Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1907-1908-

1907-1910 Bremen: Bau des Industriehafens. Hier werden Massengüter wie Kohle, Kali, Erz, Schrott und Öl umgeschlagen. Er erhält 1908 eine Schleuse, der das becken von der Tide unabhängig macht. Sie wird von 1958-1959 erneuert von 1979-1982 nochmals modernisiert.
1907-1911 Bremen: Bau des "Hafens A". Von ihm zweigen ab: der Hüttenhafen (1907-1911), der Kohlenhafen (1911-1913), der Kalihafen (1923-1928), der Hafen E (1919-1922), der Hafen F und der Ölhafen (1907-1911)
1907, 24. 11. Bremen: In der Faulenstraße beziehen die Gewerkschaften der Hansestadt ihr erstes Gewerkschaftshaus. Diese Ein-richtungen enthielten zu dieser Zeit vor allem eine Kneipe als Treffpunkt der Arbeiter, über die der Bau ganz wesentlich finanziert wurde (weswegen weder die Gewerkschaften noch die SPD nie aus vollem Herzen die Abstinenz-Menschen unterstützte), dann Schlafsäle für Arbeiter, die neu in der Stadt ein-trafen und zunächst ein Unterkommen suchen mussten und schließlich Büros der einzelnen Organisationen. Seit 1928 hatten die Gewerkschaften im "Volks-haus" an der Nordstraße ihren Sitz. Seit 1949 befindet sich das Gewerkschafts-haus in der Nähe des Hauptbahnhofs.
1907, 9. 3. Bremen: Die "Auswandererhallen GmbH" nimmt das Auswandererheim an der Hemmstraße/Walsroderstraße in Betrieb. In dem Gebäudekomplex konn-ten nach Erweiterungen im Jahre 1914 2000 Passagiere Platz finden. Nach einem sehr wechselvollen Schicksal wurden das letzte Gebäude auf dem Platz 1986 abgerissen.
1907/08 Bremen: Bau des Polizeihauses. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, vor allem wurde einer der beiden Giebel zerstört, was die Folge hatte, dass nach der Menschen aus Gründen der Symmetrie auch der andere abgetragen wurde. Heute befindet sich die Stadtbibliothek in dem Bau.
1907 Bremen: Bau des Kraftwerks in Hastedt.
1907, 6. 3. Bremen. Die Bürgerschaft fordert die Einheitschule und in diesem Zusammen-hang die Abschaffung des Schulgeldes an den Volksschulen und die Unent-geltlichkeit der Lernmittel. Der Senat lehnt die Forderung am 1. November 1907 ab, woraufhin die Bürgerschaft am 13. November ihren Antrag zurückzieht.
1907, 28. 3. Bremen: Weil 190 Schmiede der AG Weser die Arbeit niedergelegt haben, sperrt die Werft 4000 Arbeiter aus. Der Maßnahme folgen weitere Aussperrun-gen in den anderen Unterweser-Häfen. Am 30. März 1907 kündigt die Ma-schinen- und Armaturenfabrik in Bre-men 1500 Arbeitern und stellt am 3. April die Arbeit ein. Die Frerichs-Werft in Nordenham schließt sich der Aus-sperrung an. Der Bremer Vulkan kündigt die Maßnahme an. Am 11. April be-schließen die Schmiede der AG Weser, dass sie ihren Streik beenden, woraufhin die Aussperrung aufgehoben wird. Vom 15. April 1907 an wird auf allen Werften wieder gearbeitet.
1907, 30. 3. Bremen: Streik der Gärtnergehilfen. Ergebnis nicht bekannt.
1907, 10. 4. Bremen: Streik der Bäckergesellen. Er-gebnis nicht bekannt.
1907, 1. 5. Bremen. Im Schuppen 14 des Freihafens II brennen 5-6000 Balen Baumwolle. Am 4. Mai 1907 brennt Schuppen 11 zur Hälfte ab.
1907, 4. 5. Bremen: Großfeuer im Freihafen II. Der Schuppen 11 und andere Schuppen bren-nen nieder. In den Gebäuden la-gerte Baumwolle.
