|
Dr. Klaus Dede 1. Juni 1935 - 5. Mai 2018
|
-1945- |
1945,
3. 2. |
Wesermünde:
Letzter Bombenangriff auf Wesermünde. |
1945,
25. 2. |
Bremen:
Von nun an erfolgen die Angriffe auf Bremen
im "rollenden Einsatz". Sie richten sich zunächst gegen
die AG Weser. |
1945,
11. 3. |
Bremen:
Amerikanische Flugzeuge wer-fen 6.000 Sprengbomben und 300
Brandbomben auf die AG Weser,
die Häfen und auf weitere Verkehrsanlagen, Dabei werden
mehrere Erdbunker getroffen. 68 Tote. |
1945,
21. 3. |
Bremen.
Großangriff auf die Häfen. |
1945,
22. 3. |
Bremen:
Großangriff insbesondere auf die Eisenbahnbrücke und
die "Adolf-Hitler-Brücke".
18 Tote |
1945,
23. 3. |
Bremen.
120 britische Bomber greifen den Bremer
Bahnhof an
und beschädigen die Verkehrsanlagen schwer. Benachbarte
Wohnhäuser gehen in Flammen auf. Die Eisenbahnbrücke
über die Weser
ist nicht mehr befahrbar. In den Nordflügel des Doms
schlägt eine Sprengbombe ein. |
1945,
27. und 30. 3. |
Bremen:
Britische Flugzeuge werfen Spezialbomben auf den noch nicht ganz
fertiggestellten U-Boot-Bunker "Va-lentin"
bei Farge,
die die Baustelle weitgehend verwüsten. Der Bunker ist seit
1943 im Bau. Von den Ausmaßen gibt vielleicht eine Zahl eine
Vorstellung: Das Bauwerk hätte, wenn es denn fertiggestellt
worden wäre, mit 2.000.000 Tonnen den Boden belastet.
Insgesamt hatte der Bunker eine Länge von 420 Metern. Man
hoffte hier 150 U-Boote des Typs XXI jährlich produzieren zu
können. Dazu ist es indes nie gekommen. Auf der Baustelle
arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen 10.000 bis 12.000
Menchen bis zu 69 Stunden in der Woche, die meisten da-von
Gefangene aller Kategorien. In und um Farge gab es ein ganzes
System von Lagern - wenn ich richtig gezählt habe insgesamt
sieben - in denen die Produktion
untergebracht waren. Sie unterstanden zumeist dem
Konzentra-tionslager Neuengamme. Der Bunker wurde nach der
Produktion zum Teil von der Bundeswehr genutzt. Er ist heute eine
Gedenkstätte. An die Leiden der Opfer erinnert auch ein
Denkmal von Friedrich Stein,
Bremen, das am 17. September 1983 enthüllt wurde. Ein
weiteres Mahnmal steht auf der Bahrsplate in Blumenthal. |
1945,
30. 3. |
Bremen:
Weitere Bombenangriffe. Adolf-Hitler-Brücke
total zerstört. Auf dem Gelände der AG Weser
wird der Bunker "Hornisse"
getroffen. Die Arbeiten werden daraufhin eingestellt |
1945,
1. 4. |
Bremen:
In der Ostkrypta des Doms
findet der letzte Gottesdienst während des Krieges statt. |
1945,
5. 4. |
Bremen;
Die Wehrmacht verlegt verstärkt Truppen in den Raum Bremen.
Die Marine beginnt, die Zerstörung der Werftanlagen
vorzubereiten. Vom 21. April 1945 an werden die Maßnahmen
dahin abgemildert, dass nunmehr nur noch die "nachhaltige
Lähmung"
der Anlagen beabsichtigt ist. |
1945,
6. 4. |
Bremen:
Britische Panzer stoßen bis Hoya
vor. Der Sturm auf Bremen
be-ginnt. |
1945,
7. 4. |
Bremen:
Die Briten
besetzen Bassum |
1945,
8. 4. |
Bremen:
Die Briten
besetzen Syke. In der Stadt löst sich die Gestapo
auf. |
1945,
9. 4. |
Bremen:
Die Briten
besetzen die Linie
Wildeshausen-Syke-Kirchweyhe-The-dinghausen.
Die Stadt Bremen
wird mit Artillerie beschossen. - Die Briten ge-hen bei Hoya
über die Weser
und bilden einen Brückenkopf. |
1945,
17. 4. |
Bremen:
Die Briten
nehmen Verden
ein. |
1945,
19. 4. |
Syke:
Generalfeldmarschall Montgomery
besucht die Truppen, die gegen Bremen
vorgehen. Die Briten
besetzen Delmen-horst |
1945,
20. 4. |
Bremen.
Auf den stadtbremischen Werf-ten ruht die Arbeit, weil nunmehr die
Front zu nahe ist. In Bremen Nord stellen die Werften vermutlich
erst am 27. April 1945 die Arbeit ein, in We-sermünde am 30.
April. Zurück bleiben nur kleine Wachmannschaften, die die
alliierte Besatzer erwarten. |
1945,
20. 4. |
Bremen:
Britische Truppen besetzen Kirch-
und Mittelhuchting.
Schon am 19. April befinden sie sich in Stuhr.
Nun schießen die Engländer Flugblätter in die
Stadt, in denen sie die Besatzung zur Kapitulation innerhalb von
24 Stunden aufgefordern. Falls sie nicht erfolgt, werde es zum
Einsatz aller Waffen kom-men. Die Bevölkerung Bremens
lebt in Kellern und Bunkern. |
1945,
22. 4. |
Bremen:
Bombenangriff auf Hastedt
und Sebaldsbrück.
Borgward ist am Ende. Ziele sind auch die Weserbrücken. |
1945,
23. 4. |
Bremen:
Gauleiter Wegener
verlässt von Oldenburg
aus den Gau und begibt ich in das Hauptquartier des Großadmirals
Dönitz,
wo er als Staatssekretär der letzten Reichsregierung
angehört. Er hatte zuvor die Kapitulation Bremens
verhindert und über den Rundfunk noch eine Durchhalte-Rede
gehalten. |
1945,
24. 4. |
Bremen:.
