Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1920-1922-

1920, 16. 1. Bremen. Die bremische Nationalver-sammlung beschließt die Umstellung der Straßenbeleuchtung von Gas auf Elek-trizität. Sie erfolgt natürlich nach und nach.
1920, 29. 2. Bremen. Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 30 Pfennige.
1920. 14. 3. Bremen: Kapp-Putsch in Berlin. Die bremische National-Versammlung be-schließt, "den verbrecherischen Macht-habern, die sich widerrechtlich die Gewalt in Berlin angeeignet haben, jede Anerkennug zu verweigern, sich ihnen mit allen Mittteln entgegen zu stellen." (Wania: 15 Jahre Bremen, 1930, S.226)
1920, 30. 3. Bremen: Die Quäker beginnen mit der Schulspeisung unterernährter Kinder in Bremen. Die "Gesellschaft der Freun-de" stellt dafür 18 Millionen Dollar - damals eine unverstellbar hohe Summe - zur Verfügung, die in ganz Deutschland so eingesetzt wird. In Bremen erhalten so 4000 Kinder drei Monate lang täglich ein warmes Mittagessen.
1920, 14. 4. Bremen: Heinrich Scharrelmann eröffnet seine Arbeitsschule in der Schleswiger Straße.
1920, 23 4. Bremen. Streik der Angestellten im Hansa-Lloyd-Werk. Auch die Angestell-ten der Norddeutschen Waggonfabrik treten in den Ausstand.
1920, 1. 5. Bremen. Der Bierpreis wird verdoppelt.
1920, 4. 5. Bremen. Großfeuer in den Atlaswerken.
1920, 8. 7. Bremen. Gesetz über die Errichtung der Arbeiter- und Angestelltenkammern. Am 4. Dezember 1921 finden die ersten Wahlen zu den neuen Institutionen statt.
1920, 8. 5. Bremen. Die neue Verfassung der Freien Hansestadt wird von der bremischen Nationalversammlung mit Mehrheit angenommen.
1920, 1. 8. Bremen: Die Bürgerschaft beschließt die Gründung des Arbeitsamtes. Die Behör-de wurde 1927 aufgelöst, als durch Reichsgesetz die Arbeitslosenversiche-rung eingeführt wurde.
1920, 18. 5. Bremen. Im Gesetzblatt der Freien Hansestadt Bremen wird die neue Verfassung des Landes verkündet.
1920, 22. 7. Bremen. Eröffnung der Luftpoststrecke Berlin-Bremen-Wangerooge.
1920, 1. 8. Bremen: Die Bürgerschaft beschließt die Gründung des Arbeitsamtes. Die Behör-de wurde 1927 aufgelöst, als durch Reichsgesetz die Arbeitslosenversiche-rung eingeführt wurde.
1920, 24. 9. Bremen: Auf dem "Vulkan" ist der Dampfer "Vegesack", der erste Neu-bau des Norddeutschen Lloyd nach dem Kriege, fertiggestellt. Das Schiff läuft am 2. Oktober 1920 nach Brasilien aus.
1920, 20. 10. Bremen: Streik der Arbeiter im Heiz-werk der Elektrizitätswerke.
1920, 22. 10. Bremen: Streik der Staatsarbeiter. Der Ausstand wird am 26. Oktober 1920 beendet.
1920 Bremen: Einweihung des Osterholzer Friedhofs. Mit dem Bau begann man bereits am 7. Juli 1909. 1944 richtete man ein besonderes Gräberfeld für die Opfer der Bombardierugen ein. Ein anderes Feld ist deutschen Soldaten gewidmet, die hier begraben wurden. Besondere Denkmäler erinnern an die Opfer der Konzentrations- und Arbeits-lager (1951 von Paul Halbhuber), und an deutsche Soldaten (1952, Paul Halb-huber). Gerhard Schreiter gestaltet das Denkmal für ausländische Kriegsopfer. Der Friedhof hat heute eine Größe von 79,5 Hektar.
1920 Bremen. Eröffnung der Straßenbahnlinie 12 von Sebaldsbrück zum Osterholzer Friedhof. 1952 eingestellt.
1920 Bremen: Gründung der Neptun-Werft, Theodor Bartels & C0 in Bremen-Neustadt. Weitere Informationen habe ich nicht gefunden.
um 1920 Bremen. Der Wümmedeich im Blockland erhält auf der Kuppe eine feste Decke. Seit 1927 ist der Autoverkehr auf der Straße verboten.
1920, 7. 2. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Erneuter Streik der Musiker. Er endet nach sechs Tagen am 13. Februar 1920 mit einem Teilerfolg.
1920, 1. 5. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Streik in vier Kaufhäusern. Von 293 Angestellten nehmen 149 teil und erkämpfen eine Lohnerhöhug um 30 Prozent. Der Streik endet nach drei Tagen am 19. 5.
1920, 6. 7. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In fünf Betrieben streiken 57 von 65 Zim-merern. Nach 18 Tagen erreichen sie eine Lohnerhöhung von 4,75 auf 5,45 Mark die Stunde
1920, 23. 9. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Streik in den Großhandlungen der Lebensmit-telbranche. Der Ausstand wird bereits am nächsten Tag beendet. Einzelheiten sind nicht bekannt.