1907, 24. 5. Bremen/Hamburg: Streik der Seeleute, der auch den Norddeutschen Lloyd er-fasst, der Ausstand wird am 13. Juli 07 ohne Ergebnis beendet.
1907, 29. 6. Bremen. Eröffnung der neuen Rennbahn in der Vahr.
1907, 26. 7. Bremen: Ein Streik in der Jutespinnerei wird nach 14 Tagen beendet.
1907, 10. 7. Bremen. Die Bürgerschaft ersucht den Senat um einen Bericht über die Koedu-kation im Schulwesen und über die Frage, ob sich die Verabreichung eines warmen Frühstücks an bedürftige Schulkinder (Milch und Brot) empfiehlt. Zur Frage der Koedukation erklärt die Schuldeputaion, dass die Trennung der Geschlechter in den Oberklassen der Volksschulen unbedingt zu fordern sei, in den unteren Klassen sei sie wünschenswert. Im übrigen hat sie keine Einwendungen dagegen, dass einzelne Mädchen und Frauen in die höheren Schulen eintreten und dort mit den Knaben und Jünglingen unterrichtet werden, um so das Zeugnis der Reife zu erwerben.
1907, 6. 8. Bremen. Auf dem Teerhof brennt das Packhaus der Firma Conrad Loose.
1907, 7. 8. Bremen. Brand eines Packhauses an der Spielleutestraße.
1908, 14. 7. Bremen. Theodor Gustav Pohl wird im Hof des Gefängnises von Oslebshausen mit dem Fallbeil hingerichtet. Er hatte am 25. August 1907 in der Sögestraße seinen Geschäftspartner, mit dem er einen Blumenladen betrieb, ermordet und war deshalb von einem bremischen Schwurgericht am 23. Januar 1908 zum Tode verurteilt worden.
1907, 15. 8. Bremen. Der Mittelbau des Parkhauses brennt aus
1907, 17. 10. Bremen: Gründung der "Visurgis"-Herings-Fischerei-Gesellschaft. Sie wird in Nordenham angesiedelt und be-treibt, wie der Name besagt, den He-ringsfang in der Nordsee. Die Reederei besaß 1914 33 Logger.
1907, 24. 11. Bremen. Einweihung des Gewerk-schaftshauses in der Faulenstraße.
1907 Bremen: Die Jute-Spinnerei und Weberei in Walle richtet für die Kinder ihrer Arbeiterinnen ein Säuglings- und Kinderheim ein.
1907 +1908 Blumenthal: Die Gemeinden Lüssum, Rönnebeck und Bockhorn werden mit Blumenthal vereinigt. In dem Ort entstehen ein neues Rathaus und ein Krankenhaus.
1907 Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Gründung des ortsvereins der Staats- und Gemeindearbeiter.
1907, 6. 8. Bremerhaven: Erste Fahrt des neuen Passagierdampfers "Kronprinzessin Cecilie" nach New York. Ankunft am 13. August 1907. Das Schiff, in den Abmessungen in etwa identisch mit "Kaiser Wilhelm II.", war am 1. Dezember 1906 ebenfalls auf der Vulcan -Werft in Stettin vom Stapel gelaufen und am 28. Juli 1907 in Dienst gestellt worden. Sie war auf der Nord-Atlantik-Route eingesetzt, wurde bei Kriegsaus-bruch 1914 in den USA aufgelegt, dann 1917 beschlagnahmet und 1940 in Baltimore abgewrackt. Damit endet die Serie der "Vier-Schornstein-Damp-fer" des Norddeutschen Lloyd. Der Passagier-Dampfer mit fünf Schornstei-nen, der als Nachfolger geplant worden war, wurde nicht mehr gebaut, weil der durch Kaiser Wilhelm II. ausgelöste Weltkrieg dann die Glanzzeit des Norddeutschen Lloyds und damit der deutschen Passagierschifffahrt über-haupt beendete. Richard Duckwitz schil-dert die Aktivitäten des Norddeutschen Lloyds in dieser Zeit so: "In zuver-sichtlicher Beurteilung der Entwicklung hatte der Lloyd bis 1903 in einem wöchentlichen Doppelschrauben-Schnelldampferdienst zwischen Bremer-haven und New York außer dem früher erwähnten "Kaiser Wilhelm dem Gro-ßen" die ebenfalls