Auf deutscher Seite kann man sich nicht zur Kapitulation
durchringen. Deshalb beginnt numehr der britische Angriff auf die
Stadt. Am 25. April wird der Flugplatz erreicht. Im Stadtinnern
erreichen die Briten
den Bahnhof
ebenso Osterholz,
Horn und
Teile von Oberneuland.
Am 26. April ist die Neustadt
befreit. Dann erreichen die Briten den Stern und den Bürgerpark.
Am 27. April endlich ergibt sich der Stab des Stadtkommandanten.
Der Befehlsha-ber selbst, Generalleutnant Becker,
ist offenbar psychisch gelähmt und unfähig eine
Entscheidung zu treffen. |
1945,
6. 4. |
Bremen.
Das Lager Riespott
wird aufgelöst. Die Gefangenen werden unter schrecklichen
Begleitumständen ab-transportiert. |
1945,
22. 4. |
Bremen:
Die Straßenbahnen verkehren nicht mehr. |
1945,
23. 4. |
Bremen.
Der letzte Fliegeralarm in der Stadt. Am 24. April folgen noch
zwei Tagesangriffe, bei denen 19 Menschen sterben und 50 schwer
verletzt werden. Am 24. April 1945, um 13.14 Uhr geben die Sirenen
ein letztes Mal Alarm. Entwarnung wird nicht mehr gegeben. Bilanz.
Bei 173 Luftangriffen wurden auf Bremen wurden 41.628 Sprengbomben
und 847.758 Brandbomben abgeworfen. 3852 Menschen starben bei den
Luft-angriffen. |
1945,
26. 4. |
Borgfeld.
In letzter Minute werden noch die Brücken gesprengt, die über
die Wümme führen. |
1945,
26. 4. |
Bremen:
Bürgermeister Duckwitz
emp-fängt in seinem Dienstsitz, dem Rathaus, einige britische
Offiziere. Er lehnt die Kapitulation ab, weil dazu der Kom-mandant
der Wehrmacht zuständig sei, erklärt sich aber ansonsten
zur Zusam-menarbeit mit der Besatzungsmacht be-reit. |
1945,
26. 4. |
Bremen:
Britische Soldaten stellen an dem Dom
Schilder mit diesem Text auf: "Dieses Gebäude und dessen
Inhalte sind vom internationalen und histo-rischen Standpunkt
bedeutende Kunst-werke. Es ist streng verboten, Andenken
wegzunehmen oder das Gebäude auf jede Weise zu entstellen
oder zu entschädigen." |
1945,
27. 4. |
Bremen.
Für die Stadt Bremen ist der zweite Weltkrieg vorbei. Die
Stadt ist weitgehend zerstört. Die Trümmermas-sen werden
auf 5,5 Millionen cbm ge-schätzt, von denen in der westlichen
Vorstadt, im Findorffviertel, in der Neustadt und in Hastedt bis
1947 erst 510.000 cbm beseitigt sind. Der Schutt wird für
Uferbefestigungen an der We-ser genutzt. Außerdem erhöht
man damit hie und da das Gelände. Schließlich können
22,6 Millionen Ziegelsteine wie-der verwendet werden. Die weitere
Bi-lanz des Krieges:
- 61
Prozent der Wohngebäude zerstört.
- 60
Prozent der Schulen liegen in Trümmern.
- In
den Ruinen wohnen noch 292.000 Menschen (160.000 weniger als bei
Kriegsbeginn)
- Die
BVG, deren letzte Bahn noch am 22. April 1945 auf der Linie 3
(Richtung Hohwisch)
gefahren war, verfügt nur noch über 18 Triebwagen und
29 Beiwagen. Im Jahre 1940 fuhren in Bremen 245 Triebwagen und
319 Beiwagen. Die Fahrleitungen waren zu 80 Prozent zerstört.
Von 51 Bussen waren 18 einsatzfähig.
- Der
Bestand an Autos ist auf 89 Kraftfahrzeuge im Jahre 1945
gesunken. 1948 sind es erst 7.225 Fahrzeuge. Benzin ist
rationiert, Reifen können kaum beschafft werden
- Im
Hafen sind 88 % der Schuppen und 65 % der Kräne zerstört,
aber die Kajen sind nur zu 20 % unbenutzbar. In den Hafenbecken
liegen etwa 230 Schiffswracks.
- Der
Norddeutsche Lloyd hat im Krieg 66 Schiffe mit 521.000 BRT
verloren. Zwanzig Schiffe mit 92.000 BRT müssen nach der
Produktion abgeliefert werden. Die größte Einheit der
Lloyd-Flotte ist die "Bogotà" mit 1200 BRT.
Trotz
der enormen Zerstörungen setzt der Wiederaufbau, vor allem
dank ame-rikanischer Hilfe, rasch ein. Bremen
er-reicht bereits 1950 den Umschlag von 1938, dann folgte der
schnelle Auf-schwung, der alle Sparten der Hafen-wirtschaft
erfasst und erst 1975 mit dem Beginn der Werftenkrise endet. |
1945,
27. 4., 18.00 Uhr |
Bremen:
Offizielles Ende der Kampf-handlungen in der Hansestadt. Die
Han-sestadt selbst ist frei. |
1945,
3. 5. |
Vegesack:
Mit der Kapitulation Bremens
ist der Krieg nicht beendet. Noch am 3. Mai wird Vegesack
beschossen. |
1945 |
Borgfeld:
Die bisherige Landgemeinde wird nach Bremen eingemeindet.
Das-selbe gilt für Lehesterdeich. |
1945 |
Huchting:
Auch die Gemeinde Huchting wird nach Bremen eingemeindet. |
1945 |
Oberneuland:
Die Gemeinde wird nach Bremen eingemeindet. |
1945,
9. 4. |
Wesermünde.
Die Verwaltung der Stadt beginnt, die Lebensmittel-Vorräte zu
räumen und an die Bevölkerung zu ver-teilen, damit sie
sich während der be-vorstehenden Belagerung versorgen kann.
Das geschieht in Form von Sonderzuteilungen, die bis zum 29. April
1945 wiederholt werden. |
1945,
3. 5. |
Langen.
