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Dr. Klaus Dede 1. Juni 1935 - 5. Mai 2018
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-1912-1914- |
1912-1913 |
Bremen:
Bau des Schauspielhauses. |
1912,
12. 1. |
Bremen:
Streik in der Zigarren-Indu-strie. Der Ausstand dauert 13 Wochen. |
1912,
9. 3. |
Bremen.
Arbeitskampf der Schneiderge-sellen. Die Meister sperren ihre
Hilfs-kräfte aus. |
1912,
22. 4. |
Bremen.
Gründung eines Vereins für Zeppelin-Fahrten. Er will
dafür Sorge tragen, dass in Zukunft auch in der Hansestadt
Luftschiffe anlegen können. |
1912,
22. 4. |
Bremen.
Gründung eines bremischen Landesverbandes des Deutschen
Wehr-vereins. Er wurde am 28. Januar 1912 in Berlin von dem
General Keim gegründet und hatte im Herbst des Jahres bereits
40.000 Einzel- und 100.000 körper-schaftliche Mitglieder. Im
"Meyer" (Jahressupplement 1911/12, S. 986) heißt es
dazu: "Stimmung für den Verein machten die in weiten
Kreisen als ungenügenden empfundenen Ergeb-nisse der
deutschen Marokkopolitik von 1911." Der Wehrverein gehörte
also, wie auch der Flottenverein und die Ko-lonialgesellschaft, um
nur die wichtig-sten Gruppierungen dieser Art zu nen-nen, zu
denjenigen Verbänden, die, von Kaiser Wilhelm II. lebhaft
ermutigt, das Deutsche Volk psychologisch auf den von der
Reichsleitung beabsichtigten und dann im Jahre 1914 auch
ausgelösten Krieg vorbereiteten. Den Erfolg dieser Propaganda
konnte dann jedermann im Mai 1945 besichtigen - auch in Bremen.
|
1912 |
Bremen:
Der Speicher XI und Speicher XIII werden fertig. Speicher XIII
wurde im Jahre 2000 abgerissen, aber Speicher XI blieb erhalten.
Das 400 Meter lange Gebäude hat heute die Hochschule für
Künste aufgenommen, hinzugetreten sind weitere
Kultureinrichtungen wie das Ha-fenmuseum, Rundfunkmuseum, die
Kul-turwerkstatt West-Ende, das Bremer Zentrum für Baukultur
und anderes. |
1912,
1./2. 6. |
Bremen:
Schaufliegen über dem Renn-platz in der Vahr. Bei einem
Absturz sterben zwei Männer. |
1912,
10. 7. |
Bremen.
Das Schillertheater wird "bei brennender Kerze" verkauft.
Wahr-scheinlich ist dies das letzte Mal, dass der Brauch geübt
wurde, der darin bestand, dass bei Versteigerung so lange geboten
werden durfte als die bei Beginn angezündete Kerze brannte. |
1912,
24. 9. |
Bremen:
Streik bei der Schokoladen-fabrik "Hachez & Co." |
1912,
1. 10. |
Bremen.
Der Niedersächsische Gustav-Adolf-Bote erscheint erstmals. Er
ist auch das kirchliche Organ für Bremen. Das Blatt geht 1920
ein. |
1912,
6. 10. |
Bremen:
Auf dem neuen Flugplatz landet zum ersten und einzigen Male ein
Luftschiff, nämlich LZ 13 "Hansa". Man hoffte damals mit
den Schiffen eine regelmäßigen Passagierverkehr
eröffnen zu können, was jedoch, wie das Unglück der
"Hindenburg" zeigte, scheiterte. Immerhin transportierten die
Luftschiffe im Reich 1912 30.000 Passagiere. |
1912,
1. 12. |
Bremen.
Der bremische Staat hat insgesamt 263.426 Einwohner, davon leben
214.879 in der Stadt Bremen selbst, 23.987 in Bremerhaven, 4.112
in dem bremischen Teil Vegesacks und in den Landgebieten rechts
der Weser 13.198 und links der Weser 7.230. Dazu einige
statistische Angaben:
- Im
Jahre 1876 waren in Bremen 256 Schiffe beheimatet. Die Zahl stieg
bis 1905 auf 695.
- Im
Jahre 1876 trafen in Bremen 2729 Schiffe mit insgesamt 920.904
Register-Tons ein, während 2799 Schiffe mit 861,807
Register-Tons ausliefen. Entspre-chend trafen 1905 4335 Schiffe
mit 3.350.198 Register-Tons ein, während 41784 mit 3.456.045
Register-Tons ausliefen.
- Im
Jahre 1876 verließen über die bremischen Häfen
21.666 Auswan-derer das Land. Im Jahre 1905 waren es 186,856.
Insgesamt wur-den von 1832 bis 1905 4.040.401 Personen über
bremische Häfen nach Übersee befördert.
- Im
Jahre 1876 verfügte der Norddeutsche Lloyd über 51
See-schiffe und 42 Leichter. Im Jahre 1905 besaß die
Reederei 75 große Dampfer, 46 Küstenschiffe, 48
Flussdampfer, 165 Leichter und zwei Schulschiffe
Bremen
trat damit in das Jahrzehnt ein, das den historischen Höhepunkt
der Stadtgeschichte kennzeichnet. Die kleine Republik war
unglaublich reich und da-bei, dank der guten Beziehungen zur
Kaiser Wilhelm II, der alljährlich Gast im Rathaus war, sogar
mächtig, ein biss-chen jedenfalls. Hinzu trat dank eines sehr
liberalen Klimas ein reiches kultu-relles Leben, das auch in das
Umland, etwa nach Oldenburg, ausstrahlte, wo sich einige
Kaufmanns-Familie an dem bremischen Vorbild ausrichteten. Und es
bestand im Jahre 1905 kein Grund zum Pessimismus. Gewiss: Die
internen sozi-alen Spannungen waren, was die vielen Streiks
zeigten, enorm, und die politi-schen Verhältnisse vorgestrig,
um das wenigste zu sagen, beides aber wurde in Bremen gemildert,
weil man sich ja kannte und begegnete, also miteinander sprach und
deshalb auch im konkreten Fall einvernehmliche Lösungen fand,
aus denen sich dann die notwendigen Reformen wie von selbst
ergaben, wenn das machbar war, aber wie konnte Bremen von seinem
Acht-Klassen-Wahlrecht abgehen, wenn Kaiser Wil-helm II. in
Preußen an dem Drei-Klas-sen-Wahlrecht seines Staates
festhielt? Man musste also warten, was geschah und konnte das mit
gutem Gewissen tun, denn alle weiteren Indikatoren gaben Anlass zu
einer optimistischen Betrach-tung - wenn der Frieden, der seit
1871 herrschte, Bestand haben sollte - und eben das war nicht
der Fall. Zehn Jahre später brach Kaiser Wilhelm II. den
völlig überflüssigen Ersten Weltkrieg vom Zaun, der
den bremischen Handel vernichtete, und vor allem nur ein Vorspiel
war zu dem, was dann 1933 folgte, als der Nachfolger des letzten
Hohenzollern im Amt und im Geiste, nämlich Adolf Hitler, all
das der Ver-nichtung preisgab, was nicht nur in Bremen in Hundert
Jahren aufgebaut worden war. (Dass ein solcher Mann noch heute in
Oldenburg und Wilhelms-haven von einer "Gesellschaft für
wilhelminische Studien" mit offizieller Unterstützung der
Oldenburgischen Landschaft und der Stadt Wilhelms-haven, also der
herrschenden Parteien CDU, SPD und FDP, gefeiert werden muss,
entspricht dem Geist, der an die-sen Orten herrscht.) |
1912 |
Bremerhaven:
Am Deich 12 errichtet die Baugenossenschaft ein
Gewerkschafts-haus, das aber nicht die Büros der Verbände
aufnimmt - die befinden sich andernorts -, sondern die
kulturellen Einrichtungen der Arbeiterbewegung. Die
Baugenossenschaft wurde 1933 von den Nazis verboten, das
Gewerkschafts-haus verkauft und schließlich durch im Zweiten
Weltkrieg durch Bomben zer-stört. |
1912 |
Bremerhaven.