1920, 20. 4. (1921?) Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In der Firma Ludolph streiken von 74 Arbeiter deren 47 und erkämpfen sich so eine Lohnerhöhung um 64 Prozent. Der Arbeitskampf endet nach drei Tagen am 23. April 1920.
1920, Dez. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Die Metallarbeiter außerhalb der Werften fordern die Anpassung ihrer Löhne an diejenigen in den Schiffbaubetrieben. Von 508 Beschäftigten nehmen 208 an dem Ausstand teil und erreichen in 14 Tagen, dass ihre Löhne tatsächlich angepasst werden.
1920 Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In acht Betrieben streiken 34 Schneider. Ihre Forderungen werden nach drei Tagen erfüllt.
1920, 28. 6. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Un-ruhen auf den Märkten wegen der ge-stiegenen Preise insbesondere für Obst und Gemüse. Sturm der Bevölkerung auf Lebensmittelgeschäfte, Schuhhandlungen und Konfektionsgeschäfte. Die Kaufleute werden gezwungen, die Preise herab-zusetzen, zugleich kommt es zu Plün-derungen. Der bremische Amtmann for-dert Reichswehr an. Die Soldaten sper-ren die Straßen und schießen scharf, als sich die Menschen nicht zerstreuen. Da-bei wird ein Mann getötet.
1920, 18. 8. Bremerhaven. Aus den USA trifft der Dampfer "Susquehanna" (ex Rhein, NDL) ein. Damit wird der Schiffsverkehr zwischen der Hansestadt und Amerika wieder aufgenommen.
1920 Bremerhaven: Der Fischdampfer "Otto Fricke"strandet am 17. März 1920 bei Island. Das Schiff ist ein Wrack. Vom Schicksal der Besatzung ist nichts bekannt. Am 18. August ereilt den Fischdampfer "Schütting" auf der Doggerbank dasselbe Schicksal. Auch hier ist das Schicksal der Besatzung unbekannt.
1920, 18. 10. Bremerhaven/Geestemünde: In 23 Be-trieben der Fischindustrie streiken alle 360 Arbeiter bis zum 1. November (14 Tage) und setzen einen Lohnzuschlag von monatlich 50 Mark durch.
1920, 1. 4. Geestemünde. Wulsdorf wird nach Geestemünde eingemeindet.
1920, 1. 2. Geestemünde. Streik der Angestellten auf Tecklenborg-Werft. Er endet bereits am nächsten Tag mit einem Erfolg.
1920, 1. 4. Lehe: Der Ort, bis dahin die größte Landgemeinde in der Provinz Hannover, erhält die Stadtrechte.
1920, 27. 6. Wulsdorf. Streik in der Viktoria-Brau-erei. Die Lohnforderung wird zum Teil durchgesetzt. Der Ausstand endet nach 14 Tagen am 10. Juli 1920. Die Zahl der Teilnehmer ist nicht bekannt.
1920 Dangast. Der aus Rodenkirchen stam-mende Maler Franz Radziwill siedelt sich in Dangast an. 1978 wird er Ehrenbürger der Stadt Varel.
1920 Rönnelmoor: Die Galerie-Windmühle wird abgebrochen. Sie war erst 1902 errichtet worden.
1920, 13. 1. Rüstringen/Wilhelmshaven: Über das ganze Reich wird der Belagerungs-zustand verhängt. Damit geht in Rüst-ringen und Wihelmshaven die vollziehende Gewalt auf den Stations-chef über. (Anlass ist eine große Demonstration der USPD und der KPD vor dem Reichstag in Berlin, bei der 47 Menschen getötet werden)
1920, 31. 1. Wilhelmshaven: Die Mannschaften der Schiffe der Marine, die sich am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbst versenkt hatten, kehren nach Wilhelmshaven zurück und werden vom Chef der Admiralität, Konteradmiral v. Trotha, feierlich begrüßt.
1920, 1. 3. Wilhelmshaven: Die "Uto-Werke", ein Zweigbetrieb der Deutschen Werke AG, nehmen mit mit 3000 Beschäftigten den Betrieb auf. Sie bauen insgesamt 36 Fischdampfer und produzieren darüber hinaus Torfbagger, Möbel, Fenster Türen und was sonst noch Gewinn verspricht - bis hin zum Bügeleisen. Das Unternehmen wird Ende 1924 geschlossen. (Uto = Uboot und Torpedowerft, als Abteilung der Kaiserlichen Werft gegründet 1909)
1920, 12. 3. Rüstringen/Wilhelmshaven: Kapp-Putsch. Die in Wilhelmshaven gebildete "Brigade Erhardt" rückt in Berlin ein und besetzt einige Regierungsgebäude.
  • 13. März: Stationschef Zenker und Reichskommissar Hug veröffentli-chen eine Erklärung, wonach sie eine abwartende Haltung einneh-men wollen. Hintergrund: Der Stationschef ist für Kapp, Hug vermutlich dagegen, will aber einen Konflikt mit dem Militär vermeiden.
  • 15. März: Die Regierung Tantzen in Oldenburg, an der die SPD beteiligt ist, stellt sich eindeutig auf die Seite der Verfassung und damit gegen Kapp. Die Landesregierung unterstellt die Festung Wilhelms-haven ihrem Befehl.
  • 16. März: Hug erklärt sich nun auch öffentlich gegen den Putsch.