prachtvoll ausge-statteten "Kronprinz Wilhelm" (1901) und "Kaiser Wilhelm II" (1903) laufen, zu denen sich 1907, im Jahre des fünfzigjährigen Jubiläums der Gesell-schaft, die "Kronprinzessin Cecilie" gesellte. Diesen "Kaiserdampfer"-Verkehr ergänzte während der Haupt-reisezeit ein wöchentlicher Doppel-schrauben-Postdampferdienst mit acht Schiffen der behaglich eingerichteten Barbarossa-Klasse für ein weniger eiliges Publikum und endlich ein Post-dampferdienst mit sechs Dampfern der Rheinklasse von je ca 10.000 BRT vor-nehmlich für Zwischendecker und große Ladung. Zur gleichen Zeit wurde der vierwöchentliche Dienst der Reichspost-dampfer in der Ostasienfahrt auf einen vierzehntägigen umgestellt." ( Richard Duckwitz: Aufstieg und Blüte einer Hansestadt, o. J. S. 317-318)
1907 Bremerhaven: Gründung eines Kartells der christlichen Gewerkschaften. Sie bleiben an der Unterweser eine Randerscheinung ohne jeden Einfluss. Der Christliche Metallarbeiterverband hatte beispielsweise sieben Mitglieder, der Gutenberg-Bund deren zwölf. Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften befanden sich in einer ähnlichen Lage. Der "Gewerkverein der Maschinen-bauer und Metallarbeiter" hatte 60 Mitglieder. Auf den Werften waren 1907 2317 Mitglieder der sozialistischen, 30 Mitglieder der Hirsch-Dunckerschen und zwei Mitglieder der christlichen Ge-werkschaften beschäftigt.
1907 Bremerhaven: "Unterstützungsverein der Maschinen-Unteroffiziere des Nord-deutschen Lloyd". Der Verband gehört zu den "Gelben Gewerkschaften", die von Unternehmern gegründet wurden, um die sozialistischen Arbeiter-Orga-nisationen zu schwächen.
1907 Bremerhaven. Streik der Seeleute. Keine weiteren Angaben.
1907, 31. 1. Bremerhaven. Streik in der Tauwerks-fabrik Ahlers. Es geht um Lohndifferen-zen. Der Ausstand scheitert. Einzelhei-ten sind nicht bekannt.
1907, 14. 10. Bremerhaven: In einem der drei Unter-weserorte treten die zehn Beschäftigten einer Baufirma geschlossen in einen Abwehrstreik und setzen sich auch nach vier Tagen ( der Ausstand endet am 18. Oktober 1907) durch - ein seltenes Beispiel proletarischer Geschlossenheit.
1907, 2. 4. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Im ganzen Reich werden alle Schneider ausgesperrt, so auch an der Unterweser. Einzelheiten sind mir nicht bekannt.
1907, 6. 5. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In 41 Betrieben streiken die Bauklempner 17 Wochen lang (bis zum 24. August) für mehr Lohn und eine Verkürzung der Arbeitszeit auf neun Stunden täglich (einschließlich Samstag natürlich). Von den 72 Beschäftigten beteiligen sich 58, von denen 38 im Metall-Arbeiterverband organisiert sind. Der Ausstand muss abgebrochen werden, weil Streikbrecher eingestellt wurden.
1907 Bremerhaven/Geestemünde: Sechzig Stauer streiken zehn Tage lang und setzen so eine Lohnerhöhung durch. Einzelheiten sind nicht bekannt.
1907 - 1908 Geestemünde: Anlage des Bürgerparks in Geestemünde.
1907 Geestemünde. Gründung des Turnvereins "Vorwärts".
1907, 28. 12. Geestemünde: Im Fischereihafen bren-nen vier Schuppen und drei Eisräume nieder. Außerdem fängt der Dampfer "Cajo" aus Manzanillo Feuer.
1907, 23. 7. Geestemünde: Gründung der Norddeut-schen Hochseefischerei AG. Die neue Gesellschaft beginnt die Betrieb mit zunächst sechs Fischdampfern. Sie ent-wickelt sich in der Folgezeit zur größten Fischdampfer-Reederei Deutschlands.