Auf dem "Fort-Wilhelm-Platz" spielen die ernsten
Bremerhave-ner Fußball. |
1912,
22. 3. |
Bremerhaven:
Streik im technischen Betrieb des Norddeutschen Lloyds. Von 156
Beschäftigten treten 132 in den Ausstand. Sie haben nach vier
Tagen Erfolg. Der Streik endet am 26. März 1912. |
1912,
13. 7. |
Bremerhaven:
An der Geeste wird das neue Fährhaus eröffnet. |
1912,
11. 12. |
Bremerhaven.
Die 389 Kesselchmiede, Kesselmaurer, Kesselreiniger und
Schiffbauer auf der Werft des Nord-deutschen Lloyds treten
geschlossen bis zum 13. Januar 1913 (33 Tage) in den Streik und
erkämpfen sich so eine Zula-ge von zwei Pfennigen in der
Stunde. |
1912 |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Ein Streik in der Spedition Günther endet erfolgreich. Nähere
Einzelheiten nicht bekannt. |
1912 |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Sechs Winkelschmiede wehren sich durch einen zweitägigen
Streik erfolgreich gegen eine Maßregelung. |
1912,
7. 3. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
In 158 Städten des Deutschen Reiches, auch in den
Unterweser-Orten, werden die Schneider ausgesperrt. Anlass ist ein
Ausstand der Schneider in 31 Städten, jedoch nicht in
Bremerhaven, Geeste-münde oder Lehe. Von der Ausperrung sind
an der Wesermündung 12 Betriebe betroffen. Der Arbeitskampf
dauert 24 Tage und endet am 2. April. |
1912,
6. 6. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
In 48 Betrieben treten 800 Arbeiter, geführt vom
Holzarbeiterverband, in der Streik, der 43 Wochen lang bis zum 3.
April 1913 andauert. Ergebnis (trotz Aussper-rung): Zehn Pfennige
mehr Lohn, dann ein Tarifvertrag über drei Jahre und
schließlich die Verkürzung der Arbeits-zeit auf 56
Stunden in der Woche (= 9,3 Stunden am Tag). |
1912 |
Bremerhaven/Geestemünde:
Irgendwo in der Nordee sinkt die "Pollux" (Geestemünde)
mit Mann und Maus. Im November strandet die
"Els-fleth"(Bremerhaven) irgendwo an einer "Südküste"
(wahrscheinlich ist Island gemeint). Das Schiff wird zum Wrack. Ob
die Besatzung gerettet wurde, ist nicht bekannt. |
1912,
2. 5. |
Bremerhaven/Geestemünde:
Die Werften von Seebeck und Rickmers, des Nord-deutschen Lloyds,
die Unterweser-Werft und Tecklenborg-Werft, außer-dem die
Firmen Rogge und Hinsch sper-ren bis zum 4. Mai 1912 insgesamt
5000 Arbeiter aus, die am 1. Mai an Kund-gebungen teilgenommen
habe,. |
1912,
6. 3. |
Bremerhaven/Geestemünde:
1200 Be-schäftigte der Stauerei Hinsch (von ins-gesamt 1500)
treten in den Ausstand, weil Kollegen wegen ihrer Zugehörigkeit
zur Gewerkschaft entlassen wurden. Der Arbeitskampf, in dem es bei
der Gele-genheit natürlich auch um einen höheren Lohn
geht, endet einen mit einem Erfolg: Der Unternehmer hat in Zukunft
die Koalitionsfreiheit zu respektieren. |
1912,
10. 12. |
Bremerhaven/Geestemünde:
In 25 Be-trieben der Fischereihäfen treten die
gewerkschaftlich organisierten Maschi-nisten und Heizer in einen
Abwehrstreik, weil die Reeder verlangen, dass die Arbeiter aus
ihrem Verband austreten sollen. Die Unternehmer sperren zu-gleich
aus. Nach 23 Wochen bricht der Zentralverband der Maschinisten und
Heizer den Arbeitskampf ab und gibt sich mit einem Teilerfolg
zufrieden. Einzelheiten sind mir nicht bekannt. |
1912,
12. 3. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
400 Kutscher und Gelegenheitsarbeiter bestreiken die Spedition
Freese, um mehr Lohn zu erhalten. Der Arbeits-kampf endet
erfolgreich. |
1912,
28. 10. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
50 von 57 Küpern der Firma Bachmann streiken zwei Tage lang,
dann haben sie ihre Forderug durchgesetzt, Einzelheiten sind nicht
bekannt. |
1912,
6. 12. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Alle 250 Beschäftigten der Speditionsfirma Brauns, die auch
alle organisiert sind, treten in den Streik und setzen nach drei
Tagen ihre Forderung durch. Der Streik endet am 8. Dezember 1912. |
1912,
6. 12. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
20 von 60 Arbeitern der Baufirmen Kipp, Henke und Stender treten
wegen unzu-mutbarer Arbeitsbedingungen in einen Streik. Sie setzen
sich nach drei Tagen (9. 12. 1912) durch. |
1912,
16. 9. |
Bremerhaven/Geestemünde:
12 von 72 Maschinisten und Heizern der Fisch-dampfer verlangen
mehr Lohn und er-halten auch eine Zulage nach einem zehntägigen
Streik, der bis zum 26. September 1912 andauert. |
1912,
19. 12. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Alle 15 Arbeiter der Stauerei Lau treten in den Streik und setzen
schon am 20. Dezember 1912 eine Lohnerhöhung von 5.20 auf 6
Mark am Tag durch (das entspricht, wenn ich richtig gerechnet
habe, einer Lohnerhöhung um fast 16 Prozent!) |
1912,
1. 4. |
Geestemünde:
Die Gemeinde wird zur "kreisfreien Stadt" erhoben. (Der Ort
erhält damit die Befugnisse eines Kreises). |
1912 |
Geestemünde:
Auf Tecklenborg-Werft streiken 173 Maschinenbauer, von denen 110
organisiert sind, zwei Tage lang um eine Verschlechterung der
Arbeitsbe-dingungen abzuwehren. Sie haben Er-folg. |
1912 |
Geestemünde:
Tecklenborg baut das erste deutsche Motorschiff, die
