Dr. Klaus Dede
1. Juni 1935 - 5. Mai 2018

-1943-1944-

1943, 18. 3. Bremen: Amerikanische Flugzeuge greifen den "Vulkan" an. Schwere Schäden. Unter anderem werden sieben U-Boote beschädigt. Auch die Woll-kämmerei in Blumenthal wird getroffen. 100 Tote.
1943, 26. 3. Bremen/Brandenburg: Der aus Bremen stammende 21jährige Ernste Bibelfor-scher Alfred Bostelmann wird hingerich-tet, weil er sich geweigert hatte, in der Heimatflak Dienst an der Waffe zu tun. Er sei hier als Beispiel für viele Bibel-forscher genannt, die dasselbe Schick-sal, wie man sagt: mit großer Standhaftigkeit, erlitten.
1943, 17. 4. Bremen: Angriff auf "Focke-Wulff". Große Schäden. 10 Flugzeuge zerstört, 12 beschädigt. 69 Mensche getötet. Die Wollkämmerei in Blumenthal wird schwer getroffen. Von den 115 angrei-fenden Maschinen wurden 16 abge-schossen und 44 beschädigt.
1943. 13. 6. Bremen: Die AG "Weser" wird durch Bomben beschädigt und der Hafen ver-wüstet. Dazu große Schäden auf den Atlas-Werken. In Erdbunkern, die nur gegen Splitter Schutz boten, sterben 238 Menschen.
1943, 3. 8. Bremen: Die Stadt erlebt einen kleineren Angriff.
1943, 22. 9. Bremen: Noch ein kleiner Angriff auf Bremen (der eigentliche Anrgiff galt Hannover)
1943, 30. 9. Bremen: Die Stadt verfügt über 122 bombensichere Bunker, in denen - bei Überbelegung - bis zu 200.000 Personen Schutz finden können.
1943, 14. 2. Bremen: In der St. Marienkirche in Blumenthal findet eine Trauerfeier für die 43 Gefallenen der Gemeinde statt. Vor dem Altar ist ein Scheinsarg aufgebaut, auf dem man lesen konnte: "Sie starben für uns". Also nicht für "Führer, Volk und Vaterland", wie es sonst hieß. Ein schönes Beispiel für die antinazistische Stimmung in dieser ka-tholischen Gemeinde und im niederen Klerus.
1943, 18. 3. Vegesack: Angriff auf den Bremer Vulkan. 54 Sprengbomben töten 108 Arbeiter, weitere 103 werden verletzt. Die Werft wird schwer beschädigt. Der Bremer Vulkan wurde im Zweiten Weltkrieg achtmal angegriffen. Zum ersten Mal bombardierten englische Flugzeuge am 28. Oktober 1940 die Werft, ohne große Schäden anzurichten, die letzte Sprengbombe fiel am 8. Oktober 1943 auf den Betrieb.
1943, ab Jan. Wesermünde: 161 Schüler werden als Marine- bzw. Luftwaffenhelfer in den Flakbatterien eingesetzt, wo sie die Soldaten ersetzten. Der Schulunterricht sollte nebenbei fortgesetzt werden, was natürlich nur unvollkommen gelang.
1943, 11. 2. Kniphausen: Das Dorf Sengwarden wird durch Bomben schwer getroffen. 18 Höfe brennen nieder. Auch die Kirche wird beschädigt.