1907, 15. 9. Geestemünde. Der Fischdampfer "Blexen" wird unter Island zum letzten Mal gesehen. Danach ist er samt Be-satzung verschollen.
1907, 10. 4. Geestemünde: Auf der Rickmerswerft streiken 100 Arbeiter erfolgreich für eine Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit. Die Werftleitung sperrt Arbeiter aus, muss aber nachgeben.
1907, 2. 4. Blexen: Streik auf der Frerichs-Werft in Einswarden.
1907 Blexen: Bau der Gaststätte "Zur schö-nen Aussicht" am Blexer Bahnhof. der Ort versucht, den Fremdenverkehr an sich zu ziehen.
1907 Blexen. In der Gemeinde soll ein "Junggesellenclub" gegründet werden. Das besagt jedenfalls eine Anzeige, die am 24. Februar 1907 in der Butjadinger Zeitung erschien. Ob aus dem Vorhaben auch Wirklichkeit wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Im Juni 1907 scheint aber ein Familienclub entstanden zu sein.
1907 Blexen. Auf einem Kinematographen werden im Dorf Filme gezeigt. (Butja-dinger Zeitung, 13. Juni 1907)
1907, 1. 12. Blexen: Eröffnung des Blexer Bahnhofs. Das Gebäude mit seinem markanten Turm blieb bis heute erhalten.
1907, 15. 6. Blexen: Auf dem Rahden wird die Bank von Butjadingen gegründet. Die Firma eröffnet am 27. September 07 ihre Geschäftsräume in Blexen.
1907 Nordenham: Gründung der Baptisten-Gemeinde. 1909 Bau der Zoar-Kapelle. 1961 Umbau. Dabei verliert die Kapelle leider ihre charakteristische Gestalt.
1907, 17. 10. Nordenham: Gründung der Heringsfi-schereigesellschaft "Visurgis".
1907 Nordenham: Siedlung der Kabelwerke beendet.
1907-1908 Nordenham: Bau des Wasserturms an der Kabelstraße. Er stellte 1973 seinen Betrieb ein.
1907, 6. 2. Tossens: Gründung des Vereins zur Förderung des Nordseebades.
1907 Lemwerder: Georg Abeking und Henry Rasmussen gründen in Lemwerder eine Yachtwerft, die bis heute besteht. Sie baut neben kleinen Kriegsschiffen immer noch Yachten und darüer hinaus Spe-zialschiffe.
1907-12 Dangast: Die Maler Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel, sowie, jedoch nur 1910, Max Pechstein, allesamt Mitglieder der Berliner Gruppe " Die Brücke", halten sich während der Sommermonate in Dangast auf. Hier entstehen zahlreiche Bilder. Damit begründet Dangast seinen Ruf, ein Ort der Künstler zu sein, der zur Folge hat, dass sich hier von 1921-193 Franz Radziwill niederlässt. Außerdem wurde das Nordseebad bekannt durch Aktionen des Düsseldorfer Künstlers Anatol, ein Schüler von Joseph Beuys. Der bisher letzte in der Reihe ist Butjatha, dem Dangast einige Plastiken verdankt.
1907, 27. 8. Wilhelmshaven: Einweihung der "Kaiser-Wilhelm-Brücke" in Anwe-senheit des letzten Kaisers. Der Bau wurde am 8. November 1906 begonnen. Sie war damals die größte Drehbrücke der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte sie im Jahre 1949 zerstört werden, aber die Maßnahme unterblieb dann auf Grund allgemeiner Proteste. Die Brücke gilt heute als ein Wahrzeichen Wilhelmshavens und ist auf jeden Fall ein technisches Denkmal.
1907 Wilhelmshaven: Im Kurpark wird die Domaier-Bank aufgestellt. Sie erinnert an dem Intendanturrat Hugo Domeier, der sich um die Verschönerung der Stadt verdient gemacht hatte.
1907, 1. 10. Heppens: Die Gemeinde wird zur Stadt II. Klasse erhoben.

-1908-

1908 Bremen: Werftenkrise. Die ganze Bran-che ist von dem Rückgang der Aufträge betroffen. Es kommt in den Werften zu Massen-Entlassungen. Die Krise wird aber schon 1909 wieder überwunden. Die Werften, die sie überwinden, gehen gestärkt aus ihr hervor. Der technische Rückstand zu den englischen Werften ist aufgeholt.