"Ro-landseck". |
1912,
31. 5. |
Geestemünde:
Streik auf der Tecklen-borg-Werft: 39 Dreher und Nieter, davon 35
Organisierte, treten drei Tage lang erfolgreich in einen Ausstand,
um eine Lohnerhögung durchzusetzen. 53 Wärmer und Bohrer
(davon 45 Orga-nisierte) setzen sich schon nach einem Tag durch,
wohingegen die 204 Maler, von denen 189 Mitglieder ihrer
Gewerk-schaft sind, bis zum 21. Juni 1912 22 Tage lang kämpfen
müssen, um zum Ziel zu kommen. |
1912,
26. 6. |
Geestemünde:
Streik in Seebecks Dock: 28 von 35 Schlossern, Drehern
Maschi-nenbauern und Nietern verlangen eine höhere Bezahlung,
wenn sie ihre Arbei-ten auf See zu Ende führen müssen,
und einen neuen Akkordlohn. Der Ausstand dauert 28 Tage bis zum
20. Juli 1912 und endet mit einem Teilerfolg. |
1912,
13. 8. |
Geestemünde:
Die Arbeiter in den Holz-lagern streiken sechs Wochen lang bis zum
24. September 1912 vergeblich um mehr Lohn. Den Unternehmern
gelingt es, die Betriebe durch Streikbrecher am Laufen zu halten. |
1912 |
Geestemünde:
40 von 55 Metallarbeitern der Maschinenfabrik Geestemünde
tre-ten in den Streik, um eine Lohnerhöhung durchzusetzen,
geben aber schon nach einem Tag erfolglos auf. |
1912 |
Lehe:
Gründung des Turn- und Sport-vereins Leherheide. |
1912 |
Nordholz:
Bau einer drehbaren Luft-schiffhalle.
Nordholz
wird zu einem der wichtigsten Stützpunkte der deutschen
Luftschiffe,
die bereits im Ersten Welt-krieg
zu Bombenangriffen auf englische Städte eingesetzt wurden. Da
die Schiffe mit Wasserstoff gefüllt waren, langsam fuhren und
sehr groß waren, boten sie Flugzeugen leichte Ziele und
wurden deshalb leicht abgeschossen. Sie waren also für die
Kriegführung unbrauchbar. |
1912 |
Blexen:
Die Westschule in Einswarden wird fertig |
1912,
11. 2. |
Blexen:
Gründung der Blexer Bank in der Kirchstraße. Inhaber
ist Johannes Ibbeken, einer der zahlreichen Auktio-natoren der
Marsch, der auch die Konten seiner Kunden führte. Daraus
entwickel-ten sich private Bankgeschäfte, die vermutlich
allesamt in dem Ersten Weltkrieg und der darauf folgenden
Inflation zugrunde gingen. |
1912/1913 |
Blexen:
Die Frerichswerft
lässt in Einswarden
hundert Wohnungen und ein Geschäftslokal für einen
Konsum-Laden errichten. |
1912,
12. 4. |
Rodenkirchen.
Die malerische Mühle
am Strohauser Tief
geht in Flammen auf. Sie wird nicht wieder aufgebaut. Der
Galerie-Holländer
wurde 1802/1803 errichtet. |
1912 |
Berne.
Johann Meyer
baut die "Camper Mühle"
1948 abgebrochen. |
1912 |
Rüstringen:
Die neue Stadt erwirbt im Gebiet von Altengroden
57 Hektar Land zur Anlage eines Stadtparks. Mit der Anlage wurde
im Frühjahr 1914 begonnen, die Arbeiten mussten aber bald
wegen des Weltkrieges
unterbro-chen werden, wurden dann aber im Laufe der Jahrzehnte
fortgesetzt. |
1912 |
Rüstringen/Wilhelmshaven:
Gründung des Katholischen Arbeitervereins. Er hielt am 15.
Mai 1934 seine letzte Monatsversammlung ab und wurde nach der
Befreiung nicht wieder gegründet. Ein schönes Beispiel
dafür, wie sich damals auch in der katholischen Kirche die
Industrie-Arbeiterschaft, in diesem Falle der Kaiserlichen Werft,
von den Gesellen des Handwerks auch emotional distanzierte. Im
übrigen war das auch ein Rangunterschied, was daran deutlich
wurde, dass es der Abeiterverein nie zu einem eigenen Haus
gebracht hat, während die Kolpinghäuser wie überall,
so auch in Rüstringen und Wilhelms-haven zum Zentrum eines
regen gesel-ligen Lebens wurden, |
1912,
12. 8. |
Wilhelmshaven:
Erster Spatenstich zum Bau der Wilhelmshavener
und Rüstringer
Straßenbahn
vor dem Hotel Loheyde.
Am 17. März 1913 wurde die Bahn dem öffentlichen Verkehr
übergeben. Bis 1918 gab es fünf Linien, die dann auf
drei reduziert wurden. Die Bombenschä-den im Zweiten
Weltkrieg bewirkten, dass die Straßenbahn seit 1943 nur noch
auf einer kurzen Strecke fuhr. Nach dem Karfreitagsangriff vom 30.
März 1945 musste sie den Betrieb völlig einstellen. Er
wurde nicht wieder aufgenommen. |
1912,
19. 10. |
Wilhelmshaven:
Einweihung eines Denkmals für den französischen Admiral
Coligny.
Die Plastik wurde nach einer Zeichnung von Kaiser Wilhelm II.
von Martin Wolff geschaffen. Das Denkmal hat man im Zweiten
Weltkrieg
einge-schmolzen. (Das Monument wurde auf besonderes Betreiben
Kaiser Wilhelm II.
aufgestellt, der den Admiral, der als Führer der
französischen Protestanten in die Geschichte einging, zu
seinen Vorfahren zählte. Irgend eine Beziehung zu
Wilhelmshaven
oder auch nur zur norddeutschen Küste besteht nicht, es bekam
aber eine besondere Bedeutung, weil der Oldenburger
Historiker Jörg Michael Henneberg Anfang des 21. Jahrhunderts
diese Anekdote zum Anlass nahm, um in Wilhelmshaven
einen neuen Kaiser-Wilhelm -Kult zu etablieren, dem sich die
"Gesellschaft für Wilhel-minische Studien"
widmete. Sie betreibt in Wilhelmshaven eine Fachbibliothek, die
bei ihrer Eröffnung 1300 Bände umfasste. Weitere
Aktivitäten sind mir nicht bekannt. |
1912 |
Wangerooge:
Die Kaiserliche Marine
sichert die Einfahrt zur Jade
nun auch militärisch durch eine Batterie ab. |
|
-1913- |
1913
- 1917 |
Bremen.