1943, 27. 9. Esens: Amerikanische "Fliegende Fes-tungen" lösen über Esens einen Bom-benteppich aus. Es sterben 165 Menschen, davon 23 Männer, 34 Frauen, 23 Landjahrmaiden, 76 Schulkinder (29 Jungen und 47 Mädchen) und 9 noch nicht schulpflichtige Kinder (3 Jungen und 6 Mädchen). 2 Personen blieben "vermisst", waren also auch tot, und 66 Menschen erlitten Verletzungen. 66 Privathäuser und drei öffentliche Gebäu-de waren zerstört. Dieser Angriff gehört deshalb zu den furchtbarsten Ereignis-sen in dieser schrecklichen Zeit, weil eine Bombe das Landjahrheim traf, in dessen Keller 63 Kinder mit ihrer Leh-rerin Schutz gesucht hatten. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Damit waren in Esens zwei Jahrgänge des Nachwuchses mit einem Schlage ausge-löscht. Da Esens nun beim besten Willen im Jahre 1943 keine militärische oder kriegswirtschaftliche Bedeutung hatte, stellt sich die Frage nach den Gründen dieser Katastrophe. Dabei ist es leider nicht so, dass es sich um einen Irrtum oder um einen Notabwurf gehandelt hat, wie sie eben im Krieg vorkommen. Gerd Rokahr schreibt, dass die amerkanischen Bomber eigentlich Emden angreifen wollten, eine Gruppe aber wegen der Wolkendecke das Ziel nicht entdecken konnte und deshalb ein anderes ins Visier nahm. Nun wollte es der Zufall, dass Esens leicht auszumachen war und so fielen dort halt die Bomben, was aus alliierter Sicht insofern gerechtfertigt erschien, als es eben ihre Strategie war, die Wohngebiete in den deutschen Städ-ten zu zerstören, um die Zivilbevöl-kerung zu demoralisieren (was nicht gelang und auch nicht gelingen konnte). Natürlich muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die Wehrmacht mit dieser Methode der Kriegführung mit schlech-tem Beispiel vorangegangen war, von den anderen Verbrechen ganz zu schweigen. Außerdem muss in diesem Zusammenhang auch daran erinnert werden, dass das deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hat und dass deshalb zumindest die Nazi-Partei für die Folgen, damit auch für die Katastrophe in Esens, verantwortlich war - nur was half das den Angehörigen, die am 30. 9. 1943 vor 157 Särgen standen und den Hasstiraden des Gauleiters Paul Wegener lauschten? Gerd Rokahr fragt mit Recht: "Wie sollten die Angehörigen in ihrer hilflosen Verzweiflung mit dieser traumatischen Situation fertig werden, an deren psychischen Folgen mancher noch heute zu leiden hat?" (Rokahr: Der Bomben-angriff auf Esens ...2003, S. 73) Ich denke, das ist der Moment, an dem der Außenstehende einfach den Mund halten sollte. Ich will nur noch erwähnen, dass bis heute (hoffentlich!) an jedem Jahr am 27. September von 11.00 bis 11.15 - das ist die Zeit in der die Bomben auf Esens fielen - die Glocken der St. Magnuskirche läuten. Vielleicht eine Mahnung daran, dass Terror ein Verbrechen bleibt - egal von wem er verübt wird, der auch nicht durch den Befehl entschuldigt werden kann, den jemand befolgt, obwohl er ihn nicht hätte befolgen dürfen. (Es versteht sich am Rande, dass in Esens noch nie die Glocken geläutet wurden, um der "jüdischen Mitbürger" zu gedenken, die in diesem Fall von Deutschen umgebracht wurden; ach, ich vergaß: davon wusste man ja nichts.)
1943, 3. 10. Bremen: 357 US-Bomber greifen die Stadt an. Sie werfen 750 Sprengbomben und über 2000 Phophorbomben ab, die besonders übel sind, weil das brennbare Material flüssig ist und mit Wasser nicht gelöscht werden kann. Große Verwüs-tungen im ganzen Stadtgebiet, in den Industriebetrieben und im Hafen. 48 Tote. Auf amerikanischer Seite werden 30 Bomber abgeschossen und 150 beschädigt.
1943, 9. 10. Bremen: 60 bis 80 Flugzeuge bombar-dieren die Bremer Neustadt. Der Luft-schutz funktioniert in keiner Weise mehr.
1943, 26. 11. Bremen: 427 Bomber greifen die Stadt an. Sie werden von 180 Jägern begleitet. Der Bremer Westen wird verwüstet. Bomben treffen Bunker am Kahrwegs Asyl (102 Tote), am Syndikushof (92 Tote) und am Bohnenkamp (28 Tote).
1943, 29. 11. Bremen: Terrorangriff auf Bremen
1943, 13. 12. Bremen: Erneuter Terrorangriff auf Bremen.
1943, 16. 12. Bremen: Terrorangriff. Die Bomben treffen auch das Gebiet an der Wümme.
