Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1941-1942-

1941 Bremen: Die Focke-Wulf-Werke produ-zieren das Jagdflugzeug FW 190 "Wür-ger".
1941, 1. 1. Bremen: Britischer Bombenangriff auf die Borgward-Werke. Es gibt erste Schäden, aber die Produktion wird noch nicht beeitrchtigt.
1941, 3. 1. Bremen: Flieger-Angriff. Zwei britische Flugzeuge werden abgeschossen. Keine Schäden.
1941, 12. 3. Bremen: 54 Wellington-Bomber greifen die Focke-Wulff-Werke an. Von den 132 Spreng- und 840 Brandbomben gehen aber nur 12 ins Ziel. In der Stadt entstehen einige Schäden.
1941, 4. 7. Bremen. Englischer Luftangriff auf den Hafen. Einige Schäden
1941, 17. 11. Bremen. Die Juden werden nach Osten abtransport und ermordet. Das geschieht in drei Schüben:
  • der erste Transport mit 570 Juden, darunter 63 Kinder unter 14 Jahren, geht am 17. November 1941 ab (nach anderen Quellen am 18. November 1941),
  • ein zweiter mit 426 Juden folgt im Februar 1942. Diese Menschen wurden nach Minsk abgeschoben, wo sie zunächst in ein Lager kamen. Den Winter überlebten viele nicht und der Rest wurde am 28. und 29. Juli 1942 ermordet.
  • Zurück blieben die Insassen des jüdischen Altersheims, die aber keineswegs verschont wurden: Sie transportierte man am 24. Juli 1942 nach Theresienstadt. Wer dann nicht hier starb, kam nach Auschwitz und fand dort das Ende.
Die Diskriminierung der Juden war seit der "Reichskristallnacht" konsequent fortgesetzt worden und in 430 Verord-nungen festgelegt. Beispiele: "Im Januar 1941 mussten Juden ihre wollene Kleidung und Pelze abliefern und durften nur einen Mantel behalten, im Dezember 1941 wurde ihnen verboten, das Telefon zu benutzen, im Februar 1942 Zeitungen und Monatsschriften zu kaufen, im April 1942 Straßen- und Eisenbahnen zu benutzen, im Mai 1942 Barbiergeschäfte zu betreten und Hunde, Katzen, Kana-rienvögel und Goldfische zu besit-zen."(Markreich: Geschichte der Juden in Bremen und Umgebung, 2003, S, 229) Und weiter: ab September 1941 mussten alle Juden in der Öffentlichkeit den "Judenstern" tragen, ihre Lebensmittel erhielten den Stempel "J", wobei die Rationen gegenüber den arischen Nor-malverbrauchern erheblich gekürzt wa-ren, außerdem durften sie nur bestimmte Läden aufsuchen. Seit dem September 1942 erhielten Juden weder Fleisch noch Milch. Im Juli 1943 wurden alle Konten, die Juden noch unterhielten, eingezogen. Dem Terror konnten bis zum Sommer 1941 930 bremische Juden durch Aus-wanderung entkommen.
1941 Bremen. Deichbruch in Butendiek. Die Siedlung wird überschwemmt.
1941 Stollhamm: Der Galerie-Holländer bei dem Dorf brennt ab und wird nicht wie-der aufgebaut. Die Mühle stammte aus dem Jahre 1878.
1941 Lemwerder: Bau eines HJ-Heims. Das Haus wurde am 17. Juni 1945 zur "Heilig-Geist-Kapelle" der Römisch-Katholischen Kirche geweiht.
1941, 8./9. 1. Wilhelmshaven. Erster schwerer Luftan-griff auf die Festung. Es folgen weitere Attacken am Morgen des 12. Januar 1941, dann in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1941 und vom 16. auf den 17. Januar 1941. Bei diesen Angriffen gab es erhebliche Schäden. Nicht weniger als 92 Brände erhellten in der Nacht zum 17. Januar den Himmel über Wihelmshaven. Bei dieser Gelegenheit wurde am 16, Januar 1941 das alte Rathaus von Wilhelmshaven an der Ecke Peterstraße/Gökerstraße zerstört. Auch das Kaufhaus Bartsch & v.d. Brelie brannte aus. Es starben 21 Menschen.