Bau der Getreideverkehrsan-lage im Wende-Becken vor dem Freiha-fen
II. |
1913-1916 |
Bremen:
Neubau der Kaiserbrücke
über die Weser. |
1913 |
Bremen:
Gründung der Roland-Werft GmbH
in Hemelingen.
Das Unternehmen sollte im wesentlichen Küstenmotor- und
Fährschiffe bauen, spezialisierte sich dann aber auf kleine
Kriegsschiffe. In der Zwischenkriegszeit und nach der Befreiung
wandte sich das Unternehmen jeweils seinen eigentlichen Vorhaben
zu, hatte auch zeitweilig damit Erfolg, musste aber 1972 den
Vergleich bean-tragen, dem aber dann der Anschluss-konkurs folgte. |
1913,
16. 1. |
Bremen.
Das neue Rathaus wird ein-geweiht. |
1913,
5. 3. |
Bremen.
Wilhelm II. besucht zum 22. Mal seit seinem Regierungsantritt im
Jahre 1888 die Stadt Bremen und wird im Neuen Rathaus feierlich
empfangen. |
1913,
2. 5. |
Bremen.
In den bremischen Häfen und am Weserbahnhof wird der
Neun-Stunden-Tag eingeführt. |
1913,
4. 6. |
Bremen.
Auf der AG Weser läuft das Linienschiff "Markgraf" vom
Stapel. Das Schiff wurde am 1. Oktober 1914 in den Dienst gestellt
und am 21. Juni 1919 in Scapa Flow von der eigenen Besat-zung
versenkt. Die "Markgraf" war das letzte Linienschiff der
Kaiserlichen marine, das in Bremen gebaut wurde. |
1913,
5. 6. |
Bremen:
Weserbadeanstalt am Altenwall eröffnet. |
1913,
26. 6. |
Bremen:
Streik beim Norddeutschen Lloyd. Die Schauerleute befinden sich im
Ausstand. Ende am 24. Juli 1913. |
1913,
1. 7. |
Hamburg/Bremen:
Werftarbeiterstreik. Die Bewegung wurde von den Arbeitern der
Werft "Blohm und Voss"
ausgelöst und erfasste bald 36.000 Arbeiter. Der Deutsche
Metall-Arbeiterverband unter-stützte zwar den Ausstand,
dennoch musste er aber Mitte September erfolg-los abgebrochen
werden. In Bremen, wo der Ausstand vom 20. August bis zum 5.
September 1913 dauerte, lag der Schwerpunkt des Arbeitskampfers
auf der AG "Weser".
Hier profilierte sich erstmals Johann Knief,
der zunehmende Sympathien unter den Werftarbeitern genießt
und vor allem ein System von Vertrauensmännern aufbaut, die
in der revolutionären Bewegung, die im Ersten Weltkrieg
entstand, eine Rolle spielen. In Bremerhaven und Geestemünde
beginnt der Streik am 24. Juli 1913 und endet offiziell am 14.
August 1913, aber die Unternehmer zögern die
Wiederein-stellung der Arbeiter hinaus, so dass die letzten erst
am 6. September 1913 wieder in Arbeit und Brot stehen. |
1913,
22. 7. |
Bremen:
Streik in allen bremischen Werften. |
1913,
7. 8. |
Bremen:
Die Klempnergesellen streiken. der Arbeitskampf dauert 13 Wochen. |
1913,
15. 8. |
Bremen:
Das Neue Schauspielhaus am Ostertor (Goetheplatz) wird mit dem
Lustspiel "Eine Frau ohne Bedeutung" von Oscar Wilde eröffnet. |
1913,
23. 8. |
Bremen.
Der Bremer Ingenieur A. Räp-penecker hat einen Fernschreiber
erfun-den und gründet eine Gesellschaft, um die Neuerung zu
vermarkten. |
1913,
22. 10. |
Bremen:
Von der Innenstadt nach Arsten fährt ein gleisloser
elektrischer Oberlei-tungs-Omnibus. |
1913,
8. 11. |
Bremen:
Man beginnt mit der Zuschüttung des Torfkanals. |
1913,
9. 11. |
Bremen:
Im Bürgerpark wird das Denkmal auf dern Kaufmann Franz Ernst
Schütte
(1836-1911) eingeweiht. Die Marmorplastik von Adolf von
Hildebrand
befindet sich heute im Foyer der Mei-erei. Im Bürgerpark
steht eine Nach-bildung. |
1913-1917 |
Bremen:
Bau der Getreideverkehrsan-lage am Wendebecken vor dem Frei-hafen
II. |
1913 |
Bremen:
Die Vertiefung der Weser
auf sieben Meter wird begonnen, aber we-gen des Krieges
unterbrochen. 1924 erreicht die Maßnahme den Braker
Hafen. |
1913
- 1915 |
Bremen:
Der "Eisenbahn Spar- und Bauverein" baut den Breitenbachhof.
Das ist der erste mehrgeschossige Wohnkomplex in Bremen. |
1913 |
Huchting:
Der Galerie-Holländer im Dorf brennt ab und wird durch eine
Dampf-mühle ersetzt. |
1913 |
Bremerhaven/Bremerhaven/Lehe:
Be-ginn der zweiten Wserkorrektion. Der Fluss soll auf sieben
Meter Tiefe ge-bracht werden. Die Arbeiten müssen wegen des
Weltkrieges unterbrochen werden. |
1913 |
Bremerhaven:
Die Auswandererwelle erreicht ihren Höhepunkt. In diesem Jahr
überqueren 239.344 Menschen, vor-nehmlich aus Ost-Europa, von
Bremer-haven aus den Atlantik, um in den USA eine neue Existenz zu
suchen. Zum Vergleich: Im Jahre 1832 gab es auf der Route 10.344
Auswanderer. |
1913 |
Bremerhaven.