1908 Bremen:. Der Industriehafen erhält eine Schleuse und wird damit von der Tide unabhängig. Erneuerung des Bauwerks 1958/59
1908, 7. 1. Bremen: Gründung der Norddeutschen Hütte in Bremen-Oslebshausen. Von 1908 bis 1911 werden drei Hochöfen errichtet, die Spezialroheisen erzeugten, das auf Schiffen aus Übersee importiert wurde. Die Kohle kam zum Teil ausEngland, zum Teil aus dem Ruhr-gebiet. Das Werk wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört und die Hochöfen nach der Menschen demontiert. Das Werk produzierte da-nach noch Zement und Koks. Im Jahre 1954 geht das Unternehmen in den Be-sitz des Klöckner-Konzerns über. Nach schwierigen Verhandlungen entsteht auf der Fläche, auf der bis dahin die Dörfer Mittelsbühren und Osterort standen, das neue Unternehmen.
  • 1957-58 wird das Kalt-und Warmwalzwerk in Betrieb genommen,
  • 1959 dann der erste und
  • 1961 der zweite Hochofen ange-blasen.
  • 1967 entstand ein zweites Stahl-werk und
  • 1973 der dritte Hochofen und eine Warmbreitbandstraße.
Danach war der Zenit überschritten. Einer der Hochöfen musste stillgelegt werden, aber das Stahlwerk ist noch in Betrieb.
1908, 28. 3. Bremen: Auf den Werften der Weser werden 2300 Arbeiter ausgesperrt als Vergeltungsmaßnahme gegen einen Streik auf den Howaldwerken in Kiel. Der Ausstand wird am 10. April beendet.
1908, 5. 4. Bremen: Im Haus Ansgariitorstr. 20 wird der erste Kinosaal der Stadt eröffnet.
1908, 12. 4. Bremen: In St. Martini predigt Dr. Gertrud von Petzold aus Leicester als erste Frau in einer bremischen Kirche
1908, 1. 7. Bremen. Auf der AG Weser läuft das Linienschiff "Westfalen" vom Stapel. Die "Westfalen" trat am 16. November 1909 zur Flotte und wurde am 5. November 1919 aus der Liste der deutschen Kriegsschiffe gestrichen, dann am 5. August 1920 an Groß-britannien ausgeliefert und 1924 in Birkenhead abgebrochen. Die "Westfa-len"war 1918 Flaggschiff des Flotten-verbandes, der an der Menschen Finn-lands von Russland mitwirkte.
1908, 30. 8. Bremen. Gedächtnistafel für Constantin Bulle in der Aula des Alten Gymna-siums. Constantin Bulle (1844-1905) war schriftstellerisch tätig. Er hinterließ eine mehrbändige "Geschichte der neu-esten Zeit".
1908, 1. 10. Bremen. Eröffnung der ersten Teilstrek-ke der Kleinbahn Bremen-Thedinghau-sen. Sie führt bis Huchting-Moordeich.
1908, 15. 10. Bremen: An der Großen Weserbrücke wird das Denkmal eingeweiht, das an den "Retter Bremens", den Oberbau-direktor Ludwig Franzius (1832-1903) erinnerte. Die Büste selbst wurde 1942 eingeschmolzen und die steinerne Anla-ge, die sie umrahmte, im Jahre 1959 abgebrochen. Ein Nachguss steht seit 1962 am Franziuseck.
1908, 5. 11. Bremen: Die Polizei bezieht ihr neues Quartier am Wall. Das Gebäude wird 1999 von der Sicherheitsbehörde aufgegeben. Dafür zieht hier die Stadtbücherei ein.
1908, 17. 12. Bremen. Die Küper der Lagerhaus-Gesellschaft treten in den Streik. Der Ausstand wird am 21. Dezember 1908 durch einen vergleich beendet.
