe:
Die erste "Nordsee-Zeitung" erscheint. Sie ging 1901 in der
Pro-vinzial-Zeitung auf. |
1866,
Sept |
Tossens:
In der Gemeinde erscheint die erste Dreschmaschine, die mit Dampf
betrieben wird. Damit setzt die Mecha-nisierung der
landwirtschaftlichen Be-triebe ein. |
1866 |
Berne.
Bau der Ranzenbütteler Mühle.
Der Galerie-Holländer
hatte 1938 schon Flügel und Galerie eingebüßt. |
1866 |
Varel:
Gründung der Meischen-Stiftung.
Varel
erhält eine "Fortbildungs- und Gewerbeschule für
Handwerkslehrlinge und Gesellen" (heutige Berufsschule). |
1866 |
Wangerooge:
Auf der Insel wird ein neues Kurhaus gebaut. Der Badebetrieb geht
also wieder los. |
1866 |
Wangerooge:
Auf der Insel steht wieder eine evangelische Kapelle mit 55
Sitz-plätzen und einem Glockenturm. Bis 1877 hat die Gemeinde
noch einen Pastoren, dann bleibt die Stelle bis 1895 vakant. Nur
einmal im Vierteljahr er-scheint ein Pfarrer vom Festland und
"pastoriert" (Riemann:
Wangeroog, o. J. S. 49). Die heutige Kirche wurde am 19. 6. 1910
in Gegenwart des letzten Großherzogs (der Wangerooge sehr
förderte) eingeweiht. Die Kapelle wurde abgebrochen. Die
Ausmalung besorgten Marinesoldaten, die im Ersten Weltkrieg
auf Wangerooge stationiert waren und sich langweilten. Auch der
Altar wurde von einem Mariner gestaltet, nämlich von dem
Bildhauer Sager
aus Augsburg.
|
1866 |
Wittmund:
Die Aufforstung des Witt-munder Waldes
beginnt. 1893 erhält der 666 Hektar große Forst eine
eigene Försterei. 1911 vernichtet ein Wald-brand die Hälfte
des Bestandes. Heute Ausflugsziel. |
|
-1867- |
1867 |
Bremen:
Ottilie Hoffmann
und Marie Mindermann
gründen den "Verein zur Erweiterung des weiblichen
Arbeitsge-bietes".
|
1867,
16. 4. |
Bremen:
Der Senat verkündet die Verfassung des Norddeutschen Bundes.
damit verliert Bremen
seine Souverä-nität, was einschneidende Konsequenzen
hat. So wird das bisherige Bremer Bür-gerrecht
abgeschafft, vielmehr gilt nun-mehr das "gemeinsame Indigenat",
was bedeutet, dass jeder Untertan eines norddeutschen Staates sich
in der Han-sestadt niederzulassen darf und hier dieselben Rechte
genießt wie jeder andere Bremer. |
1867,
23. 2. |
Bremen.
Zum erstenmal wird Fisch öffentlich versteigert: Der Verkauf
lohnt sich aber nicht so recht, jedenfalls nicht an diesem Ort.
Die Auktionen werden zwar fortgesetzt, jedoch nicht in Bre-men,
sondern an der Geeste,
wo in den nächsten Jahrzehnten ein erster Fische-reihafen
entsteht. |
1867 |
Bremerhaven:
Bau der katholischen Kir-che St. Marien.
Sie wurde bei dem Bom-benangriff auf Wesermünde
18. Septem-ber 1944 zerstört und 1952 wieder aufgebaut.
(Diese Daten hat mir Bern-hard Wessels
aus Bremerhaven mitge-teilt. Schwarzwälder
schreibt, dass die Kirche "Immaculata Conceptio Beatae Mariae"
bereits 1857 gebaut worden sei.) |
1867,
7. 7. |
Bremen:
Eröffnung der Eisenbahnstrek-ke von Bremen nach Oldenburg.
Für die Verbindung wurde die Eisenbahnbrücke über
die Weser
gebaut, die man mit einem Laufsteg für Fußgänger
ausstat-tete. |
1867,
27. 6. |
Bremen:
Die Hansestadt schließt eine Militärkonvention mit
Preußen.
Danach geht die Militärhoheit am 1. 10. 1867 auf Preußen
über. Am 7. 11. 1867 wird da-raufhin das I. Hanseatische
Infante-rieregiment Nr. 75
gegründet, dessen Regimentstab und 1. Bataillon nunmehr in
Bremen stationiert sind. |
1867 |
Bremen:
Huchting, das nunmehr an der Bahnlinie Bremen-Oldenburg liegt,
erhält einen Bahnhof. |
1867 |
Borgfeld.