Beim Norddeutschen Lloyd streiken 142 von 180 Schiff-bauern. Sie
wollen die Entlassung eines Kollegen verhindern und setzen sich
nach zwei Tagen durch. |
1913 |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
23 Tischler aus acht Betrieben streiken für mehr Lohn und für
eine Verkürzung der Arbeitszeit. Nach zehn Wochen setzen sie
sich durch. |
1913 |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Streik in den Bauunternehmen Hornberg und Langenberg. Nach einem
Tag haben sich die 30 Streikenden (von 45 Bechäftigten)
durchgesetzt. |
1913,
5. 3. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
62 von den 86 Malern in mehreren Betriebe werden ausgesperrt, weil
sie die Ver-längerung eines bestehenden Tarifver-trages durch
das Diktat der Unterneh-mer ablehnen. Nach 12 Wochen endet der
Ausstand am 26. Mai 1913 mit einem Teilerfolg der Maler: 5
Pfennige mehr Lohn, Vertragsdauer drei Jahre und 9,5 Stunden
Arbeitszeit. |
1913,
20. 4. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
In fünf Kleinbetrieben des Bäcker- und
Konditorenhandwerks streiken acht von 14 Gehilfen 39 Tage lang
bis zum 30. Mai 1913. Sie erzielen einen Teilerfolg. |
1913,
11. 6. |
Bremerhaven:
360 Kohlenarbeiter der Firma Hinsch (die für den
Norddeut-schen Lloyd arbeitete) erstreiken sich einen Zuschag zum
Lohn von einem Pfennig je Stunde am Tag und zwei Pfennigen in der
Nacht. Der Ausstand dauert nur zwei Tage. |
1913,
12. 7. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
55 von 65 Arbeiten einer Baufirme streiken für mehr Lohn. Der
Ausstand dauert 28 Tage lang bis zum 7. März 1913 und endet
erfolgreich. |
1913,
26. 7. |
Bremerhaven/Geestemünde:
Streik auf allen deutschen Werften, auch in den Unterweser-Orten,
ausgenommen der Norddeutsche Lloyd, mit 2750 Teilneh-mern in
Bremerhaven und Geestemünde, an der Küste insgesamt
25.000, Der Ausstand endet nach drei Wochen am 9. September mit
einem Misserfolg. |
1913,
26. 7. |
Bremerhaven:
1200 Hafenarbeiter (von 1850) treten in den Streik, weil sie von
der Firma Hinsch den Abschluss eines Tarifvertrages und außerdem
natürlich mehr Lohn fordern. Obwohl nicht alle der 1312
gewerkschaftlich Organisierten teilnehmen und überdies vom
Norddeut-schen Lloyd etwa 1000 Streikbrecher eingesetzt werden,
endet der Arbeits-kampf erfolgreich. |
1913,
21. 9. |
Bremerhaven.
Das Holzlager der Firma Suhr brennt ab. |
1913,
18. 10. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe:
Zehn Arbeiter streiken sechs Tage, um eine Lohnforderung
durchzusetzen. Sie haben Erfolg. Einzelheiten sind nicht bekannt. |
1913,
24. 10. |
Bremerhaven:
250 Nieter und Bohrer legen auf Tecklenburg-Werft die Arbeit
nieder. Daraufhin werden 1500 Arbeiter entlassen. Der Arbeitskampf
dauert bis zum 30. Oktober 1913. |
1913,
14. 11. |
Bremerhaven:
Auf Tecklenburg-Werft läuft das Schulschiff "Großherzog
Friedrich August" vom Stapel. |
1913 |
Geestemünde:
Der Ort wird kreisfreie Stadt. |
1913 |
Geestemünde:
Im Fischereihafen brennt das Betriebsgebäude der Geestemünder
Herings- und Hochseefischerei AG nie-der. |
1913,
16. 6. |
Geestemünde:
Großfeuer auf Tecklen-burg-Werft |
1913,
1. 1. |
Geestemünde.
Die bisherige "Landge-meinde" erhält den einer Status
"Stadt". |
1913,
8. 8. |
Geestemünde:
Wilder Streik bei Tecklenborg. 727 von 2300 Arbeitern (davon nur
467 organisiert) fordern mehr Lohn und haben damit nach neun Tagen
(Ende des Streiks am 17. August 1913) Erfolg. |
1913,
13. 9, |
Geestemünde:
Der Fischdampfer "Komet" strandet an der Südküste
von Island. Das Schiff wird zum Wrack. Ursache des Unfalls ist die
Nachlässigkeit der Schiffsführung. Was aus der Besatzug
geworden ist, wird nicht berichtet. |
1913,
24. 10. |
Geestemünde.
250 Nieter und Bohrer der tecklenborg-Werft treten in einen neuen
Streil. Darafhin entlässt das unternehmen 1500 Arbeiter. Der
Arbeitskampf endet am 30. Oktober. |
1913-1916 |
Lehe.
Bau des Amtsgerichts. |
1913 |
Lehe:
Elf von 200 Lochern (?) eines Betriebes werden für einen Tag
ausgesperrt, dürfen dann aber an ihren Arbeitsplatz
zurückkehren |
1913,
24. 4. |
Geestemünde:
150 Nieter der Rickmerswerft streiken fünf Tage lang bis zum
29. April 1913 und erkämpfen sich so eine Zulage zum Lohn von
5,5 Prozent. |
1913,
18. 10. |
Geestemünde:
Streik der Nieter und Bohrer auf Tecklenborg-Werft, weil ihnen die
Akkord-Zulage verweigert wird. Der Ausstand, an dem sich 250 der
2300 Werftarbeiter beteiligen, wird nach 12 Tagen am 31. 10. 1913
von der Gewerkschaft abgebrochen, nachdem die Werksleitung 1500
Männer entlassen, also ausgesperrt hat |
1913,
11. 2. |
Geestemünde.
15 Maurer einer nicht genannten Werft streiken 28 Tage bis zum 7.
März 1913 und erzielen einen Teilerfolg. |
1913 |
Nordenham:
Errichtung der Städtischen Sparkasse.
Ab 1. 4. 1924 Filiale der Landessparkasse zu Oldenburg.
|
1913,
13. 4. |
Nordenham:
Amtsverwaltung und Amtsgericht beziehen das neue Gebäude
an der Bahnhofstraße.
Das von dem Oldenburger
Architekten Rauchheld
geplante Haus ist ein überaus schönes Beispiel des
Jugendstils, das wie durch ein Wunder bis heute unverändert
erhalten blieb. Es wird inzwischen nur noch durch das Amtsgericht
Nordenham genutzt |
1913,
30. 4. |
Rodenkirchen:
Eisenbahnstrecke zwischen Rodenkirchen und Varel in Betrieb
genommen. (Abbau 1963) |
1913,
30. 4. |
Rodenkirchen.
Die Eisenbahnstrecke von Rodenkirchen
nach Varel
wird in Betrieb genommen. Sie bleibt bis zum Jahre 1963 in Betrieb
und wird dann abgebrochen. |
1913 |
Berne:
Brücke über die Ollen.
1967 durch ein neues Bauwerk ersetzt. |
1913,
1. 5. |
Wilhelmshaven:
An der Jade
kommt es, wie inzwischen üblich, zu einer Mai-Demonstration.