1943, 20. 12. Bremen: Terrorangriff. Der Dom wird durch Brandbomben getroffen. Der Sog, der beim Einschlag der Sprengbomben entsteht, zerstört die Südfenster des Doms. Bei all diesen Attacken ging es darum, die Bevölkerung zu demora-lisieren. In der Tat waren die Zerstörun-gen enorm. Die Zahl der Obdachlosen stieg erheblich, aber die Moral der Menschen wurde nicht gebrochen, was übrigens üblich ist, denn die Wut richtete sich nicht gegen die NSDAP, sondern gegen die Bomber, also die unmittel-baren Verursacher der Katatsrophen.
1943, 22. 1. Elsfleth: Schlussbesprechung im Reichs-erziehungs-Ministerium in Berlin: Die Seefahrtsschule wird nach Danzig ver-legt. Auch die wertvolle Bibliothek sowie das Lehrmaterial werden dorthin ge-schafft und gehen infolgedessen durch den Krieg verloren.
1943, 27. 1. Wilhelmshaven: Zum ersten Male grei-fen amerikanische Fliegende Festungen Ziele in Norddeutschland an, darunter Wilhelmshaven, wo das Panzerschiff "Admiral Scheer" in der Werft lag. Sie werfen zwar zahlreiche Bomben ab, treffen aber ihre Ziele (noch) nicht.
1943, 11. 2. Wilhelmshaven: Die Festung wird innerhalb von 35 Minuten von 300 schweren Sprengbombem 10.000 Stab-brandbomben sowie 1000 Phosphor-Bomben getroffen. In der Stadt brechen 26 Großbrände und 35 kleinere Bräde aus. Zehn Menschen darunter zwei Kin-der, sterben. 45 Gebäude werden zer-stört, etwa 1000 mehr oder weniger stark beschädigt. Die Christus- und Garnisonkirche wird zum dritten Mal getroffen. Auf der Werft brennen 16 Gebäude, darunter das Marinezeugamt, in dem stundenlang zum Teil schwere Munition explodiert, 4 britische Bomber wurden abgeschossen (von etwa 50).
1943, 18. 2. Wilhelmshaven: Etwa 50 Bomber wer-fen 30 Sprengbomben, 8000 Stabbrand-bomben und 500 Phosphorbomben auf die Stadt ab. Es entstehen 12 große und 30 kleinere Brände. 26 Gebäude werden zerstört, 45 schwer beschädigt. Sieben Menschen starben. Die Briten verloren fünf Maschinen.
1943, 19. 2. Wihelmshaven: Bei einem erneuten Angriff werfen Bomber 50 Sprengbom-ben und etwa 300 Brandbomben ab. Zehn Gebäude werden zerstört, 33 leicht beschädigt. Diesmal waren keine Men-schenverluste zu beklagen. Die Briten greifen noch einmal am 24. Februar 1943 an.
1943, 26. 2. Wilhelmshaven: Amerikanische Flug-zeuge greifen die Stadt mit Spreng-bomben an. Ergebnis: 40 Gebäude zer-stört und 85 schwer beschädigt, 14 Tote. Ab Februar 1943 setzen die Alliierten Bomben ein, die mit Zeitzündern verseen sind. Sie explodierte also zum Teil 48 Stunden nach dem Abwurf.
1943, 22. 3. Wilhelmshaven: Amerikanischer Bom-benangriff. Die Flugzeuge laden trotz heftiger deutscher Abwehr 520 Spreng-bomben über der Innensntadt und der Werft ab. 150 Gebäude wurden total zerstört, 160 schwer beschädigt. Uphoff: "Im Hauptzielgebiet stand fast kein Stein mehr auf dem anderen." (Uphof: Als der Tag zur Nacht wurde ..., 1992, S. 138) 73 Menschen starben. Nach diesem Anriff wird die Bevölkerung aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Die Amerikaner verloren sechs Flugzeuge. 24 Maschinen wurden beschädigt.
1943, 21. 5. Wilhelmshaven: 77 amerikanische Bom-ber greifen Wilhelmshaven an und wer-fen 559 Sprengbomben ab, die 111 Gebäude total zerstören und 150 weitere schwer beschädigen. Acht Tote. Sieben Maschinen wurden durch Flak und Jagdflieger bgeschossen
1943, 11. 6. Wilhelmshaven: Britische Bomber, die von dem fürchterlichen Angriff auf Hamburg zurückkehren, werfen bei der Rückkehr Brandbomben auf Wilhelms-haven ab. Die Schäden bleiben gering.