Die Batterie bei Langen gibt die letzten scharfen Schüsse des
Zweiten Weltkriegs im Raum Wesermünde ab. Das Ziel ist ein
britischer Panzerverband bei Lintig. Das Feuer wird eingestellt,
als der Feind mit einem Bombenangriff droht. |
1945,
4. 5. |
Wesermünde.
Die Kampfhandlungen im Raum Wesermünde hören faktisch
auf, weil die Soldaten beider Seiten die deutsche Kapitulation
erwarten. |
1945,
5. 5. |
Wesermünde.
In Norddeutschland schweigen die Waffen, nachdem
Gene-ralfeldmarschall Busch die allgemeine Kapitulation
unterzeichnet hat, |
1945,
7. 5. |
Wesermünde.
Britische Truppen beset-zen die zerstörte Stadt. Die letzte
Aus-gabe der Nordwestdeutschen Zeitung erscheint. Die Vorschriften
über die Verdunkelung werden aufgehoben. In den folgenden
Tagen wird die öffentliche Sicherheit in Wesermünde (wie
überall) zum Problem. Harald Neujahr schreibt: "Viele
Fremdarbeiter waren unmittelbar vor dem Einmarsch (der Briten,
Anm. d. Verf.) auf einen Frachter gebracht worden, der auf Reede
fuhr und dort ankerte. Nach dem Einmarsch kam das Schiff zurück,
die Insassen wurden freigelassen. Viele von ihnen durchzo-gen die
Stadt auf der Suche nach Nah-rungsmitteln, Kleidern, Bier und
Schnaps. Im Fischereihafen und in der ländlichen Umgebung kam
es zu Ausschreitungen, Misshandlungen und Plünderungen. Nur
mit Mühe konnte das Kühlhaus geschützt werden..."
(Harald Neujahr: Das Ende des Zweiten Weltkrieges im heutigen
Bremerhaven." 1985, S. 71-72) |
1945,
11. 5. |
Wesermünde.
Der amerikanische Stadt-kommandant, Major Davis, eröffnet dem
Oberbürgermeister Delius, dass er ab-gesetzt worden sei,
Grund: Er war Mit-glied der NSDAP. Delius übergibt da-raufhin
die Geschäfte an seinen Stell-vertreter Richter. Delius wurde
später von der britischen Polizei verhaftet. |
1945,
12. 5. |
Wesermünde.
Gemeinsame Siegesparade britischer und amerikanischer Truppen im
Stadtzentrum. Danach übergeben die Engländer Wesermünde
offiziell an die USA. Sie ziehen am 16. Mai tatsächlich ab.
Vom 19. Mai an übernehmen die Amerikaner die Kontrolle der
Stadt. |
1945,
9. 5. |
Bremen.
Die britischen Kampftruppen ziehen ab, dafür rücken
Amerikaner in die Stadt ein. Sie treten zunächst durch-aus
als Besatzungsmacht, die von der Bevölkerung ein feindseliges
Verhalten erwartet und entsprechend reagiert. Vor allem besteht
anfangs in striktes Frau-ternisierungsverbot. Diese Politik lässt
sich aber nicht lange durchhalten, denn um die Stadt zu verwalten,
sind die Amerikaner auf die Unterstützung durch deutsche
Dienststellen angewiesen, die sie auch erhalten, und was die
Frater-nisierung angeht, so wird sie durch die Soldaten selbst
ausgehebelt, die die hungernden Kinder beispielsweise mit
Süßigkeiten versorgen. |
1945,
13. 5. |
Bremen.
Die amerikanische Verwaltung nimmt ihre Arbeit auf. Bremerhaven
wird zum Nachschubhafen für die Trup-pen der USA
in Deutschland.
Das hat zur Folge, dass die Freie Hansestadt Bre-men,
die den Kern der amerikanischen Enklave in der britischen Zone
bildet, ihre Selbständigkeit behält. Außer
Bre-men und
Bremerhaven verwalten die Amerikaner noch die Landkreise
Weser-münde,
Osterholz-Scharmbeck
und We-sermarsch. |
1945,
16. 5. |
Wesermünde.
Die letzten Briten rücken aus Wesermünde ab. Neujahr
schickt ihnen 1985 dieses Zeugnis nach: "Die Engländer
haben sich in den wenigen Tagen, in denen sie in Wesermünde
waren, äußerst korrekt verhalten. Kein Deutscher, der
mit ihnen zu tun hatte, ist als Feind behandelt worden. Im Rahmen
des Möglichen haben sie sich um Recht und Ordnung
bemüht."(Neujahr: Das Ende des Zweiten Weltkrieges im
heutigen Bremerhaven, 1985, S. 74). An anderer Stelle schreibt
Neujahr, dass die Kräfte der Briten nicht ausgereicht
hät-ten, um die Unruhen im Fischereihafen zu beenden. Erst
die Amerikaner brach-ten auch diesen Bereich unter ihre Kon-trolle
und beendeten die Plünderungen. |
1945,
17. 5. |
Bremen.
In Vegesack gründet ernst Meißner den Vegesacker
Jugendchor. |
1945,
20. 5. |
Bremen.
Die Amerikaner haben von der ganzen Enklave "Bremen"
Besitz ergriffen. Sie umfasst die Städte Bremen
und Bremerhaven
sowie die Landkreise Osterholz-Scharmbeck,
Wesermünde
und Wesermarsch. |
1945,
20. 5. |
Bremen:
Die Amerikaner geben die Werften an der Unterweser (mit Ausnahme
der AG Weser)
frei, so dass mit den Aufräumungsarbeiten begonnen werden
kann. Auf der weitgehend unzerstörten Vulkan-Werft beginnen
Reparaturarbeiten. |
1945,
20. 5. |
Bremen:
Die "Lettow-Vorbeck-Schu-le" an der Kaiser-Friedrich-Straße
wird zum Internierungslager, in dem die Amerikaner Nazis gefangen
halten, die im Dritten Reich höhere Ränge einge-nommen
hatten. Bis zum 23. Juni 1945 wurden über 1000 Nazis von den
Amerikanern verhaftet. |
1945,
20. 5. |
Bremen:
Die Zeugen Jehovas nehmen ihre Tätigkeit wieder auf. Diese
Gruppe hat unter den Nazis besonders zu leiden gehabt, weil ihre
Mitglieder prinzipiell den Wehrdienst ablehnen. |
1945,
21. 5. |
Bremen:
Brücken und Fähren werden für den allgemeinen
Verkehr freigegeben. |
1945,
21. 5. |
Bremen:
Die Nordische Kunsthochschule wird geschlossen. Die Nordische
Mu-sikschule darf weiter bestehen, erhält aber den Namen
"Bremer Musik-schule". |
1945,
23. 5. |
Bremen.