  • 17. März: In Berlin geben die Putschisten auf.
  • 21. März: Ministerpräsident Theo-dor Tantzen spricht in der Festung zu den Berufssoldaten.
  • Bremerhaven/Geestemünde/Lehe, 17. März: Der Festungskomman-dant, Korvettenkapitän Raven und der bremische Amtmann Seelen erklären, dass sie auf dem Boden der Verfassung stehen und be-enden damit ihre bis dahin zwei-deutige Haltung zum Kapp-Putsch. Die Mehrheitssozialisten hatten sich von vorneherein zu der Demo-kratie bekannt.
1920, 2. 5. Rüstringen/Wilhelmshaven: Enthüllung eines Denkmals für die Opfer der Revolution auf dem Militär-Friedhof.
1920, 25./26. 5. Wilhelmshaven: Reichswehrminister Gessler besucht den Kriegshafen.
1920, 26. 6. Rüstringen/Wilhelmshaven: Ausschrei-tungen auf dem Markt. Wütende Kunden zwingen Händler dazu, die Preise zu senken. Es kommt zu Plünderungen. Erst am Nachmittag kehrt wieder Ruhe ein.
1920 Wilhelmshaven: Die Kreuzer-Fregatte "Blücher" wird in Wilhelmshaven abgewrackt. Das Schiff spielte in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bei der Eroberung Kameruns eine große Rolle. Die Kreuzerfregatte war am 27. August 1878 in Dienst gestellt und 1891 aus der Liste der Kriegsschiffe gestri-chen worden. In der Regel wurden die Einheiten dann noch irgendwie weiter benutzt, beispielsweise als Wohnschiffe, so auch hier.
1920 Jever: In Jever wird eine Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes gegründet. Als dieser nach der Ermordnung des Reichsaußenminis-ters Walther Rathenau im Freistaat Oldenburg verboten wird, gehören in Jever dem Verein 34 Mitglieder an, darunter fünf Lehrer des Mariengym-nasiums und der Direktor des Lyzeums (so nannte man damals die Oberschulen für Mädchen). Die nunmehr deutschna-tional begründete Judenhetze wurde besonders von dem Gymnasiallehrer Oskar Hempel betrieben, der seit 1911 in Jever sein Unwesen trieb. Er unter-hielt, wie eine Hausdurchsuchung bei ihm ergab, bereits 1922 Kontakte zur NSDAP in München. "Wichtigster Mit-streiter dieses ‚neuen’, weil jetzt im völkischen Gewand daherschreitenden und bald nationalsozialistischen Antise-mitismus war ab 1919 das ehemals liberale‚Jeversche Wochenblatt’. Sein Chefredakteur von 1919 bis 1945 war Friedrich Lange, u. a. Gründungsmitglied der jeverschen Ortsgruppe der NSDAP von 1928." ("Peters: Die Reichskris-tallnacht in Jever, 1992, S. 32) Und hinzu kam: "Eine unrühmliche Rolle spielte auch weiterhin das Mariengym-nasium Jever, das ab Mitte der 20er Jahre den führenden Nationalsozialisten der Stadt offen als eine Art logistisches Zentrum diente." ("Peters: Die Reichskristallnacht in Jever, 1992, S. 32) Welch ein Geist in der Stadt herrschte, macht die Tatsache deutlich, dass der Dichter Georg von der Vring, der damals Zeichenlehrer am Mariengymnasium war, fluchtartig die Stadt verlassen musste, weil er es gewagt hatte, zum Verfassungstag des Jahres 1927 eine Rede zu halten, in der er seine Loyalität zur Republik bekundete. Die Juden lebten sozusagen im Vorhof der Hölle. Peters zitiert Max Biberfeld so: "Was ich am Mariengymnasium 1928/29 als Jude auszustehen hatte, hat mir einen Schock fürs Leben versetzt, anderer-seits mir das Leben gerettet, weil ich nach 1933 bald auswanderte, weil ich wusste, was ich zu erwarten hatte." ("Peters: Die Reichskristallnacht in Jever, 1992, S. 32) Das galt aber nicht nur für das Gymnasium. Juden wurden auch sonst in der Stadt belästigt und beleidigt. Wie stark der völkische Antisemitsmus in der jeverschen Gesellschaft verankert war, lehrten die Reichstagswahlen von 1924, in denen der "Völkischsoziale Block" in dieser Stadt 22,6 Prozent der Stimmen erhielt, gegen 6,6 Prozent im Reich.
1920, 8. 9. Mariensiel: Zum zweiten Mal gibt es in dem Munitionslager eine große Explo-sion, die diesmal 17 Tote fordert.

-1921-

1921 Bremen: Seit Anfang Juli ist die Nordsee wieder frei von Minen.
1921 Bremen: Der Arzt Dr. Robert Degering (1884-1959) betreibt die Eröffnung des "Licht- und Luftbades an der Och-tum". Die Anstalt erhielt 1929 eine Schwimmhalle, wurde aber am 3. März 1945 total zerstört. Man eröffnete es zwar nach dem Krieg wieder, aber 1985 wurde das Bad endgültig geschlossen.
1921, 1. 2. Bremen: Gründung der Ortsgruppe Bre-men des Volksbundes Kriegsgräber-fürsorge.