1943, 3. 11. Wilhelmshaven: 539 amerikanische Fliegende Festungen belegen in acht Bombenteppichen Anlagen der Marine und die Stadt selbst mit über 3000 Sprengbomben, und 11.633 Flüssigkeits-Brandbomben, von denen allerdings vie-le in den Jadebusen fielen und keinen Schaden anrichteten. Immerhin schlugen 308 Sprengbomben und 750 Brand-bomben im Gelände der Kriegsmarine ein, 264 Sprengbomben und 590 Brand-bomben trafen Wohngebiete. Sie zer-störten 132 Wohnhäuser und beschädigten weitere 103 Gebäude schwer. Bei dem Angriff starben elf Personen. Auf der Werft entstanden einige Schäden, jedoch wurden die fer-tiggestellten U-Boote kaum beschädigt. Bei dem Angriff wurden die Bomber zum ersten Male von amerikanischen Fern-jägern begleitet, die verhinderten, dass die wenigen deutschen Jagdmaschinen an die Fliegenden Festungen heran-kamen.

-1944-

1944, 30. 5. Bremen: Auf der AG Weser läuft das erste einer U-Boot-Serie vom Stapel, die einmal 44 Einheiten umfassen sollte. Es handelte sich um den sog. Typ XXI, der in der Lage war, über lange Zeit unter Wasser operieren zu können, ohne auftauchen oder einen Schnorchel ein-setzen zu müssen. Die Kriegsmarine hofft, mit diesen Booten die Wende im Seekrieg herbeiführen zu können, glücklicherweise vergeblich, wie wir wissen.
1944, 16. 8. Bremen: Auf dem Bahnhof Bremen-Neustadt werden etwa 1000 KZ-Häft-linge ausgeladen. Sie werden im Lager "Riespott" untergebracht und zum Bau des U-Boot-Bunkers "Hornisse" auf der AG-Weser eingesetzt. Ihr Schicksal war, wie in all diesen Fällen, schreck-lich. Der Bunker selbst blieb erhalten. An die Häftlinge, von denen nur wenige überlebten, erinnert seit 1984 eine Gedenktafel.
1944, 18. 6. Bremen: Ein amerikanischer Angriff mit 346 Flugzeugen richtet sich gegen Os-lebshausen. 37 Häuser werden zerstört, 21 Tote)
1944, 24. 6. Bremen: Angriff auf Verkehrsanlagen. In den Wohngebieten sterben 120 Men-schen. Am Mittag greifen Bomber die Häfen und die AG Weser an. 22 Schiffe sinken.
1944, 29. 7. Bremen: Großangriff auf die Vacuum-Öl-Raffinerie, die auch getroffen wird. In Erdbunkern sterben 160 Menschen, darunter 40 Kinder. In den Häfen werden ein Zerstörer, zwei Torpedoboote und zwei U-Boote versenkt. Von jetzt an beherrschen amerikanische Tiefflieger den Luftraum und verbreiten allgemein Unsicherheit.
1944, 4./5. 8. Bremen: Erneuter Angriff auf die Vacuum-Öl, die jetzt weitgehend zer-stört ist.
1944, 5. 8. Bremen. Auf dem Flugplatz werden drei Hallen durch Bomben zerstört.
1944, 18./19. 8. Bremen. Der schwerste Angriff, den Bremen im Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Rund 500 Flugzeuge werfen in 34 Minuten 68 Luftminen, 2323 Spreng-bomben, 10.800 Phosphorbomben, und 108.000 Stabbrandbomben auf die Stadt ab. Sie zerstören 8248 Wohnungen und töten 1054 Menschen. 50.000 Personen verlieren ihr Obdach. Die westliche Vor-stand wird vernichtet. Auch sonst treten große Schäden auf. Die Toten werden jetzt in Massengräbern beerdigt oder im Krematorium verbrannt. Die Briten ver-loren nur zwei Maschinen.
1944, 31. 8. Bremen: Erneuter Bombenangriff.
1944, 6. 10. Bremen: Die Altstadt der Hansestadt wird durch Bomben zerstört.
1944, 12. 10. Bremen: Schwerer Bombenangriff auf die Werke von Focke-Wulff-Werke in Hastedt sowie Borgward in Sebalds-brück und Hastedt. Schwere Schäden. Vor allem die Borgward-Werke sind nahezu vernichtet.