Die Müllabfuhr funktioniert wieder. |
1945,
27. 5. |
Bremen.
Die Militärregierung gestattet der BVG die Wiederaufnahme des
Betriebes. Seit dem 2. Juni gibt es wieder elektrischen Strom.
Damit kann der Strassenbahnverkehr am 13. Juni in der Neustadt
und am 22. Juni auf dem rechten Weserufer
wieder aufgenommen werden. Am 29. November 1947 fährt die
erste Elektrische wieder über die Große Weserbrücke.
Bremen ist sozu-sagen wiedervereinigt. |
1945,
1. 6. |
Bremen:
Die Bahn verkehrt wieder auf den Strecken Bremen-Verden,
Bremen-Oldenbüttel und Bremen-Vegesack. |
1945,
4. 6. |
Bremen.
Vertreter der amerikanischen Besatzungsmacht
und der deutschen Werften treten, wahrscheinlich im Haus des
Reiches, zu
einer Konferenz zusammen, um den Neubeginn der Arbeit auf den
Unterweserwerften zu beraten. Beginn der Friedenswirtschaft. |
1945,
4. 6. |
Bremen:
Im inneren Hof des Polizei-hauses
explodieren Munition und Beute-waffen, die dort gelagert waren. Es
starben vier amerikanische Soldaten und 41 Deutsche. Im
Mitteltrakt entstanden durch die Explosion schwere Schäden,
vor allem wurde das Kriminalmuseum zerstört. |
1945,
6. 6. |
Bremen.
Die Amerikaner haben eine neue Zivilverwaltung für Bremen
er-nannt, die an diesem Tag feierlich in ihr Amt eingeführt
wird. Erster Bürger-meister Bremens nach der Befreiung wird
Erich Vagts. Wilhelm Kaisen tritt als Senator für das
Wohlfahrtswesen in die Regierung ein. |
1945,
13. 6. |
Bremen.
In der Neustadt bedient die Straßenbahn wieder die Linie 16. |
1945,
15. 6. |
Bremen.
Der Senat stellt die Verfassung der Evangelischen Kirche vom 14.
6. 1920 wieder her. Alle seit 1934 ergan-genen Verfügungen
und Verordnung werden als verfassungswidrig aufge-hoben. |
1945.
19. 6. |
Bremen.
Die Gastwirtschaft "Krähen-berg" auf dem Stadtwerder
brennt nieder. |
1945,
21. 6. |
Bremen.
In der Enklave arbeiten folgende 19 Werften:
- Deschimag
(Seebeck), Wesermünde,
- Norddeutscher
Lloyd, Wesermünde,
- Bremer
Vulkan, Bremen,
- Deschimag,
Bremen,
- E.
Schickau AG, Wesermünde,
- Schiffbau-Gesellschaft
Unterwe-ser, Wesermünde,
- Rickmers-Werft,
Wesermünde,
- Burmester,
Bremen-Burg,
- Elsflether
Werft AG, Elsfleth,
- Abeking
& Rasmusen, Lemwerder,
- Max
Sieghold, Wesermünde,
- C.
Lühring, Brake,
- H.
Havihorst, Bremen-Blumenthal,
- Fr.
Schweers, Bardenfleth,
- Rolandwerft,
Bremen-Hemelingen.
- Cr.
Pape, Bremen-Rönnebeck,
- Hinrich
Oltmann, Motzen, und
- Neptun-Werft
Bremen.
In
den Unternehmen arbeiten zu diesem Zeitpunkt 5300 Personen. Die
- Lürssen,
Vegesack,
- Faßmer,
Bardenfleth,
- die
Reparaturwerften der Nordsee-Fischerei, Wesermünde, sowie
der
- Hansa-Reederei
und
- Argo-Reederei
werden
zwar erwähnt, arbeiten aber offenbar nicht. Die
Reparatur-Werft der Neptun-Reederei ist nicht mehr aufzu-finden. |
1945,
22. 6. |
Bremen.
Die Linie 5 der Straßenbahn fährt wieder vom Domshof
bis zum Bürgerpark. Genau auf dieser Strecke wurde der
Betrieb der Straßenbahn am 22. Juni 1890, also vor 55
Jahren, aufgenommen. |
1945,
27. 6. |
Bremen:
Die Gerichte der Hansestadt nehmen hre Arbeit wieder auf |
1945,
1. 7. |
Bremen:
Die Post funktioniert wieder. In der Stadt sind 1000
Telefonanschlüsse freigeschaltet (Vor dem Krieg waren es
20.726) |
1945,
2. 7. |
Bremen:
Der Senat erlässt eine Zuzugs-sperre. Trotzdem strömen
aus allen Tei-len des Reiches Flüchtlinge in die Stadt, die
versorgt werden müssen. |
1945,
7. 7. |
Bremen:
Das Wasserwerk ist wieder in Betrieb. Der Süden der Stadt
kann ausreichend versorgt werden. |
1945,
15. 7. |
Bremen:
Die Getreideanlage im Hafen ist wieder betriebsbereit. |
1945,
19. 7. |
Bremen:
Im stark beschädigten St. Petri-Dom findet zum ersten Mal
seit der Befreiung ein geistliches Konzert statt. Unter den
Zuhörern befinden sich viele amerikanische Soldaten. |
1945,
1. 8. |
Bremen:
Der bisherige Bürgermeister Vagts ist von den Amerikanern aus
dem Amt entlassen worden, weil er unter anderem Mitglied der NSDAP
war. An die Spitze des Senats tritt nunmehr Wilhelm Kaisen.