1941, 30. 1. Wilhelmshaven: Der erste Sonderzug mit Kindern aus der Festung Wilhelmshaven verlässt die Stadt, um der Bombengefahr zu entgehen. Bereits am 27. September 1940 hatte Hitler befohlen, Kinder aus den Gebieten, die durch den Luftkrieg gefährdet waren, in solche Räume zu schicken, wo sie (vorerst) sicher unter-gebracht werden konnten. Der Aufent-halt dauerte eigentlich ein halbes Jahr, konnte, aber verlängert bzw. wiederholt werden. Im Fall von Wilhelmshaven befanden sich 1942 bereits 15 % aller schulpflichtigen Kindern in Lagern. Die Zahl stieg bis 1943 auf etwa 65 %. Die Lager befanden sich an Orten, die be-reits touristisch erschlossen waren. Hier gab es Jugendherbergen, aber auch Ho-tels, die im Krieg leer standen und nun so genutzt werden konnten. Bevorzugt wurden offenbar Plätze in der Tschechei und in Polen. Das führte natürlich zu Schwierigkeiten, als die Front näher rückte und die Kinder in die Heimat zurückgeführt werden mussten. Sie sei-en durch ein Datum angedeutet: Am 1. März 1945 kehrten die Schülerinnen der Königin-Luise-Schule als die letzten von der Kinderlandverschickung an die Jade zurück. Martha Schlegel hat 1996 eine Fülle von Briefen und Berichten aus dieser Zeit zusammengetragen und ver-öffentlicht. In ihnen steht natürlich nur, was nach Ansicht der Nazis der "Wahr-heit" entsprach, also dass die Kinder gelernt, aber auch viel Spaß miteinander gehabt haben. Von dem Heimweh, das viele gehabt haben werden, ist ebenso wenig die Rede wie von Repression und Schikane, die in solchen Lagern üblich waren. Dass die Pädagogen davon nichts bemerkt haben wollen, wie nachträgliche Berichte zeigen, gehört ja zur Berufs-blindheit dieser Experten. Wir gewinnen also den Eindruck einer harmonischen "Volksgemeinschaft". Instruktiver sind da schon die Bilder, die uns beständig Gruppen zeigen, sehr oft aber tadellos ausgerichtete Marschkolonnen oder aber Kinder, die stramm vor ihren Führern stehen. Offenbar war die Kinderland-verschickung auch eine sehr erwünschte Gelegenheit, den Nachwuchs dem oft störenden Einfluss der Eltern zu ent-ziehen, um sie durch eben die Lehrer, die die Zeit so positiv erlebt haben, im Sinne der völkischen Ideologie zu indoktrinieren. Und noch etwas fällt auf: Etwa die Hälfte der Zielorte befanden sich in der Tschechei, Polen und der Ukraine, also in Gebieten, die nach dem "Endsieg" von der slawischen Bevöl-kerung geräumt und von Deutschen be-siedelt werden sollten. Vor allem waren dort die Jungen aus Wilhelmshaven un-tergebracht, während man die Mädchen nach Österreich und Hessen schickte. Das war doch wohl kein Zufall - offenbar wollte man bei dieser Aktion auch Kolonisatoren für das gewinnen, was man als "deutschen Lebensraum" bezeichnete.
1941, 20. 3. Wilhelmshaven: Der Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung. Dr. Joseph Goebbels, besucht Wilhelms-haven und hält in der Ostfriesenhalle eine Rede.
1941, 8. 7. Wilhelmshaven.: Ein einzelner viermo-toriger Bomber wirft über der Stadt zwei Sprengbomben ab, die die Hauptpost treffen. 13 Menschen sterben, 7 werden verletzt. Während des ganzen Jahres kam es zu zahlreichen Einflügen, bei denen immer wieder Alarm ausgelöst wurde, jedoch blieben größere Abgriffe aus.