1908 Bremen: Bildung der "Arbeiter-Zen-tralbibliothek". Sie entsteht aus dem Zusammenschluss der Parteibibliothek der SPD und der Büchereien, die die einzelnen Gewerkschaften angelegt ha-ben. Filialen werden in Gröpelingen, Ha-stedt, Hemelingen und Arsten angelegt. Die Bibliothek umfasst 20.000 Bände.
1908 Bremen: Das Flugzeug tritt in Erschei-nung. In Lesum und in der Pauliner Marsch unternehmen einige Mutige Gleitflüge, darunter die Brüder Wilhelm und Heinrich Focke. Wilhelm Focke meldet in diesem Jahr sogar seine "Ente" zum Patent an. Er war mit dem Fluggerät in Potsdam drei Meter hoch geflogen!
1908 Bremen: Immanuel-Kapelle. Die Pre-digtstätte wird im Krieg beschädigt, kann aber nach der Menschen wieder benutzt werden. 1958 neu gestaltet.
1908 Bremen: Einweihung der St.-Michael-Kirche in Grohn.
1908, 10. 11. Bremen: Stapellauf des NDL-Dampfers "George Washington" auf Vulkan.
1908 Bremen: Die Wehr- und Schleusenan-lage bei Hemelingen ist nach zweijäh-riger Bauzeit fertig. In den Jahren 1915-17 wird das Kraftwerk gebaut. Am 22. April 1945 wurde die Anlage durch Bomben schwer beschädigt, wurde ab 1948-49 notdürftig wieder hergestellt. Seit 1981 arbeitet man an der endgül-tigen Wiederherstellung. Am 19. Mai 1986 wurde das Kraftwerk stillgelegt. Seit 1998 besteht die neue Wehrbrücke. Diese große Schleuse konnte am 30. Juni 1999 eingeweiht werden..
1908 Bremen. In Tenever wird das Altersheim "Egestorf-Stiftung" eröffnet. Sie wur-de von dem Kaufmann Johann Heinrich Egestorf gegründet, der seinen Nachlass diesem Zweck widmete.
1908 Blumenthal. Das Krankenhaus in Fähr-Lobbendorf wird in Betrieb genommen. Es wird von 1912 an ständig erweitert.
1908/09 Blumenthal. Bau des Rathauses der Ge-meinde Blumenthal.
1908-1913 Bremerhaven. Bau des Kaiserdocks II. Erweiterung für die neuen Passagier-schiffe "Bremen" und "Europa"in den Jahren 1930/31. Verlängerung um 67 m von 267,90 auf 335,00 m bei einer Einfahrtbreite von 40 Metern.
1908, 27. 10. Bremerhaven/Geestemünde. 40 Böttcher der Firma Kimme treten in den Streik. Der Ausstand dauert bis zum 30. Oktober 1908, also vier Tage. Grund: es geht um die Anerkennung des Arbeits-nachweises. Der Streik ist erfolgreich.
1908 Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Die Bremerhavener Straßenbahn nimmt drei neue Strecken in Betrieb, nämlich vom Bahnhof Geestemünde nach Lehe, von Speckenbüttel nach Lehe und schließlich von der Geestebrücke über Wulsdorf zum Fischereihafen.
1908 Geestemünde: Im Fischereihafen organi-siert von jetzt an die Fischereihafenbe-triebsgenossenschaft (ein Wortungetüm, das mit dem "Donaudampfschifffahrts--kapitänspatent" mithalten kann). Damit sind die Besatzungen, die bislang dieser Arbeit ausführen mussten, entlastet.
1908 Geestemünde: Die Delphin-Werft macht Bankrott. Sie wird 1910 als Schiffbau-Gesellschaft Unterweser weitergeführt.
1908, 3. 4. Geestemünde. Innerhalb von fünf Minu-ten verschwinden am Fischereihafen etwa 150 Meter des Weser-Deiches unter der Wasseroberfläche.