Gleichzeitig wird der Titel "Regierender Bürgermeister"
abgeschafft. Der Bürgermeister trägt die traditionelle
Amtsbezeichnung: Präsident des Senats. |
1945,
5. 8. |
Bremen:
Gründung der katholischen St. Antonius-Gemeinde in Osterholz. |
1945,
16. 8. |
Bremen:
Neugründung der Israelitischen Gemeinde in Bremen durch Carl
Katz. Am 24. August findet der erste jüdische Gottesdienst
nach der Befreiung im Haus Osterdeich 17 statt, wo sich die
Synagoge befindet. |
1945,
10. 9. |
Bremen.
In den Schulen wird wieder Unterricht erteilt, was nicht ganz
leicht ist, denn von den 150 Gebäuden, die es 1939 gab, sind
48 zerstört und 72 schwer beschädigt. Nur dreißig
Schulen blieben unversehrt, |
1945,
11. 9. |
Bremen.
Der Schiffsverkehr in den stadtbremischen Häfen kann wieder
eröffnet werden. Als erstes Schiff läuft der polnische
Dampfer "Kielce" ein. |
1945,
19. 9.. |
Bremen:
Die britische Militärregierung gibt dem Journalisten Hans
Hackmack
die Lizenz für die Herausgabe einer deutschen Zeitung, die er
"Weser-Kurier"
nennt. Hackmack war bis 1933 Redakteur der sozialdemokratischen
"Volkszeitung". Am 1. Januar 1957 wird der "Weser-Kurier"
in einem eigenen Haus an der Martinistraße
gedruckt. Am 25. Juli 1974 kauft der "Weser-Kurier
die "Bremer Nachrichten". |
1945,
11. 10. |
Bremen:
Die Militärregierung
beschlag-nahmt die Villa Maaß
an der Schwach-hauser Heerstraße
(Nr. 363), um hier das Funkhaus des neuen Senders "Radio
Bremen"einzurichten. Ab 2. 1946 geht die Station zunächst
für vier Stunden auf Sendung. Seit dem 1. 7. 1950 sendet
Radion Bremen aus einem ehemaligen Lazarett an der heutigen
Heinrich-Hertz-Straße.
|
1945,
9. 9. |
Bremen.
Die Unterweser ist minenfrei und für die Schifffahrt
geöffnet. |
1945,
22. 9. |
Bremen:
Erstes Konzert des Domchors nach der Produktion. Er singt das
"Deutsche Requiem" von Brahms. |
1945,
23. 9. |
Bremen.
Die Kleinbahn Bremen-Tarmstedt ("Jan Reiners") fährt
wie-der. Die Brücke über die Wümme bei Lilienthal
ist wieder hergestellt. |
1945,
5. 10. |
Bremen:
Der Roland auf dem Markt ist von seinem Backstein-Mantel befreit
und verkündet den Bremern wieder die Freiheit. |
1945,
15. 10. |
Bremen.
Die Militärregierung lässt die SPD und die KPD als
Parteien zu. |
1945,
21. 10. |
Bremen:
Das 115. Infanterie-Regiment der US-Army veranstaltet ein
Kinderfest auf dem Sportplatz an der Ostseite des Weserstadions.
Das Fraternisierungs-verbot ist offenbar Geschichte. |
1945,
21.-31. l0. |
Bremen.
"Ischa Freimarkt!" Es herscht ein ungeheurer Andrang. Zum
ersten Mal seit der Befreiung kann die bremische Flagge wieder
öffentlich gezeigt werden. Für die Dauer des Freimarkts
darf in Bremen Kleingebäck und Zwieback her-gestellt werden,
was sonst verboten ist. |
1945,
24. l0. |
Bremen:
Die Militärregierug genehmigt die Bildung von Gewerkschaften
und anderen Verbänden. |
1945,
24. 10. |
Bremen:
Das Fraternisierungsverbot wird von der amerikanischen
Militär-regierug aufgehoben. Es wurde von den Soldaten schon
lange nicht mehr beachtet. |
1945,
26. l0. |
Bremen:
Gründung des Turn- und Sportvereins "Vorwärts" in
Hastedt. |
1945,
30. 10. |
Bremen:
Auf dem "Schwarzen Markt" kostet ein Pfund Kakao 450 RM, ein
Pfund Butter 120 RM. |
1945,
4. 11. |
Bremen:
Die Demontage der AG Weser beginnt. Die Werft war in der
Vergan-genheit besonders mit dem Bau von Kriegsschiffen
beschäftigt und hatte während des zweiten Weltkrieges
viele U-Boote produziert, wbei unter un-menschlichen Bedingungen
sog. "Fremdarbeiter", also Sklaven, einge-setzt wurden. Jetzt
sind die Alliierte entschlossen, nicht nur die Werft abzubrechen,
sondern darüber hinaus jeglichen Schiffbau an dieser Stelle
für die Zukunft unmöglich zu machen. |
1945,
1. 12. |
Bremen:
Das Landgebiet Bremens wird mit der Stadt vereinigt. Damit werden
die Gemeinden Osterholz, Oberneuland-Rockwinkel, Borgfeld,
Lehesterdeich, Blockland, Seehausen, Strom, Lankenau, Huchting,
Arsten und Habenhausen aufgelöst. Es gibt nun auch keinen
Landkreis Bremen mehr. |
1945,
1.12. |
Bremen:
In der Stadt entsteht ein "Arbeitergesang-Verein", der
offen-bar nicht lange existiert. Die SPD war ja bis 1933 nicht nur
eine politische Partei, sondern Kern einer kulturellen Bewe-gung,
die ihren Ausdruck fand in eigenen Gesangvereinen, Sportgruppen,
Biblio-theken, Theatern, einer eigenen Presse und Literatur usw.