Gründung des Landwirtschaft-lichen Vereins Borgfeld. |
1867 |
Burg:
Auf der Bosse-Werft treten die Arbeiter von März bis Ende Mai
1867 in den Streik. |
1867,
16. 12. |
Vegesack:
Auf der Werft Johann Lange läuft der Passagier-Dampfer
"Smidt"
von Stapel. Er geht am 4. April 1868 auf seine Jungfernreise nach
New York,
wird aber schon 1873 aufgelegt und dann 1897 abgewrackt. Die
"Smidt"
gehört insofern in die Geschichte der deutschen Seefahrt, als
es sich um den ersten Passagier-Dampfer handelt, der auf einer
deutschen Werft gebaut wurde, allerdings eher zum Nachweis der
Rück-ständigkeit dieser Betriebe im Vergleich zu den
britischen Unternehmungen. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd
ent-standen jedenfalls zu dieser Zeit alle in Großbritannien. |
1867,
2. 4. |
Vegesack.
Nachdem es bereits seit dem Frühjahr 1865 einzelne
Arbeitsniederle-gungen auf den Werften der Unterweser
gegeben hatte, kommt es jetzt zu einer allgemeinen Streikbewegung,
die alle 36 Werften, die damals zwischen Bremen
und Bremerhaven
auf den beiden Weserufern bestanden, erfasst. Der Arbeitskampf
begann auf der Knickmannschen Werft in Woltmershau-sen
und erfasste schließlich in Bremen,
Preußen
und Oldenburg etwa 3000 Proleten, übrigens durchaus nicht nur
Werftarbeiter denn es beteiligten auch Schuster und Schneider. Es
ging zum einen um eine Verkürzung der Arbeits-zeit (Zwölf
Stunden damals) und um eine Lohnerhöhung. Der Arbeitskampf
wurde mit großer Erbitterung geführt, aber es fehlte
natürlich auf der Seite der Proleten die einheitliche
Leitung. In Bremerhaven und Geestemünde began-nen die
Streikwellen am 29. März und endeten im wesentlichen am 9.
Mai, verebbten aber in manchen Betrieben erst Ende Juli. Das
Ergebnis war ent-täuschend: Die Arbeiter erzielten zwar hie
und da zumindest indirekt Erfolge, da die Baase im folgenden Jahr,
also nach dem Ende des Ausstandes, zumindest die
Arbeitszeitverkürzung auf zwölf Stunden täglich bei
drei bezahlten Pausen freiwillig zugestanden, ebenso die Gründung
einer allgemeinen Kranken-Unterstützungs- und Pensi-onskasse
für die Schiffszimmerer, aber insgesamt scheiterten die
Streiks. Ein Grund war, dass die Lassalleaner, die hier zum ersten
Mal in Erscheinug traten,
in sich gespalten waren und deshalb in dem Arbeitskampf keine
große Wirkung entfalten konnten. Dass der Arbeitskampf so
lange durchgehal-ten werden konnte, lag an der guten Organisation
der Schiffszimmerer, die in den Betrieben eine starke Position
hatten, solange die Schiffe aus Holz gebaut wurden. Ich habe den
Verlauf des Arbeitskampfes in Brake irgendwo im Einzelnen
dargestellt (für die Olden-burgische Landschaft war er nie
ein Thema) und bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die
Werftarbeiter in der bürgerlichen Klasse Oldenburgs durch-aus
auf Sympathie stießen, sofern sie als Einzelne handelten.
Ich habe das mit einem anderen Arbeitskampf verglichen, der bei
den Gleisarbeiten der Bahnlinie Oldenburg-Osnabrück ausbrach
- hier liefen die Arbeiter wegen der unerträg-lichen
Arbeitsbedingungen einfach davon und kamen nicht wieder. So war es
richtig. Was man ablehnte, war nicht die Arbeitsverweigerung als
solche, sondern die Bildung von Arbeiter-Kartellen, also von
Gewerkschaften. Das war mit den Prinzipien der Marktwirtschaft
nicht vereinbar und musste deshalb verhindert werden. |
1867,
Febr. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Streik auf den Werften. Beteiligt sind etwa 500 bis 700 Arbeiter.
Oranisiert wurde der Austand von den Lassalleanern. Der
Arbeitskampf scheitert. |
1867,
10. 4. |
Bremerhaven/Geestemünde:
Die Schnei-dergesellen treten in den Streik, weil sie mit den
Löhnen nicht zufrieden sind. Der Ausstand versickert, weil
die Betrof-fenen wieder auf Wanderschaft gehen und durch andere
ersetzt werden. |
1867-1872 |
Wesermündung:
Bau des Forts Brinka-mahof I.
Die Batterie wurde mit zehn 21-m Geschützen ausgerüstet,
die damals ausreichten, um einen even-tuellen Angriff der
französischen Flotte (an einen Krieg mit England dachte
niemand) abzuwehren. Ergänzt wurde sie durch das Fort
Brinkamahof II,
das von 1875-1881 als Künstliche Insel in das Watt gebaut
wurde. Das Werk war mit sechs 20-cm-Geschützen bestückt.