1908, 23. 4. Geestemünde. Einweihung des Realgym-nasiums am Hohenzollernring (heute "Wilhelm-Raabe-Schule") Die Schule ist die Schöpfung des damaligen Stadtbaumeisters von Zobel und des Architekten Niemeyer. Der Bau begann am 3. 10. 1906 und wurde zu Ostern 1908 fertiggestellt. Das Realgymnasium war ein sehr bemerkenswerter Bau des Jugendstils, der den Zweiten Weltkrieg zwar überstand, aber danach im Zuge des Wiederaufbaus schwer beschädigt wurde. Die Schule war zu Ostern 1878 als Progymnasium gegründet. Im Jahre 1903 wandelte die Stadt Geestemünde das Institut zu einem Reformrealgym-nasium um, während das bisherige Pro-gymasium als Realschule weitergeführt wurde. Das Reformrealgymnasium wurde am 11. März 1910 als Vollanstalt aner-kannt.
1908, 1. 6. Geestemünde: Einweihung des Bürger-parks.
1908 Geestemünde: Im Winter 1908/09 ist der Fischdampfer "Tossens"überfällig. Die Besatzung ist ertrunken.
1908, 28. 3. Geestemünde: Auf der Seebeck-Werft, Tecklenburg-Werft und Rickmers strei-ken von insgesamt 2300 Beschäftigten 775 Werktätige (Tecklenburg 450, Seebeck 225, Rickmers 100). Der Arbeitskampf wird am 10. April 1908 mit einem Kompromiss beendet. Dass man eher von einer Niederlage des Metallarbeiter-Verbandes und des Werftarbeiterverbandes sprechen muss, sieht man daraus, dass nicht alle Strei-kenden wieder eingestellt wurden.
1908, 27. 10. Geestemünde. Streik in der Maschinen-fabrik F. Werner. 13 Arbeiter setzen nach einer Woche eine Lohnerhöhung durch.
1908 Lehe: Gründung des Freilichtmuseums in Speckenbüttel. Bau des niedersächsi-schen Bauernhauses.
1908 Blexen: Die Gemeinde errichtet ein Gemeindehaus. (Heute im Besitz der ev.-lutherischen Kirche) Der Gemein-derat fällt den Beschluss am 5. März 1908. Das Haus wird am 16. November 1908 übergeben. Eine Anekdote am Rande: Um den bereits schwerhörigen und offenbar auch altersstarrsinnigen Mengers, der seit 1874 die Geschicke der Gemeinde lenkte und seither natürlich immer wieder, stets einstim-mig, wiedergewählt wurde, nicht zu verletzen, richtete man in dem Haus zunächst die Fortbildungsschule ein. Erst nach dem Rücktritt des "Vogts" im Jahre 1910, wie man den Bauern nannte, zog die Gemeindeverwaltung in die neu-en Räume ein. Bis dahin hatte Mengers die Akten bei sich zu Haus geführt. Etwas Anderes war aber entscheidend: Natürlich fiel bereits damals auf, dass in der Bauerschaft Einswarden faktisch eine neue Stadt entstand, der soziale Schwerpunktt der Gemeinde also von Blexen hierher gewandert war. Leider hatte man nicht die Phantasie, diesen Prozess aktiv zu gestalten und so drehte das Haus der künftigen Stadtmitte, die bereits durch das Weser-Hotel markiert war, den Rücken zu. Man versäumte es also, der Gemeinde ein neues Zentrum zu geben. Das sollte sich 1933 rächen, als das alte Blexen in dem neuen Nordenham aufging.
1908 Blexen. Gründung des Blexer Turner-bundes.
1908 Blexen. Bau der Kolonie Blexersande.
1908, 25. 3. Blexen. Das Michaelsche Haus gegen-über der Kirche brennt ab, wobei ein Mann um’s Leben kommt. Es handelt sich um das alte Fährhaus, wo sich die Passagiere melden konnten, die nach Geestemünde übersetzen wollten.
1908, 1. 5. Nordenham: Die bisherige Gemeinde Atens wird zur "Stadt Nordenham" er-hoben. Anders als im Jeverland, wo man bei den neuen Siedlungen auf historische Namen, "Bant" und "Rüstringen" zurückgriff, verzichtete man hier auf die traditionelle Bezeichnung der Gemeinde und nannte die neue Stadt nach einem Bauernhof, aus dem eine Ortsgenossen-schaft geworden war, weil hier der wirtschaftliche Schwerpunkt lag. Der Grund lag wohl darin, dass diejenigen, die an der Unterweser investierten, von "Nordenham" sprachen und schrieben und nicht von "Atens". Der Vorgang sollte sich ein Vierteljahrhundert später noch einmal wiederholen, als Blexen nach Nordenham eingemeindet wurde - ein schönes Beispiel dafür, dass die Tradition in der Marsch nichts gilt.