1921, 8./9. 2. Bremen: Gemeinsamer Besuch Hinden-burgs und Ludendorffs in Bremen. An-lass ist der Stapellauf des Dampfers "Hindenburg" der Hugo-Stinnes-Ree-derei. Hindenburg (nicht Ludendorff) ist anschließend Gast des Senats.
1921, 12. 3. Bremen: Im Stadttheater am Wall wird die Oper "Der ferne Klang" von Franz Schreker aufgeführt.
1921, 29. 3. Bremen: Streik bei der AG Weser. Dem Aufruf der KPD folgt nur ein Teil der Arbeiter, die sofort fristlos entlassen werden. Der Konflikt weitet sich im Laufe des Sommers aus. Am 7. September 1921 sperrt die Werksleitung 1500 Beschäftigte, die am Ausstand nicht beteiligt sind, aus. Erst am 3. Oktober 1921 endet der Arbeitskampf.
1921, 1. 4. Bremen: Teile von Rockwinkel, Oster-holz, Horn, Grambke, Rablinghausen Seehausen, ganz Oslebshausen und Neuenland werden in die Stadt Bremen eingemeindet.
1921, 1. 4. Berlin/Bremen: Die Verwaltung der Wasserstraßen geht in die Zuständigkeit des Reiches über.
1921, 5. 4. Bremen: Streik der Schneider. Der Ausstand wird am 21. April beendet.
1921, 17. 4. Bremen: Erstes drahtloses Ferngespräch von Bremen nach Königswusterhausen.
1921, 1. 5 Bremen: Eröffnung des Bahnhofs "Inlandhafen". Die Hansestadt Bremen organisierte den Bahnverkehr in den bremischen Häfen auf eigene Rechnung. Erst 1930 wurden diese Strecken, immerhin fast 310 Kilometer Strecke, in die damalige Reichsbahn eingegliedert.
1921, 31. 5. Bremen: Streik der Bauarbeiter. Der Ausstand endet am 20. Juni 1921.
1921, 3. 6. Bremen: Gründung der "Bauhütte Han-sa".
1921, 8. 7. Bremen: Die Bürgerschaft beschließt die Gründung der Arbeiterkammer. (Fusion mit der Angestelltenkammer zur "Ar-beitnehmerkammer" am 1. 1. 2001.)
1921 Bremen: Die Umgestaltung der Bött-cherstraße beginnt.
1921, 15. 9. Bremen: Bremer Flughafenbetriebsge-sellschaft gegründet (Eintragung ins Handelsregister am 20. 9. 1921)
1921, 1. 10. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 75 Pfennige.
1921, 26./27. 11. Bremen; "Deutscher Tag" des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-bundes, Gau Nordwest-Deutschland" in Bremen.
1921, 7. 7. Vegesack: Die Theatergenossenschaft wird gegründet. Sie organisierte Gast-stpiele vornehmlich des Bremer Thea-ters in der "Tonhalle". Sie fanden einen solchen Zulauf, dass der Eigen-tümer den Saal zum "Stadttheater" umbauen ließ.
1921, 10. 12. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 1 Mark.
1921, 28. 12. Bremen:. Die Arbeiterkammer konstitu-iert sich
1921 (1920?) Bremerhaven/Geestemünde/Lehe. 1400 Arbeiter streiken in 131 Betrieben acht Wochen lang für einen höheren Lohn. Sie setzen sich am Ende durch.
1921, Okt. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In al-len Friseur-Salons der Unterweserorte schweigen die Scheren, denn die Gehilfen streiken. Nur Vier von ihnen setzen ihre Arbeit fort. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.
1921, 2. 11. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Streik der Kellner in den Hotels, Restaurants und Cafés. Beteiligt sind von 178 Angestellten deren 116. Sie setzen nach 38 Tagen (Der Ausstand endet am 10. Dezember 1921) einen teil ihrer Forderungen durch.
1921, 25. 8. Bremen/Bremerhaven: Die 290 Staats-arbeiter der Hafenbauämter in Bremen und Bremerhaven streiken für mehr Lohn. Der Ausstand endet nach 16 Tagen am 1. September 1921 durch Vermittlung des Reichsarbeitsministers.
1921, 23. 9. (1920?) Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: In den Betrieben der Lebensmittel-Großhand-lungen streiken 25 von 49 Arbeitern und setzen eine Lohnerhöhung von 215 auf 235 Mark in der Woche durch. Der Ausstand endet schon nach zwei Tagen.
1921, (1920?) Bremerhaven/Geestemünde: In 17 Be-trieben der Fischindustrie streiken von 246 Arbeitern deren 83 und erreichen schon nach einem Tag eine Erhöhung ihrer Löhne um 70 bis 100 Prozent.
1921 Geestemünde: Durch neue Eindeichun-gen an der Weser wird Platz für den Fischereihafen 2 gewonnen.
1921 Geestemünde. Der Bau der Doppel-schleuse zum neuen Geestemünder Fischereihafen beginnt. Die Grundstein-legung ist am 5. November 1921. Am 23. März 1925 kann der erste Fischdampfer einlaufen, aber die Tore der Schleuse werden am 7. November 1925 zum ersten Mal geschlossen, Die Bauarbeiten sind damit beendet. Inzwischen ist die Schleuse erneuert und erweitert worden.