Die oldenburgischen
Behörden haben sich auf das Ereignis in ihrer Weise
vorbereitet, indem sie die Polizeibeamten der Stadt Rüstringen
bis auf 2 Schutzleute nach Oldenburg
kommandierten, wo die Männer an einer Polizeihundeprüfung
teilnehmen mussten. Im preußischen
Wilhelmshaven dagegen war die Polizei verstärkt worden,
außerdem lag Militär in Bereitschaft. Der
Demonstrationszug mit etwa 1500 Teilnehmern bewegte sich ohne
Fahnen und ohne Musik die Gökerstraße
entlang in Richtung Kanal auf den "Banter Bürgergarten"
und "Schmidts
Garten" zu und betrat an der Kreuzung
Bismarckstraße/Göker-straße
preußisches Gebiet. Hier sperr-ten 22 preußische
Polizisten die Straße ab, so dass es zu Stauungen kam, wobei
die Polizisten die Demonstranten zurückdrängten, indem
sie bereits mit dem Säbel drohten. Als ein Arbeiter zu
schlichten versuchte, erhielt er einen Hieb ins Gesicht, andere
wurden durch Schläge und Stiche an den Beinen, im Rücken
und am Gesäß verletzt. So weit der Sachverhalt. In
einem anschließen-den Gerichtsverfahren wurde ein Ar-beiter
zu zwei Monaten Gefängnis und ein zweiter zu drei Wochen
Gefängnis verurteilt, ein weiterer musste eine Geldstrafe
zahlen. (Drei Monate später ziehen die Arbeiter für den
Kaiser, der sie so übel behandeln ließ, angeblich
begeistert in den Krieg und lassen sich für einen Staat, der
ihnen kaum Rechte einräumte, wohl aber die Folgen einer
verfehlten Politik aufpelzte, verstümmeln und töten -
wie können wir das erklären?) |
1913-1914 |
Varel:
Wasserturm
in Varel.
Der Bau ist 54 Meter hoch. |
1913,
17. 3. |
Rüstringen/Wilhelmshaven:
Die Straßen-bahnen
in Wilhelmshaven und Rüstringen nehmen den Betrieb auf. Bis
1918 bestanden in den beiden Städten fünf Linien, die
dann auf drei reduziert wurden. Der Betrieb im Verlauf des Zweiten
Weltkrieges
immer weiter reduziert und schließlich nach dem letzten
Luftangriff auf Wilhelmshaven
am 30. 3. 1945 vollständig eingestellt. Er ist dann nie
wieder aufgenommen worden. |
1913,
23. 12. |
Wilhelmshaven:
Eröffnung der Kaiser-Friedrich-Kunstthalle
an der Ecke Göker/Viktoriastraße.
Der Kunstverein Wilhelmshavens
war bereits am 10. Januar 1912 gegründet worden. Die
Kunsthalle
wurde im Zweiten Weltkrieg
durch Bomben zerstört und 1968 an der Adalbertstraße
wieder aufgebaut. |
1913-1915 |
Wilhelmshaven.
Die Deutsche
Maschi-nenfabrik Duisburg
baut den "Langen Heinrich",
den größten Schwimmkran Europas seiner Zeit. Den
Ponton, auf dem das Ungetüm montiert wird, nietet die AG
Weser in
Bremen
zusammen. Der Kran kann bis zu 250 Tonnen heben und hat eine
Auslage von 42 Metern. Das Oberteil ragt bis zu 81,4 Metern in den
Himmel. Nach der Befreiung sicherten sich die Amerikaner im Jahre
1945 den Kran und brauchten ihn in Bremerhaven
auf. |
1913 |
Esens:
Gründung des Kurvereins für Esens
und Umgebung, der besonders für Bensersiel
wirbt. |
|
-1914- |
1914 |
Berlin:
Das Jahr der großen Kata-strophe. Weil serbische Verbrecher
den Erzherzog-Thronfolger von Österreich-Ungarn, ermordet
haben, erkärte die Doppelmonarchie, von der deutschen
Reichsleitung dazu angestiftet, Serbien den Krieg, woraufhin
Russland gegen Österreich mobil macht. Das wieder ver-anlasst
das Deutsche Reich, sowohl Russland als auch Frankreich, das
bisdahin völlig unbeteiligt war, den Krieg zu erklären
und in das neutrale Belgien einzumarschieren, was nun
Großbritan-nien veranlasst in den Krieg gegen die
Mittelmächte einzutreten. Anfangs ste-hen also zwei gegen
drei europäische Großmächte. Zunächst
allerdings können die Menschen noch einmal einen friedlichen
Sommer genießen, während Handel und Wandel blühen.
Beispiel: Die deutsche Handelsflotte hat einen Um-fang von
5.459.000 BRT - eine Größe, die sie nie wieder
erreichen sollte. Die Flotte des Norddeutschen Lloyds umfasst mit
494 Schiffen und einer Gesamt-Tonnage von 492.952 BRT, also fast
ein Viertel davon, davon 135 Seeschiffe und 358 Schlepper.
Flussschiffe, Barken und leichter sowie ein Schulschiff.Welch
eine Katastrophe der von der deutschen Reichsleitung ausgelöste
Krieg für die Unterweserstädte bedeutete, macht ein
Hinweis deutlich: mit dem Tag der englischen Kriegserklärung
konnte kein Schiff mehr die Häfen anlaufenund keines
dieselben mehr verlassen. Der gesamte Handel stagnierte. In
Geestemünde hörte die gesamte Fischindustrie auf. Die
Fischdampfer wurden als Vorpostenboote weitgehend aufgebraucht.
Die Rickmerswerft musste schließen. Die anderen Werften
waren zwar gut beschäftigt, arbeiteten aber für die
Kaiserliche Marine. In den Städten stiegen die Preise.
Trotzdem mussten die Lebensmittel rationiert werden. Die Maßnahme
führte natürlich zu einem ausgedehnten Scheichhandel.
Die Presse unterlag nunmehr der Zensur durch das Militär. Der
Krieg bewirkte unter der Zivlbevölkerung eine ungeheure Not
und führte zur allgemeinen Verarmung des Mittelstandes. So
wurden die Vorausetzngen für die nachfolgende Radikalisierung
der deutschen Bevölkerug geschaffen. Indessen lebte der Mann,
der dies alles zu verantworten hatte, nämlich Kaiser Wilhelm
II, ruhig in seinem Hauptquartier in schönen Bade-orten wie
dem belgischen Spaa, fuhr gelegentlich mit einem neuen
Schlacht-schiff durch die Deutsche Bucht spazieren und ging
schließlich, als ob nichts gewesen wäre, in Pension,
die er in den Niederlanden verbrachte, bis er 1941 starb, nachdem
er die Einnahme von Paris durch deutsche Truppen öffentlich
bejubelt hatte - seinem Nachfolger im Amt und im Geiste, Adolf
Hitler, war gelungen, was bei ihm nur Absicht geblieben war. |
1914-1916 |
Bremen:
Bau der Getreideumschlagsan-lage
im Bremer Hafen. Erweiterung: 1930. Erneuert 1948-1950. |
1914,
7. 3. |
Bremen.
23. und letzter Besuch Wil-helms II. in Bremen. Der Kaiser hatte
während seiner Regierungszeit den klei-nen Stadtstaat, vor
allem aber den Norddeutschen Lloyd, mit seinem besonderen
Wohlwollen bedacht. Warum das so war, weiß ich nicht, aber
ich könnte mir denken, dass hier, wie auch sonst im Denken
des letzteren regie-renden Hohenzollern, einmal die un-glaubliche
Rückständigkeit der bremi-schen Verfassung und die
Modernität der Wirtschaft, wie sie besonders der Norddeutsche
Lloyd zeigte, dem Kaiser emotional sehr entgegen kam, der ja
beides in sich zu vereinen wusste. nämlich politische
Rückständigkeit und technische Modernität in sich
zu ver-einigen wusste. Vielleicht spielte ja für den
Antisemiten Wilhelm Hohenzollern auch eine Rolle, dass der
Norddeut-sche Lloyd, im Gegensatz zur HAPAG, wenigstens an der
Spitze "judenfrei" war -erhier also keinem Ballin
begeg-nete. |
1914,
15. 4. |
Bremen.