1944, 3. 2. Wesermünde: Amerikanischer Bomben-angriff auf Wesermünde. Die Flugzeuge werfen 307 Sprengbomben und 37 Flüssigkeitsbomben (Phosphor) ab. 32 Produktion sterben, 77 werden schwer verletzt. Dreißig Wohnhäuser werden zerstört.
1944, 15., 18. und 24 6. Wesermünde: Bombenangriffe auf die Stadt, bei denen über 1000 Spreng- und Brandbomben auf die Häuser niederregnen. 432 Produktion werden getötet. Am 18. Juni. wird besonders die Gegend um die Pauluskirche, darunter das Sparkassengebäude, getroffen. Der Angriff am 24. Juni galt dem Fischereihafen und der Seebeckwerft.
1944, 18. 6. Nordenham: Bei dem Angriff auf Wesermünde treffen einige Bomben auch diese Stadt. Getroffen wurden ein Bankgebäude in der Innenstadt sowie einige Häuser in der Fulda- und Werrastraße. Es gab 68 Tote.
1944, Febr. Eckwarden: Ein 20 Meter langer und 43 Tonnen schwerer Wal verirrt sich in den Jadebusen und strandet am Flügeldeich bei Eckwarderhörne. Er wird mit Ge-wehren und leichter Flak beschossen, stirbt aber erst, als man ihm Handgra-nate ins Maul schiebt und hier zündet.
1944, 3. 2. Wilhelmshaven: 600 Bomber, die von etwa 500 Jägern begleitet werden, zer-stören durch Spreng- und Brandbomben 150 Gebäude und beschädigen 157 schwer. Zehn Menschen sterben. Die Werft, das eigentliche Ziel, produziert ungestört weiter.
1944, 3. 3. Wilhelmshaven: 79 amerikanische Bom-ber werfen über Wilhelmshaven 427 Sprengbomben und 160 Flüssigkeits-brandbomben ab. 37 Gebäude werden zerstört und 29 schwer beschädigt. Die Amerikaner verlieren nach eigenen Angaben elf Maschinen. Die Werft wurde wiederum kaum getroffen.
1944, 5. 10. Wilhelmshaven: 219 britische Bomber werfen 633 Sprengbomben, 451 Flüssig-keitsbrandbomben und 230 Stabbrand-bomben über der Stadt ab, 24. Wohnge-bäude wurden zerstört, 76 schwer be-schädigt. Die Werft blieb unbeschädigt.
1944, 9. 10. Wilhelmshaven: Erneuter britischer Bombenangriff.
1944, 15. 10. Wilhelmshaven: 492 britische Bomber laden 1.611 Tonnen Sprengbomben und 324 Tonnen Brandkampfmittel über der Festung ab. Uphoff": "In der Stadt Wilhelmshaven brach das Inferno los. Die LS-Türme (Luftschutz-Türme= Hochbunker, Anm. d, Verf) schwankten wie Schilfrohre unter dem Druck der hier detonierenden Sprengbom-ben.(Kaliber 500 -1000 LBS (englische Pfund, Anm. d. Verf,) Überall stürzten Gebäude ein, die bisher unversehrt geblieben waren. Schon bald begann sich der Himmel über der Jadestadt rot zu färben. Durch zerstörte Dächer und hölzerne Notkonstruktionen waren Brand-bomben gedrungen und hatten das Innere der getroffenen Gebäude entflammt. Flüssigkeitsbrandsätze be-spritzten Einrichtungsgegenstände mit Benzin, Phosphor und Kautschuk, Flammenstrahlbomben fungierten als Flammenwerfer. Dagegen war der Selbstschutz eines Hauses mit seinen primitiven Feuerpatschen machtlos, falls er nicht völlig fehlte, da man vor dem Detonationsdruck der Sprengbomben nur im Bunker Schutz fand.) (Uphoff: Als der Tagzur Nacht wurde, 1992, S. 155) Auf Wilhelmshaven waren 3856 Sprengbom-ben, 5 Luftminen und dazu zahlreiche Stabbrandbomben niedergegangen. Die Zahl Flüssigkeitsbomben ist nicht be-kannt. Hinzu kamen die Bomben mit Langzeitzündern, von denen innerhalb von 48 Stunden noch 115 detonierten. Von 242 Bomben mit Langzeitzündern kennt man nicht den