Zu-sammen mit den Forts Langlütjen
I und Langlütjen II
auf dem oldenburgischen
Weserufer
sollten sie die Wesermündung
gegen eine Landung sichern, die nie erfolgte. Normalerweise waren
die Forts nicht besetzt. Soldaten rückten dort nur ein, wenn
Übungen stattfanden. Dann wurde auch geschossen. Bei Beginn
des Ersten Weltkriegs
wurden die Inseln für einige Monate aktiviert, dann aber
wieder geräumt, als sich herausstellte, dass der erwartete
britische Angriff ausblieb. Im Zweiten Weltkrieg
spielten die Inseln Langlüten I
und II
sowie Brinkamahof II
bei der Luftverteidigung noch eine wichtige Rolle. |
1867,
15. 6. |
Bremerhaven:
König Wilhelm von Preußen,
Reichskanzler Bismarck
sowie Kriegsminister Roon
und der Chef des Großen Generalstabs,
Moltke,
besuchen Bremerhaven,
um die Expedition Peter-manns
in das Eismeer zu verabschieden. (Die Expedition besteht aus zwei
Schif-fen, die jedoch getrennt werden. Ein Schiff kehrt am 11.
September 1870 nach abenteuerlicher Fahrt mit wert-vollen
Ergebnissen nach Bremerhaven
zurück. Das zweite wird vom Packeis zerquetscht, aber die
Mannschaft kann sich auf eine Scholle retten und erreicht
schließlich auf Booten die grönländische
Küste. Die 14 Männer kommen am 2. September 1870 wieder
in Deutschland
an. |
1867 |
Bremerhaven:
Die Stadt wird um 34 Hektar vergrößert. |
1867 |
Bremerhaven:
Gründung des Naturhis-torischen Museums in Bremerhaven. Es
ging am 18. September 1944 bei dem großen Bombenangriff auf
die Stadt unter und wurde nicht wieder aufgebaut. |
1867 |
Geestemünde.
Gründung der Handels-kammer
in Geestemünde.
Sie wird 1891 als "Industrie- und Handelskammer Geestemünde"
neu gegründet. |
1867 |
Geestemünde.
Gründung der Fischerei AG "Weser"
Bremerhaven-Geeste-münde. Die Kutter der Gesellschaft
lan-deten ihren Fang an dem linken Geeste-Ufer an, wo dann in der
Folgezeit der erste Fischereihafen der Unterweser entstand. Das
Unternehmen wurde 1872 liquidiert. Damit war der zweite Ver-such,
den Fischfang von der Unterweser aus industriell zu betreiben
gescheitert. Der Fisch wurde dann zwanzig Jahre lang von Bord der
Boote an die Kunden, die an den Kai kamen, verkauft. Natür-lich
ließ sich so nur der örtliche Markt versorgen. |
1867,
23. 2. |
Geestemünde.
Die "Erste deutsche Nordsee-Fischereigesellschaft"
veran-staltet an der Geeste die ersten Fisch-auktion. |
1867,
5. 7. |
Oldenburg:
Das Königreich Preußen, das das Königreich
Hannover annektiert hat, erkennt an, dass das Großherzogtum
Ol-denburg den Langlütjensand besitzt. Da-mit ist dieser
Territorial-Streit beendet. |
1867 |
Ovelgönne:
Bau der Mühle
in
Ovelgön-ne-Neustadt.
Der Rumpf ist erhalten. |
1867,
Juni |
Brake:
Der Lehrer Hermann Meier
grün-det den Arbeiter-Verein von 1867, der in Elsfleth
zeitweilig 331 Mitglieder hat. Zu der "Arbeiter-Gemeinde"
gehört auch eine zunächst erfolgreiche
Kon-sum-Genossenschaft. Er gibt auch die Elsflether
Unterweser-Zeitung
heraus, die an die Stelle des "Braker Wochen-blatts"
getreten ist und bis 1868 er-scheint. Er scheitert jedoch mit
diesem ersten Versuch, die Arbeiter zu organi-sieren und wandert
nach Amerika
aus. |
1867 |
Varel:
Die Stadt erhält einen Bahnhof. |
1867 |
Wilhelmshaven:
Bau des Forts Heppens. |
1867 |
Wilhelmshaven:
Im Zusammenhang mit den Hafenbauten in Wilhelmshaven
wer-den in Bant, das damals noch außen-deichs lag, auf
Befehl des damaligen Generalkonservators der preußischen
Kunstdenkmäler, F. v. Quast,
von dem Hafenbaumeister P. Kunisch
die ersten archäologischen Ausgrabungen Nord-deutschlands
vorgenommen. Beginn der Wurtenforschung. Im Mai 1888 werden die
Fundamente der Banter
Kirche unter der Leitung von H. Schacko
erneut freigelegt. Im Jahre 1889 erfolgte dann der Bau der
jetzigen "Ruine" der Ban-ter
Kirche. |
1867,
3. 9. |
Heppens:
Der erste Personen-Zug aus Oldenburg
läuft in den noch proviso-rischen Bahnhof
ein. Der Bahnhof
selbst wurde 1872 fertiggestellt. |
|
-1868- |
1868 |
Berlin:
In Norddeutschen Bund, und da-mit auch in Bremen, wird das