All das wurde durch die Nazis vernichtet. Nach der Befreiung gab
es schüchterne Versuche, diese Tradition wieder zu beleben -
sie gelangen, wie dies Beispiel lehrt, nicht. |
1945,
3. 12. |
Bremen:
Beginn der Volksspeisung. |
1945,
5. 12. |
Bremen:
Seit dem 25. April 1945 sind in der amerikanischen Enklave Bremen
etwa 18.000 Nazis aus Behörden, Verwaltungen und anderen
Ämtern entfernt worden. |
1945,
6. 12. |
Bremen:
Gründung des Landesvereins des Roten Kreuzes. |
1945,
23. 12. |
Bremen:
"Radio Bremen" geht auf Sendung. |
1945,
28. 12. |
Bremen:
Gründung der "Bremer Demokratischen Partei", heute FDP. |
1945,
3. 2. |
Wesermünde:
Letzter Bombenangriff auf Wesermünde. |
1945,
7. 4. |
Wesermünde:
wird zur "Marinefes-tung"
erklärt. Die Wehrmachtsführung bereitet offenbar die
Zerstörung der restlichen Infrastruktur der Stadt vor. |
1945,
3. 5. |
Wesermünde:
Von deutscher Seite wer-den Kapitulationsverhandlungen für
die restlichen Verbände im Nordwesten eingeleitet. Die Waffen
schweigen. Am 4. Mai legen die deutschen Truppen im Nordbereich
dieWaffen nieder. |
1945,
7. 5., 13 Uhr |
Wesermünde:
Britische Truppen beset-zen die Stadt. Am 9. Mai rücken
zusätzlich die Amerikaner ein, die zugleich die Verwaltung
übernehmen. |
1945,
12. 5. |
Wesermünde:
Briten und Amerikaner veranstalten in Wesermünde ihre
Siegesparade. Soldaten der 51. High-land-Division und der 29.
U.S.-Division marschierten die Hafenstraße herunter am Leher
Tor vorbei. Mit der Zeremonie wurde die Stadt zugleich von den
Briten an die Amerikaner übergeben. |
1945,
6. 6. |
Wesermünde:
Als erstes amerikanisches Handelsschiff läuft die "Black
War-rior", ein Liberty-Schiff, in den Hafen von Bremerhaven ein.
|
1945,
2. 7. |
Wesermünde:
Der Fischdampfer "Lud-wig Sanders"bringt den ersten Fang nach
dem Krieg an Land. |
1945 |
Wesermünde:
Die Stadt erhält eine Be-rufsfeuerwehr. |
1945,
Ende Mai |
Nordenham:
US-Truppen besetzen, nachdem die Kanadier abgezogen sind, die
Stadt. Sie ist Teil der ameri-kanischen Enklave in der englischen
Be-satzungszone. Die Amerikaner bleiben bis 1948 und unterhalten
in den Hallen von Weserflug
ein Nachschub-Depot. |
1945,
9. 6. |
Nordenham:
Der erste Stadtrat wird ge-bildet. Die Mitglieder werden von der
Besatzungsmacht ernannt. |
1945,
25. 4. |
Brake:
Bombenangriff auf die Fettraf-finerie. |
1945,
1 Mai |
Ovelgönne:
Der Bahnhof
wird durch eine Explosion von Munition zerstört. Der Neubau
erfolgt 1956. |
1945,
22. 12. |
Elsfleth:
Die Militärregierung
genehmigt, dass im April 1946 der Unterricht an der
Seefahrtsschule
Elsfleth"
wieder auf-genommen wird. |
1945,
5. Mai |
Sande:
Um 7.59 Uhr - eine Minute vor dem Beginn der Waffenruhe
in Norddeutschland um 8.00 Uhr - feuert polnische Artillerie die
letzten Granaten in Richtung Wilhelmshaven.
Der Bombenangriff auf den Kriegshafen, der um 9 Uhr stattfinden
sollte, findet jedoch nicht mehr statt, |
1945,
30. 4. |
Wilhelmshaven:
Die Stadt wird noch einmal von 358 amerikanischen Bombern
angegriffen. Sie werfen 1025 Tonnen an Sprengbomben auf das
gesamte Stadt-gebiet ab. 107 Gebäude werden zerstört und
2143 beschädigt. Es sterben 11 Menschen. Im Hafen sinkt der
leichte Kreuzer "Köln", aber die Geschütze blieben
gefechtsklar und beschießen noch kurz vor Kriegsende
britische Panzer bei Bockhorn und Neuenburg. Insgesamt
hatte Wilhelmshaven 102 Luftangriffe erlebt, davon 16 schwere.
Dabei warfen britische und amerikani-sche Flugzeuge etwa 12.000
Spreng-bomben, 42 Luftminen und 90.000 Brandbomben ab. Sie
zerstörten 5.600 Wohnhäuser, das waren 60 Prozent des
Bestandes an Wohnungen zum Kriegs-beginn, 47 öffentliche
Gebäude, 406 Geschäftshäuser, 11 Industriegebäude,
15 Verwaltungen. Die Einwohnerzahl ist von 130.000 auf 50.000
Produktion zurückgegangen. 435 Wilhelmshavener starben durch
Bombeneinwirkung. Trotz dieser Schäden zieht Uphoff diese
Bilanz: "Die Luftstrategie der Alliierten musste aus Sicht ihrer
Zielsetzung als gescheitert angesehen werden. Es gelang ihr nicht,
die Rüstungsproduktion zu unterbinden und die Moral der
Bevöl-kerung zu untergraben. Das städtische Leben ging
weiter. (Uphoff: Als der Tag zur Nacht wurde ... 1992, S. 163) |
1945,
April |
Wilhelmshaven:
Der Schulunterricht hört wegen der ständigen Gefahr
durch Tiefflieger auf. Er wird erst am 18. August wieder
aufgenommen. |
1945.
18. 2. |
Wilhelmshaven/Neuengamme.