1921 Geestemünde: Gründung des Fische-reimuseums. Seit 1952 Nordsee-Muse-um. Im Jahre 1987 wird das Alfred-Wegener-Institut Eigentümer des Muse-ums, das die Einrichtung 1999 schließt.
1921 (1920?) Geestemünde: Auf Tecklenborg-Werft streiken 212 von 390 Nietern und Bohrern. Sie fordern vergeblich eine Verbesserung der Arbeitsbedingugen. Der Ausstand bricht nach drei Tagen zusammen.
1921, 14. 10. Blexen: Streik auf der Frerichswerft. Dauer und Ergebnis nicht bekannt.
1921, 22. 8. Nordenham: Bei der Midgard treten 600 Arbeiter und Handwerker in den Streik. Über die Dauer und das Ergebnis kann ich nichts sagen.
1921 Rodenkirchen: Die Windmühle in Hahnenknoop brennt ab und wird nicht wieder aufgebaut. Es handelt sich um einen Galerie-Holländer, der 1838 errichtet wurde. Im Jahre 1907 wurde ein Dieselmotor eingebaut, der dann die Windkraft überflüssig machte.
1921, 5. 12. Brake: Arbeiter hindern den letzten Kommandeur der kaiserlichen Schutz-truppe in Deutsch-Ostafrika, General-major v. Lettow-Vorbeck, daran, in der Unterweserstadt aufzutreten. Lettow-Vorbeck hatte bis zum allgemeinen Waffenstillstand seinen Widerstand ge-gen Briten und Südafrikaner aufrecht-erhalten, zuletzt indem er auf portugie-sisches Gebiet geflohen war und war so zu einer Symbolfigur der repulikfeind-lichen Rechten geworden.
1921 Berne: Der Mühlenbauer Heinrich Bolte baut in Hiddigwardermoor den letzten Galerie-Holländer, der in der Weser-marsch errichtet wurde. Das Bauwerk stammte aus Hude, wo der Galerie-Holländer 1812 entstand. Er wurde, wie andere Mühlen auch, an den neuen Standort versetzt. Indes wurden schon 1930 die Flügel abgebaut, so dass nur noch der Mühlenturm blieb.
1921, 7. 5. Varel: Die "Hansa-Automobil und Fahrzeugwerke A.G." werden aus dem Hansa-Lloyd Konzern ausgegliedert und erneut verselbständigt. Sitz der Firma ist wieder Varel. Sie übernimmt auch die dortige Produktionsanlagen. Das Unter-nehmen florierte nicht, denn nach dem Ersten Weltkrieg brach der deutsche Automobilmarkt zunächst zusammen. Hinzu kam die Hyperinflation, die dazu führte, dass im Jahre 1924 die Stilllegung des Werkes drohte. Zwar wurde der Exitus noch einmal durch eine Bürgschaft der Stadt Varel gerettet, aber es half nicht - das Unternehmen kam nicht aus der Krise heraus. Die Firma wurde schließlich im Jahre 1929 wieder in die Hansa-Lloyd-Werke integriert. Als Carl F. W. Borgward den Konzern übernahm, liquidierte er so rasch wie möglich den Vareler Betrieb. Im Jahre 1930 verließ der letzte Vareler Hansawagen das Werk. Das Gebäude, in dem einmal ein Konzern zu Hause war, steht noch. Ein Kuriosum am Rande: Einer der Teilhaber des Vareler Hansa-Werks war zeitweilig Großherzog Friedrich-August von Oldenburg. Als Landesherr hatte sich intensiv, jedoch nicht immer mit dem nötigen Sachver-stand, für die Industrialisierung seines kleinen Staates eingesetzt. Als Privat-mann versuchte er sich nach der Revo-lution mehrfach als Unternehmer, hatte aber, wie in diesem Falle , damit kein Glück. In dieser Hinsicht waren die Landgrafen und späteren Kurfürsten von Hessen doch von einem anderen Schlage - allerdings wurden sie von den Rothschilds beraten.

-1922-

1922 - 1929 Bremen. Der Freihafen II wird an der Nordseite erweitert. Dritte und letzte Ausbaustufe.
1922, 6. 1. Bremen: Auf dem Hof der Strafanstalt Oslebshausen wird Friedrich Engel, der wegen Raubmords zum Tode verurteilt worden war, durch das Fallbeil hinge-richtet.
1922, 11. 2. Bremerhaven: Der Norddeutsche Lloyd eröffnet den Nordamerika-Dienst wie-der. Als erstes Schiff läuft die "Seyd-litz" nach New York aus.
1922, 3. 2. Bremen: Die Eisenbahner streiken im ganzen Reich, also auch in Bremen. Der Ausstand endet am 8. Februar.
1922, 23. 2. Bremen: Streik der Straßenbahner. Am 20. März 1922 droht die Betriebsleitung mit Aussperrung, dennoch stimmen die Straßenbahner am 23. März für die Fortsetzung des Ausstandes. Am 21. März hatten indessen Streikbrecher die Bahnlinie 1 wieder in Betrieb genom-men. Ab 23. März werden die übrigen Strecken durch Arbeitswillige bedient. Am 1. April endet der Ausstand auch offiziell.
1922, 26. 3. Bremen: Gründung des örtlichen Ver-bandes des "Stahlhelms".