einheitlich das metrische System eingeführt. Durch das Gesetz
vom 17. August 1868, dem die süddeutschen Staaten bereits im
No-vember 1870, also noch vor der Grün-dung des Deutschen
Reiches beitraten, gelten nunmehr als Längenmaße das
Meter und als Maß des Gewichts das Gramm. |
1868 |
Berlin:
Alle Schiffe des Norddeutschen Bundes führen die
schwarz-weiß-rote Fahne. |
1868 |
Berlin:
Flottengesetz des Norddeutschen Bundes. |
1868 |
Bremen:
Im Dom wird
das "Deutsche
Requiem"
von Johannes Brahms zum ersten Mal aufgeführt. Der Dirigent,
Karl Martin Rheinthaler, war ein Freund von Brahms. Der Komponist
hatte das Werk zuerst einem anderen Freund, nämlich Albert
Dietrich in
Oldenburg,
angeboten, aber der musste ablehnen, weil er in der kleinen
Residenzstadt nicht die Mittel besaß, um das Werk zu
realisieren. So kam denn Bremen zum Zuge. |
1868 |
Bremen:
Am Westufer des "Emma-Sees" im Bürgerpark
wird eine von Heinrich Müller
entworfene Bank auf-gestellt, die an die Gräfin Emma erinnern
soll. Diese etwas sagenhafte Dame soll einst die "Bürgerweide"
den Bürgern Bremens
geschenkt haben. |
1868,
18. 6. |
Bremen:
Das Post- und Telegraphen-wesen wird von der neuen
Bundesver-waltung übernommen. |
1868,
27. l0. |
Bremen:
Das Diakonissenhaus wird ein-geweiht. Das Krankenhaus, in das am
13. November 1869 die ersten Patienten einzogen, erwies sich mit
seinen 30 Betten bald als zu klein und musste dann ständig
erweitert werden, bis es 1937 neun Fachabteilungen umfasste. Am
18. Mai 1940 wurde das Haus schwer be-schädigt und am 19.
August 1944 völlig zerstört. Die neue Diakonissenanstalt
entstand dann 1959-1960 in Gröpelin-gen. Bis dahin hatte man
sich mit Aus-weich-Krankenhäusern beholfen. Der
Gründer der Anstalt war Pastor Hermann Heinrici, von dem 1938
lobend hervorgehoben wurde, dass er bereits im Januar 1871 im
"Hause Seefahrt’ einen Vortrag gehalten habe über das
Thema: "Deutsches Volkstum und deutsches Christentum". Er sei,
heißt es in der Festschrift zum sechzigsten Jahrestag der
Gründung im Jahre 1938 "von dem innersten Zug des deutschen
Herzens zum Christentum, von der Hoff-nung auf eine deutsche
Nationalkirche getragen" gewesen. (Ev. Diakonissen-anstalt
Bremen,
1938, S. 10) Der damalige Vorsitzende Joh. D. Volkmann betont denn
auch "die innere Ver-wandtschaft zwischen der
nationalsozia-lisischen und der diakonischen Idee." (Ev.
Diakonissenanstalt Bremen, 1938, S. 139), die jedoch nicht erst
seit 1933 bestanden habe, denn: "Es ist eine be-merkenswerte
Tatsache, dass eine große Zahl von Diakonissen schon längst
vor dem 30. Januar 1933 überzeugte Anhängerinnen des
Führers waren und in ihren Kreisen tapfer für den
National-sozialismus eintraten." (Ev. Diakonis-senanstalt
Bremen, 1938, S. 139). Für den damaligen Geist des Hauses
spricht am besten wohl dieses Zitat: "Der Nationalsozialismus
hat im deutschen Volk den Dienstgedanken wieder zu Ehren gebracht,
der im Mittelpunkt seiner Lebensauffassung steht. Dienst ist
vielleicht der stärkste und prägnan-teste Ausdruck des
neuen, sittlichen Pathos, das im Dritten Reich aufbricht’ (D.
Stahl, Altona) Das ganze Volk in allen seinen Lebensaltern,
Ständen und Berufen wird zum Dienst an der Volks-gemeinschaft
aufgerufen. - Hierin berühren sich der Nationalsozialismus
auf das Tiefste mit der Diakonie, denn die Diakonisse kündet
dieses Lebensge-setz der Volksgemeinschaft schon durch ihren Namen
und verkörpert es zugleich durch ihre Person." (Ev.
Diakonissen-anstalt Bremen, 1938, S. 139) Dement-sprechend steht
in dem Hause auch nicht mehr das Neue Testament im Mittel-punkt
der weltanschaulichen Schulung, vielmehr gilt: "Daß wir
bemüht sind, unsere Schwestern sowohl im Unterricht als auch
in den Schwesternabenden mit der nationalsozialistischen
Gedanken-welt vertraut zu machen und ihnen die Aufgaben vor Augen
zu stellen, die im Dritten Reich ihrer warten, bedarf keiner
Erwähnung." (Ev. Diakonissenanstalt Bremen, 1938, S. 140).