An diesem Tag stirbt der Wilhelmshavener Sozial-demokrat Wilhelm
Krökel
angeblich an "Darmerkrankung". Das ist mit großer
Wahrscheinlichkeit gelogen. Entweder starb Krökel,
wie viele andere, an den allgemeinen Umständen, die in dem
Konzentationslager Neuengamme
herrschten, oder er wurde ermordet, wie auch immer: Er ist ein
Opfer des Nazi-Terrors, und aus diesem Grunde wird er hier
genannt. Wilhelm Krökel
wurde am 3. Mai 1890 in Wilhelmshaven-Belfort
geboren. Sein Vater war Werftarbeiter, womit sein Lebensweg
vorgezeichnet war: 1905 Schiffszimmerer-Lehrling auf der
Kaiserlichen Werft,
1909 Geselle, 1911 bis 1913 Militärdienst als Pionier, dann
wieder Werftarbeiter, im Krieg "unabkömmlich" (Krökels
Bruder Friedrich fällt 1916 an der Westfront). Ab 1. Mai 1909
ist Krökel
Mitglied der SPD.
Seit 1911 gehört er dem Metallarbeiterverband an. Nach der
Revolution wird er Mitglied des Be-triebsrats der Marinewerft
und bald auch dessen Vorsitzender. Die Nazis entlassen ihn 1933
und verweigern ihm auch die Arbeitslosenunterstützung, so
dass er und seine Familie - Krökel
war seit 1916 verheiratet und hatte zwei Töchter -
mittellos waren. Später arbeitete er wieder auf der
Marinewerft, bis er am 22. August 1944 im Rahmen der Aktion
"Gewitter"
verhaftet und in das KZ Neuengamme gebracht wurd, wo er, wie
gesagt, starb oder, wie ich meine, ermordet wurde. In
Wilhelms-haven erinnert heute der Wilhelm-Krökel-Platz
an den Mann. Ich setze diese Biographie hierher, weil Wilhelm
Krökel
geradezu das Musterbeispiel eines "aufrechten Sozialdemokraten"
ist, die einmal - und damit meine ich die Zeit, die mit der
Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins begann und
die mit der Machtergreifung der Nazis endete - das moralische
Fundament legten, auf dem die Partei noch heute, wenn auch mehr
als Ruine, steht. Dabei ist vielleicht typisch, dass Wilhelm
Krökel,
der zuerst in die SPD und dann in den Metallarbeiterverband
eintrat, offensichtlich als Arbeiterführer auf der Werft eine
unbestrittene Auto-rität war, in der SPD
jedoch so gut wie keine Rolle spielte. |
1945,
2. Mai |
Wilhelmshaven.
"Die Marinejustiz in Wilhelmshaven
hatte unbeeindruckt von den auf die Stadt zurückenden
alliierten Truppen im Mai 1945 mehrere Todes-urteile verhängt
und vollstreckt. Allein für den 2. Mai 1945 sind noch drei
Erschießungen nachweisbar, durch die feldkriegsgerichtliche
Urteile von Ge-richten des 2. Admirals der Nordsee
an zwei Matrosen und einem Maat, die vollstreckt wurden. Nur
vermutet wer-den können die Gründe dafür, dass ein
Gericht des 2. Admirals der Nordsee
am 3. Mai 1945 ein Todsurteil an einem Matrosen durch Erhängen
vollstrecken ließ. Erschien dem Gericht ein
‚ord-nungsgemäßes’ Erschießen des Matro-sen
in den Morgenstunden des 3. Mai auf dem Standortschießplatz
angesichts der bevorstehenden Waffenruhe
und viel-leicht als in deren Folge befürch-teten
Auflösungserscheinungen nicht mehr gewährleistet?"
(Wolfgang Semmroth:
Die Marinegerichtsbarkeit in Wilhelmshaven. In: Werner Reinhardt/
Frank Czoska:
Justiz an der Jade,
1985, S. 325 - 410, S. 383) Günter
Fahle hat
versucht, die im Zuständigkeitsbereich des 2. Adimrals der
Nordsee
gefällten und vollstreckten Todesurteile einigermaßen
korrekt quantitativ zu erfassen, was sich als sehr schwierig
erwies, und kommt zu diesem Ergebnis: "Alles in allem darf eine
Größenordnung von 200 hier zum Tode verurteilten
Soldaten und Angehö-rigen der Wehmachtsgefolges eher als eine
zurückhaltende Schätzung gelten." ( Günter
Fahle:
Verweigern, Weglaufen, Zersetzen, 1990, S. 70) Und zur
Vollstreckung selbst schreibt Fahle:
"Die Erschießungen in Wilhelmshaven
fanden auf dem Schießplatz (heute Reitplatz) im Heppenser
Groden an der damaligen Fortifikationstrasse (heute
Freiligrathstraße) statt, womöglich teil-weise auch
direkt auf dem Friedhof Aldenburg.
Von einigen Matrosen ist be-kannt, dass sie ohne Augenbinde
sterben wollten. Die Richtlinien zum Vollzug der Todesstrafe
ließen dies zu. Anfang 1945 untersagte der gerade ernannte
Kom-mandierende Admiral der Unterseeboote von Friedeburg
dieses ‚Privileg’ für seinen Befehlsbereich." (ebd.)