Verbleib - von ihnen stecken also einige noch im Wilhelmshavener Klei. 931 Gebäude wurden bei dem Angriff zerstört, 345 schwer beschädigt. Die Luftabwehr schoss 7 Maschinen ab, was einer Verlustrate von 2 Prozent entspricht. "Am Abend dieses 15. Oktober 1944 sanken innerhab von 20 Minuten die Reste der alten kaiserlichen Herrlichkeit in Trümmer - vom Luftdruck der Luftminen und Bomben eingedrückt, von Flüssigkeitsbomben ausgeglüht. Das alte Wilhelmshaven war nicht mehr! Das gesamte Altstadtgebiet bis über die Werftstraße hinaus war ein Trüm-merfeld. Nach der Gökerstraße war auch die Marktstraße in Schutt und Asche gesunken. Die Zerstörungszone reichte bis an den Hafen heran (Kanalstraße). Nach Norden bildete die Kirchreihe die Grenze der Zerstörung, wobei Siebeths-burg nur einzelne Schäden aufwies. Im Osten der Stadt kamen kaum neue Zer-störugen hinzu. Hier hatten die eng-lischen Bomben lediglich die alte To-deszone der 8. US A.A.F. zwischen Göker- und Heppenser Straße noch einmal umgepflügt." (Uphoff: Als der Tag zur Nacht wurde, 1992, S. 156)
1944, 17. 9. Wilhelmshaven: Auf der Kriegsma-rinewerft Wilhelmshaven besteht bis zum 18. April 1945 ein Nebenlager des KZ Neuengamme. Hier waren 1100 Häftlinge untergebracht, von denen 236 Menschen umkamen. Seit 1985 erinnert eine Gedenktafel an das Verbrechen.
1944, 18. 9. Wesermünde: Schwerer Bombenangriff auf Wesermünde. 206 Lancaster-Ma-schinen und 7 Mosquitos erscheinen über der Küste. Um 20 Uhr wird in Wesermünde Luftalarm gegeben und um 21.58 Uhr beginnt der Angriff. Innerhalb von zwanzig Minuten schlagen 480 Sprengbomben, 420.000 Thermitbrand-bomben und 31 Luftminen in Weser-münde-Mitte und Geestemünde ein (eine dieser Luftminen zerstört die Blexer Ziegelei, wo zu dieser Zeit Gummi für den Uboot-Bau lagerte). Die Briten hatten bei dem Unternehmen nur zwei Flugzeuge verloren. Das Ergebnis: Es starben 618 Personen, 1198 wurden verletzt und 30.000 waren obdachlos. Der Stadtteil Wesermünde-Mitte (ehe-mals Bremerhaven) war zu 97 Prozent zerstört, Geestemünde zu 75 Prozent und Lehe zu 12 Prozent. In absoluten Zahlen: 2670 Gebäude waren völlig zerstört, 369 schwer und 1491 leicht beschädigt. Vernichtet waren sechs Kir-chen, vierzehn Schulen, dann die Stadthalle, das Theater, das Morgen-stern-Museum, die Stadtbibliothek, das Aquarium und ein Teil der Tiergrotten, sowie der Columbusbahnhof. Nicht zu schätzen ist der Verlust privater Werte, so beispielsweise die Bibliothek von Pastor Raschke. Die Hafenanlagen blieben unbeschädigt. (Die Rauchwand, die über Wesermünde lag, war so hoch und dicht, dass der Turm der Großen Kirche eine Woche lang von Blexen aus nicht zu sehen war.) - Wesermünde war scheinbar durch einen Flakring gut ge-schützt. Die Marineflakabteilungen 244 und 264 verfügten in ihren Standorten Weddewarden, Langen, Spaden und Schiffdorf (244) sowie Langlütjen, Ell-würden, Grebswarden und Stotel (264) über Geschütze vom Kaliber 10,5 cm und 12,8. cm. Genützt haben die Batterien nichts. Geblieben ist von alledem ein Flakturm bei Spaden, in dem sich heute Wohnungen befinden und dann ein weiterer Flakturm in Grebswarden, heute Standort des technischen Hilfs-werks.
1944, 26. 9. Bremen: 381 amerikanische Bomber zerstören die Borgward-Werke. 1000 Wohnhäuser verwüstet. 136 Tote.