Ebenso versteht es sich von selbst, dass die Juden ebenso wenig
zur "Volksgemein-schaft" gehörten wie die Zigeuner oder
diejenigen, die von den Ärzten als "lebensunwert"
bezeichnet wurden, aber das werden die Schwestern wohl in ihrem
Unterrichtsstunden und an den Schwesternabenden genauer erfahren
haben, denn, so schließt die Broschüre mit seltenem
Zynismus ab: "Christus gebietet den Dienst der Liebe. Die Kirche
gehorcht im Dienst am Volk." (Ev. Diakonissenanstalt Bremen,
1938, S. 143). Im Jahre 1968 ist von alledem nicht mehr die Rede.
Jetzt heißt es: "Das Jahr 1933 brachte durch die
Machtübernahme der Nationalsozialisten auch in unsere
Mutterhäuser eine große Unruhe. Auf der einen Seite
verband man mit der großen ‚nationalen Erneu-erung’
viele Hoffnung. Viele unter uns spürten, dass doch eine
Übereinstimung oder eine Ähnlichkeit vorhanden sein
müsse zwischen den politischen Begrif-fen ‚Gemeinnutz geht
vor Eigennutz’, ‚Volksgemeinschaft’ und ‚Dienst am
Vaterland’ und der Diakonie. Alle Hoff-nungen (welche,
bitteschön? Frage des Verf.) sind zuschanden geworden. Eine
große Enttäuschung griff um sich. Leider sind zu jener
Zeit auch eine Reihe von Schwestern aus dem Mutterhaus
ausge-treten. Die Folgen der Zeit waren noch lange spürbar. -
(Dethlefsen: Diakonie an Weser
und Ems. 1968. S. 43) So ganz kann sich offenbar die bremische
Diako-nie auch im Jahre 1968 nicht von ihrer Nazi-Vergangenheit
lösen, denn wo steht im Neuen Testament, dass Ge-meinnutz vor
dem Eigennutz geht, wann hätte Jesus je von der
Volksgemein-schaft gesprochen oder gar vom Dienst am Vaterland
und, wenn ich diese Bibelstelle überlesen haben sollte, von
welchem "Vaterland" hat haben Jesus oder auch Paulus
gesprochen? Hat denn der Verfasser 30 Jahre nach der
Reichskristallnacht und 23 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
immer noch nicht nicht begriffen, dass die Juden ausgeschlossen
wurden, wenn von der "Volksgemeinschaft" die Rede war? Gibt es
denn eine "Ähnlichkeit" zwischen Nazismus und
Christentum? Oh, hl. Dietrich Bonhoeffer, hilf! Und dann hätte
ich gerne gewusst, wovon die Schwestern, die dem Mutterhaus den
Rücken kehrten, enttäuscht waren: von der Ideologie des
Nationalsozialismus oder von der christlichen Religion, wie sie
von der Diakonie in Bremen 1938 vertreten wurde? Genug der offenen
Fragen. Ich denke, es bieten sich zur Erklärung dieses
Blödsinns zwei Mög-lichkeiten an: Entweder hatte die
bre-mische Diakonie im Jahre 1968 die Nazi-Ideologie, die sie 1938
offenbar aus Überzeugung, wie übrigens die gan-ze Innere
Mission, vertreten hat, immer noch nicht überwunden, oder
aber sie hat 1938 gelogen und will das 1968 nicht zugeben, braucht
das auch nicht, denn als die Evangelisch Diakonissenanstalt 1992
125 Jahre alt, hat die Nazizeit inzwischen nicht mehr
stattgefunden, - man erwähnt sie einfach nicht. So also kann
Vergangenheit, die einem nicht passt, entsorgt werden. Wir haben
hier denn ein schönes Beispiel christlicher Heuchelei vor
Augen, dem sich leider viele andre zur Seite stellen ließen,
aber wie sagen die Pastoren allsonntäglich so richtig: "Ich
bin der Weg, die Wahrheit und das Leben ...". Und dann
verspre-chen sie: wer’s glaubt, wird selig. |
1868 |
Hemelingen:
Die Hemelinger Actien-Brauerei wird gegründet. Die Firma, die
bereits 1918 ihre Selbständigkeit an die Haake-Beck-Brauerei
eingebüßt hat, stellt 1989 die Produktion ein. Die
Firma besteht weiter. |
1868 |
Bremerhaven:
14 Buchdrucker gründen einen Ortsverein des
Buchdrucker-Ver-bandes. Er kann sich aber nicht halten und löst
sich wieder auf. Die Neugrün-dung erfolgt 1873. |
1868 |
Bremerhaven.
An der Ecke Schmale- und Rampenstraße baut die Stadtein
Armenhaus mit 17 Wohnungen, einem Waschhaus und einem Arbeitssaal. |
1868 |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Grün-dung einer Allgemeinen Kranken-Unterstützungs- und
Pensionskasse der Schiffswerften. |
1868,
7. 7. |
Geestemünde.