1941, 28./29. 12. Wilhelmshaven: 60 Bomber greifen die Stadt an und werfen zum ersten Male Phosphorbomben (eine Vorform des Napalm) ab. Fünf Maschinen werden (nach deutschen Angaben) abgeschos-sen. Es entstehen zahlreiche Brände. Die Petrikirche und die Garnisonkirche wer-den beschädigt.
1941, 8. 4. Wesermümde: Bei einem weiteren Bombenangriff sterben 11 Menschen- die ersten Toten des Luftkrieges auf deutscher Seite an der Unterweser. Weitere Angriffe erfolgen am 17. und 18. August, bei denen sechs Menschen sterben.
1941, 16. 5. Wesermünde: Feuer auf der "Bremen IV"! Das Schiff, das, gemeinsam mit der "Europa", seit 1939 an der Columbus-kaje liegt, brennt vollständig aus. Das Feuer soll von einem Schiffsjungen ge-legt worden sein, der sich ungerecht behandelt fühlte. Er wurde hingerichtet. Für die Bevölkerung an der Unterweser war die Katastrophe ein böses Omen, das auf die kommende Katastrophe hinwies. Das Schiff wird 1946 abge-wrackt. Reste liegen bis 1953 vor Nordenham im Watt und wandern dann als Schrott in den Hochofen.

-1942-

1942, 25./26. 6. Bremen: Ein Tausend-Bomber-Angriff auf die Focke-Wulff-Werke in Bremen. Die Schäden bleiben gering, so dass die Produktion nur unwesentlich einge-schränkt wird.
1942-1943 Bremen: Bau des Ölhafens Farge.
1942, 13./1 9. Bremen: Erneuter schwerer Bombenan-griff auf die Focke-Wulff-Werke in Neuenlander Feld und Hemelingen. Diesmal geht die Produktion vorüberge-hend auf 50 Prozent zurück, kann aber nach kurzer Zeit auf die alte Höhe hochgefahren werden.
1941/1942, Winter Blexen: In dem Barackenlager hinter der Schule, das als Bauerndorf getarnt war, werden sowjetische Kriegsgefangene untergebracht, die auf dem Groden arbeiten müssen, also zweimal am Tag durch das Dorf getrieben werden. Dabei können die Produktion beobachten, wie die Soldaten vorsätzlich dem Hungertod ausgeliefert werden. Angeblich sterben so 132 Männer, wahrscheinlich waren es mehr. Die Leichen, die nackt durch das Dorf gekarrt wurden, sind in einem Mas-sengrab auf dem neuen Friedhof in Ble-xen beerdigt, das noch existiert. Das Lager wurde geräumt, als Paratyphus ausbrach. Überlebt hat von den Insassen vermutlich keiner. Bei dieser Gelegen-heit äußert sich zum ersten Male in der Blexer Bevölkerung Widerspruch gegen die Naziherrschaft. Natürlich gab es sol-che, die das Verbrechen billigten, aber auch jene anderen, die den Gefangenen unter Lebensgefahr, das war nämlich "Feindbegünstigung", Lebensmittel zusteckten.
1942, 8. 11. Bremen/Wolfsschanze: Hitler ordnet den Bau von U-Bootbunkern an, damit die Einheiten nach dem Stapellauf geschützt gegen Luftangriffe fertiggestellt werden konnten. Einer der der Bunker, die auf Grund dieses "Führerbefehl" errichtet wurden, entstand bei Farge. Er erhielt den Decknamen "Valentin".
1942, 17./18. 4. Bremen: Tagesangriff der Amerikaner auf das Focke-Wulff-Werk in Neuenlan-der Feld. Die 524 Sprengbomben zerstören 50 Prozent der Fabrikanlagen und zehn FW 190-Jäger. In der Stadt entstehen im Remberti-Viertel Schäden. 83 Tote.