Eröffnung der neuen Realschule in der westlichen Vorstadt. |
1914,
15. 4. |
Bremen:
An der Karlstraße wird das staatliche Seminar zur Ausbildung
von Volksschullehrerinnen eröffnet. |
1914,
30. 4. |
Bremen.
Die Badeanstalt am Ohlenhof in Gröpelingen wird eröffnet. |
1914,
21. 5. |
Bremen:
Auf dem Flugplatz auf dem Neuenfelde wird die erste Flugzeughalle
eingeweiht. |
1914,
23. 5. |
Bremen.
Der Café-Besitzer Jürgens
und der Inhaber des Fährregals Otto Hillebrecht
beginnen mit dem Betrieb der Fähre Peterswerder
(auch "Hillebrecht-Fähre"
genannt), die Hastedt
und Arsten
mit dem Werder verband. Seit dem 18. Jahrhundert hatten hier
bereits Boote verkehrt, die es den Bauern gestatteten, Heu und
Vieh über die Weser
zu bringen. Nunmehr dienten die Ruderboote dem Ausflugsverkehr.
Seit 1926 wurde sogar ein Motorboot - "Klein-Ottchen"
- eingesetzt, das später noch durch das Motorboot "Anna"
ergänzt wurde. Nach dem Krieg wurden sie durch MS "Gretchen"
(1954) und MS "Antje" (1964) ersetzt. Die Fähre am 23.
September 1968 ihren Betrieb ein. Sie war durch den Bau der
Werdersee-Brücke
überflüssig geworden. |
1914,
6. 11. |
Bremen.
Alle männlichen Engländer im Alter zwischem dem 17. und
dem 55. Lebensjahr werden in "Sicherheits-haft" genommen und
in das Lager Ruh-leben bei Berlin überführt, das damit
das erste Konzentrationslager auf dem Bo-den des Deutschen Reiches
gewesen sein dürfte. |
1914 |
Bremen.
In Walle wird ein Haltpunkt der Eisenbahn eingerichtet. |
1914,
4. 1. |
Bremerhaven.
Die 14 Einzelvereine des Arbeitersport in den Unterweserstädten
und den Nachbarschafts-Gemeinden schließen sich zur "Freien
Turnerschaft Unterweser" zusammen. Die einzelnen Vereine in
Bremerhaven, Lehe, Geeste-münde, Langen, Spaden, Wulsdorf,
Schiffdorferdamm und Stotel bleiben als Abteilungen bestehen. Die
Freie Tur-nerschaft Unterweser hat insgesamt 1300 Mitglieder. Die
Organisation be-währt sich aber nicht und wird deshalb 1924
wieder aufgelöst, so dass dann aus den Abteilungen wieder
selbständige Vereine wurden. |
1914 |
Bremerhaven.
Man beginnt mit dem Bau der Nordschleuse. Die Arbeiten müssen
aber nach Kriegsbeginn unterbrochen werden. |
1914,27.
7. |
Bremerhaven.
Die Grobschmiede des Norddeutschen Lloyds treten in den Streik,
weil sie mit Unorganisierten nicht zusammenarbeiten wollen. der
Ausstand, an dem sich von 94 Arbeitern 64 beteili-gen, wird nach 5
Tagen wegen des Kriegsausbruchs ergebnislos abgebro-chen. |
1914,
22. 7. |
Bremerhaven/Geestemünde/Lehe.
Streik bei der Baufirma Hinrichs. Beteiligt sind 16 der 28
Arbeiter. Es geht um Diffe-renzen mit einem Polier. der Konflikt
wird durch einen Kompromiss beigelegt. |
1914 |
Bremerhaven:
Neubau der Bremerhave-ner
Mole an der Geestemündung.
|
1914 |
Bremerhaven/Geestemünde:
In diesem letzten Friedensjahr gehen sechs Fisch-dampfer verloren,
nämlich:
- Am
3. Januar 1914 die "Alice Busse"(Geestemünde", die vor
dem Isa-Fjord vom Eis erdrückt wurde,
- dann,
ebenfalls am 3. Januar 1914, die "Karoline Köhne", die
eben-dort dasselbe Schicksal ereilte.
- Im
Januar 1914 sank auch die "Loy" vor der Nordküste
Islands. Die Besatzung ertrank.
- Im
Februar 1914 folgte ihr, eben-falls vor der Nordküste
Islands, die "Forelle" aus Geestemünde in die Tiefe.
Auch sie nahm die Besat-zung mit sich.
- Im
April 1914 strandete die "Lambert"an der Westküste
Is-lands, wobei das Schiff zum Wrack wurde. Das Schicksal der
Besat-zung ist unbekannt.
- Dasselbe
Schicksal ereilte, eben-falls im April 1914, die "Ochtum" aus
Bremen. Auch sie wurde zum Wrack. Auch in diesem Falle weiß
man nichts von der Besatzung.
|
1914,
1. 7. |
Geestemünde/Lehe:
Eröffnung der bei-den neuen Bahnhöfe in Geestemünde
und Lehe. |
1914 |
Geestemünde.
Die Tecklenborg-Werft liefert den Dampfer "Pungo" ab (124 m.
lang, 3600 BRT). Das Schiff schrieb sich in die Kriegsgeschichte
ein, als es 1915 zu dem Hilfskreuzer "Möwe" umgebaut
wurde, die unter dem Kom-mando des Grafen von Dohna-Schlodien
zweimal die britische Blockadelinie durchbrach und dann auch, so
weit ich weiß: als einziges Schiff dieser Art, jeweils in
den Heimathafen zurückkehrte zurückkehrte. Nach dem
Krieg fuhr die "Möwe" unter dem Namen "Olden-burg",
natürlich als ziviles Handels-schiff, weiter und wurde erst
1945 durch Fliegerbomben in Norwegen versenkt. |
1914,
4. 5. |
Lehe.
Von den 60 Arbeitern der Firma W. Rogge treten zehn in den Streik,
um eine Lohnerhöhung und einen Tarifver-trag durchzusetzen.
Der Arbeitskampf wird nach 86 Tagen am 3. August 1914 wegen des
Kriegsausbruchs von der Ge-werkschaft abgebrochen. |
1914,
9. 1. |
Wulsdorf.
55 der 65 Arbeiter der Eisfabrik Feldhusen streiken, weil einer
ihrer Kolegen unwürdig behandelt wur-de. Über Verlauf
und Ergebnis des Aus-standes ist nichts bekannt. |
1914,
21. 1. |
Wulsdorf.