1922, 31. 3. Bremen: Streik der Brauereiarbeiter. Der Ausstand endet am 5. April 1922
1922, 6. 4. Bremen: Streik der Maler. Der Ausstand endet am 15. April 1922
1922, 21. 4. Bremen: Die Bürgerschaft hebt den 1. Mai als staatlichen Feiertag auf. Der "Tag der Arbeit" war in der Hanse-stadt 1920 als solcher anerkannt wor-den.
1922, 18. 6. Bremen: Einweihung des "Flughafens Bremen".
1922, 18. 6. Bremen: Auf dem Waller Friedhof wird das Denkmal für die Gefallenen der Bre-mer Räterepublik eingeweiht. An der Einweihug nahmen 8000 Menschen teil. Die 4,50 Meter hohe "Pietà" wurde im Sommer 1933 von den Nazis zerstört. Ein neues Denkmal hat man am 4. 2. 1972 ebenfalls im Waller Friedhof aufgestellt. Ein anderes Denkmal erin-nert an die 24 Gefallenen der "Division Gerstenberg". Es wurde am 22. Mai 1936 enthüllt. Es stammte von Herbert Kubica.
1922, 25. 6. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet jetzt 2,50 M.
1922, 26. 6. Bremen: In Berlin wird der von rechten Gangstern ermordete Reichsaußenmini-ster Walther Rathenau beerdigt. Aus diesem Anlass ist die Trauerbeflaggung des Rathauses angeordnete, von dem "zum ersten Male seit dem Umsturz eine schwarz-rot-goldene Fahne" weht. ( F. Peters: Zwölf Jahre Bremen, 1938, S. 25) Kundgebung der sozialistischen Pareien.
1922, 3. 7. Bremen: Streik der Schiffsingenieure, Schiffsmaschinisten und Bordelektriker. Der Ausstand endet am 31. Juli 1922.
1922, 13. 7. Bremen: Verbot des deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbundes in Bremen.
1922, 17. 7. Bremen: Streik der Buchbinder.
1922, 20. 7. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 3 M.
1922, 21. 7. Bremen: Der "Bund der Aufrechten" wird verboten. Ebenso das Wochenblatt "Der Rote Sand".
1922, 28. 7. Bremen; Sämtliche Bauarbeiter werden ausgesperrt, da die Zimmerer streiken. Der Arbeitskampf endet am 2. August 1922.
1922, 16. 8. Bremen: Streik in den Ziegeleien
1922, 27. 8. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 5 M. Weitere Preise: Butter das Pfund 200 M., Kartoffeln das Pfund 5,50 M, ein Hühnerei 10 M.
1922, 10. 9. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 7 M.
1922, 10. 9. Worpswede: Einweihung des Nieder-sachsensteins.
1922, 20. 9. Bremen: Die Schlosser streiken. Der Ausstand endet am 22. November 1922.
1922, 30. 9. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 8.00 M.
1922, 15. 10. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 10,00 M.
1922, 15. 10. Bremen: Probeflug eines kleinen Ver-kehrsflugzeuges, das von den Ingeni-euren H. Focke und G. Wulf entworfen und gebaut wurde.
1922, 17. 10. Bremen: Großbrand auf den Gelände des Handels - und Industriehafens.
1922, 2. 12. Bremen. In "Wellmanns Restaurant" vor dem Steintor wird die Ortsgruppe Bremens der NSDAP gegründet. Der erste Ortsgruppenleiter war der Buch-halter August Bröker. Der Partei traten zunächst etwa 60 Bremer bei.
1922 Bremen. Roselius lässt die Häuser in der Böttcherstraße abbrechen. Es bleibt nur das Haus Nr. 6 stehen, das Roselius bereits im Jahre 1904 (nach einer an-deren Quelle am 13. Oktober. 1902) gekauft hatte (heute "Roselius-Haus"). Der Neubau erfolgt auf der Westseite nach den Plänen der Architekten Ruge und Scotland, auf der Ostseite nach de-nen Bernhard Hoetgers. "Die Westseite war bodenständig, die Ostseite recht skurril. Das Haus Atlantis und die Kopfgebäude an der Martinistraße wurden bis 1931 gebaut." (Schwarz-wälder, Großes Bremen Lexikon, 2003, Bd. 1, S. 98).

Die Einzelbauten:
  • Das "Roselius-Haus" wurde 1588 gebaut und 1902 von Roseius erworben. Die Architekten Carl Eeg und Eduard Runge versahen es 1908/1909 mit einem holländischen Treppengiebel. Von 1927/28 an wurde das Gebäude zu einem Mu-seum umgebaut. Im Jahre 1928 nahm es die Kunstsammlung auf, die im Kriege ausgelagert wurde und so erhalten blieb. Das Anwe-sen selbst wurde durch Bomben zerstört und von 1952 bis 1954 von den Architekten Hans Köhler wie-der aufgebaut. Es konnte am 2. Juni 1956 wieder eröffnet werden.
  • Scotland und Runge bauten das Haus des Glockenspiels (1922-1924). Es war ursprünglich be-stimmt, die Büros der Bremen-Amerika-Bank aufzunehmen. Das Glockenspiel, das dem Gebäude später den Namen gab, wurde am 17. Mai 1934 eingeweiht, aber am 6. Oktober 1944 durch Bomben zerstört. Ein zweites Glockenspiel konnte 1954 eingeweiht werden, musste aber wieder abgenommen werden, als man das Haus sanierte. Seit dem 13. Oktober 1990 erfreut nunmehr ein drittes Glockenspiel die zahlreichen Touristen. Gewid-met ist das Haus den "Atlantikbe-zwingern" von den Wikingern bis zu v. Hünefeld, wie die von Hoet-ger gemalten Tafel ausweisen, die zum Spiel der Glocken gezeigt werden.