Die Maurer und Zimmerer treten in den Streik, um eine
Lohnerhö-hung durchzusetzen, die auch nach einem nur
viertägigen Ausstand am 11. Juli bewilligt wird. |
1868 |
Atens:
Wilhelm Müller
lässt auf dem Deich vor dem Gut Nordenhamm
ein Hotel errichten (heutiges Mittelstück des (seit 2007
stillgelegten) Bahnhofs). |
1868 |
Ellwürden:
Bau einer festen Straße von Ellwürden (dem Amtssitz)
bis zum Gut Nordenhamm (heutige Bahnhofstraße). |
1868 |
Wilhelmshaven:
Beim Bau der Hafen-becken kommt es zum ersten Streik der Maurer. |
1868,
20. 8. |
Wilhelmshaven:
Als erste Landeinheit der preußischen
Armee wird die 1. Kompanie der See-Artillerie in Will-helmshaven
stationiert. Daraus entstand 1877 die II.
Matrosen-Artillerie-Abtei-lung.
Am 15. September 1871 wird die 1. Kompanie des II. See-Bataillons
aufge-stellt. Im Juni 1872 folgt schließlich die 2.
Abteilung der Marine-Stammdivision
und am 1. Oktobere 1887 die II. Torpedo-Abteilung
(später: II. Torpedo-Stamm-Division).
|
1868 |
Esens:
J. Biermann
gibt das "Harlinger Blatt
- Intelligenzblatt für den Kreis Wittmund" heraus. Es
erscheint bis in die Nazizeit. |
|
-1869- |
1869,
3. 7. |
Berlin:
Der Norddeutsche Bund
beseitigt durch ein Gesetz die Diskriminierungen der Juden,
so weit sie rechtlich festge-schrieben waren. Die
gesellschaftliche Diskriminierug bleibt bestehen. So wer-den Juden
nie zu Offizieren ernannt, sie erhalten an den Universitäten
auch keine Professur, können an "christlichen" Schulen
naürlich auch keine Lehrer sein und was dergleichen mehr ist.
Immerhin unterliegen sie im bürgerlichen Leben keinen
Beschränkungen mehr, können also jedes Gewerbe betreiben
sowie Häuser und Grundstücke erwerben. Die Haltung der
Bevölkerung, in Esens
beispielsweise, war zwiespältig. Rokahr:
"Zum einen finden wir nach 1815 Esenser
Juden als Mitglieder in den Vereinen, zum Beispiel im Esenser
Rei-terkorps oder im Musikkorps der Schüt-zenkompagnie. Dort
wurden Juden nicht nur geduldet; sie waren voll akzeptiert ..."
(Gerd Rokahr:
Die Juden
in Esens.
1994, S. 138) Andererseits wurde der jüdische
Gottesdienst öfter gestört. Rokahr
dazu: "Manche dieser Stö-rungen mögen nichts weiter
als un-bedachte Jugendstreiche gewesen sein, hinter diesen
Handlungen wird aber doch eine verächtliche, gegen die Juden
gerichtete Grundeinstellung deutlich, die auch in den folgenden
Jahrzehnten - wenigstens in Teilen der Bevölkerung -
niemals ganz erlosch." (Gerd Rokahr:
Die Juden in Esens. 1994, S. 139) Ein schöner Hinweis darauf,
wie der Libe-ralismus,
der in der Tradition der Fran-zösischen Revolution stand,
auch in Esens
durch die antisemitische Hetze der Pastoren in den Kirchen
konterka-riert wurde. |
1869,
3. 3. |
Bremen:
Die Bürgerschaft beschließt die Einführung der
Stadtreinigung. |
1869 |
Bremen.
In Bremen treten die "Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften"
auf. Als erstes organisiert sich ein "Mau-rer- und
Steinhauerverein".
Es folgt ein Verein der Tischler.
Am 30. 4. 1870 bil-den mehrere Gruppen dieser Art den "Allgemeinen
Deutschen Arbeiter-Untertützungsverband".
(Die Gewerk-vereine wollten die Lage der Arbeiter verbessern,
jedoch ohne zum Streik aufzurufen. Die "wirtschaftsfriedliche"
Organisation scheiterte in Bremen und spielte nach 1871 keine
Rolle mehr, schreibt Schwarzwälder.) |
1869,
15. 6. |
Bremen:
König Wilhelm I.,
begleitet vom Großherzog Friedrich Franz
von Meck-lenburg Schwerin sowie dem Bundes-kanzler des
Norddeutschen Bundes, Graf Bismarck,
dem Kriegsminister v. Roon
und dem Chaf des Großen Gene-ralstabs, Graf Moltke,
und dem Admiral Prinz Adalbert
von Preußen,
besuchen die Freie Hansestadt Bremen
und bei dieser Gelegenheit auch Bremerhaven.
(Der Großherzog von Oldenburg
fehlt bezeichnenderweise in dieser illustren Gesellschaft). |
1869,
12. 12. |
Bremen:
Einweihung der "Friedenskir-che". Architekt: Johann Rippe. Im
Jahre 1939 wird der Vierungsturm abgetragen. Das Gebäude
wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, aber 1948/49
wieder hergestellt und durch ein Gemeindehaus ergänzt
(Einweihung am 3. November 1968) |
1869-1871 |
Bremen:
Bau der Remberti-Kirche.