Die selbst für die Verhältnisse des Dritten Reiches
besonders brutale Justiz der Marine,
die bekanntlich noch Tage nach der "Bedingungslosen
Kapitulation" To-desurteile fällte und vollstrecken ließ,
ist sicherlich auf das Trauma der Revolution von 1918
zurückzuführen. Es sollte eben nicht noch einmal
vorkom-men, dass sich Soldaten gegen ihren Obersten Kriegsherrn
erhoben, und mochte dies auch ein Adolf Hitler
sein. Und damit sind wir bei dem Zweiten Punkt: In der Nazizeit
sagte man gerne, dass Hitler
eine NS-Luftwaffe,
ein reaktionäres Heer, aber eine kaiserliche Marine
habe. Damit ist das Problem, wie so oft im Flüsterwitz des
Dritten Rei-ches,
sehr gut bezeichnet. Die Marine verstand sich zwar seit den Tagen
des Kaiserreichs als militärische Elite, musste dies nun aber
gegenüber der Naziführung dadurch beweisen, dass sie
sich besonders systemkonform verhielt. Der Großadmiral
Dönitz
würde ja nicht umsonst als "Hitlerjunge Quex"
be-zeichnet, wie er ja auch deshalb zum Nachfolger des "Führers"
ernannt wurde, weil er als besonders linientreu galt. Wie wenig
dies alles half, zeigt soll ein anderer Witz des Dritten Reiches
zeige. Danach begann Hitler
seine Reden an die Wehrmacht so: "Männer der Waffen-SS,
Kameraden der Luftwaffe, Soldaten des Heeres, Angehörige der
Kriegsmarine
..." |
1945,
6. 5. |
Wilhelmshaven:
Eine polnische Einheit besetzt die Stadt. Danach übernehmen
die Briten
die Verwaltung. Hafen und Werft werden die Royal Nay unterstellt,
die einen Naval Officer in Charge mit der Aufgabe betraut. Die
Werft wird zunächst mit zivilen Aufgaben beschäf-tigt,
etwa mit der Instandsetzung von Lokomotiven und Waggons, aber auch
mit der Produktion sog. Brennhexen. |
1945,
10. 10. |
Wilhelmshaven:
Oberbürgermeister Dr. Paffrath ruft die Wilhelmshavener zu
einem freiwilligen Arbeitseinsatz auf, um erste Säuberungsarbeiten
in der schwer beschädigten Stadt vorzunehmen, bei-spielsweise
die Gehwege zu räumen. Zum ersten Termin, am 20. 10.,
Oktober, melden sich etwa 1400 Wilhelmsha-vener. Ein zweiter
Aufrufe, diesmal von Oberbürgermeister Dr. Paffrath und dem
Vorsitzenden der Stadtvertretung, Rein-hard
Nieter, unterzeichnet, brachte 2000 Helfer auf die Beine. Der
Einsatz wurde bis zum 8. 12. 1945 fortgesetzt und dann
eingestellt. Als "Lohn" erhielt jeder Teilnehmer einen
Gutschein auf ein Päckchen Tabak
und eine Portion Fisch. |
1945,
1. 12. |
Wilhelmshaven:
Der Schwere Kreuzer "Prinz Eugen"
läuft aus. Das Schiff wird nach Bremerhaven
überführt und dort seeklar gemacht. Am 13. Januar 1946
tritt es von dort aus aus seine letzte Fahrt an. Die "Prinz
Eugen"
sinkt nach einem Atombombenversuch
vor dem Bikini-Atoll.
Er ist in das Eigentum der USA
übergegangen. |
1945,
16. 12. |
Wilhelmshaven:
In einer Versammlung, an der 1200 Arbeiter teilnehmen, ent-stehen
die neuen Gewerkschaften.
Be-reits am 6. Mai 1945 hatte der britische Kommandant die
Erlaubnis erteilt, die Gründung von Gewerkschaften
vorzube-reiten, was dann auch erfolgte. Dann aber verbot die
Besatzungsmacht am 28. Mai 1945 den Zusammenschluss. Erst am 23.
März 1946 wurden die Gewerkschaften
offiziell erlaubt. |
1945,
20. 12. |
Wilhelmshaven:
Die Segelschulschiffe der Kriegsmarine
"Horst Wessel"
und "Albert Leo Schlageter"
laufen aus. Sie sind in das Eigentum der USA
übergegangen. |
1945,
25. 4. |
Wangerooge.
476 britische viermotorige Bomber werfen auf Wangerooge
über 6000 Sprengbomben mit einem Gewicht von fast 2.200
Tonnen ab. Das Ziel sind die zahlreichen Batterien der Wehr-macht,
die die Alliierten für stärker halten als sie
tatsächlich sind. Bei dem Angriff sterben 131 Soldaten. Die
Zahl der getöteten Zivilisten wird in den Verlustmeldungen
nicht genannt. Natür-lich werden neben zahlreichen
militä-rischen Einrichtungen - auf Wange-rooge
standen bei Kriegsende etwa hundert Bunker - zivile Gebäude
schwer getroffen. Der Angriff auf Wan-gerooge
war der letzte des zweiten Weltkrieges auf ein Ziel in
Deutschland.
Natürlich ist es außerordentlich un-glücklich,
dass die Insel zehn Tage vor Kriegsende noch so getroffen wurde,
und man kann sich zu Recht fragen, ob der Angriff noch nötig
war, nur handelt es sich hier nicht, wie im Falle Dres-dens, um
ein ziviles Ziel, vollgestopft mit Flüchtlingen und
Kunstschätzen sondern um ein militärisches Objekt, wie
die schlichte Aufzählung der Batterien belegen soll, die ich
hier folgenden lasse: "Zwischen der Westspitze und dem Ort
befanden sich in den Dünen die Batterien "Harle-Ost",
"Grimshörn",
"Saline",
"Graf Spee",
Friedrich August
(sie war bereits 1912 gebaut worden)... Östlich des Dorfes
waren die "Jade-Batterie"
... und im Ostteil der Insel die Batterien "Jade-Ost,
"Neu-deich"
und Ostdüne" (Wolff: Die Insel-bahn und Bäderschiffahrt
Wangerooge, 1972, S. 22-23). Das besagt noch nichts über
deren Bestückung, aber auch da sein hinzugefügt, dass
die Marine
über Scheinstellungen eine Stärke vortäusch-te, die
faktisch nicht mehr vorhanden war. Natürlich hätte
Hitler auch
mit diesen Geschützen den Krieg nicht ge-winnen können,
was die Alliierten wussten, indes - Krieg besteht auch aus einer
schrecklichen Routine und das gilt für beide Seiten der
Front. |
1945,
2. 5. |
Wangerooge:
Der Niederländer Aike Kuiper
wird von einem deutschen Of-fizier erschossen. Er musste sein Grab
selbst schaufeln, bevor ihn die tödliche Kugel traf. Sein
Vergehen: Angeblich hatte er geplündert. Zeugen sagen, dass
es sich um einen "naiven" Mann ge-handelt habe, der die
Situation nicht be-griff. Er wurde von einem Landsmann denunziert.
|
1945,
26. 8. |
Wangerooge.
Die letzten Soldaten der deutschen Wehrmacht verlssen die Insel. |
1945,
14. 5. |
Ovelgönne.
Durch eine Munitions-Ex-plosion wird der Bahnhof zerstört. |
|