  • Ebenfalls von Runge und Scotland stammt das Haus "St. Petrus" aus dem Jahre 1927. Es wurde von Ernst Müller-Scheeßel ausgemalt.
  • Das Paula Modersohn-Becker-Haus (1926-1927) von Bernhard Hoetger enthält vor allem eine Sammlung von Bildern dieser Worpsweder Künstlerin.
  • Das "Haus der Sieben Faulen" wurde 1924-1927 als "HAG-Haus" gebaut. Die Abnahme er-folgte am 19. Oktober 1927. Ge-plant wurde es von Scotland und Runge. Die Statuen, die heute dem Gebäude den Namen geben, stam-men von Alois Röhrs. Das Haus nahm auch die Buchhandlung von Halem auf, die bereits 1863 ge-gründet worden war. Die ursprüng-liche Einrichtung wurde von Rudolf Alexander Schröder entworfen. Die Künstlerkneipe "Zu den sieben Faulen" im Erdgeschoss wurde bereits am 22. 10. 1926 eröffnet.
  • Das Robinson-Crusoe-Haus von Karl von Weihe und Ludwig Rose-lius wurde 1931 fertig. Die Schlussabnahme erfolgte am 3. Juli 1931. Hier finden heute kunstge-werbliche Ausstellungen statt.
  • Das "Haus Atlantis" wurde von Bernhard Hoetger in den Jahren 1927-31 gebaut. Der Name bezieht sich auf ein sagenhaftes Land, von dem Platon berichtet und das seither die Phantasie der Spinner beflügelt. Hier brachte Roselius seine "Sammlung Väterkunde" unter, die seine religionsphiloso-phischen Vorstellungen dokumen-tierte. Das Haus wurde 1944 schwer beschädigt, vor allem ver-brannte der "Lebensbaum" von Bernhard Hoetger, der bereits den Zorn der Nazis erregt hatte. Er wurde nach der Befreiung in den Jahre 1964/65 durch ein Werk von Ewald Mataré ersetzt. Das Museum "Väterkunde" wurde 1971 nach Worpswede verlegt.
Das weitere Schicksal der Bauten:Die Böttcherstraße, wurde am 2. Juni 1927 offiziell eröffnet, obwohl wesentli-che Teile erst 1931 fertig wurden. Am 6. Oktober 1944 beschädigten Bomben das vermutlich einmalige architektonische Ensemble schwer, was der Unternehmer selbst nicht mehr erlebte, wurde aber nach der Befreiung mit zeitgemäßen Veränderungen wieder aufgebaut und am 6. Oktober 1954 wieder eröffnet. Zeitweilig drohte die Böttcherstraße in die Hände von Investoren zu fallen, die die einzelnen Grundstücke voneinander getrennt verwerten wollten. Das verhin-derte die Sparkasse in Bremen, indem sie den ganzen Komplex erwarb und dann in den Jahre 1989-1992 erneuern ließ.Roselius war sicherlich nicht nur ein bedeutender Kaufmann, sondern auch der vielseitigste Mäzen, den die bre-mische Kaufmannschaft hervorgebracht hat. Dabei gehörte er ideologisch durch-aus eine reaktionäre Figur, nämlich, ebenso wie Hoetger, der Anhänger eines rassistischen Germanenkults. Aus die-sem Grunde konnte er denn auch zeit-weilig, teils aus Überzeugung, teils aus taktischem Kalkül, Mitglied der NSDAP werden, mit der er aber später über Kreuz lag, vor allem, weil es Roselius egal war, in welchem Stil die von ihm beschäftigten Künstler arbeiteten, wenn sie nur seiner Meinung waren und diese in ihren Werken auch transportierten. Diese sicherlich nur formale Toleranz haben die Nazi-Bonzen nicht aufbringen können und so musste es denn Roselius erleben, das dass die Bilder der von ihm so sehr geschätzten Paula Becker-Mo-dersohn als entartet "bezeichnet" wurden und dass die Böttcherstraße nur deshalb stehen blieb, weil Hitler sie als abschreckendes Beispiel erhalten wollte. Die "Böttcherstraße" in ihrer heutigen, "gereinigten" Form, zum Beispiel ohne "Lebensbaum", ist jedenfalls ein wich-tiger Touristenmagnet in Bremen.
1922, 2. 12. Bremen: Gründung der NSDAP in Wellmanns Restaurant. Die Partei wurde am 13. Februar 1922 verboten und dann am 29. April 1924 erneut zugelassen. Seit dem Februar 1925 gab es in Bremen einen SA-Trupp.
1922, 9. 12. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 30. M.
1922, 15. 12. Bremen: Streik im Baugewerbe, an dem sich aber nicht alle Arbeiter beteiligen.
1922, 30. 12. Bremen: Der Fahrschein der Straßen-bahn kostet 40 M.