Sie brannte nach dem Angriff vom 4. Juni 1942 aus und wurde nach
der Befreiung abgerissen. Die neue Kirche entstand 1951 an der
Ecke Schwachhauser Heer-straße/Friedhofstraße.
Die Kirche, die auf dem heutigen Remberti-Kreisel
stand, war nach dem zweiten Erzbischof
von Bremen, Rembert,
genannt. Sie stand auf einem Gelände, auf dem sich
ursprünglich ein Aussätzigenspital
(er-wähnt 1308) befand und wird 1366 bereits genannt. Im
Jahre 1547 läßt der Rat die Kapelle abreißen. Im
Jahre 1597 entsteht eine neue Kirche zur Versor-gung der östlichen
Vorstadt, die 1736 abgebrochen wurde, weil sie baufällig war.
An ihre Stelle trat eine Saalkirche die dann 1869 durch den
neugotischen Bau ersetzt wurde. |
1869,
19. 10. |
Vegesack:
Eröffnung der Buchhandlung C. C. Otto |
1869 |
Vegesack.
Gründung des Gymnasiums in Vegesack. |
1869 |
Vegesack:
Gründung der Norddeutschen Steingutfabrik.
Das Unternehmen be-schäftigte zunächst etwa 100
Arbeiter, die Gebrauchsgeschirr herstellten. 1897 brannte die
Fabrik ab und wurde danach moderner wieder aufgebaut. Die Firma
produzierte nunmehr sehr erfolgreich Wandplatten und beschäftigte
1907 bereits 650 Arbeiter, Der Erfolg setzte sich nach dem Ersten
Weltkrieg
fort. Nunmehr stieg die Belegschaft sogar auf 2000 Personen. |
1869,
4. 5. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Streik der Maurer an der Unterweser. Das Ergebnis des
Arbeitskampfes ist mir nicht bekannt. |
1869,
15. 9. |
Bremerhaven.
Der Norddeutsche Lloyd
eröffnet die neue Linie Bremen
- New Orleans
- Havanna.
Der Unterneh-menszweig steht unter keinem guten Stern, obwohl die
Reederei Dampfer einsetzt, die für diese Strecke gebaut
wurden. Aber zunächst legt der Deutsch-Französische
Krieg den
Handel mit der Karibik
lahm, dann bricht die Konjunktur ein - jedenfalls wird die Linie
am 6. April 1874 wieder aufgegeben. |
1869 |
Bremerhaven:
Bau der Wartehalle des Norddeutschen Lloyd am neuen Hafen. |
1869,
3. 10. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Die "Lassalleaner" und die "Eisena-cher"der
Unterweserstädte feiern ein Verbrüderungsfest,
vereinigen sich also in einer Partei, die sich aber nicht
ent-falten kann, weil schon im nächsten Jahr der Krieg gegen
Frankreich obrigkeit-liche Repressionsmaßnahmen mit sich
bringt. |
1869,
4. 5. |
Geestemünde/h2remerhaven/Lehe:
500 Maurer bestreiken alle Bauunternehmen der Unterweser-Orte, um
eine Lohner-höhung durchzusetzen. Der Ausstand dauert bis
Anfang Juni. Da das genaue Ende ebenso wenig bekannt ist wie das
Ergebnis, gehe ich davon aus dass der Arbeitskampf für die
Proleten verloren ging. |
1869 |
Geestemünde:
Die Gemeinde erhält ein Krankenhaus mit 20 Betten. Später
"Herberge zur Hemat",
dann Jugend-herberge. |
1869-1878 |
Blexen/Weddewarden:
Errichtung der Forts Langlütjen
I (1869-1875) und Langlütjen II
(1872-1880) auf dem Watt vor Tettens.
Auf der anderen Weser-seite entstehen die Batterien Brinkama-hof
II und
(später) Brinkamahof I.
Bei Kriegsausbruch im Jahre 1914 befanden sich auf Langlütjen
I neun 21-cm-Geschütze, auf Langlütjen II sogar 5
28-cm-Geschütze und zwei Kanonen mit dem Kaliber von 15 cm.
Brinkamahof II
verfügte über sechs 28-cm-Geschütze, während
Brinkamahof I
nur mit vier 8.8 cm Flugabwehr-Kanonen ausgestattet war. Hinzu
kamen im Jahre 1908 zwei Batterien, deren eine bei Wremen
aus vier 28-cm-Haubitzen und die andere bei Weddewarden
aus vier 10,5-cm-Geschützen bestand. Die Wesermündung
war also außerordentlich gut gegen einen englischen
Flottenangriff gesi-chert, der nie erfolgte und auch kaum zu
erwarten stand, denn die englische Flot-te zog die Blockadelinie
nicht bei Helgo-land,
wie man erwartet hatte, als man im 19. Jahrhundert die Forts in
der Weser-mündung
baute, sondern auf einer Linie, die von Schottland nach Norwegen
führ-te. Übrigens konnte man nach der Kriegserklärung
der USA an
Deutsch-land
am 6. April 1917 auf eine Blockade ganz verzichten, weil deutsche
Schiffe auf der ganzen Welt keinen Hafen mehr gefunden hätten.