Dreißig Arbeiter der Schup-pen- und Eisfabrik Busse fordern
mehr Lohn und setzen die Forderung auch nach einem nur zweitätigen
Streik durch. |
1914,
21. 5. |
Rodenkirchen:
In Hartwarden
wird das Denkmal eingeweiht, das an die Schlacht erinnert, die vor
400 Jahren an dieser Stelle stattfand und in der die Butjadinger
ihre Selbständigkeit einbüß-ten. |
1914 |
Brake:
Die "Fett" (Fettraffinerie AG)
in Brake
nimmt den Betrieb auf. |
1914,
28. 8. |
Wilhelmshaven.
Gefecht vor Helgoland.
Die deutsche Hochseeflotte
war unter der Annahme gebaut worden, dass die britische Flotte,
wie das 1864 die Dänen
und 1870 die Franzosen
getan hatten, eine Blockadelinie etwa bei Helgoland
ziehen würden. In diesem Fall sollte die deutsche Flotte mit
allem, was sie hatte, auslaufen und, wenn möglich, die
briti-sche Flotte möglichst dicht an die Küste ziehen,
wo sie von den Küstenbatterien auf Helgoland und Wangerooge,
viel-leicht auch Borkum,
erreicht werden konnten. Überdies würden die deutschen
Minen ihre Wirkung tun - man: dor harr een Ul seeten. Die
Briten
blockierten den deutschen Handel auf der Höhe Schottlands, wo
die britische Flotte für die deutschen Schiffe unerreichbar
wa-ren. Damit hatte sich die Strategie des Großadmirals
Tirpitz als
Fehlschlag er-wiesen: die Hochseeflotte Wilhelms II. war nicht nur
technisch rückständig, sondern darüber hinaus für
einen Krieg gebaut worden, der so nie stattfand, was Fachleute, zu
denen der Kaiser nicht ge-hörte, auf die er aber hätte
hören müs-sen, natürlich vorher gewusst hatten. Das
Lieblingsspielzeug des letzten Kaisers entpuppte sich als eine
giganti-sche Fehlinvestition, die ihn dann aller-dings den Thron
kostete - das deutsche Volk zahlte indes weit mehr. Nur einmal -
am 28. August 1914 - stießen briti-sche Flotteneinheiten
in die Deutsche
Bucht vor.
In dem Gefecht mit deutschen Vorpostenkräften versenkten sie
die Kleinen Kreuzer Mainz,
Ariadne und
Cöln
sowie ein Torpedoboot. Die deut-schen Linienschiffe lagen zu
diesem Zeitpunkt im Hafen und waren nicht einsatzbereit, während
die Geschütze auf Helgoland
wegen des Nebels nicht eingreifen konnten. Im übrigen: Wenn
man einmal von dem Gefecht bei Coronel
vor der chilenischen Küste absieht, in dem das Geschwader des
Admirals Graf Spee
einige abbruchreife britische Kriegsschiffe versenkte, hat die
deut-sche Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg
alle ihre Seeschlachten verloren, auch die vor dem Skagerrak. In
diesem Tref-fen gelang es zwar dem Admiral Schaar seine Flotte der
vernichtenden Umklam-merung durch die Briten zu entziehen, aber
das Ziel des Unternehmens, die Sprengung der britischen
Blockadelinie, wurde weder diesmal noch später er-reicht.
Wenn man also die ver-senkte Tonnage und andere statistischen
Spiel-chen außen vor lässt und schlicht fragt, ob das
Ziel erreicht wurde, das mit dem Flottenbau im Allgemeinen und mit
dem Vorstoß an die norwegische Küste im Besonderen
angestrebt wurde, dann lau-tet die Antwort: Nein, das war nicht
der Fall. Und das bedeutet: Die Briten waren die Sieger und die
Deutschen die Verlie-rer - und das wird man wohl fast ein
Jahrhundert post festum sagen dürfen. |
1914,
15. 9. |
Wilhelmshaven:
Eröffnung der Volksbü-cherei in der Gewerbeschule. Sie
wurde im Jahre 1920 in die "Bücherei der Jadestädte"
umbenannt und zog am Mai 1921 in das Offizierskasino um. Sie
vereinigte die Bestände der "Wilhelms-havener Bücherei"
(4000 Bände), der Bücherei des Gewerkschaftskartells
(400 Bände), des Werftwohlfahrtsvereins
(6000 Bände) und des Gewerbevereins
(300 Bände). 1933 wurde der Bestand dezimiert, weil man das
"undeutsche Schrifttum" aussonderte. Die Bibliothek zog zu
einem mir unbekannten Zeitpunkt in das Haus
Prinz-Heinrich-Straße/Ecke
Marktstraße
um. Hier wurde sie in der Nacht vom 14. zum 15. September 1942
durch Bomben schwer getroffen und zum großen Teil
vernichtet. Im Jahre 1943 wurde die Bücherei mit 10.000
Bänden in der Volksschule an der Bremer Straße
neu eröffnet. Sie zog 1944 noch einmal in das Seemannshaus
um, wurde hier aber 30. März 1945 erneut ausgebombt. Im
Herbst 1945 konnte die Bücherei, nachdem man diesmal
Nazi-Literatur daraus entfernt hatte, wieder eröffnet werden
und zwar zunächst in einer Schule und dann in der ehemaligen
Sta-tionsbücherei an der Kieler Straße/Ecke
Bremer Straße.
Weitere Zwischenstati-onen dieser abenteuerlichen Geschichte seien
hier ausgespart, jedenfalls erhielt die Wilhelmshavener
Stadtbibliothek
ihr endgültiges Domizil in einem Neubau an der
Virchowstraße,
der am 2. November 1962 eingeweiht wurde. |
1914,
4. 11. |
Schillig-Reede:
Der Panzerkreuzer "York"
treibt beim Ankerlichten auf Schillig-Reede
in die eigene Minensper-re und wird zweimal getroffen. das Schiff
sinkt sofort. Es sterben 281 Männer. Die "York"
war am 3. November 1914 mit den Aufklärungs-Streitkräften
von einem Vorstoß gegen die englische Küste
zurückgekehrt, musste aber wegen Nebels in der Außenjade
ankern. Am 4. November sollte sie in die Werft verlegen, was
sicherlich auch einige Stunden später hätte geschehen
können. Im übrigen handelte es sich um ein Schiff der
"Vor-Draeghtnought-Ära, war also für den modernen
Seekrieg nicht mehr geeignet und damit nichts weiter als
Kanonenfutter, wie sich später auch beim Untergang der
"Blücher"
in der Schlacht vor der Doggerbank
und der "Pommern"
in der Skagerrak-Schlacht
zeigen sollte. |
1914 |
Rüstringen:
Gründung des "Reformreal-gymnasiums Rüstringen
für Knaben". In der Nazizeit "Admiral-Scheer-Schu-le".
Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg
zerstört und nicht wieder aufgebaut. |
1914,
1. 8. |
Wangerooge.
Der Badebetrieb auf der Insel endet, weil der Weltkrieg
ausge-brochen ist. Die Zivilbevölkerung wird zum Teil
evakuiert. |
|