1922 Bremen: Bau des Kraftwerks Farge.
1922 Bremen. Die Domgemeinde kauft das Landgut an der Osterholzer Dorfstraße und richtet hier das St.-Petri-Waisen-haus ein.
1922 Vegesack. Die Stadt erhält ein kommu-nales Elektrizitätswerk.
1922 Aumund: Bau der katholischen St.- Willehad-Kirche
1922, 25. 6. Dedesdorf: Einweihung des Krieger-denkmals auf dem alten Friedhof. In-schrift: "Den Treuen zur Ehre".
1922 Bremerhaven: Die Stadt erhält eine neue Stadtverfassung
1922, 22. 4. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: Streik in 40 Betrieben des Bau- und Möbel-Tischlerhandwerks. Von 50 Beschäftig-ten beteiligen sich 30, die nach 17 Tagen (am 9. Mai 1922) ihre Forde-rungen durchsetzen.
1922, 7. 6. Bremerhaven/Geestemünde/Lehe: 54 von 57 Gehilfen in den Maßschnei-dereien der Unterweserorte streiken 26 Tage lang bis zum 13. Juli 1922 - vergeblich.
1922, 20. 6. Bremerhaven: 1400 Seemaschinisten und Ingenieure des Norddeutschen Lloyds und der Schlepper streiken 26 Tage lang bis zum 13. Juli 1922 und setzen so eine Lohnerhöhung durch.
1922, 1. 11. Lemwerder: Die neue Bahnstrecke von Delmenhorst bis Lemwerder ist fertig. Letzter Bahnbau im Oldenburger Land. Der Bahnhof Lemwerder wird 1968 abgerissen.
1922 Varel: Ein neuer Leuchtturm ersetzt das Seezeichen auf Wurdeleh.
1922, 1. 1. Wilhelmshaven: Die Reichsmarine erhält eine neue Kriegsflagge. Die alte wird am 15. Januar 1922 zum letzten Mal offiziell gehisst. Das ist der Anlass einer Kund-gebung der Veteranenverbände, des Stahlhelms und der Schützen. Die repu-blikfeindlichen Kräfte der Gesellschaft werden hier sichtbar. Dazu gehören auch die Oberschüler, die an der Kundgebung so gut wie geschlossen teilnehmen.
1922, 2. 2. Rüstringen/Wilhelmshaven: Eisenbah-nerstreik. Er endet am 6. Februar 1022
1922, 20. Mai Wilhelmshaven: Reichspräsident Fried-rich Ebert besucht die Stadt. Der Anlass ist der Stapellauf des Dampfers "Carl Legien". Das Ereignis ist nicht nur deshalb wichtig, weil die Fertigstellung des Schiffes den beginnenden Wieder-aufbau deutlich macht, sondern vor allem deshalb, weil durch die Namens-gebung die Sozialphilosophie deutlich wird, die Friedrich Ebert und mit ihm die Sozialdemokratie von nun an konsequent verfolgen, nämlich das Konzept des "Sozialkonsenses", der an die Stelle der bisherigen Theorie des Klassen-kampfes tritt. Das Schiff wurde nämlich von Hugo Stinnes, einem der führenden deutschen Industriellen der Zeit, in Auftrag gegeben , und nach einem sozi-aldemokratischen Gewerkschaftsführer benannt. Damit wurde es zum Symbol des neuen Gesellschaftsmodells, das Friedrich Ebert allerdings nur propa-gieren konnte - realisiert wurde es ein Vierteljahrhundert später in der Bun-desrepublik Deutschland.
1922, 15. 6. Wilhelmshaven. Auf dem Hof der Kaserne am Mühlenweg hält die neue "Reichsmarine" ihre erste Parade ab.
1922, 27. 6. Wilhelmshaven: Kundgebung aus Anlass der Ermordung des Außenministers Walther Rathenau. Die Beteiligung war, laut der sozialdemokratischen "Republik" "kläglich". In Rüstringen nehmen etwa 20.000 Arbeiter an einer entsprechenden Kundgebung der Sozial-demokraten teil. Rathenau war in Berlin von Rechtsradikalen ermordet worden, weil er Jude war. Dass er durchaus deutschnational gesinnt war und im Weltkrieg entscheidend dazu beigetra-gen hatte, dass deutsche Wirtschaft trotz der englischen Blockade weiter funktio-nierte und nicht zusammenbrach, spielte bei der Hetze der Rechten keine Rolle. Ihm wurde in diesen Kreisen auch nicht gutgeschrieben, dass er mit dem Vertrag von Rapallo faktisch die Revision des Versailler Vertrages einleitete. Die klägliche Beteiligung der bürgerlichen Kräfte an der Kundgebung gegen den Fememord zeigte bereits hier, dass die gesellschaftliche Rechte die demokra-tische Republik nicht akzeptiert hatte - ganz im Gegensatz zur sozialdemokra-tisch beherrschten Arbeiterschaft, die sich hier mit dem Juden, dem Liberalen - und dem Unternehmer solidarisierte. In der SPD hatte sich Friedrich Ebert gegen Rosa Luxemburg durchgesetzt.
1922, 11. 8. Rüstringen/Wilhelmshaven: Erste und einzige gemeinsame Feier der beiden Städte zum Verfassungstag. Redner ist Paul Hug. In den folgenden Jahren finden zwar in Rüstringen Verfassungsfeiern statt, nicht aber in Wilhelmshaven.