1908 - 1909 Nordenham. Bau der Butjadinger Bahn. (Baubeginn: 1. Juni 1907. Fertigstellung: 1. August 1909) Die Bahn führte über Stollhamm und Burhave bis nach Eckwarderhörne. Der Betrieb der But-jadinger Bahn wurde 1956 eingestellt. Am 8. Juli 1956 fuhr der letzte Per-sonenzug. Danach verkehrten noch bis zum September 1958 einige Güterzüge. Am 2. September 1959 verfügte der Niedersächische Minister für Wirtschaft und Verkehr endgültig die Stilllegung der Butjadinger Bahn. Am 27. Juli 1909 erscheint Großherzog Friedrich August in Person und fährt mit einem Zug der Butjadinger Bahn ein Stück, aber er reist mit dem Automobil an und kehrt auch mit einem solchen nach Oldenburg zurück, womit er eigentlich deutlich macht, dass die Zeit über den Bau der Bahnen, insbesondere der Kleinbahnen, hinweg gegangen ist. Das Amt wurde mit dem Unternehmen auch nie recht glücklich und war schließlich froh, als es ge-schlossen werden konnte. Zu erinnern ist an dieser Stelle an hartnäckige Projekte, die den Bau einer Küstenbahn vorsahen. Sie sollte von Blexen aus über Waddens und Burhave nach Eckwarden verlaufen. Man bemühte sich sehr, die preußische Armee für den Vorschlag zu erwärmen, indem man darauf hinwies, dass die Landesverteidigug eine solche Linienführung notwendig mache, aber das Kriegsministerium in Berlin war da-von nicht zu überzeugen und so blieb denn von dem Plan eine Buslinie übrig, die zwischen den Kriegen die Blexer Fähre mit Waddens und Burhave ver-band, aber auch diese rentierte sich nie und ist deshalb längst wieder aufge-geben worden.
1908 Stollhamm: Das letzte Haus im Jade-busen brennt ab. Es stand auf dem "Schwimmenden Moor" vor Sehestedt.
1908 Berne. Die Hunte wird von einer Dreh-brücke überspannt. Sie wurde am 5. Mai 1945, am 1. Tag der Waffenruhe, noch gesprengt, was bekanntlich den Endsieg des Dritten Reiches herbeiführte. Die Briten eretzten sie 1948 etwas oberhalb durch eine Behelfsbrücke. Seit 1953 rollt der Verkehr über eine Hubbrücke.
1908 Berne: Die Bockwindmühle, die seit 1464 zum Ortsbild gehörte, wird abgerissen und sofort durch eine motorgetriebene Mühle ersetzt. Das ist einer der seltenen Fälle, in denen nicht zunächst ein Galerie-Holländer gebaut wird, bevor man den Betrieb auf Dampf- und dann auf Motorbetrieb umstellte.
1908 Neustadt: Die Sägewindmühle wird abgebrochen. Sie werde erst im Jahre 1903 aufgebaut, aber der Motor machte schon bald die Windkraftüberflüssig.
1908 Lemwerder: Bau des Clubhauses des "Weser-Yacht-Clubs". 1985 abgeris-sen.
1908 Heidmühle: Jüdischer Friedhof
1908 Wilhelmshaven: Zierbrunnen an der Elisabeth-Kirche (heute: Christuskirche)
1908 Jever: Die Reste der Vlaampforte beim Schloss werden beseitigt.
1908/09 Wiesmoor. Bau und Inbetriebnahme des Kraftwerks Wiesmoor. Die Turbinen wurden mit Torf, später auch mit Kohle betrieben. Die Abwärme ging in große Gärtnereien. Das Kraftwerk und die dazu gehörigen Gewächshäuser wurden 1965 abgebrochen. Damals erachtete man die Vernichtung der Moore als Pionier-leistung (ich denke, dass man das heute nders sehen würde). Der Schriftsteller August Hinrichs nahm den Vorgang zum Anlass, seinen Roman "Das Licht der Heimat" zu schreiben.