Nach der Befreiung wurde Langlütjen I. im Jahre 1946
ge-sprengt. Der Steg, der bis dahin zu der Insel führte,
wirkte in den folgenden Jahrzehnten wie ein Damm, so dass die
Insel heute mit dem Festland verbunden ist und von Spaziergängern
besucht werden kann. Langlütjen II. wurde zwar desarmiert,
blieb aber erhalten. Sie ist, wie ich vermute, die einzige
Befesti-gungsanlage aus dem 19. Jahrhundert in Norddeutschland,
die man heute noch besichtigen kann. Sie wurde 1991 unter
Denkmalsschutz gestellt, verfällt aber langsam. |
1869 |
Huntebrück:
Bei Huntebrück
wird eine feste Straßenbrücke über den Fluss
ge-schlagen. Es handelt sich um eine Dreh-brücke, damit
Schiffe den Ort passieren konnten. 1871 folgt eine
Eisenbahn-brücke. |
1869-1941 |
Elsfleth:
Nachrichten für Stadt und Land Elsfleth |
1869-1872 |
Wilhelmshaven:
Bau der evangelischen Garnisonkirche in Wilhelmshaven.
Sie wurde nach der Schwägerin des dama-ligen Königs
Wilhelms I. "Elisabeth-Kirche"
genannt. Im Zweiten Weltkrieg
durch Bomben schwer beschädigt, wurde sie wieder aufgebaut
und enthält noch heute viele Devotionalien, die an die
Hochseeflotte
Kaiser Wilhelms II.
und an die Kriegsmarine
Hitlers
erinnern. |
1869,
17. 6. |
Wilhelmshaven:
König Wilhelm von Preußen,
begleitet von den Bürgermeis-tern Duckwitz
und Meyer
aus Bremen,
den Großherzögen von Oldenburg
und Mecklenburg-Schwerin,
sowie von dem Prinzen Adalbert
(als "Admiral der preußischen
Küsten"), Reichskanzler v. Bismarck,
Kriegsminister v. Roon,
Ge-neralstabschef v. Moltke,
Admiral Jach-mann, erscheint im "preußischen
Jade-gebiet"
und wohnt der Zeremonie bei, durch den das Anwesen den Namen
"Wilhelmshaven"
erhält. Die Urkunde verliest Kriegsminister v. Roon.
Auf der Reede liegen das Panzerschiff "Prinz Adalbert",
die Korvette "Arcona",
der Aviso "Grille"
sowie der Raddampfer "Adler".
Die britische Regierung hat das moderne Panzerschiff "Minotaur"
entsandt, auf dem ein Leutnant Fisher
den Salut kommandiert, mit dem die Briten
den König von Preußen begrüßen. Es ist
derselbe Fisher,
der dreißig Jahre später als der geniale Erneuerer der
bri-tischen Flotte und damit als der erfolg-reiche Gegenspieler
des Admirals Tir-pitz
hervortritt. - Am gleichen Tage er-folgt die Grundsteinlegung
der evange-lischen Garnisonkirche in Wilhelms-haven, die nach der
Gemahlin Friedrich Wilhelms IV.
den Namen "Elisabeth-Kirche"
erhält (heute "Christus- und Garnison-Kirche"). -
Wilhelmshaven wird zunächst von der preußischen
Admiralität direkt verwaltet. |
1869,
17. 9. |
Heppens:
Als erste Zeitung im Jade-gebiet erscheinen die "Heppenser
Nachrichten".
Die Lebensdauer des Blattes ist nicht bekannt. |
1869 |
Esens:
Bau der Johannimühle.
Es handelt sich um einen einstöckigen Galerie-Holländer,
der 1909 völlig erneuert wur-de. 1928 wurde der erste
Elektromotor eingebaut. Die Mühle
ist funktionstüchtig und kann besichtigt werden. |
1869,
3. 4. |
Heppens:
Der "Heppenser Courier"
erscheint. Ab 17. 7. 1869 "Will-helmshavener Courier".
ab 1874 "Wilhelmshavener Zeitung".
Das Blatt stellt am 3. 3. 1881 sein Erscheinen ein. |
1869 |
Fulkum:
In diesem Jahr, so vermutet man jedenfalls, wird die Mühle
der Ge-schwister Arjes
errichtet. Sie bleibt bis 1954 in Betrieb und war bis 1980 noch
vollständig vorhanden. |
1869,
25. 4. |
Esens:
Das Harlinger
Blatt berichtet: "Gestern sahen wir hier zum erstenmal ein
Velocipede(also ein Fahrrad, Anm. d. Verf.) Ein Primaner des
Auricher
Gym-nasiums hatte mit seinem Velicopede die Strecke von Aurich
bis Esens
in zwei und einer halben Stunde zurückgelegt."
(Esens zu Großvaters Zeiten, 1999, S. 61) |