1942, 13. 6. Bremen: Bombenangriff der Amerikaner auf die Focke-Wulff-Werke.
1942, 26. 6. Bremen: Dritter 1000-Bomber-Angriff auf eine deutsche Stadt (die ersten bei-den Ziele waren Köln und Essen). Ge-troffen werden die AG Weser und das ganze Stadtgebiet, besonders die Stadt-mitte. Der Angriff dauert eine Stunde. 85 Menschen sterben, 600 Häuser werden zerstört. Auf britischer Seite werden 49 Bomber abgeschossen und 65 beschädigt. Der Angriff wird auf briti-scher Seite als Fehlschlag gewertet. Einmal waren die Verluste sehr hoch, zum andern fanden viele Bomber ihre Ziele nicht und warfen ihre Last irgendwo im Gelände ab. Die Ursache sah man zum einen in den ungünstigen Wetterbedingungen, zum anderen waren die Flugzeugmannschaften noch nicht ausreichend trainiert, dann aber erwiesen sich die riesigen Verbände von nahezu 1000 Bombern - im Falle Bremens waren 904 Maschien im Einsatz - als unzweckmäßig.
1942, 5. 9. Bremen: Bei einem Angriff werden 460 Wohnhäuser zerstört und 124 Menschen getötet.
1942. 14. 9. Bremen: Erneuter Bombenangriff. Dies-mal werden 850 Wohnhäuer zerstört. Auf den Focke-Wulff-Werken entstehen große Schäden. 70 Menschen sterben.
1942, 8. 10. Bremen: Bombenangriff auf die Focke-Wulff-Werke.
1942, 23. 7. Bremen: Die 130 bis 140 Bewohner des jüdischen Altersheimes in Gröpelingen werden nach Theresienstadt transpor-tiert. Sie sterben entweder dort oder aber in Auschwitz. Zurück bleiben die Juden, die mit einem "Arier" verheirat waren.
1942, 29. 7. Wilhelmshaven: Mitteilung der Staatspo-lizeileitstelle Wilhelmshaven an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin vom 29. 7. 1942: "Am 23. 7. 43 wurden die Insassen des jüdischen Siechenheimes in Varel nach Theresienstadt evakuiert. Damit ist der Bereich der Stapo Wilhelmshaven von kennzeichnungs-pflichtigen Juden gesäubert. Es sind nur noch einige Juden vorhanden, die in privilegierter Mischehe leben und zur Kennzeichnung nicht verpflichtet sind."
1942, 10. 1. Wilhelmshaven: Leichter Bombenangriff auf die Stadt. Danach tritt eine Pause ein, was jedoch nicht für den Luftkrieg im Allgemeien galt: 28. März 1942 Angriff auf Lübeck, 30. Mai 1942 erster "Tausend-Bomber-Angriff". Das Ziel ist Köln.
1942, 8. 7. Wilhelmshaven: 60-80 Bomber werfen 335 Sprengbomben, zahlreiche Stab-brandbomben, dann Phosphorbomben und zehn Luftminen auf die Stadt. 63 Häuser werden zerstört, 650 weitere beschädigt, darunter die St.-Willehad-Kirche. 17 Menschen sterben, Nur zwei Maschinen wurden abgeschossen.
1942, 14./15. 9. Wilhelmshaven: Bereits in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1942 hatte ein einzelnes Flugzeug vier Sprengbomben abgeworfen, die zwei Häuser zerstörten. In der folgenden Nacht griffen 70-120 Bomber die Festung an und warfen 220 Sprengbom-ben, 12.000 Stabbrandbomben und hun-dert Flüssigkeitsbomben. Sie zerstörten 600 Gebäude und beschädigten weitere 640 Häuser. Getroffen wurden auch das Werftkrankenhaus und das städtische Krankenhaus, außerdem die Garnison-kirche, in die eine Sprengbombe ein-schlug. Es starben 60 Produktion. Die Flak schoss zwei Maschinen ab.