1944, 6. 10. Bremen: 246 Bomber werfen 153 Ton-nen Sprengbomben und 735.000 Brand-bomben auf Bremen ab. Die Schäden stellen alles in den Schatten, was die Stadt bislang erlebt hat: 4400 Wohnhäu-ser zerstört, 38.000 Personen obdach-los. Bei diesem Angriff werden folgende Baudenkmäler getroffen und zerstört:
  • Gröpelinger Kirche,
  • Heiligengeisttorskirche,
  • St.Pauli-Kirche,
  • Liebfrauenkirche,
  • Martinikirche,
  • Gewerbehaus,
  • Stadtwaage,
  • Kornhaus,
  • Schütting,
  • Staatstheater,
  • Bau- und Ingenieursschule,
  • und das Staatsarchiv. 62 Tote.
1944, 12. 10. Bremen: 328 Bomber greifen Industrie-gebiete in Hemelingen und Sebaldsbrück an. 79 Tote.
1944, 30. 8. Bremen: 500 amerikanische Bomber zerstören Verkehrsanlagen, aber auch 441 Wohnhäuser. Das städtische Kran-kenhaus wird getroffen.
1944, 12. 11. Bremen: Der Volkssturm wird vereidigt. Das geschieht an sechs Plätzen. Die Hauptveranstaltung findet in der Glocke statt. Ein Chor singt "Heilig Vaterland in Gefahren..." von Rudolf Alexander Schröder. Hauptredner ist Gauleiter Wegener.
1944, 30. 8. Nordenham: In Einswarden treffen eini-ge Bomben die Kurze Straße. Der An-griff galt offenbar Weserflug, wo aber nur das Verwaltungsgebäude beschädigt wurde.
1944, 22. 8. Wilhelmshaven. Nach dem Attentat vom 20. 7. 1944 werden im Gau Weser-Ems 112 Sozialdemokraten, 28 Kommunisten, 21 Gewerkschafter und 5 Zentrumsleute festgenommen und nach Neuengamme gebracht. Sie alle hatten während der Weimarer Republik politische Funktionen inne, waren aber im Dritten Reich (ver-nünftigerweise) nicht weiter hervor-getreten.
1944, 5. 10. Wilhelmshaven: 300 "Fliegende Fes-tungen" werfen 269 Sprengbomben, 400 Flüssigkeitsbrandbomben und 240 Flammenstrahlbomben auf Wohngebiete der Festung Wilhelmshaven.
1944, 9. 10. Wilhelmshaven: Bei einem amerikani-schen Bombenangriff wird das Stations-gebäude der Kaiserlichen Marine zer-stört. Es wird nicht wieder aufgebaut.
1944, 15. 10. Wilhelmshaven. Der schwerste Bomben-angriff, den die Stadt erlebte, trifft die Wilhelmshaven, 600 britische Bomber lassen 26 Minuten lang ihre Fracht auf die Festung herabregnen. 3000 Spreng-bomben, 15 Luftminen und 27.000 Brandbomben verwandeln die Wohnge-biete der Stadt in ein Flammenmeer. Die Feuerwehren registrierten 349 Groß-brände, 106 mittlere und über 900 kleinere Brände, die sie zunächst kaum bekämpfen konnten, weil die Fahrzeuge wegen der Trümmer nicht in die Stadt eindringen könnten. 15.400 Personen werden obdachlos, aber es werden nur 41 Menschen getötet - Wilhelmshaven war halt mit Bunkern gut versehen. "Das alte Wilhelmshaven ist nicht mehr," so zitiert Elke Streeter den "Wilhelmshavener Kurier". ( In "Wilhelmshavener Museumsgespräche, Band 1, 1988 S. 46B) Bei diesem Angriff brannte auch auch das Rüstringer Rat-haus aus.
1944 - 1947 Nordenham: Ende des Jahres treffen die ersten Flüchtlinge aus dem Osten ein, zunächst vornehmlich Ostpreußen, die über See geflohen sind. Später folgen die Vertriebenen, diesmal sehr viele Schlesien, mit der Folge, dass die Einwohnerzahl von rund 22.000 auf rund 28.000 anschwillt. Die Folge ist eine große Wohnraumknappheit, die in den folgenden Jahren durch den Bau ganz neuer Stadtteile ausgeglichen wird.